Seußen

Seußen
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Arzberg
Arzberg (Oberfranken)
Deutschlandkarte, Position der Stadt Arzberg hervorgehoben
50.05722222222212.186388888889481Koordinaten: 50° 3′ N, 12° 11′ O
Basisdaten
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberfranken
Landkreis: Wunsiedel im Fichtelgebirge
Höhe: 481 m ü. NN
Fläche: 43,22 km²
Einwohner: 5813 (31. Dez. 2007)
Bevölkerungsdichte: 134 Einwohner je km²
Postleitzahl: 95659
Vorwahl: 09233
Kfz-Kennzeichen: WUN
Gemeindeschlüssel: 09 4 79 112
Adresse der Stadtverwaltung: Friedrich-Ebert-Straße 6
95659 Arzberg
Webpräsenz:
Bürgermeister: Stefan Göcking (SPD)
Lage der Stadt Arzberg im Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge
Karte
Arzberg aus der Vogelperspektive

Arzberg ist eine Stadt im oberfränkischen Landkreis Wunsiedel im Fichtelgebirge.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Arzberg liegt am südöstlichen Rand des Fichtelgebirgshufeisens, durchschnittlich 470 m über NN und zählt rund 5900 Einwohner.

Zum Grenzübergang Eger nach Tschechien sind es nur vier Kilometer. Arzberg ist damit idealer Ausgangspunkt für Ausflüge nach Eger und in das berühmte Bäderdreieck Karlsbad-Marienbad-Franzensbad.

Die Stadt liegt im Tal der Röslau. Das beherrschende Bild des Ortes ist der Kirchberg mit der evangelischen Kirche, dem alten Pulverturm, dem ehemaligen Nachtwächterhaus und Resten der Kirchenburg-Festungsmauer. Als besonderer landschaftlicher Anziehungspunkt gilt das Naherholungsgebiet Feisnitz-Stausee.

Wappen

Blasonierung: In Silber mit von Silber und Rot gestücktem Bord ein golden gekrönter, rot bewehrter schwarzer Löwe, der in den Pranken eine schwarze Kelhaue mit goldenem Griff emporhält; am rechten Bildrand aufsteigend ein schwarzer Erzberg. (bis 1968: In Blau auf grünem Boden ein rot bewehrter goldener Löwe, der in den Pranken eine schwarze Keilhaue mit goldenem Griff emporhält; am rechten Schildrand aufsteigend ein schwarzer Erzberg.)

Das Wappen erinnert an die glorreichen Zeiten der Stadt, als sie dem Burggrafen von Nürnberg zugehörig war und der Erzbergbau noch florierte. Der rot-silberne Schildbord und der rot bewehrte Löwe sind dem Wappen der Burggrafen von Nürnberg entlehnt. Der Erzberg und die Hacke, die der Löwe hält, versinnbildlichen gleichzeitig den Namen (Arzberg leitet sich von Erzberg ab) und den vom Mittelalter an bis 1941 florierenden Bergbau.

Das Wappen entspricht in seiner heutigen Form und Tinktur wieder den frühesten Abbildungen (etwa 15. Jahrhundert). Es wurde aufgrund der Veränderungen, die im Laufe der Geschichte vorgenommen wurden und zu Fehlern in der Wappengestaltung führten, 1965 von Emil Richter neu gestaltet.

Geschichte

Arzberg wurde 1268 erstmals urkundlich erwähnt. Schon 1408 erhielt es durch den Burggrafen von Nürnberg das Stadtrecht. Kaspar Brusch(ius) schreibt im Jahre 1542: „Die Reßlau, ein fast hell und fischreich Wasser … entspringet oberhalb Farendorff … aus einem Berg, die Farenleut genannt, welcher ein Stück des Fichtelberges ist, läufft an Farendorff und Leipelsdorf hin … trinket in sich den Zweiffersbach, den Schnellenbach, läuft von dannen auf Wohnsiedel. Unter Wohnsiedel liegen an der Reßlau Dela und Laurentzenreuth … . Unter Laurentzenreuth nimmt die Reßlau den Goldbach auf. Unter Seussena, einem Dorf, nimmt sie abermals zwey schöne Bächlein in sich auf … . von Seussna wandert die Reßlau weiter und laufet auf Arzberg hin … darinnen eine sehr veste und mit einer hohen starken Mauer bewahrte Kirch heutigen Tags noch gefunden und gesehen wird.“

Von 1792 bis 1796 wohnte der Universalgelehrte Alexander von Humboldt in seiner Eigenschaft als Oberbergmeister der preußischen Fürstentümer Ansbach und Bayreuth zeitweise in Arzberg. Seine guten Erinnerungen an diesen Ort hielt er in diesen Zeilen fest: „Ich wohne auf dem hohen Gebirg in Arzberg, einem Dörfchen im Fichtelgebirge. Die Lagerstätten sind so interessant, ich kann im Laufe des Jahres mehrmals einfahren. Ich taumle vor Freuden.“

In früheren Jahrhunderten blühte hier der Eisenerzabbau. Ehemalige Eisenhämmer befanden sich vom 14. bis zum 17. Jahrhundert als Rohrschmieden zum Beispiel im G'steinigt. Neben dem Rathaus kann man heute eine historische Hammerschmiede bewundern, die restauriert und dort für alle zugänglich aufgestellt wurde. Heute erinnern nur noch einige Straßennamen und die Überreste des Maschinenhauses des letzten Bergwerks an diese Zeit.

