- Stadtpfarrkirche St. Oswald (Traunstein)
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Die Stadtpfarrkirche St. Oswald in Traunstein in Oberbayern ist die Primizkirche von Joseph Ratzinger, dem heutigen Papst Benedikt XVI.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die dem Heiligen Oswald geweihte Kirche wurde vermutlich im 12. Jahrhundert als eine mittelgroße spätromanische Kirche errichtet und später im gotischen Stil umgebaut. Erstmals wird sie im Jahre 1342 urkundlich erwähnt und war zu dieser Zeit Filialkirche der Pfarrei in Haslach. Die Kirche wurde von den Stadtbränden 1371, 1704 und 1851 in Mitleidenschaft gezogen. Im Kern entspricht sie aber noch der zwischen 1675 und 1690 erbauten Wandpfeilerkirche mit Emporen, deren Pläne von Kaspar Zuccalli stammen. Baumeister waren Antonio Riva und Lorenzo Sciasca, die wie Zuccalli der Graubündner Schule entstammten. Der Wiederaufbau der durch den Stadtbrand 1704 beschädigten Kirche folgte wiederum Plänen Sciascas. Der 1732 fertiggestellte Hochaltar wurde nach dem Entwurf des kurfürstlichen Hofkistlers Wenzel Mirowsky vom Münchner Bildhauer Joseph Poschenrieder gefertigt.
Erst nach vielen vergeblichen Versuchen gelang es der Stadt Traunstein, mit Ministerialentschließung vom 20. Dezember 1850 den Pfarrsitz aus Haslach in die Stadt nach St. Oswald verlegen zu lassen. Der Stadtbrand von 1851 zerstörte den Dachstuhl des Turms und das Chorgewölbe. Über die Brandursache wurde viel gemutmaßt, auch ein Racheakt erzürnter Haslacher wurde nicht ausgeschlossen. Das Kircheninnere war schon 1855 wiederhergestellt. 1885 wurde der Westteil der Kirche mit dem Hauptportal und der Turm in der heutigen Form nach Plänen des königlichen Kreisbaumeisters Moritz von Horstig errichtet. Der Traunsteiner Kirchenmaler und Heimatforscher Max Fürst fertigte 1904 bis 1909 neue Fresken im spätnazarenischen Stil. Weitgehend neueren Datums sind auch Teile der Einrichtung und die neobarocke Stuckatur.
Am 8. Juli 1951 feierte Joseph Ratzinger mit seinem Bruder Georg Ratzinger seine Primiz in St. Oswald. Bei der Renovierung 1967 wurden die vier Baldachine an den Ecken des Vorbaus abgenommen und nach der erneuerten Liturgie des II. Vatikanischen Konzils das Chorgestühl, die Kanzel und das Speisgitter entfernt.
Kirchenbau
Die Kirche mit zwiebelförmigen Turm und langem Satteldach liegt am Westende des Stadtplatzes. Sie ist der Form nach ein langer spätbarocker Wandpfeilerraum des 17. Jahrhunderts mit sieben Jochen und großen Seitenkapellen. Die Gewölbe sind mit reichen neobarocken Stuckaturen verziert. Die Einrichtung umfasst neun Altäre, davon sieben aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Die übrige Einrichtung stammt überwiegend aus den Jahren 1852/55. Der mächtige 1855 wiederhergestellte Hochaltar mit dem Sockel, viersäuligem Hauptgeschoss und Seitenfiguren des Hl. Rupert und der Jungfrau Maria entspricht im Wesentlichen dem 1732 gefertigten Altar.
Orgelanlage
1856 wurde in der Kirche eine Orgel aufgestellt, die von dem Orgelbauer Adam Ehrlich erbaut worden war. Das Orgelwerk wurde mehrfach, z.T. grundlegend, umgebaut und erheblich erweitert. Angesichts der Defizite bzw. Defekte in den letzten Jahren entschloss man sich zum Bau einer neuen Orgelanlage durch die Österreichische Orgelbaufirma Pirchner (Steinach). Die Anlage wird als sog. "Papst-Benedikt-Orgel" aus einer Hauptorgel und einer Chororgel bestehen.[1]
Chororgel
Die neue Chororgel wurde 2011 eingeweiht. Das rein mechanische Instrument hat 9 klingende Register auf einem Manual, davon ein Vorabzug. Sämtliche Register sind in Bass und Diskant geteilt. Das Pedal wird über Transmissionen aus dem Manualwerk erzeugt.[2]
Manualwerk C–c4 1. Bordone 16′ 2. Principale 8′ 3. Flauto 8′ 4. Ottava 4′ 5. Flauto in VIII 4′ 6. Quintadecima 2′ 7. Flauto in XII (aus Nr. 8) 22/3′ 8. Cornetto II 22/3′ 9. Tromboncini Pedal C–f1 10. Bordone (= Nr. 1) 16′ 11. Flauto (= Nr. 3) 8′ 12. Flauto in VIII (= Nr. 5) 4′ 13. Quintadecima (= Nr. 6) 2′ - Koppel: Manual an Pedal
Hauptorgel
Das Werk der neuen Hauptorgel wird in das vorhandene denkmalgeschützte, klassizistische Gehäuse der historischen Orgel von Adam Ehrlich eingefügt.
Literatur
- Max Fürst: Geschichte der St. Oswald-Kirche in Traunstein. 1884.
- Anton Kasenbacher: Traunstein. Chronik einer Stadt in Wort und Bild. Grabenstätt 1986.
Einzelnachweise
- ↑ Zur neuen Orgelanlage
- ↑ Nähere Informationen zur Orgel auf der Website der Erbauerfirma
Weblinks
47.86966666666712.647827777778Koordinaten: 47° 52′ 11″ N, 12° 38′ 52″ OKategorien:- Kirchengebäude im Landkreis Traunstein
- Traunstein
- Kirchengebäude im Erzbistum München und Freising
- Oswaldkirche
- Disposition einer Orgel
- Baudenkmal im Landkreis Traunstein
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