- St.-Josef-Kirche (Lingen)
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Die katholische Josefskirche ist die im Basilikastil[1] erbaute Pfarrkirche der St.-Josef-Gemeinde Lingen-Laxten und gehört zum Dekanat Emsland Süd des Bistums Osnabrück.[2] Sie zählt neben der St.-Bonifatius-Kirche zu den größten Kirchen in Lingen und bietet etwa 900 Gläubigen Platz (Sitzplätze). Neben der Nutzung durch die Pfarrgemeinde für werk- und sonntägige Gottesdienste finden hier häufig Konzerte, oft unter Beteiligung des gemeindeeigenen Chores, statt. Daneben hält die griechisch-orthodoxe Gemeinde der Stadt hier alle vier Wochen ihren Gottesdienst. Die schlichte Backsteinbasilika steht unter Denkmalschutz.[3]
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Bedingt durch den ersten Weltkrieg wuchs die Stadt Lingen um mehrere tausend Einwohner. So konnte die Zahl der Gläubigen nicht mehr durch die St. Bonifatius Kirche im Stadtzentrum versorgt werden. Daher wurde bereits im Juli 1930 ein 1,45 Hektar großes Grundstück für einen geplanten Kirchenbau erworben.[4] Am 23. Dezember 1932 wird vom Architekten Prof. Dominikus Böhm ein erster Entwurf für den Bau der neuen Kirche vorgelegt, welchem am 21. Juli 1935 der endgültige Entwurf folgte.[5] Die Pläne der Kirche lagern heute im Staatsarchiv in Köln.[6]
Am 6. September 1935 begannen die Erdarbeiten, am 10. November desselben Jahres erfolgte die Grundsteinlegung.[7] Nach 11/2 Jahren konnte bereits am 7. März 1937 die neue Kirche durch den Bischof Dr. Wilhelm Berning geweiht werden.[8] Der Neubau kostete über 130.000 RM.[9]
Während des zweiten Weltkrieges wurde die Kirche durch zahlreiche Volltreffer beschädigt. Im Juni 1945 sind bereits die größten Schäden behoben, dennoch fehlen über viele Jahre hinweg Dachziegel, so dass an der Nordseite ein großes Loch im Dach klafft.[10]
1957 wurde die Kirche renoviert und dabei ein Mosaik an der Stirnseite über dem Hochaltar angebracht, welches vom Künstler Werner-Jakob Korsmeier gestaltet wurde und die allerheiligste Dreifaltigkeit darstellt.[11] Um die Kosten hierfür zu reduzieren wurde das Mosaik von Gemeindemitgliedern unter der Federführung des Künstlers selbst angebracht.[12] Von Januar bis März 1969 wurde die Altarinsel mit dem Hochaltar im Ergebnis des zweiten vatikanischen Konzils umgebaut und ein Volksaltar errichtet.[13]
Die letzte große Renovierung fand in den Jahren von 1982 bis 1985 statt. Hierbei wurden der Eingangs- und Altarbereich neu gestaltet und eine Tabernakelkonche gebaut.[14]
Im Jahre 2006 wurde das Dach erneuert. Bereits im folgenden Jahr wurde beim Orkan Kyrill das Turmdach beschädigt, so dass dieses repariert werden musste. Für das Jahr 2009 ist eine komplette Innenraumrenovierung geplant.
Glocken
1937–1942
Am 28. Februar 1937, wenige Tage vor der Kirchweihe, konnten die vier Bronzeglocken der neuen Kirche geweiht werden. Ihre Inschriften wurden dem ersten Brief des Paulus an die Korinther (1 Kor 16,13-14 EU) entlehnt. Sie wurden von der Firma Ulrich in Apolda gegossen, mussten aber bereits am 12. August 1942 im Rahmen der Metallspende abgegeben werden.[15]
Name Gewicht Ton Inschrift St. Josef 1900 kg cis Seid wachsam! St. Maria 1160 kg e Steht fest im Glauben! St. Elisabeth 750 kg fis Handelt mannhaft und seid stark St. Johanna 500 kg gis Alles bei euch geschehe in Liebe seit 1958
Erst 16 Jahre später wurden vier neue Glocken, diesmal aus Stahl, beschafft. Diese wurden vom Bochumer Verein hergestellt und am 7. Dezember 1958 geweiht. Sie sind denselben Heiligen geweiht und tragen dieselben Inschriften wie die bisherigen.[16]
Orgeln
Anfänge
Aus Kostengründen war es nicht möglich, die Kirche direkt bei der Fertigstellung mit einer Orgel auszustatten. So musste die Gemeinde zunächst mit einem Harmonium begleitet werden. Im Oktober 1942 konnte eine neue Orgel geweiht werden, welche von der Firma Vierdag aus Enschede stammte. Jedoch wurde diese bald baufällig und vom Holzwurm befallen.[17]