1838 nahm eine neue wirtschaftliche Entwicklung durch die Porzellanherstellung ihren Anfang.

Die Nähe des Falkenauer Braunkohlereviers in Böhmen und die günstigen Wasserverhältnisse an der Röslau waren ausschlaggebend für den Bau eines Dampfkraftwerkes. Im Jahr 1915 wurde das Kraftwerk Arzberg in Betrieb genommen, zählte es zuletzt dank modernster Rauchgasreinigung weltweit zu den saubersten derartiger Kraftwerke. Es wurde 2003 geschlossen. Am 1. September 2006 fand die Sprengung der zwei Kühltürme und des Kesselhauses 7 statt. Am 12. Dezember 2006 wurden das Kesselhaus 6 und der 190 m hohe Stahlbeton-Schornstein gesprengt.

Schloss Röthenbach

Bei einem Rundgang durch die Stadt findet man viele Zeugen der Geschichte, angefangen beim Schloss Röthenbach, das in den Jahren 1559 bis 1561 für den Edl Jobst Heinrich von Schirnding errichtete wurde. 1981 bis 1984 wurde es umfassend restauriert. Das einst von einem Graben umgebene Schloss hat einen hakenförmigen Grundriss. Der Hof öffnet sich nach Süden, die Außenecke des Schlosses weist nach Norden. Der nordwestliche Flügel ist kürzer als der nordöstliche. Beide sind zweigeschossig. An den gegen den Hof schauenden Ecken des Obergeschosses befindet sich je ein Erker auf Kragsteinen. Ihre Treppengiebel und jene der Schmalseiten des Schlosses sind Zutaten der Romantik, wohl bald nach Mitte des 19. Jahrhunderts. Schon allein die von den Werkleuten errichtete Gedenktafel über diesen Renaissancebau ist eine kunstgeschichtliche Rarität, die das Schloss zu einem bedeutenden Kulturdenkmal erhebt. Es befindet sich heute im Privatbesitz der Familie von Waldenfels.

Rittergut Schlottenhof

Ein ehemaliges Rittergut und Schloss derer von Benckendorff befindet sich im Ortsteil Schlottenhof. Erbaut wurde das damalige Lehnsgut 1750 bis 1753 unter Verwendung eines älteren Teils von 1600. Künstlerisch interessant ist die aus örtlichen Gründen schiefwinkelige Durchfahrt im südlichen Teil des Traktes. Das Portal hat gefelderte Pilaster mit profilierten Kämpfern und einen ebenfalls gefelderten klassizistischen Torbogen mit betontem Schlussstein. Im Hof befindet sich ein steinernes Brunnenbecken in schlichter Rokokoform. Auf der achtseitigen Brunnensäule ist der Schlottenhofer Brunnenwastl in Egerländer Tracht dargestellt.

Kirchberg

Eine der Markierungen der Identität des Ortes ist der Arzberger Kirchberg. Darauf liegt ein Stück sichtbares Mittelalter. Wann die Fundamente gelegt wurden, weiß man nicht genau, aber die hier vermutete ursprüngliche Burg muss wohl älter sein, als die erste urkundliche Erwähnung des Ortes, was sich aus der Lage ergibt. Bis zur Zerstörung im Dreißigjährigen Krieg hatte eine ursprünglich spätgotische Kirche den Arzbergern an dieser Stelle als Gotteshaus gedient. Bei einem Neubau in den Jahren 1791/1792 wurde der Kirchenraum so gestaltet, dass er den Geist der lutherischen Gemeinschaft am besten zum Ausdruck brachte. Kirchenraum und Kanzelaltar sind aufeinander abgestimmt. Die zweigeschossigen Emporen schwingen zum Kanzelaltar hin und schließen ihn in den Ring der Gemeinde ein.

Ab Mitte des 16. bis in die Anfänge des 19. Jahrhunderts blieb Arzberg den Katholiken verschlossen. Eine Änderung brachte erst das Jahr 1810, in dem das Gebiet zu Bayern kam. Im Jahre 1875 wurde in Arzberg auch wieder eine katholische Kirche im neugotischen Stil errichtet, die der Maria Immaculata geweiht ist. Die Holzfigur, die Maria mit dem Kind darstellt, stammt aus dem 15. Jahrhundert.

