- Shintarō Ishihara
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Shintarō Ishihara (jap. 石原 慎太郎 Ishihara Shintarō; * 30. September 1932 in Kōbe) ist ein japanischer Schriftsteller und Politiker. Seit 1999 ist Ishihara Gouverneur der Hauptstadtpräfektur Tokio (oft in westlichen Medien als Tokios „Bürgermeister“ bezeichnet).
Ishihara erhielt 1956 den bedeutendsten japanischen Literaturpreis, den Akutagawa-Preis. Er tritt bei Gouverneurswahlen als Parteiloser an, wird aber von der LDP unterstützt. Er gilt als Politiker der harten Hand.
Inhaltsverzeichnis
Werdegang
Ishihara schloss 1956 sein Studium an der Hitotsubashi-Universität ab. Kurz zuvor hatte er für seinen im Juli 1955 erschienenen Roman Taiyō no Kisetsu (太陽の季節, dt. „Jahreszeit der Sonne“, engl. Titel: Season of Violence) den Akutagawa-Preis erhalten.[1] In der Verfilmung des Romans hatte er einen ersten Auftritt als Filmschauspieler.[2] Dieser Roman hatte großen Einfluss auf die damalige Jugend und gab der Taiyōzoku-Jugendkultur ihren Namen.
Von 1968 bis 1972 war er LDP-Abgeordneter im Oberhaus, anschließend bis 1995 im Unterhaus. Er war Leiter der Umweltbehörde (1976–77) im Kabinett von Fukuda Takeo und Verkehrsminister (1987–88) unter Premierminister Noboru Takeshita. Innerhalb der Partei leitete er ab 1983 die Faktion Jiyū Kakushin Dōyūkai (自由革新同友会) bis zu deren Beitritt zur Fukuda-Faktion ein Jahr später. 1989 kandidierte Ishihara für den LDP-Parteivorsitz, unterlag aber Toshiki Kaifu und Yoshirō Mori.[3]
Politische Maßnahmen
Baupolitik
Die Tokioter Innenstadt (=der Innenbereich der Yamanote-Eisenbahn-Ringlinie) ist vielerorts noch großflächig von Einfamilienhäusern dominiert und hat circa zwei Millionen Einwohner. Für diese Innenstadt gab Ishihara die Steigerung der Bevölkerung um eine Million Einwohner, also um 50 %, als mittleres Ziel aus. Das führt vor allem zu einer liberalen Genehmigungspolitik von Wohn-Hochhäusern und -Wolkenkratzern.
Auch als Ausgleich sind private Bauherren nun verpflichtet, das Dach ihres Gebäudes mit Rasen oder Grünpflanzen zu begrünen, falls die Dachfläche 1000 m² übersteigt. Von Ämtern der Präfektur (die unter anderem über 200.000 Wohnungen verwaltet) errichtete Gebäude müssen bereits ab 250 m² Dachflächen begrünt werden.
Allerdings erteilte Ishihara gleichzeitig auch Privatfirmen die Erlaubnis, Baugenehmigungen bis zu einer gewissen Größe zu erteilen, was bisher dem Bauamt vorbehalten war. Diese vordergründig entbürokratisierende Maßnahme hat de facto zur Folge, dass sich Baufirmen, allen voran die allmächtigen zenekon in Japan nun selbst ihre Genehmigungen geben können.
Rechtsnationalistische Gesinnung
Bereits 1989 machte Ishihara durch sein Buch Wir sind die Weltmacht auf seine nationalistischen Ansichten aufmerksam.
Inzwischen ist Ishihara mehrfach auch international durch rechtsextreme Äußerungen aufgefallen. So bezog er sich auf Korea und die Volksrepublik China mit dem alten japanischen Begriff, der diese Länder als Kolonien Japans während ihrer japanischen Besetzung charakterisierte. Auch nachdem das Thema in Ostasien Wellen geschlagen hatte, entschuldigte er sich nicht.
Ein Erlass des Tokioter Gouverneurs erlaubt den japanischen Rechtsradikalen (Uyoku), auf allen Straßen der Präfektur mit beliebig vielen Parolenwagen umherzuziehen und dabei über Lautsprecher Kampflieder und rechtsextreme Parolen zu verbreiten.
Fernsehstar
Ishihara war schon vor seiner Politikerkarriere ein bekannter Mann, der oft gleichzeitig mit seinem damals noch berühmteren jüngeren Bruder, dem Sänger und Schauspieler Yūjirō Ishihara (* 28. Dezember 1934, † 17. Juli 1987), im Fernsehen zu sehen war.
Auch den Gouverneur Ishihara sieht man auch außerhalb der politischen Sendungen alle paar Wochen als Stargast in Variety-Shows im japanischen Fernsehen, so als Gast in der japanischen Ausgabe von Wer wird Millionär. Oft nimmt er dabei als Tandem einen seiner zwei längst erwachsenen Söhne mit. In diesen Sendungen äußert er sich nicht politisch, sondern ist einfach nur ein prominenter Gast.
Werke (Auswahl)
- Taiyō no kisetsu (太陽の季節, 1956): Akutagawa-Preis
- Kurutta kajitsu (狂った果実, 1956)
- Umi no chizu (海の地図, 1958)
- Seinen no ki (青年の樹, 1959)
- Gesshoku (月蝕, 1959)
- Ōinaru umi e (大いなる海へ, 1965)
- Seishun to wa nanda (青春とはなんだ, 1965)
- Kaeranu umi (還らぬ海, 1966)
- Kaseki no mori (化石の森, 1970): Preis des Bildungsministers
- Yabanjin no daigaku (野蛮人の大学, 1977)
- “No” to ieru nihon (「NO」と言える日本, 1989): gemeinsam mit Akio Morita, dt. Titel: Wir sind die Weltmacht (1992)
- Soredemo “No” to ieru nihon. Nichibeikan no kompon mondai (それでも「NO」と言える日本 ―日米間の根本問題―, 1990): gemeinsam mit Shōichi Watanabe und Kazuhisa Ogawa
- Hisai (秘祭, 1988)
- Seikan (生還, 1988)
- Waga jinsei no toki no toki (わが人生の時の時, 1990)
- Kaze ni tsuite no kioku (風についての記憶, 1994)
- Ototo (弟, 1996): Spezialpreis des Mainichi Bungaku-sho
- “Chichi” nakushite kuni tatazu (“父”なくして国立たず, 1997)
- Sensenfukoku. “No” to ieru nihon. Amerika no kinyū dorei kara no kaihō (宣戦布告「NO」と言える日本経済 ―アメリカの金融奴隷からの解放―, 1998)
- Hokekyō o ikiru (法華経を生きる, 1998)
- Seisan (聖餐, 1999)
- Kokka naru genei (国家なる幻影, 1999)
- Boku wa kekkon shinai (僕は結婚しない, 2001)
- Ima, “Tamashii” no kyōiku (いま「魂」の教育, 2001)
- Oi te koso jinsei (老いてこそ人生, 2002)
Weblinks
- Literatur von und über Shintarō Ishihara im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Kurzbiographie Ishiharas auf der Website der Präfektur Tokio (japanisch)
- englische
Einzelnachweise
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