- Oberhof
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Wappen Deutschlandkarte 50.70555555555610.725800Koordinaten: 50° 42′ N, 10° 44′ OBasisdaten Bundesland: Thüringen Landkreis: Schmalkalden-Meiningen Höhe: 800 m ü. NN Fläche: 23,47 km² Einwohner: 1.530 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 65 Einwohner je km² Postleitzahl: 98559 Vorwahl: 036842 Kfz-Kennzeichen: SM Gemeindeschlüssel: 16 0 66 047 Adresse der
Stadtverwaltung:Zellaer Straße 10
98559 OberhofWebpräsenz: Bürgermeister: Thomas Schulz (Freie Wähler) Lage der Stadt Oberhof im Landkreis Schmalkalden-Meiningen Oberhof ist eine Stadt im Landkreis Schmalkalden-Meiningen in Thüringen (Deutschland). Sie liegt am Kamm des Thüringer Waldes auf etwa 815 m ü. NN in der Nähe des Rennsteigs.
Oberhof ist als deutsches Wintersportzentrum bekannt. Besonders populär sind hier die Sportarten Biathlon, Rennrodeln bzw. Bobsport, Skilanglauf und die Nordische Kombination. Die Stadt lebt vom Tourismus. Im Jahr 2009 kamen 132.000 Gäste mit insgesamt 426.000 Übernachtungen nach Oberhof.[2] Damit ist Oberhof nach Erfurt und Weimar der meistbesuchte Ort in Thüringen sowie der meistbesuchte Ferienort im Thüringer Wald. Es ist auch ein staatlich anerkannter Luftkurort.
Oberhof ist auch bekannt für sein Sportgymnasium, welches das Zentrum der Wintersport-Nachwuchsförderung in Thüringen darstellt sowie für die dort stationierte Sportfördergruppe der Bundeswehr, welche einige der Oberhofer Leistungssportler betreut.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Oberhof liegt im Thüringer Wald, einem Mittelgebirge, in etwa 815 Metern Höhe. Südlich des Ortes verläuft der Rennsteig, der den Kamm des Gebirges darstellt. Die Stadt liegt auf einer Hochfläche, weshalb es im bebauten Gebiet keine großen Höhenunterschiede gibt. Direkt ans Stadtgebiet grenzt südlich der 904 Meter hohe Schützenberg. Etwa vier Kilometer südöstlich liegen mit dem 983 Meter hohen Großen Beerberg und dem 978 Meter hohen Schneekopf die beiden höchsten Berge Thüringens. Südwestlich von Oberhof liegen auch zwei Rennsteigpässe: der Grenzadler (ehemalige sächsisch-preußische Grenze) und das Rondell. Sie waren seit alters her Übergänge von Handelsstraßen. Bei Oberhof entspringen auch mehrere Flüsse, die Gera im Osten, die Ohra im Norden, die Hasel im Süden und die Schönau im Westen.
Die Umgebung Oberhofs ist komplett bewaldet, meistverbreitete Baumart ist die Fichte.
Ausdehnung des Stadtgebiets
Das Stadtgebiet hat die Form eines auf den Kopf gestellten T, wobei sich der älteste Siedlungskern im Südosten befindet. Später wuchs der Ort dann in Richtung Westen und in den letzten 50 Jahren auch in Richtung Norden. Das Gründle, eine natürliche Feuchtfläche im Nordosten der Stadt blieb bis 1997 unbebaut. Dann wurden dort die Rennsteigthermen Oberhof und ein Hochseilgarten errichtet.
Oberhof besitzt keine Ortsteile.
Nachbargemeinden
Oberhof liegt im nordöstlichsten Zipfel des Landkreises Schmalkalden-Meiningen und grenzt im Südwesten an drei weitere Gemeinden dieses Kreises, nämlich an Oberschönau, Steinbach-Hallenberg und Zella-Mehlis. Im Osten grenzt die Stadt an die Gemeinden Gehlberg, Gräfenroda und Frankenhain im Ilm-Kreis. An die zum Landkreis Gotha gehörigen Gemeinden Luisenthal, Crawinkel und Tambach-Dietharz grenzt Oberhof im Norden.