Walcker-Orgel (seit 1974)
Nach lebhaften Diskussionen wurde 1972 beschlossen, die Orgel aus der Aula der pädagogischen Hochschule Münster zu beschaffen, welche zum Verkauf stand.[18] Dabei handelte es sich um eine Konzertorgel[19] der Orgelbaufirma Walcker aus dem Jahre 1957.[20] Es dauerte über ein Jahr, die Orgel aus der Aula zu entfernen und auf der Empore der Kirche einzubauen und zu intonieren. Am 23. Februar 1974 konnte die Orgel geweiht werden.[21]
Die 2131 Pfeifen der Orgel verteilen sich auf 31 Register[22], welche über drei Manuale (Tonumfang C bis g3) und das Pedal (Tonumfang C bis f1) gespielt werden.[23] Bei ihrer Indienststellung war sie die größte Orgel der Stadt (mittlerweile fällt dieser Titel der Fischer + Krämer Orgel der Bonifatiuskirche mit etwa 6000 Pfeifen zu). Sie wird über einen fahrbaren Spieltisch mit elektropneumatischer Traktur gespielt.[24]
I Hauptwerk C–g3 Quintatön 16′ Prinzipal 8′ Hohlflöte 8′ Oktave 4′ Gedacktflöte 4′ Waldflöte 4′ Mixtur V–VI Trompete 8′ II Beiwerk C–g3 Gedacktpommer 8′ Rohrflöte 4′ Prinzipal 2′ Terz 13/5′ Quinte 11/3′ Zimbel III Sifflöte 1′ Dulcian 16′ Tremolo III Schwellwerk C–g3 Rohrflöte 8′ Weidenpfeife 8′ Weitprinzipal 4′ Unda Maris 8′ Nasat 22/3′ Engprinzipal 2′ Scharff 4′ Oboe 8′ Tremolo Pedal C–f1 Gedacktbass 16′ Prinzipalbass 8′ Choralbass 4′ Nachthorn 2′ Hintersatz III–IV 22/3′ Posaune 16′ Clairon 4′ - Koppeln: HW/P, BW/P, SW/P, BW/HW, SW/HW, SW/BW.
- Spielhilfen: Schwelltritt, Crescendowalze, freie Pedalkombination I/II, freie Kombination 1/2/3/Handreg., Zungenabsteller, Generalabsteller, Man. 16′ ab, Mixtur ab, Tutti.
Walcker-Positiv (seit 1975)
1975 wurde für die Schola[25] ein kleines Positiv angeschafft, welches ebenfalls von der Firma Walcker stammt. Es besitzt lediglich drei Register, welche über ein Manual ohne Pedal gespielt werden können. Heute steht es im Chorraum der Kirche und wird hauptsächlich zur Chorbegleitung oder bei kleineren Gottesdiensten verwendet.
I Manual C–f3 Gedeckt 8′ Rohrflöte 4′ Prinzipal 2′ Pfarrer
- 1937–1950 Heinrich Lagemann (* 28.11.1896; † 21.10.1960)
- 1950–1955 Franz Kramer (* 14.06.1905; † unbekannt)
- 1955–1972 Hermann Josef Ludden (* 02.01.1907; † 01.04.1974)
- 1972–1999 Theodor Johannes-Bernhard Dierkes (* 04.03.1930)
- seit 1999 Martin Trimpe (* 1942)
siehe auch
Literatur
- Dierkes, Theodor (1987): Chronik der Pfarrgemeinde St. Josef Lingen-Laxten. Herausgegeben von der Pfarrgemeinde St. Josef Lingen-Laxten.
- Dehio, Georg (1992): Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Bremen, Niedersachsen. Neubearbeitete, stark erweiterte Auflage. Berlin: Deutscher Kunstverlag. ISBN 3-422-03022-0.
Weblinks
- http://www.stjosef-laxten.de/ – Webseite der Pfarrgemeinde
Einzelnachweise
- ↑ siehe Dierkes 1987: 46
- ↑ http://www.bistum-osnabrueck.de/php/schematismus/list.php?dekanat_id=10026 (Zugriff: 14. Oktober 2008)
- ↑ siehe Dehio 1992: 835
- ↑ siehe Dierkes 1987: 40 f.
- ↑ siehe Dierkes 1987: 20
- ↑ siehe Dierkes 1987: 247
- ↑ siehe Dierkes 1987: 42
- ↑ siehe Dierkes 1987: 38
- ↑ siehe Dierkes 1987: 70
- ↑ siehe Dierkes 1987: 86
- ↑ siehe Dierkes 1987: 100
- ↑ Persönliches Gespräch mit dem Pfarrer Dr. Martin Trimpe am 8. April 2007
- ↑ siehe Dierkes 1987: 21
- ↑ siehe Dierkes 1987: 25
- ↑ siehe Dierkes 1987: 43 f.
- ↑ siehe Dierkes 1987: 44 f.
- ↑ siehe Dierkes 1987: 137–140
- ↑ siehe Dierkes 1987: 138
- ↑ siehe Dierkes 1987: 141
- ↑ Hübner, Wenzel (1986): 21000 Orgeln aus aller Welt: 1945–1985. Frankfurt am Main: Lang. S. 185.
- ↑ siehe Dierkes 1987: 139
- ↑ siehe Dierkes 1987: 140
- ↑ Orgel dem Autor bekannt
- ↑ siehe Dierkes 1987: 140 f.
- ↑ siehe Dierkes 1987: 118
- ↑ siehe Dierkes 1987: 73
- ↑ siehe Dierkes 1987: 200–202
52.5227916666677.34145Koordinaten: 52° 31′ 22″ N, 7° 20′ 29″ O
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