St. Johann (Lemgo)

St. Johann (Lemgo)
St. Johann zu Lemgo

St. Johann ist eine evangelisch-reformierte Pfarrkirche in der Lemgoer Innenstadt. Die Geschichte dieses Kirchbaus lässt sich bis etwa auf das Jahr 780 datieren.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Kirchbau reicht mit seiner Geschichte bis in das Jahr 780 und dürfte die Keimzelle der heutigen Stadt Lemgo sein. Die Gründung von Lemgo fällt damit in die Zeit Karl des Großen. Erwiesen wurde dies durch die Bestimmung des Alters eines kleinen Knochenstücks auf dem Friedhof von St. Johann mittels der Radiokarbonmethode.[1]

In der Nähe des ehemaligen Johannistores lag das Franziskanerkloster mit seiner Kirche, auch Brüderkloster[2] genannt.

Das Kloster war an der Stelle eines Hofes gegründet worden, den der Knappe Johann von Molenbeck im Jahre 1463 den Franziskaner-Observanten in Hamm zur Verfügung gestellt hatte. Der Neugründung war infolge der Reformation keine lange Lebensdauer beschieden.

Baugeschichte und Baustil

Stumpfer Turm

Die Kirche wurde nach der Zerstörung der Kirche St. Johannis extra muros[2] („St. Johann vor den Stadtmauern“) im Jahre 1638 der Johannisgemeinde überlassen. Der Stumpfe Turm zeugt von der alten Kirche.

Hauptartikel: Stumpfer Turm

Die Kirche ist im Innern wie Äußern öfter verändert worden. Wie sie zur Klosterzeit aussah, ist nicht bekannt. Im Innern ist keine Spur der ehemaligen Ausstattung erhalten. Aus einem Stich Lemgos von Lennep (1664) ist zu ersehen, dass die Kirche damals ein Satteldach und einen Dachreiter mit schlanker Spitze hatte. Das Walmdach und der Dachreiter mit Zwiebelspitze stammen von der durchgreifenden Erneuerung der Kirche unter Pastor Pothmann im Jahre 1799. Damals wurde auch der Giebel mit der Uhr hinzugefügt.

Nach Art der meisten Klosterkirchen ist die Brüderkirche nur auf einer Längsseite von Fenstern durchbrochen, was dem Innern ein gleichmäßig warmes Licht gibt.

Ausstattung

Innenansicht

Weit vorspringende Emporen umgeben den Raum auf drei Seiten, von gedrehten Säulen getragen. Die Brüstung zeigt zierliches Schnitzwerk im Geschmack der Barockzeit. Diese Innenausstattung stammt aus dem Jahre 1684. Die Zahl steht auf dem in der Mitte angebrachten Wappen des Grafen Casimir zur Lippe-Brake.

Auch die Kanzel stammt aus jener Zeit. Es ist eine Schenkung, wie die Inschrift und das prächtig geschnitzte Wappen der edlen Stifterin zeigen:

„Die Wohlgebohrne Frauwe Dorothea Christina De Wreden gebohrne Von Exterde hat diese Cantzel zum Andenken ihrer eintzigen zu dieser Kirche begrabenen Tochter Theodore Hermine de Wreden verehrt. 1683“.[2]

Die zweite Orgel ist im Jahre 1919 durch eine neue ausgetauscht worden.

Der Dachreiter verfügt nur über eine kleine Uhrglocke aus Gussstahl (Bochumer Verein) im Ton b2, die vom Bochumer Verein gegossen wurde und die Nachfolgerin einer mittelalterlichen Glocke ist. Im Stumpfen Turm hängen die beiden Läuteglocken, von denen die kleinere, 1398 gegossene Glocke die älteste datierte Glocke in Lippe ist.

Gottesdienst

An Sonn- und Feiertagen um 10 Uhr feiert die Gemeinde den Predigtgottesdienst in der Kirche.

Einzelnachweise

  1. Karl der Große als möglicher Urvater von Lemgo, Artikel in der Lippischen Landeszeitung vom 19. November 2009 [1]
  2. a b c Karl Meier-Lemgo: Geschichte der Stadt Lemgo. Wagener, 2. Aufl., Lemgo 1962, 56–57.

Weblinks

 Commons: St. Johann (Lemgo) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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