Klima
Das Klima Oberhofs ist sehr rau, deshalb konnte sich der Ort vor 1900 auch nicht entwickeln. Entgegen anderen Orten des Thüringer Waldes liegt Oberhof ungeschützt nach Norden, Westen und Osten auf einer Hochfläche. Die nächstgelegene Wetterstation ist auf der Schmücke in etwa sechs Kilometern Entfernung am Rennsteig (Klimadiagramm). Die jährliche Niederschlagsmenge ist mit etwa 1300 mm sehr hoch, die Jahresdurchschnittstemperatur liegt mit 4,4 °C im niedrigen Bereich. Die durchschnittliche Juli-Temperatur liegt bei 12,8 °C, die Januar-Temperatur bei -4,0 °C. Schnee liegt üblicherweise von Mitte November bis Ende März.
Geschichte
Oberhof wurde 1470 erstmals urkundlich erwähnt. Von 1826 bis 1918 gehörte der Ort zum Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha. 1830 ließ Herzog Ernst I. ein Jagdschloss errichten. 1861 kamen die ersten Feriengäste in den Ort. Mit der Fertigstellung des Brandleitetunnels der Bahnstrecke Neudietendorf–Ritschenhausen erhielt Oberhof 1884 einen Bahnanschluss, der den Ausbau des Fremdenverkehrs ermöglichte. 1901 besuchten 4.948 Gäste den Ort, 1913 waren es 12.772.[3] Nach der Gründung des Thüringer Wintersportverbandes, auf Initiative des Oberhofer Arztes Dr. Karl Weidhaas, im Februar 1905 in Oberhof entwickelte sich der Ort zu einem Mittelpunkt des Wintersports. Unter dem Einfluss des Herzogs Carl Eduard, der Wintersport betrieb und ein Schlosshotel (1908) sowie ein Golfhotel (1912) bauen ließ, wurde Oberhof ein mondäner Wintersportort.
Im Jahr 1906 wurde die erste Bobbahn und die erste Skisprungschanze eingeweiht. Im Jahr 1931 wurden im Ort erstmals Weltmeisterschaften ausgetragen, und zwar im Zweierbob und in der Nordischen Kombination auf der Hindenburgschanze. 1939 wurde Oberhof als Luftkurort in die amtliche Liste der Großdeutschen Heilbäder eingetragen. Während des Zweiten Weltkrieges mussten etwa 170 Frauen und Männer aus den von Deutschland besetzten Ländern Zwangsarbeit verrichten: beim Forstamt, bei der Bahnmeisterei, in Wehrmachtsreservelazaretten und im Fremdenverkehrsgewerbe. Im April 1945 kamen beim Todesmarsch des KZ Bad Salzungen drei Häftlinge ums Leben und wurden später auf dem Waldfriedhof an der Crawinkler Straße begraben, wo ein Gedenkstein an sie erinnert.[4]
Im November 1950 wurden insgesamt 48 Familien, überwiegend Eigentümer von Hotels und Pensionen, aufgrund angeblicher „Wirtschaftsverbrechen“ enteignet und aus Oberhof vertrieben.[5] Anschließend wurde Oberhof von der DDR-Führung systematisch zu einem Urlaubs- und Sportzentrum ausgebaut. Die Pensionen wurden als Ferienobjekte des FDGB weiterbetrieben.
Von 1951 bis 1956 fanden die DDR-Wintersportmeisterschaften in Oberhof statt. 1964 wurde der Bau der Großschanze am Rennsteig für das Skispringen abgeschlossen und 1971 die Rennschlittenbahn fertiggestellt, auf der 1973 erstmals die Rennrodel-Weltmeisterschaft ausgetragen wurde. Von 1968 bis 1978 erfolgte ein touristischer Ausbau Oberhofs auf 4500 Betten. Dazu wurden unter anderem die großen Hotelanlagen Panorama (1969), Rennsteig (1973) und Fritz Weineck (1975) errichtet. Das FDGB-Hotel Rennsteig, ein 15-stöckiges Hochhaus im Zentrum des Ortes, ausgestattet wie ein Interhotel, wurde 2002 und das 500 Betten Hotel Schützenberg (ehemals Fritz Weineck) im Jahr 2003 abgerissen. 2011 hat der Ort 3500 Gästebetten.
Am 7. Oktober 1985 erhielt Oberhof das Stadtrecht.