Das älteste Baudenkmal der Stadt ist der Pulverturm, ein Eckturm der Kirchhofbefestigung an der am besten erhaltenen Südostseite. Auch wenn keine Baunachrichten überliefert sind, weist der Rundturm mit Kegeldach auf das späte Mittelalter hin.

An der Südseite der Kirchenburganlage befindet sich die Benckendorffsche Gruft aus dem Jahr 1782 mit 14 marmornen Grabplatten hinter einem geschmiedeten Eisentor und dem Allianzwappen Beckendorff-Niclot.

Patenstadt

  • 1960 wurde die Patenschaft für die vertriebenen Sudetendeutschen aus der Stadt Sandau im Kreis Marienbad (heute Dolni Zandov) übernommen.

Politik

Der Stadtrat besteht aus 20 Mitgliedern:

  • CSU 7 Sitze
  • SPD 8 Sitze
  • UPW 5 Sitze

Wirtschaft

In früheren Jahrhunderten blühte hier der Eisenerzabbau. Alexander von Humboldt war in Arzberg fünf Jahre als Oberbergmeister tätig. Er gründete hier sogar eine Bergschule. Leinen- und Wollweberei, Büchsenschlosserei und Ofentöpfereien waren weitere markante Gewerbe der damaligen Zeit. Erzeugnisse des Büchsenschlossers Gesell und des Ofentöpfers Stöhr sind noch heute in großen Museen zu finden.

1838 nahm eine neue wirtschaftliche Entwicklung durch die Porzellanherstellung ihren Anfang, die bis heute von der Firma Arzberg-Porzellan betrieben wird. Neben dieser Industrie sind hier eine Lebkuchenfabrik, eine Nagelfabrik – die älteste Bayerns –, eine Glasschmelzhafenfabrik, Steinbaubetriebe, Baugeschäfte, Holzbearbeitungsbetriebe und Wurst- und Fleischwarenherstellung ansässig.

Verkehr

Eisenbahn

Arzberg liegt an der Hauptbahnlinie NürnbergPrag. Durch die grenzüberschreitenden Eilzüge besteht der Anschluss an das IC-Netz der Deutschen Bahn und das tschechische Bahnnetz. Die eingleisige Strecke (Nürnberg)–MarktredwitzCheb (–Prag) passiert Arzberg auf einem hohen Damm. Die Stadt Arzberg verfügt über einen mehrgleisigen Bahnhof, der tagsüber alle zwei Stunden bedient wird. Nach der Aufhebung durch die Bundesbahn 1985 wird der Bahnhof seit 2001 durch die Vogtlandbahn bedient. Nach Stilllegung der Braunkohlekraftwerkes 2004 halten keine Güterzüge mehr in Arzberg. Die Anschlussgleise der Porzellanmanufaktur wurden Mitte der 1960er Jahre aufgelassen.

Straßenverkehr

Von der Bundesautobahn 93 (A 93) liegt Arzberg nur etwa fünf Kilometer entfernt mit den Anschlussstellen Mitterteich, Marktredwitz,Wunsiedel und Thiersheim. Von der Bundesstraße 303 von Marktredwitz nach Schirnding erschließen zwei Anschlussstellen Ortskern und Gewerbegebiet. In Marktredwitz kreuzt die B 303 die A 93 RegensburgHof.

Stadtgliederung

Sandmühle

Die Sandmühle ist ein Stadtteil, der zwischen Bergnersreuth und der Flittermühle liegt. Zur Zeit besteht dieses Dorf aus 14 Häusern, von denen 13 bewohnt sind. Aktuelle Meldungen über die Sandmühle berichten vor allem über die Biogasanlage, die am Blätterrangen gebaut wurde bzw. noch gebaut wird. In Sandmühle leben zur Zeit 38 Personen. Das Dorf besitzt einen Tennisplatz.

Haid

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1061 wurde die Hohe Straße bzw. Otnantstraße, eine alte Handelsstraße zwischen Nürnberg und Eger erwähnt. Sie führte über das heutige Ortsgebiet weiter bis nach Eger und von da an weiter nach Prag.

1499 wurde die Haid mehrmals im Landbuch der Sechs Ämter erwähnt. Viele Seußener Bauern hatten hier ihre Felder. „Richter Thoman [...] hat 14 tag[werk] felds, auf der Haid gelegen [...] Jörg Freynersleben hat 12 tagwerck felds, gelegen in der Haid“ (Landbuch der Sechsämter von 1499). Dies waren die größten der insgesamt sechs Seußener Bauern, die hier Besitzungen hatten. Auch in der Nybitz gab es Flurstücke, allerdings hätte man damals hier nur einige „tagwerck wißmats“ und kaum ein Feld vorgefunden.

