Seyed Mostafa Azmayesh

Seyed Mostafa Azmayesh

Seyed Mostafa Azmayesh (Baba Seyed, * 1952 in Teheran) ist ein iranischer Religionswissenschaftler.

An der Universität Teheran schloss er 1974 ein Studium der Rechtswissenschaft und 1975 ein Literaturstudium ab. Danach wanderte er nach Frankreich aus, um 1976 seine Studien in Paris fortzusetzen: Religionswissenschaften an der „Sorbonne für die Antike“, Rechtsgeschichte an der „Pantheon-Fakultät“ und Vergleichende Studien für Islam und Christentum an der „Universität Lyon II“.

Dr. Seyed Mostafa Azmayesh wurde 1969 in Beydukht, einer kleinen Stadt im Nord-Osten Persiens, in die Eingeweihten-Folge des Nematollahi-Gonabadi-Ordens, des bekanntesten und ursprünglichsten Sufi-Ordens im Iran, aufgenommen. Neben seinen akademischen Studien folgte er dem „Pfad der substanziellen Entwicklung“. Während seines Aufenthaltes in Frankreich besuchten mehrere Sufi-Meister des Nematollahi-Gonabadi-Ordens Europa. Ihre spirituellen Unterweisungen waren für ihn sehr weitreichend.

Seitdem die Derwische des Nematollahi-Ordens in dessen Ursprungsland Iran nach Regierungsantritt Ahmadinedschads schweren Attacken ausgesetzt sind, setzt er sich im Westen für die Berichterstattung über diese Ereignisse ein. Er liefert dazu fundierte Analysen der gesamten politischen und ideologischen Situation im Iran.[1] Mehrfach trat er bei Konferenzen in Mainz, Hannover, Stuttgart, Aachen, Hamburg, Köln, Berlin, Bonn, Brüssel, Kopenhagen, Stockholm, Paris und London auf, um über Hintergründe der Ideologie der Islamischen Republik im Iran und die Verfolgungen der Derwische zu informieren. Er sprach z. B. zusammen mit Heiner Bielefeldt, UN-Sonderberichtserstatter für Religions- und Glaubensfreiheit, bei der Konferenz „Menschen, Freiheit, Rechte – Iran“ am 4. Dezember 2010 in Köln.[2]

Nachdem der Oberste religiöse Führer der Islamischen Republik, Ali Khamenei, 2010 bei seiner Reise nach Qom, Sunniten, Bahai, „Neue Christen“ und Sufis als Feinde des Regimes klassifizierte, gründete Dr. Azmayesh mit Hilfe europäischer Unterstützer und Exiliranern die Internationale Organisation zum Schutz der Menschenrechte im Iran.[3] Die Organisation adressiert regelmäßig offene Briefe an anerkannte hohe Geistliche im Iran mit der Aufforderung, sich für die Bevölkerung des Irans einzusetzen und nicht länger schweigend zuzusehen, wie die Rechte der Bürger verletzt werden.[4] Gleichzeitig stellt Dr. Azmayesh in Dialogen mit einzelnen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens in Konferenzen, Artikeln und Debatten einen Weg der Mitte vor mit dem Ziel, der Bevölkerung im Iran Freiheit und Selbstbestimmung zu ermöglichen. Er schlägt zur nachhaltigen Verbesserung der Menschenrechtssituation und der Lebensumstände der Bevölkerung im Iran u.a. die Trennung zwischen Religion und Politik vor.[5] Er gibt zu bedenken, dass eine Einmischung von außen von der Bevölkerung im Iran nicht geduldet würde. Gleichzeitig weist er immer wieder darauf hin, dass die Bevölkerung des Landes auf eine moralische Unterstützung verschiedener westlicher Staaten durch klare politische Signale hofft. Dr. Azmayesh greift einen Vorschlag aus der Bevölkerung des Irans auf, den Weg zum Ziel in einem Referendum über die zukünftige Staatsform selbst bestimmen zu lassen. [6] Er ist dabei zuversichtlich, dass die iranische Bevölkerung das System des Obersten Rechtsgelehrten (Velayat-e-faghih) abwählen werde zu Gunsten einer freiheitlichen, demokratisch ausgerichteten Staatsordnung, wie sie sich im Iran bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in der Maschrutiat-Bewegung und in der Konstitutionellen Revolution deutlich zu entwickeln begonnen hatte.

Sein Hauptforschungsfeld sind Studien über die Geschichte des Islams und des Christentums. Weiterhin ist er ein gefragter Referent bei Kongressen weltweit zum Thema Sufismus und vor allem zu den Mystikern Rumi und Shah Nematollah Vali. Sein Steckenpferd sind die heilende Wirkung und spirituelle Wirksamkeit bestimmter Rhythmen. Dichtungen Rumis, Hafes, Sa'adis, Shah Nematollah Valis oder anderer persischer Mystiker und Dichter rezitiert er in Workshops, die gerne von Musikern, Medizinern und Therapeuten wegen ihrer intensiven Wirkung besucht werden. Dabei erläutert er die reiche Bildersprache dieser Dichtungen und die Hintergründe der spirituellen Rhythmen mit einfachen Worten und modernen Begriffen. Dr. Azmayesh gehört zu den Religionswissenschaftlern, die als Kenner des Korans dessen Text ihrem Gedächtnis einverleibt haben. Die Werke von Philosophen wie Ibn Arabi oder Suhrawardi hat Azmayesh in ihrer Tiefe studiert und begründet seine Menschenrechtsarbeit auf der Forderung nach Toleranz, die bereits bei Ibn Arabi als zentrale Prämisse an ein gelingendes Gesellschaftsleben niedergelegt war.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. igfm.de: Dr. Seyed Mostafa Azmayesh: Warum werden Sufis im Iran verfolgt? IGFM-Jahreshauptversammlung, 19. März 2011
  2. mehriran.de: Bericht Irankonferenz - „Menschenrechte basieren auf östlichem und westlichem Kulturgut“ Übernahme bei: freiewelt.net
  3. mehriran.de: IOPHRI: Internationale Organisation zum Schutz der Menschenrechte im Iran
  4. IOPHRI: A call to great scholars to establish referendum that sets up a government based on people's votes. 7. Juli 2011 (englisch)
  5. BBC, persische Redaktion: Religion sollte nicht mit Politik vermischt werden - Interview. 17. Oktober 2011
  6. Helmut N. Gabel: Die Menschen und das Regime in Iran. 15. Juni 2011

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