Staatsplanthema 14.25

Staatsplanthema 14.25

Staatsplanthema 14.25 war die Bezeichnung für die staatlichen Vorgaben, die in der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) zum Aufbau eines umfassenden Systems des staatlich organisierten und geförderten Dopings, also des systematischen Einsatzes leistungssteigernder Medikamente bei Leistungssportlern sowie der Entwicklung entsprechender Substanzen, führten. Grundlage war ein Beschluss des Zentralkomitees der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) vom 14. Juni 1974, der auf einer Vorlage der Leistungssportkommission der DDR basierte. Der Titel des geheimgehaltenen Themas im Staatsplan Wissenschaft und Technik lautete „Unterstützende Mittel im Sport“ durch die Forschungsgruppe „Zusätzliche Leistungsreserven“.

Zu den beteiligten Einrichtungen zählten unter anderem das Forschungsinstitut für Körperkultur und Sport in Leipzig, das Zentralinstitut für Mikrobiologie und experimentelle Therapie in Jena und die Militärmedizinische Akademie Bad Saarow im Bereich der Forschung sowie der VEB Jenapharm und das Arzneimittelwerk Dresden als Hersteller der verwendeten Präparate. Hauptsächlich eingesetzt wurden Anabolika wie die in der DDR entwickelten Substanzen Oral-Turinabol, Androstendion und Mestanolon. Ermittlungen nach 1990 ergaben, dass wahrscheinlich rund 400 Ärzte, Trainer und Funktionäre direkt in das System involviert waren.[1] Die Zahl der betroffenen Sportler, die zum Zeitpunkt des Dopings zum Teil minderjährig waren und oft nicht über den Charakter der ihnen verabreichten Medikamente aufgeklärt wurden, wird auf 7.000 bis 10.000 geschätzt, von denen bei mindestens einem Prozent von körperlichen oder psychischen Spätfolgen auszugehen ist.[1][2]

Die ranghöchsten Funktionäre, die für ihre Rolle im Rahmen des Dopingsystems der DDR wegen Beihilfe zur Körperverletzung rechtskräftig zu Bewährungsstrafen verurteilt wurden, waren Manfred Ewald, Präsident des Deutschen Turn- und Sportbunds (DTSB) und später auch des Nationalen Olympischen Komitees der DDR, Manfred Höppner, der Vizechef des Sportmedizinischen Dienstes der DDR, und Lothar Kipke, der Chefarzt des Deutschen Schwimmsport-Verbandes der DDR. Der 1999 gegründete Verein Doping-Opfer-Hilfe unterstützt ehemalige Sportler, die von den Folgen des Dopings im DDR-Sport betroffen sind.

Einzelnachweise

  1. a b Barbara Bürer und Nils Klawitter: Seit 1990 schmückt sich der Westen mit den Sportlern aus DDR-Produktion. Ihre Schöpfer stehen nun vor Gericht In: Die Zeit. Ausgabe vom 19. März 1998
  2. Udo Scheer: Nimm das, ist gut für dich. Ines Geipel klagt an: Doping in der DDR In: Die Welt. Ausgabe vom 1. September 2001

Literatur

  • Klaus Latzel: Staatsdoping: Der VEB Jenapharm im Sportsystem der DDR. Böhlau Verlag, Köln, Weimar und Wien 2009, ISBN 3-41-220329-7
  • Karl-Josef Ulmen: Pharmakologische Manipulationen (Doping) im Leistungssport der DDR. Peter Lang Europäischer Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main 2000, ISBN 3-63-135586-6
  • Brigitte Berendonk: Doping. Von der Forschung zum Betrug. Rowohlt Taschenbuch, Berlin 1992, ISBN 3-49-918677-2

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