Zusammen mit dem Pernloch (an anderer Stelle Pernloe genannt) (heute Katharinenhöhe), und dem Endtenfleck (bei Glashütte), in denen Seußener und Brander Bauern und die Familie Prantner Lehen bzw. eigene Besitzungen hatten, bildeten die Haid und die Nibitz ein größeres zusammenhängendes Rodungsgebiet, das zur damaligen Zeit nur spärlich besiedelt war und später teilweise wieder aufgeforstet wurde.

An anderer Stelle taucht die Haid als Grenzort zwischen dem Reichsforst und dem Kohlwald auf. Der „Kolforst“ wurde durch die Faistritz, „beginnend bei der mul zu Hofleins“ (Mühle bei Höflas) und durch die „Roslein“, in die die Faisnitz fließt, begrenzt. Die Röslau blieb die Grenze bis Oschwitz. Von dort an ging sie über Schirnding und das heutige Seedorf wieder an die Feisnitz zur „Hofleinsmul“. Der Reichsforst hingegen erstreckte sich zu einem großen Teil in die heutige Oberpfalz. Bei der Grenzbeschreibung begann man wieder mit der Mühle bei Höflas. Von hier ging die Grenze über den „Dornperg“ nach „Kunerßreuth“ (heute Konnersreuth) und weiter nach „Rotzenpuhl“ (heutiges Roßenbühl) . Von dort führte die Grenze durch den Wald, an der Altstraße bis zur heutigen Ochsenränke entlang, von wo sie sich über die Haingrün, dann dem Steinbach entlang, und danach „hinuber bis uff den Rauhenprant“ (heute Weidersberg), schlängelte. Von dort ging es weiter „hinuber bis uff die Haid“. „Von der Haid eim weg hinab bis inn die Faistritz, do man angefangen hat“.

Diese Waldfläche wird wie folgt beschrieben: „Item (deutsch: ebenso, auch) der Reichsforst und Kolforst ist ein gros holtz bey zweien meiln lang unnd einer meile preit. Drinn stet pau- und ander holtz; des sind zwei stuck aneinander“. Eine Meile war die Strecke, die man in einer Stunde zu Fuß zurücklegen konnte, also ca. 4 bis 4,5 Kilometer. Diese recht beachtliche Waldbesitzung wurde von den zwei Forstknechten Fridl Haman, wohnhaft in „Prannt“, und Michel Kutzer, der sein Anwesen in „Seyssen“ hatte, verwaltet.

Diese beiden Förster hatten hauptsächlich die Aufgabe, den Wald zu verwalten. Dies bestand z. B. darin, den Hammerwerksbesitzern, genannt sei hier Hans Kohlschreiber, Hammermeister in Seußen, jährlich Holz für die Herstellung von Holzkohle anzuweisen. Weiterhin hatten sie die Aufgabe, den Reutzins für den Markgrafen einzutreiben, der von den an den Wald angrenzenden Dörfern erhoben wurde. Entlohnt wurden sie dafür mit Getreide und anderen Naturalien von den Dörfern, die auch den Zins zahlen mussten.

1528 wurde das Gebiet, da es zur Pfarrei Arzberg gehörte, protestantisch. Der erste evangelische Pfarrer war Fabian Ödmann. Er wechselte zwar nicht mit voller Begeisterung ins Lager der Protestanten, aber unter dem Einfluss der Lehre Luthers wurde aus ihm ein Theologe, der nicht mehr nach materiellen Gütern fragte, sondern wie man vor Gott bestehen könne.

1668 wurde der Einsiedlerhof auf der „Klausuln“ (heute Klausen) erstmals genannt.

1632 plünderten Wallensteins Soldaten die Gegend aus, wobei viele Bauern auch erschossen wurden. Bis 1637 findet man von dem Landstrich fast keine anderen Berichte als über das schlimme Rauben, Stehlen, Sengen und Brennen und Morden.

1633 waren Soldaten des kroatenobersten Corpes auf der Haid und in Seußen und verwüsteten das Dorf.

