Solidus

Solidus
Solidus des Konstantin II.

Der Solidus oder Aureus Solidus war eine römische Goldmünze.

Der Solidus wurde von Kaiser Konstantin dem Großen um 309 (spätestens aber 312) an Stelle des bis dahin üblichen Aureus eingeführt. Der Aureus war seit Kaiser Augustus die reichsweite Goldmünze gewesen, hatte aber im 3. Jahrhundert so massiv an Wert und Feingehalt verloren, dass eine Reform notwendig schien. Konstantin ließ den Solidus zuerst um 309 in Augusta Treverorum (Trier) prägen, seiner damaligen Residenz.

Unter seiner Herrschaft wurde der neue Aureus Solidus (also der „feste, zuverlässige Aureus“) jedoch nicht bloß die allgemeine Reichsmünze (seit 324), sondern erlangte bald auch Bedeutung über die Reichsgrenzen hinaus. Der Wert betrug 1/72 des römischen Pfundes (also in der Regel ca. 4,55 Gramm), was bisweilen durch die Zahl LXXII auf der Münze ausgedrückt wurde. 72 Solidi ergaben also ein Pfund, und 7200 Solidi einen römischen Zentner (centenarium).

Die Buchstaben OB kennzeichnen die solidi als Feingold (von obryzum, „geläutert“). Das gewöhnlichste Teilstück ist das Drittel, der Tremissis oder Triens, daneben war auch der halbe Solidus (der Semissis) verbreitet. Selten sind dagegen Stücke von 1 1/2, 2 und mehr Solidi (so genannte Medaillons). Nach modernen Schätzungen kursierten im 5. und 6. Jahrhundert viele Millionen Solidi im gesamten Mittelmeerraum und darüber hinaus.

Der Name Solidus hielt sich noch lange für verschiedene Geldwerte. Schließlich ging er im Hochmittelalter, als Feinheit und Kurswert der Münze immer mehr herabsanken, auf Kupfermünzen, wie den italienischen Soldo, den spanischen Sueldo und den französischen Sol (später Sou), über. In mittelalterlichen Dokumenten wird der Schilling oft mit der lateinischen Bezeichnung Solidus verwendet.

Nach dem Ende des weströmischen Kaisertums prägten die Herrscher der germanischen Nachfolgereiche zunächst weiter Solidi; da das Ausprägen von Gold als kaiserliches Privileg galt, setzten sie noch bis weit ins 6. Jahrhundert hinein das Abbild des oströmischen Kaisers auf die Rückseite der Münze. Auch nach dem Ende der Spätantike um 600 blieb der Solidus in Ostrom die wichtigste Währung. Im späten 7. Jahrhundert, als Ostrom/Byzanz an vielen Fronten um seine Existenz kämpfen musste, wurde der Feingehalt zwar leicht verringert, danach aber über Jahrhunderte nicht mehr. So wurde der Solidus zur Hauptmünze des mittelbyzantinischen Reiches, wo er meist als Nomisma (von griechisch nomizein – „glauben, vertrauen, für etwas halten“) bezeichnet wurde. In dieser Form war er bis zum beginnenden 12. Jahrhundert die „Leitwährung“ ganz Europas und des Mittelmeerraumes. Im Westen nannte man ihn auch Bezant (von Byzanz). Erst unter den Komnenen erfuhr die byzantinische Goldwährung dann einen raschen Verfall.

Vom Solidus leiten sich auch die Wörter Sold, Söldner und Soldat ab. Saldo, solide, solidarisch und konsolidieren sind etymologisch hingegen direkt auf das lateinische Adjektiv solidus („fest, zuverlässig, wahrhaftig, ganz, treu“) zurückzuführen, nicht auf den Namen der Münze.

Literatur

  • J. Banaji: Precious metal coinages and monetary expansion in Late Antiquity. In: F. De Romanis, S. Sorda (Hrsg.): Dal denarius al dinar. L’oriente e la moneta Romana. Atti dell’incontro di studio Roma 16–18 settembre 2004. Rom 2006, S. 265–303.
  • H. Chantraine: Solidus. In: Der kleine Pauly 5, Stuttgart 1979, Sp. 259f.

Weblinks

 Commons: Solidus – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • solidus — ● solidus nom masculin (latin solidus, solide) Sur un diagramme d équilibre thermodynamique, ensemble des points correspondant à la température de fusion commençante ou de solidification finissante. ● solidus, solidi nom masculin (latin solidus,… …   Encyclopédie Universelle

  • Solidus —   [lateinisch solidus (aureus) »gediegene (Goldmünze)«] der, /...di, von Konstantin dem Großen im Jahre 309 in Trier eingeführte Goldmünze im Gewicht von 1/72 römischen Pfund, 1 Solidus = 24 Siliquae. Der Solidus blieb auch nach dem Zusammenbruch …   Universal-Lexikon

  • solidus — SOLIDÚS s.n. (fiz.) Curbă, loc geometric al punctelor dintr o diagramă de faze, care reprezintă terminarea solidificării. – Din fr. solidus. Trimis de LauraGellner, 23.07.2004. Sursa: DEX 98  solídus s. n., pl. solídusuri Trimis de siveco, 10.08 …   Dicționar Român

  • Solidus — can refer to:* Solidus (punctuation), the ⁄ punctuation character; * solidus (chemistry), a concept in chemistry, materials science, and physics; * solidus (coin), a coin used in Ancient Rome; * Solidus Snake, a character in …   Wikipedia

  • SOLIDUS — nomen aurei apud Romanos nummi, His enim cum una fuisset olim forma nummi ex auro, non nisi Aureus is (vide supra) nominabatur, quô vocabulô differbat ab argenteis et aereis, quales erant coeteri nummi. Dein semisses et tremisses, aurei et ipsi… …   Hofmann J. Lexicon universale

  • solidus — late 14c., pl. solidi, used of both English shilling and Roman gold coin, from L.L. solidus, an imperial Roman coin (worth about 25 denarii), from nummus solidus, lit. solid coin (see SOLID (Cf. solid)) …   Etymology dictionary

  • solidus — solidùs, solidi̇̀ bdv. Solidùs žmogùs …   Bendrinės lietuvių kalbos žodyno antraštynas

  • solidus — [säl′i dəs] n. pl. solidi [säl′idī΄] [ME < LL < L solidus (nummus), lit., SOLID (coin)] 1. a gold coin of the Late Roman Empire 2. a medieval money of account worth twelve denarii: abbreviated s in £ s.d. 3. a) a slant line (/), orig. the …   English World dictionary

  • Solidus — Solidus. См. Солидус. (Источник: «Металлы и сплавы. Справочник.» Под редакцией Ю.П. Солнцева; НПО Профессионал , НПО Мир и семья ; Санкт Петербург, 2003 г.) …   Словарь металлургических терминов

  • Solĭdus [1] — Solĭdus, 1) fest, solid (s.d.); 2) (Bot.), dicht; 3) in der Mathematik so v.w. körperlich, im Gegensatz von dem, was sich auf Linien u. Flächen bezieht; daher Angulussolidus, der Körperwinkel (s.u. Stereometrie) …   Pierer's Universal-Lexikon

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”