- Steckholz
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Als Stecklinge (auch Stopfer, Steckreis, Steckhölzer) werden die im Unterschied zum natürlichen Trieb (Ableger) zur künstlichen vegetativen Vermehrung geschnittenen Sprossteile von Pflanzen bezeichnet. Es ist ein beblätterter, halbreifer oder junger Zweig einer Pflanze, den man in die Erde steckt, damit er eigene Wurzeln schlägt und sich dann zu einer neuen, selbständigen Pflanze entwickelt.
Inhaltsverzeichnis
Arten des Steckling
Man unterscheidet verschiedene Arten des Stecklings:
- den Steckling im eigentlichen Sinne, ein grünes, weiches Pflanzenmaterial
- den Steckhölzern aus verholzten Pflanzenteilen und
- die Wurzelstecklinge aus Wurzelstücken
Stecklinge von Hopfen und Meerrettich, seltener auch von anderen Pflanzen, werden fachsprachlich als Fechser bezeichnet.
Wurzelbildung
Voraussetzung ist die Fähigkeit der jeweiligen Pflanzenart zur Bewurzelung der Sproßteile, also zur natürlichen Ablegerbildung, die Blastochorie. Besonders gut ist diese z. B. bei vielen Weiden gegeben, die sogar altes Holz bewurzeln können. Bei schlecht wurzelnden Pflanzen werden Hormonmittel in Gel- oder Pulverform zur Zeitersparnis und Verbesserung der Wurzelbildung eingesetzt, die im Fachhandel erhältlich sind.
Gehölze
Bei Gehölzen werden die so genannten Edelreiser in der Vegetationspause von November bis Februar geschnitten. Geeignete, einheimische Gehölze sind Besenginster, Goldregen, Heckenkirsche, Holunder, Pfaffenhütchen, Sanddorn, Weiden, Weißdorn, Zitterpappel.
Nach dem Schnitt werden die Ruten in ca. 20 cm lange Stücke geschnitten, am unteren Ende knapp und schräg unter einer Knospe. Gebündelt (~20 Stück) werden die Stecklinge senkrecht in feuchtem Sand über den Winter frostfrei gelagert. Im Frühjahr werden die Stecklinge dann einzeln in ein Beet mit leichtem Boden (Kompost beifügen) eingepflanzt. Im Laufe des Jahres müssen sie feucht gehalten werden. Im darauffolgenden Frühling können die Steckhölzer mit Bewurzelung ausgegraben und dann mit eingekürztem Trieb (Pflanzschnitt) an der gewünschten Stelle eingepflanzt werden.
Stauden und Topfpflanzen
Eine Vielzahl strauchiger Topfpflanzen und Freilandstauden lassen sich ebenfalls durch Stecklinge vermehren, ebenso auch einige krautige Pflanzen. z.B.:
- Topfpflanzen
Efeu, Geranien, Fuchsien, Ficus - Arten, Drachenbaum, Yucca, Weihnachtsstern (Wolfsmilch des Weihnachtsternstecklings in warmem Wasser abwaschen), Begonia, Peperomia, Cissus (Zimmerwein), Kussmäulchen, Kapkörbchen, Chrysanthemen.
- Stauden und Kräuter
Sonnenröschen (Helianthemum), Salbei, Lavendel, Thymian, Strauchbasilikum (z. B. African Blue).
Geschnitten werden Kopfstecklinge (Triebspitze und Stängel mit zwei bis vier Blattpaaren) oder Teilstecklinge (auch "Stammstecklinge") (= Stängel ohne Triebspitze mit 2–4 Blattpaaren). Bei einzelnen Pflanzen sind auch Blattstecklinge oder sogar Blatt-Teilstecklinge möglich: z. B. Begonia-Rex-Hybriden, Peperomien, Streptocarpus (Drehfrucht).
Mutterpflanzen (Pflanzen zur Gewinnung der Stecklinge) sollten gesund, schädlingsfrei, in gutem Ernährungszustand und wüchsig sein. Blühende und in der Fruchtbildung befindliche Pflanzen sind zur Stecklingsgewinnung nicht so gut geeignet wie Pflanzen in vegetativer Wachstumsphase. Zur Stecklingsvermehrung von Topfpflanzen sind meist Temperaturen zwischen 18 und 22 Grad Celsius erforderlich. Die Mutterpflanzen sollten dabei nicht mehr als 2–4 Grad Celsius kühler stehen als die Stecklinge, sonst droht Fäulnis der Stecklinge! Deshalb gilt der Grundsatz: Juvenile (Jugendliche) Mutterpflanzen steigern den Erfolg der Stecklingsvermehrung.
Zu weiche und zu stark verholzte Stecklinge sind zu vermeiden. Zum Schneiden ein scharfes, möglichst desinfiziertes Messer (Abflämmen!) verwenden, keine Schere, um Quetschungen zu verhindern. Der Schnitt sollte knapp unterhalb des Nodiums (= Stängelknoten am Blattansatz) erfolgen, da sich die neuen Wurzeln aus dem Nodium heraus bilden.
Um Austrocknung und Verdunstungsstress zu vermeiden, ist es notwendig die relative Luftfeuchte hoch zu halten (ca. 90%). Um dies zu ermöglichen ist die Stecklingsvermehrung unter Gewächshausbedingungen ratsam. In diesem "geschlossenem" System ist auch die Gefahr von Infektionen (z. B. Pilze) relativ gering.
Die Erde sollte nährstoffarm und locker sein: spezielle Vermehrungserden (Aussaaterde oder Pikiererde) sind zu empfehlen, für den Privatbedarf kann man auch Gartenerde durch Erhitzen desinfizieren und mit Sand mischen. Zu beachten ist, dass das Substrat nur feucht und nicht nass ist!
Verdunstungsstress, Pilzkrankheit (Fäulnis), Lichtmangel (dunkle Jahreszeit, Fensterbrett), zu hohe Lichteinstrahlung (Südfenster, Sommer- und Mittags-Sonne), zu hohe wie zu niedrige bzw auch zu sehr wechselhafte Temperaturen behindern die Wurzelbildung. Daher ist zugleich für eine hohe Luftfeuchtigkeit (z. B. durch Überdecken mit Folie) wie auch gute Lichtverhältnisse und Belüftung (gegen Fäulnis) zu sorgen.
Gartenbau
Im professionellen Gartenbau sind bei Vermehrungsbeeten Folientunnel, automatische Sprühnebelanlagen sowie Unter-Tischheizung üblich. Bei der unüberschaubaren Vielzahl der durch Stecklinge vermehrbaren Pflanzen lassen sich nur diese "Faustregeln" nennen. Allgemein gilt: Je besser die optimalen Lebensbedingungen, Wachstumsweise und Wachstumszyklen der zu vermehrenden Pflanze bekannt sind, und je besser diese bei der Vermehrung berücksichtigt werden, desto besser dürften die Erfolge bei der Vermehrung sein.
Stecklingswirtschaft
Der Garten- und Landwirtschaftsbau unter Einbeziehung von Stecklingen wird in der Literatur auch als Stecklingswirtschaft bezeichnet.
Hilfsstoffe
Als zugelassene Bewurzelungsförderer haben sich auch die Auxine 1-Naphtylessigsäure (NAA), Naphthylbuttersäure, Beta-Indonylbuttersäure und Indol-3-ylessigsäure (IES) bewährt. Im Handel befindliche Produkte sind beispielsweise Wurzelfix und Rhizopon.
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