1640 lagen am 12. Juni auch in Seußen und auf der Haid eine Anzahl Reiter in Quartier, die sich recht übel aufführten. Dann „wirbt Rittmeister Hans Wilhelm von Brand zu Brand in den Sechs Ämtern eine neue Kompagnie, mit der er am 21. Juli zur kurbayerischen Armee abrückt.“ Wer noch gesund war, ließ sich gerne werben, um „besser Hammer als Amboß“ zu sein. Vom 13. auf 14. August hauste auch die Reiterei der Regi­menter Holtz, Koretto und Copaun in Seußen und der Umgebung, also auch auf der Haid recht übel. Im Herbst dieses Jahres kamen Schweden unter Douglas und brand­schatzten Stadt und Land. Ins feste Schloss Hohenberg flüchteten viele Leute, darunter auch solche von der Haid. Für die Bevölkerung der sechs Ämter wurde übrigens 1640 die Burg Thierstein als Fliehburg ein­gerichtet. Im Frühjahr 1641 kamen noch weitere schwedische Truppen in das ausgesaugte Sechsämterland und zogen mit den anderen in die Oberpfalz zu einem Angriff auf Regensburg, wo der Kaiser mit dem Reichstag saß, weiter. Der Anschlag misslang und hinter den zurückweichendem Schweden folgten die Bayern. Unmittelbar nach dem 20. März erschienen sie auch in Seußen, und zwar das Regiment Löwenstein. Dieser Einquartierung sagten die Sechsämter, die schon viel erlebt hatten, nach, sie sei die allerunmenschlichste gewesen, die sie erdulden mussten. 1642 wurde es im Sommer wieder lebendiger auf den Straßen. Am 6. September kam eine Kompanie mit Heiducken und Pollaken, etwa 70 Mann stark, von Böhmen heraus und schlug ihr Nacht­quartier auf der Haid, in Seußen und Korbersdorf auf.

1643 wurde es wieder stiller auf den Straßen. „Um diese Zeit wurde durch frommes Gottvertrauen, eisernen Willen und herzlichen Gemeinsinn unter Pfarrer Simon Schöpfs Führung die im Jahre 1632 durch räuberisches Kriegsgesindel angezündete Kirche in Arzberg wieder aufgebaut. Geldmittel für fremde Handwerksleute waren nicht vorhanden, jede Arbeit musste selbst getan werden und jeder Einzelne tat es mit Freude. Es wird eine schlichte Kirche gewesen sein, aber inniger Dank erfüllte alle Herzen, als der erste Gottesdienst wieder gefeiert werden konnte. Eine etwas ruhigere Zeit hatte das Werk gedeihen lassen, aber noch bevor es fertig war, begann schon wieder die alte Drangsal.“ (Pfarrer Simone) In Seußen sollen um diese Zeit nur vier Familien gewohnt haben, die Haid soll öd gelegen sein.

1644 begann erneut die Qual der Durchzüge. Am 18. November quar­tierte der Generalfeldmarschall von Hatzfeld sein Heer teilweise auch in Seußen und der Umgebung ein. In den drei Tagen, die sie da lagen, sollten sie auch ver­pflegt werden. Als dies nicht gleich geschah, raubten sie das Vieh der Bauern. Bei alledem mussten auch noch Steuern und andere Geldleis­tungen gezahlt werden und man muss sich wundern, wo das Geld immer noch herkam. So brachte auch der Neujahrstag 1645 eine For­derung von 18 Gulden an Seußen, Schlottenhof und Oschwitz (es ist anzunehmen, dass die Haid zu Seußen zählte). Man konnte sich in dieser Zeit nicht unbewehrt auf das Feld wagen, weil die Wölfe rudelweise das Land durchzogen. Am 3. Februar wurde ein Thaler Schussgeld für jeden ausgesetzt, der ein Wolfsgebiss einlieferte, für jeden Fuchsbalg wurden gleichzeitig sechs Groschen versprochen. So schlimm war die Plage, dass jedermann, aber nur in der Nähe seines Hofes, auf Wölfe schießen durfte. 1698 wurde die Siedlung Haid wieder erwähnt, als die Fraisch (Gerichtsbarkeit über Leben und Tod) des Amtes Hohenberg bestimmt wurde. Der Ort lag damals an der südlichen Grenze des Amtes Hohenberg. Er bestand aus Reuthgütern, die von Seußener „Auswanderern“ bewirtschaftet wurden. Einer dieser Aussiedler war ein Nachfahre des oben erwähnten Michel Kutzer; sie errichteten das heutige Anwesen Haid Nr. 9, wovon der alte Hausname dieses Anwesens noch zeugt.

1740 wurde in einem Pfarrbuch beschrieben, dass die drei Einöden Klausen, Haid und Fazel (wohl das ältere der sog. Trögerhäuser) zur Dorfgemeinde Seußen gehörten. Die Gerichtsbarkeit übte der Richter von Arzberg aus.

1777 wurden Einzelhöfe und Weiler bei Haid unter der Bezeichnung „in der Niebitz uff der Haid ob Seußen“ genannt. Zur Haid gehörten die Einzelhöfe und der Weiler Elmberg, Glashütte, Haid, Hagenhaus, Heiligenfurt, Klausen, Steinau, Preisdorf, Theresienfeld, das Alaunwerk Treue Freundschaft und die Trögerhäuser.