Einwohnerentwicklung
Entwicklung der Einwohnerzahl (ab 1994 31. Dezember):
- 1665: 51
- 1705: 150
- 1900: 400
- 1933: 1149
- 1939: 1086
- 1994: 2189
- 1995: 2118
- 1996: 2052
- 1997: 1981
- 1998: 1884
- 1999: 1845
- 2000: 1803
- 2001: 1726
- 2002: 1693
- 2003: 1647
- 2004: 1613
- 2005: 1632
- 2006: 1673
- 2007: 1594
- 2008: 1533
- 2009: 1513
- Datenquelle ab 1994: Thüringer Landesamt für Statistik
Politik
Stadtrat
Der Stadtrat besteht aus 12 Mitgliedern:
- Freie Wähler 8 Sitze
- CDU 3 Sitze
- fraktionslos 1 Sitz
Städtepartnerschaften
- Winterberg, Nordrhein-Westfalen
- Bad Neustadt an der Saale, Bayern
- Lillehammer, Norwegen, seit 1993[6]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Naturdenkmäler
Am Südostrand der Stadt, in der Nähe des 868 m hohen Pfanntalskopfs bietet der Rennsteiggarten Oberhof als Botanischer Garten für Gebirgsflora auf sieben Hektar einen Überblick über etwa 4000 verschiedene Pflanzenarten aus vielen Gebirgsregionen der Erde.
Sport
Zu den Besonderheiten Oberhofs gehört die Konzentration vieler Wintersportanlagen auf engstem Raum, so zum Beispiel die Sprungschanzen (Schanzenanlage im Kanzlersgrund, Jugendschanze Oberhof), die DKB-Ski-Arena Oberhof sowie die Rennrodelbahn Oberhof. Diese kann im Winter, wenn gerade keine Wettkämpfe auf ihr stattfinden, von jedermann für Ice-Rafting oder zum Bobfahren genutzt werden. Von Mai bis September gibt es auch Angebote für Sommerbobfahrten. Für Abfahrtsläufer wurde 1998 ein 800 m langer Hang für Abfahrtsläufer und Snowboarder einschließlich Sessellift, Beschneiungsanlage und Flutlichtbetrieb geschaffen. Die Stadt eignet sich im Winter auch besonders für Skilangläufer auf vielen Kilometern gespurter Loipen, während im Sommer die Gegend gut geeignet für Wanderungen ist. Auch der Rennsteig-Radfernweg führt durch die Stadt. Die jüngsten sportlichen Großereignisse in Oberhof waren die Austragung der Biathlon-Weltmeisterschaften 2004 in der Rennsteig-Arena Oberhof und die Rennrodel-Weltmeisterschaft 2008 auf der Rennrodelbahn Oberhof. 2009 wurde dann die DKB-Skisporthalle Oberhof in Betrieb genommen, auf deren 1,9 km langen Rundkurs mit bis zu 12 % Steigung man auch im Sommer Langlaufskisport betreiben kann.
Am Grenzadler befindet sich auch die Sportfördergruppe der Bundeswehr. Dort gehen unter anderem Biathleten, Bobfahrer, Nordische Kombinierer, Rennrodler und Langläufer des Bundeskaders ihrem Training nach. Auch erfolgreiche Trainer wie Frank Ullrich sind dort Sportsoldaten.
Die Rennsteig-Thermen, ein Freizeitbad mit Saunalandschaft, ist seit Oktober 2008 geschlossen. Außerdem gibt es den Hochseilgarten Woodjump, in dem man in 10 bis 14 m Höhe 20 Hochseilstationen erklettern kann.
Mit dem Herzoglichen Golfclub Oberhof besitzt die Stadt nicht nur einen der ältesten, sondern auch den einzigen denkmalgeschützten Golfclub in Deutschland.
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Wirtschaft Oberhofs ist einzig und allein auf den Tourismus gestützt. Somit sind die größten Arbeitgeber verschiedene Hotels, außerdem gibt es zahlreiche Gaststätten, Sportgeschäfte, ein Spaßbad, einen Hochseilgarten, ein Exotarium, das Thüringer Wintersportmuseum sowie weitere für den Tourismus benötigte Infrastruktureinrichtungen, wie den Oberen Hof als Stadtkern. Auch die Wintersportstätten schaffen zahlreiche Arbeitsplätze.
Verkehr
Oberhof liegt an der Landesstraße 3247 (ehemals Bundesstraße 247), welche das etwa 20 Kilometer südlich gelegene Suhl mit dem 30 Kilometer nördlich gelegenen Gotha verbindet. Über die L 3247 sind auch die A 71-Anschlussstelle Oberhof (etwa acht Kilometer südlich) und die A 4-Anschlussstelle Gotha (etwa 23 Kilometer nördlich) erreichbar. Landesstraßen führen von Oberhof nach Schmalkalden im Westen, Ilmenau im Osten sowie Gräfenroda und Crawinkel/Arnstadt im Nordosten.
