Stadtbibliothek Ludwigsburg

Stadtbibliothek Ludwigsburg

Die Stadtbibliothek Ludwigsburg gehört mit 1.075.544 Entleihungen im Jahr 2010 zu den meistgenutzten öffentlichen Bibliotheken Deutschlands. Im nationalen Bibliotheksranking BIX belegte sie 2010 den achten Platz in der Größenklasse der Städte zwischen 50.000 und 100.000 Einwohner.

Die Stadtbibliothek von innen

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die erste Ludwigsburger Bibliothek wurde 1765 von Herzog Carl Eugen gegründet. Nachdem die königliche Residenz in den Folgejahren mehrmals zwischen Ludwigsburg und Stuttgart wechselte, kam die Bibliothek nach nur elf Jahren als spätere Württembergische Landesbibliothek nach Stuttgart. In den 20ern und 30ern des 19. Jahrhunderts entstanden weitere Bibliotheken. Dabei handelte es sich ausschließlich um Privatinitiativen wie bspw. die Bibliotheken der Museumsgesellschaft (seit 1823) und der Bürgergesellschaft (seit 1832). Diese Bibliotheken standen lediglich Mitgliedern zur Verfügung. Anfang dieses Jahrhunderts existierten in Ludwigsburg etwa 30 – 40 Institutionen und Vereine mit eigenen kleinen Bibliotheken. Dazu kamen noch die ebenfalls kleinen Ortsbüchereien der eingemeindeten Teilorte Hoheneck und Oßweil. Die Pläne zur Errichtung einer öffentlichen Volksbibliothek wurden aufgrund der erheblichen Belastung der Stadt durch den hohen Kriegsbeitrag auf die Zeit nach Kriegsende verschoben. Tatsächlich findet der damalige OB Dr. Frank nach dem Krieg den idealen Partner für den Aufbau einer Stadtbibliothek: Dr. Erwin Ackerknecht. Ackerknecht, der eine fast 40-jährige Berufserfahrung als Bibliotheksleiter in Stettin vorweisen konnte, bekam im Sommer 1945 eine Anstellung als Kulturreferent mit den Aufgaben: Einrichtung einer Stadtbücherei und Volkshochschule, sowie Leitung des Heimatmuseums.

Auf der Suche nach Büchern und Räumen

Die Suche nach Büchern und Räumen erweist sich als schwer. In einem Aufruf der Stadtbibliothek an die Bevölkerung bittet er ihr „alle entbehrlichen Bücher, außer Schulbüchern anzubieten und gegen Entgelt oder kostenlos zu überlassen“. Die Bevölkerung hat aber in diesen Jahren genügend andere Probleme und denkt an die Bücherei sicher nicht zuerst. Als noch größeres Problem erweist sich die Raumsuche für die geplante Bibliothek. Als erste provisorische Lösung dienen die Räumlichkeiten einer 200 m² großen Wohnung in der Bahnhofstraße 35. Mit einem Anfangsbestand von ca. 2000 Bänden ist die Bibliothek am 17. Juni 1946 erstmals zur allgemeinen Benutzung geöffnet. In den ersten Jahren ist die Stadtbücherei trotz genannter Mängel ein voller Erfolg. Am 31. März 1947 sind bereits 1317 Leser eingeschrieben und bis 1951 hat sich der Buchbestand verfünffacht.

Amerikanische Bibliothek setzt neue Maßstäbe

Im Juni 1950 eröffnet in der Reinhardtskaserne das amerikanische Generalkonsulat eine amerikanische Bibliothek, die ganz neue Maßstäbe setzt. Mit ihren großzügigen Räumen, gebührenfreie Freihandausleihe, ihrem Lesesaal und ihrer Kinder- und Jugendabteilung kann die Stadtbücherei einfach nicht mithalten. Und da für Verbesserungen und Neuerungen kein Geld vorhanden ist, gehen die Ausleihzahlen drastisch zurück. Erst als im Januar 1953 bekannt wird, dass die Reinhardtskaserne Ende Februar geschlossen werden soll, ergibt sich für die Stadtbibliothek eine einmalige Chance. Das amerikanische Generalkonsulat überlässt der Stadt das Gebäude samt dem Inventar der amerikanischen Bibliothek.

Neuanfang mit neuem Konzept

Am 6. Oktober 1953 übergab Ackerknecht seinem Nachfolger Karl-Heinz Schiller die neue Stadtbibliothek in der Reinhardtskaserne. Neben den neuen Räumlichkeiten

  • Hauptbücherei mit integrierter Jugendabteilung
  • Kinderbücherei in einem eigenen Raum
  • Lesesaal mit Zeitschriften und Nachschlagewerken
  • Arbeits- und Verwaltungsräume

verbesserte besonders die Freihandaufstellung die Nutzung der Bibliothek. Erstmals hatten die Nutzer also freien Zugang zu Büchern und Medien ihrer Bibliothek. Innerhalb eines Jahres erhöhte sich die Anzahl der Neuanmeldungen um 341 %.

Bücherbus und erste Zweigstelle

Der Rücken ist wieder frei für neue Aufgaben und so wird im Frühjahr 1956 darüber diskutiert, wie auch die Stadtteile mit Büchern versorgt werden können. Im April 1958 entscheidet sich der Gemeinderat für die Anschaffung eines Bücherbusses in Form eines Sattelschleppers. Im Dezember 1958 beliefert schließlich Deutschlands größter Bücherbus – mit rund 3500 Büchern – erstmals die Ludwigsburger Stadtteile mit Medien der Stadtbibliothek. Im Mai 1966 eröffnet die Stadtbibliothek mit Hilfe einer Spende der Firma Burr ihre erste Zweigstelle in der neugebauten Schlößlesfeld-Grundschule.