1791 wurde das Gebiet preußisch, da der letzte Markgraf Karl Alexander kinderlos blieb und deshalb abdankte. Aufgrund eines vorher geschlossenen Hausvertrages (beide Herrscher waren Hohenzollern) fiel das Gebiet an Friedrich Wilhelm II., König von Preußen.

1792 berichtete Alexander von Humboldt am 24. Juli über die Lagerstätten und den Grubenbetrieb des Alaunwerkes Treue Freundschaft auf der Klausen. Bereits vor 1886 wurde schwefelhaltige Braunkohle abgebaut, die eine Alaunfabrikation ermöglichte. Hier arbeiteten zwölf Bergleute und Sieder. In diesem Gestein fanden sich Einschlusse von Lorbeerblättern und Zypressen, die man sonst nur in Mittelmeerraum findet, also davon zeugten, dass es in der Gegend schon einmal wesentlich wärmer war.

1796 wurde die Schulpflicht endgültig eingeführt. Lehrer in Heiligenfurth und Seußen war der Steinhauer Johann Kaspar Meier.

1797 wurde Friedrich Wilhelm III. König von Preußen und herrschte bis 1806 über das Sechsämterland. Zuständiger Minister war von Hardenberg in Bayreuth (später wurde er durch die Stein-Hardenbergischen Reformen in Preußen bekannt).

1870 wurde der alte Klausenteich für die Alaungewinnung angelegt.

1875 wurde Haid eine eigenständige Gemeinde. Von 1869 bis 1875 gehörte es zur Gemeinde Seußen, die aus der aufgelösten Grundherrschaft des Landadels hervorgegangen war.

1876 wurde am 25. Oktober die Freiwillige Feuerwehr Haid gegründet. Erster „Commandant“ war Georg Tröger, Adjutant war Johann Heinrich Steinel. Der erste Vorstand der Wehr war Wolfgang Matthes.

1927 wurde der Friedhof der evangelischen Kirche in Seußen angelegt und eingeweiht. Es folgte der Bau der evangelischen Kirche. Ihre Grundsteinlegung war 1932, als man des 300. Todestags des Schwedenkönigs Gustav Adolf gedachte. Die Bauleitung und Planung übernahm der Architekt Holl aus Marktredwitz. Bis heute gehört die Haid kirchlich zu Seußen.

1936 wurde am 23. August die neue Orgel der Gustav-Adolf-Kirche eingeweiht. Hergestellt wurde die Orgel von der Firma Holländer in Feuchtwangen.

1940 mussten die zwei größeren Glocken der Kirche zum Einschmelzen für Kriegszwecke abgegeben werden.

1939 bis 1945 arbeiteten während der Kriegszeit auf der Haid Kriegsgefangene und Fremdarbeiter (vor allem Franzosen).

Am 20. April 1945 standen US-Soldaten auf der Wart bei Thiersheim und beschossen die Haid. Dabei brannten die Anwesen Brodmerkel, Purucker (heute Mühlmann) und das vordere der beiden Trögerhäuser bis auf die Grundmauern ab.

1955 bekam die evangelische Kirche wieder zwei neue Glocken.

1957 wurde die katholische Filialkirche in Seußen eingeweiht, in die auch die Katholiken der Haid zum Gottesdienst gehen.

1973 am 2. Juni bekam die Freiwillige Feuerwehr Haid ein neues Feuerwehrhaus.

Am 1. Januar 1977 wurde die Gemeinde Haid aufgelöst und in die Stadt Arzberg eingegliedert, wobei die Glashütte und die Katharinenhöhe zur Stadt Marktredwitz kamen. Gemeindeteile waren Preisdorf, Steinau, Heiligenfurt, Theresienfeld, Klausen, Hagenhaus, Glashütte und Katharinenhöhe.

Das Alaunwerk Treue Freundschaft

Das Alaunwerk auf der Klausen war seit 1792 ein Tochterunternehmen des bei Wirsberg betriebenen Vitriolwerkes Goldene Adlerhütte von Johann Gottlieb Püttner. Friedrich August Reinsch führte das Alaunwerk in der Klausen von 1808 bis etwa 1837 als Pächter. Treue Freundschaft stand von 1762 bis 1837 in hoher Blüte. Auch der große Hüttenbrand vom 16. Juni 1813 konnte das Werk nicht beeinträchtigen. Die in Tag- und Schachtbau gewonnene blättrige Braunkohle wurde zur Alaungewinnung verbrannt. Die Rückstände wurden in Bottichen gesotten und ausgelaugt.

1786 standen dort zwei zweistöckige Hauptgebäude. 1829 beschäftigte das Werk fünf Bergarbeiter und 10 Alaunsieder.

