Sportmedizinischer Dienst der DDR

Sportmedizinischer Dienst der DDR
Logo des SMD

Der Sportmedizinische Dienst (SMD) der DDR war ein staatlich geleitetes, flächendeckendes System der sportärztlichen Betreuung für die sporttreibende Bevölkerung. In allen 15 Bezirken sowie 224 Stadt- und Landkreisen der DDR existierten bis 1990 leistungsfähige sportärztliche Beratungsstellen, die von Ärzten mit der Qualifikation „Sportarzt“ oder „Facharzt für Sportmedizin“ geleitet wurden.

Dem SMD unterstand auch das „Zentralinstitut mit Rehabilitationszentrum und Dopingkontrolllabor“ in Kreischa, der zentralen Testeinrichtung, die jeder DDR-Sportler, der für internationale Wettkämpfe, insbesondere Olympische Spiele nominiert war, vorher zu durchlaufen hatte, um sicherzustellen, dass er negativ sein würde bei späteren internationalen Dopingkontrollen.

Geschichte

Die sportmedizinische Betreuung in der DDR von der anfänglich ehrenamtlichen sportärztlichen Versorgung für alle Sporttreibenden bis zur umfassenden sportmedizinischen Betreuung der Hochleistungssportler vollzog sich mit der Bildung des SMD ab 1963 unter zentraler Leitung. Mit der angestrebten und letztlich erreichten Weltgeltung der DDR im internationalen Sport, insbesondere bei den Olympischen Spielen, erhielt die leistungssportliche Aufgabenstellung im SMD absolute Priorität. Zuletzt waren mehr als zwei Drittel der 1800 Mitarbeiter des SMD mit diesen Aufgaben befasst. Die größter Geheimhaltung unterliegenden und staatlich organisierten „unterstützenden Maßnahmen“ (Doping) bei ausgewählten Sportlern unter Mitwirkung von Ärzten des SMD gaben bis zum Jahr 2000 Veranlassung zu umfangreichen Ermittlungen, Strafverfolgungen und Verurteilungen von Trainern, Funktionären und Ärzten. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands erfolgte keine Einordnung des SMD in das bestehende Gesundheitswesen der föderal gegliederten Bundesrepublik Deutschland. Der SMD wurde am 31. Dezember 1990 aufgelöst.

Struktur und Aufgaben

Struktur des SMD der DDR

Ziel war die Realisierung eines Hausarztsystems durch den SMD, wobei sich der Sportler jederzeit an seinen zuständigen Sportarzt wenden konnte, der auch gehalten war, regelmäßig im Training zu hospitieren und dort Einfluss auf die Trainingsgestaltung zu nehmen.

Jedem Bereich des SMD wurden im System des Leistungssports der DDR klare Verantwortlichkeiten zugewiesen. Den Kreissportärzten oblag vor allem die umfassende Betreuung der in den Trainingszentren aufgenommenen Nachwuchssportler, die in einem lückenlosen Auswahlverfahren in den jeweiligen Schulklassenstufen ausgesucht worden waren. Es konnten daneben je nach regionaler Gegebenheit und Interessenlage Aufgaben im breitensportlichen Bereich, in der Sporttherapie, im Behindertensport wie auch in der sportmedizinischen Lehre wahrgenommen werden. Solche Aktivitäten wurden allerdings als nachrangig angesehen und hatten hinter den Aufgaben der leistungssportlichen Betreuung zurückzustehen.

Die Sportvereinigung Dynamo als Institution der Ministerien des Innern und für Staatssicherheit sowie der Zollverwaltung der DDR baute neben einer eigenen Sportärztlichen Hauptberatungsstelle im Ostberliner Sportforum nach dem Beispiel des SMD ein gesondertes sportärztliches Betreuungssystem bis in die Bezirksebene auf.

Die Armeesportvereinigung Vorwärts wiederum unterhielt leistungsfähige sportmedizinische Abteilungen bei den Armeesportklubs (ASK) in Rostock, Frankfurt/Oder, Potsdam, Leipzig und Oberhof. Verbands-, Mannschafts-, Sektions- und Disziplingruppenärzte aus allen diesen Einrichtungen nahmen die spezifischen Aufgaben in den Sportverbänden bzw. deren Ärztekommissionen wahr.

Das seit 1961 von der Gesellschaft für Sportmedizin der DDR publizierte Fachorgan „Medizin und Sport“ firmierte ab 3/1969 unter der primären Herausgabe des SMD.

Außer der Betreuung von Leistungssportlern oblag dem SMD auch die Beurteilung der Befreiung vom obligatorischen Sport in den Schulen und Lehranstalten der DDR (bei mehr als vier Wochen Dauer).

Zuletzt (1990) waren im SMD rund 1800 Mitarbeiter angestellt, davon ca 350 Fachärzte für Sportmedizin. Das waren knapp 0,4 Prozent der im Gesundheits- und Sozialwesen der damaligen DDR insgesamt beschäftigten 500.000 Mitarbeiter.

Wenn auch bald klar wurde, dass der SMD nach Wende und Wiedervereinigung selbst bei konsequenter Veränderung seiner Leitungsstrukturen und personeller Reduzierung in einem föderal aufgebauten Staat keine Überlebenschance haben würde, gab es doch vielfältige Versuche, das System der sportmedizinischen Beratung und Betreuung der Sporttreibenden in den Territorien zu erhalten. Entsprechende Passagen waren auch im 1. Entwurf des Einigungsvertrages enthalten. Letztlich scheiterte die Realisierung am Einspruch der Finanzminister der Länder. Die Auflösung des SMD als zentrale Institution erfolgte Ende des Jahres 1990.

Weblink

http://www.zeitschrift-sportmedizin.de/Inhalt/images/Heft1204/322-329.pdf


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