Johann Friedrich Kleuker

Johann Friedrich Kleuker

Johann Friedrich Kleuker (* 24. Oktober 1749 in Osterode, Deutschland; † 1. Juni 1827 in Kiel, Deutschland) war ein evangelischer Pfarrer und Professor der Theologie.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johann Friedrich Kleuker – Sohn eines Kamelottwebers[1] – studierte seit 1770 an der Universität Göttingen die Fächer Theologie, Philologie und Philosophie. Seit 1773 arbeitete Kleuker als Hauslehrer in Bückeburg, wo er die Bekanntschaft mit Johann Gottfried Herder machte. Er vermittelte im Jahr 1775 Kleuker die Stelle eines Prorektors in Lemgo. 1778 wurde er Rektor eines Gymnasiums in Osnabrück, und er lernte Justus Möser kennen. Dessen Nichte Klara Auguste von Lengerke und Johann Friedrich Kleuker heirateten 1784.

Mit Hilfe seiner Freunde Friedrich Heinrich Jacobi und Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg sowie durch eine Vermittlung des Grafen Friedrich Karl von Reventlow erhielt Kleuker 1798 eine Professur für Theologie an der Christian-Albrechts-Universität in Kiel sowie eine Ernennung zum Ordinarius für Altes und Neues Testament, ohne dass ein solcher Lehrstuhl an der Universität frei war.[2] Die Berufung kam auch durch einen Einfluss des orthodox-pietistischen Emkendorfer Kreises zustande, denn Kleuker sollte als Vertreter des Supranaturalismus den an der theologischen Fakultät herrschenden Rationalismus zurückzudrängen:

Seit 1791 hatte Johann Otto Thieß (1762–1810) als ein Vertreter der rationalistischen Richtung an der Kieler Universität eine Theologieprofessur inne. Mit seinem Buch Jesus und die Vernunft löste Thieß 1794 eine offene Auseinandersetzung zwischen den beiden Lagern aus. Hieran beteiligte sich als ein Gegner der Rationalisten auch der Generalsuperintendent von Holstein, Johann Leonhard Callisen. Zur gleichen Zeit gab es Debatten um eine neue Schleswig-Holsteinische-Kirchen-Agende, die Jakob Georg Christian Adler, der Generalsuperintendent von Schleswig, erarbeitet hatte und die 1797 veröffentlicht wurde. In diesen Konflikten gelang es Johann Friedrich Kleuker nicht, in Kiel eine vermittelnde Position zu übernehmen. Seine Bedeutung lag schließlich vor allem in der Weiterentwicklung der vergleichenden Religionswissenschaft und in der Apologetik. Einfluss übte er insbesondere auf den Pastoraltheolgen Claus Harms aus.

Positionen

Johann Friedrich Kleuker, der über eine umfangreiche Privatbibliothek[3] verfügte, hat in seinen Veröffentlichungen mehrere theologischen Richtungen erforscht und beschrieben. Hinsichtlich seiner Forschungs- und Interessensgebiete wurde Kleuker mit dem Theologen Johann Friedrich von Meyer verglichen. Generell betreffen die Veröffentlichungen folgende Gebiete:

  • Religionsgeschichte
  • Orientalismus
  • Mandäismus
  • Sabbäismus
  • Indische Religionen
  • Persische Religion.

Trotz dieser Vielfalt gründete Kleukers theologische Apologetik im Supranaturalismus, der sein Denken beeinflusste.[4]

Veröffentlichungen

  • Deutsche Übersetzung des Werkes von Abraham Hyacinthe Anquetil-Duperron: Zend-Avesta, ouvrage de Zoroaster. Paris 1771. Drei Bände. Hartnoch, Riga 1776–1778.
  • Magikon oder das geheime System einer Gesellschaft unbekannter Philosophen. 1784. Nachdruck bei Ansata, Schwarzenburg 1980.
  • Salomonische Denkwürdigkeiten. Als Anhang das Buch der Weisheit übersetzt und durch Anmerkungen erläutert. Hartnoch, Riga 1785.
  • Neue Prüfung und Erklärung der vorzügliche Beweise für die Wahrheit und den göttlichen Ursprung des Christenthums, wie der Offenbarung überhaupt. Hartnoch, Riga 1787 u. 1789.
  • Zend-Avesta im Kleinen. Das ist Ormuzd's Lichtgesetz oder Wort des Lebens an Zoroastre. Hartnoch, Riga 1789. Nachdruck: Kessinger Pub, 2009 ISBN 978-1-120-05637-5
  • Des Quintus Septimius Florens Tertullianus Vertheidigung der christlichen Sache gegen die Heiden. Hermannschen Buchhandlung, Frankfurt am Main 1797.
  • Das Brahmanische Religionsystem im Zusammenhange dargestellt und auf seinen Grundbegriffen erklärt, wie auch von den verschiedenen Ständen Indiens mit besonderer Rücksicht auf Fr. Paullini a S. Bartholomaeo Systema Brahmanicum. Hartnoch, Riga 1797.
  • Grundriss einer Encyklopädie der Theologie oder christlichen Religionswissenschaft. Zwei Bände. 1800 u. 1801.

Literatur

  • Frank Aschoff: Der theologische Weg Johann Friedrich Kleukers (1749-1827). Lang, Frankfurt am Main u.a.O. 1991 ISBN 3-631-44253-X
  • Werner Schütz: Johann Friedrich Kleuker. Seine Stellung in der Religionsgeschichte des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Röhrscheid, Bonn 1927.

Weblinks

Anmerkung und Einzelnachweis

  1. Kamelott ist eine Gewebe in Leinwandbindung: Wollkammgarn in der Kette und Baumwolle im Schuss. (DTV-Lexikon: Lemma Kamelott. München 2006.
  2. Werner Schütz: Johann Friedrich Kleuker. Seine Stellung in der Religionsgeschichte des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Röhrscheid, Bonn 1927, S. 10.
  3. Catalogus librorum Kleukeri. Kiel 1828.
  4. Werner Schütz: Johann Friedrich Kleuker. Seine Stellung in der Religionsgeschichte des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Röhrscheid, Bonn 1927, S. 7 u. 11.

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