Aus Mangel an Wasser, mit dem man sehr sparsam umgehen musste, konnte das Verwittern auf der Bühne nicht durch Begießen beschleunigt werden; die Bühne hatte indes eine freie luftige Lage. Das Werk bestand aus zwei Hauptgebäuden, wovon jedes zwei Stockwerk hoch war. Zu ebener Erde wurde in fünf kleinen Blechpfannen die Lauge ausgekocht und in fünf größeren Bleipfannen abgekühlt, welche insgesamt ein Gewicht von 388 Zentnern hatten. Hinter dem Gebäude befand sich eine Hütte mit zehn hölzernen Kufen verschiedener Größe, in welchen sich die Sole sammelte. Elf Personen lieferten wöchentlich acht Zentner Alaun und etwas rote Farberde.

Humboldt hob hervor, dass die bis 28 Meter tiefen Schächte viel Aufwand an Zimmerung erforderten. Der planvolle Grubenausbau mit Türstockzimmerung wurde aus Kiefernholz hergestellt. Die Streckenförderung erfolgte auf hölzernen Laufkarren. Das zutagegeförderte Material wurde zunächst auf einer höher gelegenen Biih ausgebreitet. 1799 wurde berichtet, dass der Transport des Rohmaterials bereits mechanisch-maschinell geschah und eine Wasserleitung in Holzrohren zur Bühne verlegt war.

Das Alaunwerk erhielt von den Gründern den Namen Treue Freundschaft, wurde aber im Volksmund Klausen genannt. Alexander von Humboldt schrieb sehr ausführlich über dieses Alaunwerk in seinem Bericht Über den Zustand des Bergbaus und Hüttenwesen in den Fürstentümern Bayreuth und Ansbach im Jahre 1792. Das Püttnersche Alaunwerk, Treue Freundschaft in der Klausen bei Seußen, den 24. Juli 1792. Humboldt erkannte schon bei seiner ersten Besichtigung, dass hier nicht Alaunschiefer abgebaut wurde, sondern Braunkohle.

„ ..der stark schwefelkieshaltigen, bituminösen Blätterkohle ...daß man in dem alaunführenden Braunkohlenlager auf der Klausen unweit von Arzberg findet. Der Blätterschiefer enthält eine reiche Flora, die von dem subtropischen Charakter der damaligen Vegetation und dem erheblich wärmeren Klima dieser Periode Zeugnis ablegt.“

„Am Westausgang des Tals bei Klausen tertiäre Kohle bei etwa 515 Meter Höhe abgebaut“. Später wurden die Gebäude der Treuen Freundschaft, Alaunhütte, Magazin und Wohnbau als Bierwirtschaft und Gemeindehaus genutzt. Hier befand sich auch bis 1972 das Feuerwehrhaus und der Schlauchtrockenmast.

Heute hebt sich nur noch die Bühne als bewaldeter Hügel von dem umgebenden Gelände ab.

Der Feisnitzspeicher

Der Stausee, im Tal der Feisnitz zwischen Kohlwald und Elmberg gelegen, ist 1,3 km lang und besteht aus einem Haupt- und einem Vorspeicher. Der Damm des Hauptspeichers ist 19,3 m hoch und 150 Meter lang. Die größte Tiefe beträgt 19 Meter, die gesamte Staufläche 15,54 ha. Der Vorspeicher hat eine Staufläche von 4,24 und eine größte Tiefe von 7 Metern. Der Damm ist 9,25 Meter hoch, die Krone 120 Meter lang. 1972/73 wurde der Stausee von der damaligen Bayerischen Elektrizitäts-Lieferungs-Gesellschaft (BELG) als Kühlwasserreservoir für das Kraftwerk Arzberg angelegt. Anlass dazu gab die Kraftwerkserweiterung mit dem Bau der beiden Kühltürme. Bei Niedrigwasser der Röslau sollte der Wasserpegel mit dem Speicherwasser angehoben werden, um eine schädliche Erwärmung des Flusses durch das vom Kraftwerk einfließende Wasser zu vermeiden. Früher befand sich dort, wo jetzt der Stausee ist, die Zeche Treue Freundschaft (siehe oben). Beim Bau des Speichersees verschwand diese Anlage und es entstand nördlich des Vordammes die Gaststätte Seeklause, in einem Uferbogen ein Campingplatz und ein Parkplatz, der als Ausgangspunkt für Wanderungen z. B. zur Waldenfelswarte auf dem Kohlberg oder in das „G´steinigt“ zwischen Elisenfels und Arzberg dienen kann. Auch der Stausee selbst wurde mit seinen Freizeitmöglichkeiten im Sommer ein beliebtes Ausflugsziel.

