Sinstorfer Kirche

Sinstorfer Kirche

Die Kirche Sinstorf ist ein denkmalgeschütztes, knapp 1000 Jahre altes Kirchengebäude im Hamburger Stadtteil Sinstorf. Mit demselben Begriff wird auch die in dieser Kirche ansässige evangelisch-lutherische Gemeinde bezeichnet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der erste nachgewiesene Bau einer Kirche in Sinstorf stammt aus der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts, es handelte sich dabei zunächst um eine Holzkirche. Zeit der ersten Kirchgründung und geschichtlicher Hintergrund führen zu der Vermutung, dass die Kirchengemeinde, wie auch die nahe gelegene, ähnlich alte Kirche in Hittfeld, von Bischof Ansgar nach seiner Flucht aus Hamburg vor den Wikingern gegründet sein könnte. Einen urkundlichen Nachweis für diese Theorie gibt es allerdings nicht.

Vermutlich gab es noch einen weiteren Holzkirchenbau an dieser Stelle, da zwei verschiedene Holzpfahlreihen im Boden nachgewiesen werden konnten, bevor zu Beginn des 11.Jahrhunderts eine dreischiffige Feldsteinbasilika an gleicher Stelle errichtet wurde. Diese Kirche war, wie auch alle späteren mittelalterlichen Umbauten, dabei als Wehrkirche konzipiert, so konnten Wehrgräben und ein wallgeschützter Hofbereich nachgewiesen werden.

Um 1400 wurde die Kirche in ihre heutige Struktur umgebaut, das südliche Seitenschiff wurde aufgegeben, nördliches Seitenschiff und Hauptschiff wurden zu einer einschiffigen Kirche zusammengefasst. Im Westen wurde ein Rundturm angebaut, Reste der Mauer sind am Dachboden der Kirche noch zu erkennen.

Im 17.Jahrhundert wurde die Trennung zwischen Schiff und Chorbereich der Kirche aufgehoben, der Rundturm wurde wieder abgerissen, statt seiner wurde ein freistehender hölzerner Glockenturm, der Kirche südöstlich vorgelagert, errichtet. Der Altar in seiner heutigen Form wird auf das Jahr 1619 datiert (wobei ein älteres Altarbild übermalt wurde), auch die Kanzel, die Orgel und ein Cord-Snitker-Relief wurden im 17.Jahrhundert eingebaut.

Als bislang letzter Umbau wurde in den Jahren 1906 und 1907 im Westen der Kirche eine Vorhalle angebaut.

Von der ursprünglichen Bausubstanz sind bis heute im Wesentlichen die Nordwand sowie Teile der Ostwand erhalten geblieben.

Kirche heute

Teile der Kirche sind im Laufe der Jahre windschief und zunehmend baufällig geworden, sodass zu Beginn des 20.Jahrhunderts gar ein Abriss des Gebäudes erwogen wurde. Im Osten und auch Süden wurden zum Stützen der nach außen neigenden Wände gemauerte Streben an die Kirche gesetzt. Als Ende des 20.Jahrhunderts der Boden aufweichte und nachgab, erwiesen sich diese als Stützen gedachten Elemente allerdings als zusätzliches Gewicht, das entgegen der ursprünglichen Absicht gar einen zusätzlichen Zug auf die Wände ausübte. Die Kirche wurde in den Jahren 2004 bis 2006 daher an mehreren Stellen mit Zement in Wänden und Fundament verstärkt.

Die Kirche ist wegen ihrer altertümlichen Ausstrahlung als Hochzeitskirche sehr beliebt, hat aber auch sonst eine aktive Gemeinde. Zu dieser gehören zwei Pfarrstellen, zwei Gemeindehäuser (eines gegenüber der Kirche, eines im benachbarten Stadtteil Langenbek). Mehrere Bibelkreise, Senioren-, Erwachsenen-, Kinder- und Jugendgruppen sowie der Stamm „Bischof Ansgar“ des VCP gehören zur Gemeinde. Diese heißt entgegen eines aus der Geschichte erwachsenen Irrglaubens dabei nicht St. Ansgar, sondern lediglich Kirche Sinstorf bzw. Sinstorfer Kirche.

Ältestes Gebäude Hamburgs

Obwohl die Sinstorfer Kirche mit ihren ersten Bauteilen aus dem 11.Jahrhundert stammt, gilt allgemein der knapp 300 Jahre jüngere Leuchtturm Neuwerk als das älteste Gebäude Hamburgs, so auch in der offiziellen Lesart der Freien und Hansestadt. Dieses liegt daran, dass der Leuchtturm Neuwerk ein originär durch Hamburg gebautes Bauwerk darstellt, während die Sinstorfer Kirche mit Sinstorf erst 1937 durch das Groß-Hamburg-Gesetz als fürderhin Teil des Bezirks Harburg eingemeindet wurde. Auch haben die Umbauten der Kirche über die Jahrhunderte deren Bild stark verändert. Dessen ungeachtet stellt die Sinstorfer Kirche das älteste noch stehende (um so mehr das älteste noch genutzte) Gebäude auf dem Gebiet der Freien und Hansestadt Hamburg dar.

Weblinks

53.4244189.9748467Koordinaten: 53° 25′ 28″ N, 9° 58′ 29″ O


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