- Sixtinische Madonna
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Sixtinische Madonna Raffael, 1512/13 Öl auf Leinwand, 256 cm × 196 cm Gemäldegalerie Alte Meister Die „Sixtinische Madonna“ von Raffael, heute in der Galerie Alte Meister in Dresden (angekauft 1754), ist eines der berühmtesten Gemälde der italienischen Renaissance. Das Gemälde in seiner Gesamtheit ist heute vielen Menschen weniger geläufig als die beiden Puttenfiguren am unteren Bildrand (Raffaels Engel), die als eigenständiges Motiv der Populärkultur millionenfach auf Postern oder Postkarten auftauchen.
Geschaffen wurde die Sixtinische Madonna in den Jahren 1512/1513 von Raffaelo Santi für den Hochaltar der Klosterkirche San Sisto in Piacenza. Es handelt sich um ein von Papst Julius II. in Auftrag gegebenes Werk, das den Sieg des Papstes über die in Italien eingefallenen Franzosen feiert und aus Anlass der Einverleibung der Stadt Piacenza in den Kirchenstaat (1512) gestiftet wurde. 1753/54 wurde das Gemälde von August III. erworben und in seine Sammlung nach Dresden gebracht, wo es heute noch zu besichtigen ist.
Das Altarbild stellt eine Sacra Conversazione dar: Die klassisch in Rot und Blau gewandete Madonna mit dem Jesuskind wird von Papst Sixtus II., der die Porträtzüge von Julius II. trägt und der Heiligen Barbara flankiert. (Die Gebeine dieser beiden Heiligen wurden in der Kirche San Sisto als Reliquien aufbewahrt.) Die drei Figuren sind im Dreieck angeordnet; zurückgeschlagene Vorhänge in den oberen Bildecken betonen die geometrische Komposition. Der Heilige, zu dessen Füßen die Tiara (Papstkrone) als Würdezeichen abgestellt ist, weist aus dem Bild hinaus, und die Madonna und das Kind blicken ernst in die gewiesene Richtung, während die Frau zur Rechten den Blick demütig niederschlägt. An seinem ursprünglichen Platz war das Bild an der Rückwand des Altars gegenüber einem großen Kruzifix angebracht; das Spiel der Figuren steht also im Bezug zum Kreuzestod Christi.
Der Blick des Betrachters wird von Links herein auf die linke Figur geführt. Danach wird durch die Bildkomposition der Blick im Bild gehalten. Die linke Figur blickt auf die Madonna mit Kind, der Blick des Betrachters wird im Weiteren auf die rechte Figur geleitet. Deren Blickrichtung weist auf die Engel am unteren Bildrand, die durch ihre Kopfhaltung wiederum zu Barbara führen. Von der anderen Seite wird der Blick des Betrachters mit dem Arm von Sixtus auf die Engel, von diesen zu Barbara und dann wiederum auf die Madonna gelenkt. Zusätzlich wird das Kind in der Hand durch den Gegenschwung des Schleiers aufgefangen. Dieser Kreis fängt den Blick des Betrachters immer wieder auf und lenkt ihn auf die Madonna.
Eine maltechnische Meisterleistung dieses Werkes birgt der Hintergrund – aus größerer Entfernung glaubt man, Wolken zu sehen, bei näherer Betrachtung sind es jedoch zahllose Engelsköpfe.
Dieses Kunstwerk diente vielen nachfolgenden darstellenden Künstlern als Vorlage eigener Werke. Eduard Mandels Kupferstich nach diesem Gemälde ist, kurz vor seinem Tod entstanden, eines seiner bedeutendsten Werke.
Literatur
- Claudia Brink/ Andreas Henning (Hrsg.): Raffaels Sixtinische Madonna. Geschichte und Mythos eines Meisterwerks, Berlin 2005
- Andreas Henning: Raffaels Transfiguration und der Wettstreit um die Farbe. Koloritgeschichtliche Untersuchung zur römischen Hochrenaissance, Deutscher Kunstverlag, München 2005, ISBN 3-422-06525-3, zugl.: Berlin FU Diss. 2002
- Theodor Hetzer: Die Sixtinische Madonna, Verlag Urachhaus, Stuttgart 1991
- Michael Ladwein: Raffaels Sixtinische Madonna. Literarische Zeugnisse aus zwei Jahrhunderten, Pforte-Verlag, Dornach 2004, ISBN 3-85636-159-6
- Marielene Putscher: Raphaels Sixtinische Madonna. Das Werk und seine Wirkung, Hopfer, Tübingen 1955, zugl.: Hamburg Univ. Diss. 1955, 1. - Textband und 2. - 195 Blätter (in einer Mappe)
- Michael Rohlmann (Hrsg.): Raffaels Sixtinische Madonna, in: Römisches Jahrbuch der Bibliotheca Hertziana Jg. 30 (1995), S. 221-248
- Angelo Walther: Raffael, die Sixtinische Madonna, Seemann, Leipzig 2004, ISBN 3-86502-100-X
- Giorgio Vasari, Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister, von Cimabue bis zum Jahre 1567, Übersetzung von Ludwig Schorn und Ernst Förster, Stuttgart 1843, Bd.3/I
Weblinks
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