Oschwitz

Oschwitz wurde erstmals im Jahr 1279 erwähnt. Zur Zeit der Aufnahme des Grundsteuerkatasters im Jahr 1855 gehörte Oschwitz zur Landgemeinde Fischern. Zum 1. Januar 1978 wurde die Gemeinde Fischern aufgelöst und Oschwitz in die Stadt Arzberg eingegliedert, während Fischern in den Markt Schirnding eingemeindet wurde. Im Jahr 1979 konnte das Dorf Oschwitz sein 700-jähriges Bestehen feiern.

Röthenbach

1361 kaufte Friedrich von Schirnding Grundstücke vom Hammerschmied Pesold bei Röthenbach, womit der Ort erstmal urkundlich in Erscheinung trat. Er war damals Bestandteil des Egerlandes und kam dann, zu Beginn des 15. Jahrhunderts, in den Besitz der Burggrafen von Nürnberg.

Die Schirndinger gründeten in Röthenbach einen Rittersitz, zu dem das Dorf Röthenbach, Bergnersreuth und einzelne Höfe in anderen Orten gehörten.

10. Oktober 1482 wurde Nickl Schirndinger von Kaiser Friedrich III. der Blutbann über seine Dörfer verliehen, was aber zu Auseinandersetzungen mit den Markgrafen von Kulmbach und später Bayreuth führte. Diese endeten schließlich damit, dass sich Johann Georg von Schirnding unterwarf und die landesherrliche Obrigkeit des Markgrafen anerkannte.

1698 bestand Röthenbach aus 23 Häusern, darunter ein Wirtshaus und eine Schäferei.

1819 starb das Geschlecht der Schirndinger in Röthenbach aus, weshalb 1837 das Schloss an die Familie von Waldenfels fiel, die es heute noch besitzt.

Schon von altersher wurde in Röthenbach auch Eisenerz abgebaut. Noch 1822 fanden sich hier 11 Eisenerzzechen, von denen zwei bis 1864 in Betrieb blieben.

Am 1. Januar 1977 wurde die Gemeinde Röthenbach aufgelöst und in die Stadt Arzberg eingegliedert.

Schlottenhof

Ein ehemaliges Rittergut und Schloss derer von Benckendorff befindet sich hier. Erbaut wurde das damalige Lehnsgut 1750-1753 unter Verwendung eines älteren Teils von 1600. Im Hof befindet sich ein steinernes Brunnenbecken in schlichter Rokokoform. Auf der achtseitigen Brunnensäule befindet sich der Schlottenhofer Brunnenwastl in Egerländer Tracht.

Seußen

Erstmals erwähnt wurde Seußen (von siuza = Weide) 1304 als Ulricus de Hertenberg dem Kloster Waldsassen sechs Höfe in „Seyssen“ vermachte.

1499 erschienen über zehn Lehensgeber in Seußen; unter anderen hatten die Markgrafen von Bayreuth, die Freiherren von Gravenreuth, die von Schirnding, die Pranter, die Stadt Eger und die Burg Eger dort Besitzungen.

Der Dreißigjährige Krieg brachte Seußen wie der ganzen Region viel Leid. Mehrmals wurden hier Soldaten einquartiert, die das Dorf brandschatzten. Am schlimmsten muss es wohl 1640 gewesen sein, in diesem Jahr zogen gleich mehrmals verschiedene Regimenter durch die Region.

1818 wurde die Gemeinde Seußen unter dem Rittergut Schlottenhof errichtet. Dazu gehörten die Ortsteile Dötschenmühle, Krippnermühle und Teichmühle.

1869 wurde Seußen nach der Auflösung der Grundherrlichkeit eine eigenständige Gemeinde. Ab 1870 gehörten dann auch die Orte Haid und Korbersdorf zu Seußen.

1886 gründete Georg Frister eine Granithauerei und -schleiferei, die spätere Grasyma AG.

1932 wurde der Grundstein für die evangelische Kirche in Seußen gelegt, die 1934 eingeweiht wurde. Bis heute zählen auch die Haid und Korbersdorf zur Kirchengemeinde Seußen, die eine Tochtergemeinde von Arzberg ist.

1978 wurde die Gemeinde Seußen aufgelöst und in die Stadt Arzberg eingegliedert.

Aus dem 17. Jahrhundert ist ein Fachwerkhaus erhalten geblieben. Das Haus ist zweigeschossig und wird von einem Satteldach abgeschlossen. Das Erdgeschoss ist aus Bruchsteinen aufgemauert, das Obergeschoss ist in Blockbauweise errichtet mit einer Schwalbenschwanzverzahnung an den Kanten.

Seit der Dorferneuerung sind in Seußen eine Sau aus Granit und ein aus Holz geschnitzter Sauhirte, jeweils in Lebensgröße, auf dem Dorfplatz zu sehen. Damit soll an die Ursprünge von Seußen als Weideplatz an der Röslau erinnert werden.

Ein anderes sehenswertes Objekt ist der Granitbrunnen von 1892.

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