Das Kulturzentrum und der Rathaushof

Zweigstellen heute

Im November 1975 wird im Schulzentrum West eine weitere Bibliothek als vorerst nicht öffentliche Zweigstelle eröffnet. Dies ändert sich 1994, als sie schließlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird. Heute ist die Zweigstelle West mit ca. 27.000 Medien die größte Außenstelle der Stadtbibliothek. Mit einem aktuellen Medienbestand von ca. 19.000 Medien fährt der Bücherbus wöchentlich 12 Haltestellen im Stadtgebiet an. Die Zweigstelle Schlößlesfeld beherbergt ca. 16.000 Medien.

Das heutige Kulturzentrum

Nach zehn Jahren platzt die Stadtbücherei auch in der Reinhardtskaserne aus allen Nähten. Anfang 1963 laufen daher Überlegungen, im Hof des Rathauses einen gemeinsamen Neubau für Stadtbücherei, Volkshochschule und Jugendhaus zu errichten. Am 26. Februar stimmt der Gemeinderat dem Raumprogramm zu und so wird am 15. September 1969 die Stadtbücherei im neuen Kulturzentrum eröffnet. In den folgenden siebziger und achtziger Jahren nehmen immer mehr Bürger die Angebote der Stadtbibliothek in Anspruch. Entspricht die Zahl der eingetragenen Leser 1970 noch 12% der Einwohner, so steigt diese Zahl bis 1990 auf 21%. In den Neunzigern wird dieser Trend fortgesetzt, so dass die Entleihungszahlen im Kulturzentrum von 1993 bis 2005 um 92% steigen. 2009 wurde die Ausleihverbuchung auf ein RFID-System umgestellt.

Bestand und Dienstleistungen

Medienbestand

  • 80.000 Sach- und Fachbücher
  • 30.000 Romane
  • 50.000 Kinder- und Jugendbücher
  • 30 regionale, nationale und internationale Zeitungen
  • 250 Zeitschriften
  • über 5000 CD-ROMs und Lernprogramme
  • ca. 14.000 CDs und DVDs

Kataloge und Datenbanken

  • Online-Katalog – Recherche im gesamten Medienangebot der Stadtbibliothek, Vorbestellung entliehener Titel und Verlängerungen
  • Öffentliche Internet-Plätze mit Textverarbeitung und Drucker
  • Datenbanken und Lernprogramme zur Vor-Ort-Recherche

Onlinebibliothek-LB

Seit September 2008 betreiben sechs Bibliotheken im Landkreis Ludwigsburg (Asperg, Bietigheim-Bissingen, Ditzingen, Gerlingen, Kornwestheim, Ludwigsburg) eine gemeinsame Zweigstelle im Internet. In der etwa 10.000 Medien umfassenden Onlinebibliothek-LB können Bücher, Hörbücher, Musik, Filme und Zeitschriften heruntergeladen werden. Die Internetfiliale ist rund um die Uhr geöffnet. Die Ausleihe ist zeitlich begrenzt: Nach Ablauf der Frist können die mittels DRM geschützten Medien nicht mehr genutzt werden. Gefördert wird das Projekt vom Landkreis Ludwigsburg und der Kulturstiftung der Kreissparkasse.

Allgemeine Serviceleistungen

  • Führungen für Erwachsene – regelmäßige öffentliche Führungen, auch Einführungen ins Internet und in den Online-Katalog
  • Leihverkehr
  • Leserwünsche
  • Literaturlisten
  • Veranstaltungen zu literarischen und aktuellen Themen für Erwachsene und Kinder
Die Kinderbücherei der Stadtbibliothek

Dienstleistungen für Schulen und Kindergärten

  • Führungen für alle Schularten und Klassenstufen
  • Handapparate zu Unterrichtsthemen als Präsenzbestand nach Wunsch der Lehrkräfte
  • Empfehlungslisten zu aktuellen Themen mit in der Stadtbibliothek verfügbaren Titeln
  • Lernhilfen für alle Fächer, sowie umfangreiche Materialien zur Prüfungsvorbereitung für Haupt-, Realschulabschluss sowie Abitur
  • Medienkoffer für Schulen und Kindergärten

Leseförderung für Kinder und Jugendliche

  • Antolin - die größte deutschsprachige Web-Plattform zur Leseförderung wird unterstützt, die im Antolin-Programm enthaltenen Kinder- und Jugendbücher von der Bibliothek beschafft
  • Internationale Geschichteninsel – Muttersprachlerinnen lesen ehrenamtlich in der Kinderbücherei vor
  • Storytime – spielerisches Englischlernen mit Bilderbüchern
  • Kibü-Kerle-Club – spannende Geschichten und Buchtipps für Jungs
  • Bilderbuchsamstag – regelmäßiges, wöchentlich stattfindendes Vorleseangebot mit eigenem Personal
  • Aktion Lesestart – Schulanfänger und deren Eltern erhalten eine Lesetüte mit einer Einladung in die Stadtbibliothek
  • Vorlesen beflügelt – Organisation und Planung eines stadtweiten Vorlesenetzes für alle Kindergärten und Grundschulen mit ehrenamtlichen Vorlesepatinnen und Vorlesepaten
  • Letterheinz – Bibliotheks-Online-Spiel, in dem man Jagd auf die richtigen Buchstaben macht
  • Ludwigsburger Kurzkrimipreis für Jugendliche

Literatur

  • Stadt Ludwigsburg - Stadtbibliothek (Hrsg.): 50 Jahre Stadtbibliothek Ludwigsburg 1946 - 1996 / Festschrift. 1996.

Weblinks


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