- Sensibilität (Medizin)
-
Unter Sensibilität versteht man in der Physiologie und Wahrnehmungspsychologie den „fünften Sinn“, das Fühlen.
Anders als bei den vier anderen Sinnen hat die Sensibilität kein ausgezeichnetes Sinnesorgan, sondern bezieht ihre Informationen aus einer Vielzahl von Rezeptor-Typen und freien Nervenendigungen, die über den ganzen Körper verteilt sind.
Das sensible System lässt sich nach verschiedenen Gesichtspunkten einteilen:
1. nach der Art des Reizes in
- Mechanorezeption (Druck, Vibration, Dehnung usw.)
- Thermorezeption (Temperatur)
- Nozizeption (Schmerz)
- Chemorezeption
2. nach dem Ort der Erregung in
- Exterozeption: Wahrnehmung von Haut und Schleimhäuten
- Viszerozeption (auch Enterozeption): Wahrnehmung von den inneren Organen
- Propriozeption: Wahrnehmung von Stellung (Lagesinn), Anspannung (Kraftsinn) und Bewegung des Muskel-/Skelettsystems (Kinästhetische Wahrnehmung)
3. nach der zentripetalen Weiterleitung
- im lemniskalen System (Hinterstrang und Lemniscus medialis) als epikritische Sensibilität („Feinwahrnehmung“, gut lokalisierbar)
- im extralemniskalen System (Vorderseitenstrang) als protopathische Sensibilität („Grobwahrnehmung“, schlecht lokalisierbar)
4. nach der Verschaltung in verschiedenen Kernarealen (wie in der Neuroanatomie üblich) in
- protopathische Sensibilität: Schmerz, Temperatur und grobe Tastempfindungen
- epikritische Sensibilität: feine Tastempfindungen, schließt im weiteren Sinne (unsinnigerweise) propriozeptive Sensibilität mit ein
- propriozeptive Sensibilität: Eigenempfindung des Körpers (Lageempfindung, Spannung von Muskeln und Sehnen; Rezeptoren in Muskeln, Sehnen und Gelenken)
Siehe auch
Quellen
- E. Bruce Goldstein: Sensation and Perception. Wadsworth, Pacific Grove (USA), 2002
- C. Hick: Physiologie. Jungjohann Verlag, 1996
- Schmidt/Thews/Lang: Physiologie des Menschen. Springer Verlag, 2000
- M. Trepel: Neuroanatomie. Urban & Fischer Verlag, 2004
Bitte den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!
Wikimedia Foundation.