Einen Bahnanschluss hat Oberhof seit dem 1. August 1884 an der Bahnstrecke Neudietendorf–Ritschenhausen. Der Bahnhof liegt jedoch etwa fünf Kilometer südlich der Stadt in einer Schlucht 160 Meter tiefer. Dort besteht alle zwei Stunden Anschluss nach Erfurt und Würzburg (RE 7: „Mainfranken-Thüringen-Express“) sowie nach Erfurt und Meiningen mit der Südthüringenbahn-Linie 4, ebenfalls alle zwei Stunden. Zusätzlich verkehrt im Winter an vier Wochenenden der „Rodelblitz“, ein Zug auf der Relation Eisenach–Bad Salzungen–Schmalkalden–Zella-Mehlis–Oberhof–Arnstadt. Dieses Angebot ist darauf ausgerichtet, Tagesgäste nach Oberhof zu bringen. Vom Bahnhof verkehren regelmäßig bei Abfahrt und Ankunft der Züge Anschlussbusse vom bzw. ins Stadtzentrum. Weitere Busverbindungen gibt es in alle nahe gelegenen Mittelzentren.
Durch Oberhof verlaufen der Bergwanderweg Eisenach–Budapest sowie der Rennsteig-Radwanderweg.
Medien
Die regionale Tageszeitung der Stadt ist das Freie Wort, Lokalausgabe Zella-Mehlis.
Persönlichkeiten
Sportler, die in Oberhof trainieren
- Biathlon: Sabrina Buchholz, Andrea Henkel, Arnd Peiffer, Christoph Stephan, Alexander Wolf
- Bobsport: Kevin Kuske, Martin Putze, Alexander Rödiger
- Langlauf: Jens Filbrich und Axel Teichmann
- Nordische Kombination: Tino Edelmann
- Skispringen: Stephan Hocke, Julian Musiol, Jörg Ritzerfeld und Andreas Wank
Sportler, die in Oberhof trainierten
- Biathlon: Katrin Apel, Sven Fischer, Frank Luck, Jens Triebel, Frank Ullrich und Kati Wilhelm
- Langlauf: Tobias Angerer undManuela Henkel
- Bobsport: Susi Erdmann, Wolfgang Hoppe, Andre Lange, Meinhard Nehmer und Roland Wetzig
- Nordische Kombination: Ronny Ackermann und Marko Baacke
- Rennrodeln: Jan Behrendt, Susi Erdmann, Bernhard Glass, Uwe Handrich, Norbert Hahn, Silke Kraushaar-Pielach, Jens Müller, Ute Oberhoffner, Margit Schumann und Melitta Sollmann
- Skispringen: Hans-Georg Aschenbach und Gerd Siegmund
Weitere Persönlichkeiten
- Alexander Lion (1870–1962), Begründer der deutschen Pfadfinder-Bewegung, arbeitete in den 1920er- und 1930er-Jahren als Arzt in Oberhof.
- Sandra Hüller (* 1978 in Suhl), deutsche Schauspielerin, verbrachte ihre frühe Kindheit in Oberhof.
Oberhofer Gebäude
Einzelnachweise
- ↑ Thüringer Landesamt für Statistik – Bevölkerung nach Gemeinden, erfüllenden Gemeinden und Verwaltungsgemeinschaften (Hilfe dazu)
- ↑ Thüringer Landesamt für Statistik
- ↑ Ulrich Hess: Geschichte Thüringens 1866 bis 1914. Weimar 1991, ISBN 3-7400-0077-5, S. 118, 341
- ↑ Thüringer Verband der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschisten und Studienkreis deutscher Widerstand 1933–1945 (Hg.): Heimatgeschichtlicher Wegweiser zu Stätten des Widerstandes und der Verfolgung 1933–1945, Reihe: Heimatgeschichtliche Wegweiser Band 8 Thüringen, Erfurt 2003, S. 255, ISBN 3-88864-343-0
- ↑ Rauswurf aus dem Paradies Spiegel.de
- ↑ Chronik der Deutschen Botschaft in Oslo; abgerufen am 22. März 2010
Weblinks
Commons: Oberhof – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- www.oberhof.de – Offizielle Website der Stadt
- Thomas Purschke: Wintersport in Oberhof: Filz am Ende des Tunnels. In: die tageszeitung, 7. Januar 2009
- Links zum Thema Oberhof im Open Directory Project
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