Sixtinische Kapelle (Chor)

Sixtinische Kapelle (Chor)
Cappella Musicale Pontificia
CoroSistina 1.jpg
Sitz: Vatikan
Träger: Petersdom
Gründer: Papst Gregor der Große
Leiter: Massimo Palombella
Stimmen: ?? (SATB)

Die Sixtinische Kapelle (amtlich: Cappella Musicale Pontificia) ist der Chor, der bei päpstlichen Liturgiefeiern die musikalische Gestaltung übernimmt, meist im Petersdom, oft aber auch in dem Gebäude gleichen Namens. Dieser Chor beschränkt sich auf Gesang ohne Begleitung durch Musikinstrumente (daher die Bezeichnung "a cappella"). Der Chor wurde als Schola cantorum von Papst Gregor I. (590 bis 604) gegründet. Seit damals bis zur Gegenwart haben Päpste die Statuten mehrfach fortgeschrieben. Eine der Erneuerungen hat Papst Julius II. angeordnet, seitdem wird der Chor manchmal auch Cappella Giulia genannt.

Inhaltsverzeichnis

Notierung in Pierers Universallexikon

In Pierers Universallexikon aus dem Jahr 1892 steht unter dem Stichwort „Sixtinische Kapelle“:

Sixtinische Kapelle (ital. Cappella Sistina), Hauskapelle des Papstes im Vatikan, 1473 unter Papst Sixtus IV. vom Florentiner Giovanni de’ Dolci erbaut, rechteckig, 48 m lang 15 m breit u. 18 m hoch, mit Fresken v. Michelangelo (Schöpfung, Sündenfall, Sündflut, Propheten, Sibyllen. Das jüngste Gericht) u. zwölf Wandgemälden v. Pietro Perugino, Sandro Botticelli, Cosimo Rosselli, Luca Singnorelli, Domenico Ghirlandaio.
– S. K. heißt auch der päpstl. Sängerchor, der hier, u. zwar nur im a cappella-Stil zu singen pflegt. Sämtliche Sänger, denen ein Kapellmeister od. Primicerius vorsteht (seit 1586 aus dem Sängerkollegium wählbar), sind Priester u. päpstl. Kapläne (ca. 30). Die S. K. wurde v. Papst Gregor dem Gr. (590 – 604) gegründet; die gegenwärtigen statuten stammen vom Papst Paul III. (1545); ihre Verfassung erhielt sie unter Sixtus V. (1585-90). Bes. wird ihr edler, durch kunstvolles mezza voce ausgezeichneter Gesangsvortrag gerühmt.

Mitglieder

Zu den Chormeistern zählten bekannte Komponisten wie Giovanni Pierluigi da Palestrina und Domenico Scarlatti. Auch zu den Sängern zählten bekannte Musikerpersönlichkeiten wie Gregorio Allegri, Cristóbal de Morales oder Jakob Arcadelt.

Kastraten als Chorsänger

Schon von der Spätantike an und später vor allem im Barock wurden vor allem in Italien viele Knaben vor Beginn der Pubertät mit dem Ziel kastriert, ihnen als sogenannte Kastrati eine Laufbahn als erfolgreiche Opern- oder Kirchenchorsänger zu ermöglichen. Viele Kastraten wurden auch als päpstliche Sänger beschäftigt [1]. Diese Tatsache hatte zur Folge, dass noch bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts Knaben kastriert wurden, da diesen Opfern der verbotswidrig fortgesetzten Praxis verschiedene Päpste dennoch eine Existenz als Sänger für hohe Stimmen im Sixtinischen Chor boten. Erst Papst Pius X. schrieb am 22. November 1903 in seinem Motu Proprio Tra le sollecitudini (über die Kirchenmusik) vor, zur Besetzung von Sopran- und Altstimmen allein unkastrierte Knaben einzusetzen und verbot damit praktisch die Beschäftigung von Kastraten in Kirchenchören.[2] Erst dieses strikte Verbot entzog der Kastrationspraxis zur Förderung einer Sängerkerriere die einzig verbliebene Basis. 1922 starb Alessandro Moreschi, der letzte Kastrat der päpstlichen Kapelle und der einzige, von dem Tondokumente erhalten sind.

Einzelnachweise

  1. Uta Ranke- Heinemann: Eunuchen für das Himmelreich, Vollst. Taschenbuchausg., 5. Aufl., Droemer Knaur, München 1996, ISBN 3-426-04079-4, S. 263
  2. http://www.vatican.va/holy_father/pius_x/motu_proprio/documents/hf_p-x_motu-proprio_19031122_sollecitudini_it.html www.vatican.va: Tra le sollecitudini, Absatz V „Die Sänger“, 13

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