- Stella Goldschlag
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Stella Goldschlag (* 10. Juli 1922[1]; † 1994) war eine jüdische Kollaborateurin, die während des Zweiten Weltkriegs im Auftrag der Gestapo untergetauchte Juden (sie wurden „U-Boote“ genannt) in Berlin aufspürte und sie denunzierte.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Stella Goldschlag wurde in Berlin als Tochter des Journalisten, Dirigenten und Komponisten Gerhard Goldschlag sowie seiner Frau Toni, einer Konzertsängerin, geboren. Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten lebte sie zunächst wie alle deutschen Juden unter erschwerten Lebensumständen und Schikanen. Einige Kompositionen des Vaters wurden in Konzerten des Jüdischen Kulturbundes aufgeführt. Ihre Eltern bemühten sich vergeblich um eine Ausreisemöglichkeit. Nach Schulabschluss wurde Stella Goldschlag an einer Kunstschule zur Modezeichnerin ausgebildet.
Kurz vor Kriegsausbruch 1939 heiratete sie den jüdischen Musiker Manfred Kübler. Mit ihm arbeitete sie als Zwangsarbeiterin in der Rüstungsfabrik Ehrich & Graetz in Berlin-Treptow. Ungefähr 1942, nachdem die großen Deportationen Berliner Juden in die Vernichtungslager begonnen hatten, tauchte sie unter. Mit ihrem „arischen“ Aussehen (blond, blaue Augen) wurde sie nie als Jüdin angesehen und brauchte sich nicht auszuweisen.
Im Frühjahr 1943 wurde sie im Zuge der Fabrikaktion verhaftet. Um ihre Eltern vor der Deportation zu schützen, erklärte sie sich nach Folterung bereit, mit den Nationalsozialisten zu kollaborieren. In ihrem Auftrag durchkämmte sie Berlin nach untergetauchten Juden, gab sich als Helferin aus und bekam von diesen die Aufenthaltsorte weiterer Untergetauchter vermittelt. Hierbei halfen ihr ihre Kenntnisse der Lebensgewohnheiten, Aufenthaltsorte und Treffpunkte „untergetauchter“ Juden. Diese Informationen gab sie direkt an die Gestapo weiter. In manchen Fällen führte sie auch selbst Verhaftungen durch, bzw. hielt flüchtende Personen auf, bis die Gestapo eintraf. Hierfür war sie von der Gestapo sogar mit einer Pistole ausgerüstet worden. Die Angaben über die Zahl ihrer Opfer schwanken in den Nachkriegsprozessen zwischen 600 und 3.000 Juden.
Trotz ihrer Kollaboration konnte Stella Goldschlag ihren Mann und ihre Eltern nicht vor dem Tod bewahren. Ihr Ehemann Manfred Kübler wurde 1943 nach Auschwitz deportiert, seine Eltern nach Mauthausen bzw. Theresienstadt. Stella Goldschlags Eltern wurden im Februar 1944 zunächst in das KZ Theresienstadt, im Oktober 1944 in das Vernichtungslager Auschwitz deportiert. Das hielt sie jedoch nicht davon ab, weiterhin für die Gestapo zu arbeiten. Bis März 1945, als der letzte Deportationszug Berlin Richtung KZ Theresienstadt verließ, spürte die als „Greiferin“ gefürchtete Stella Goldschlag weiterhin Juden im Untergrund auf und denunzierte sie.
Nach Kriegsende tauchte sie unter, wurde jedoch im Oktober 1945 von den Sowjets festgenommen und zu zehn Jahren Lagerhaft verurteilt. Danach ging sie nach Westberlin. Hier wurde sie in einem Prozess zu zehn Jahren Haft verurteilt, musste diese jedoch wegen der bereits verbüßten Strafe nicht absitzen. Stella Kübler-Isaaksohn verübte 1994 im Alter von 72 Jahren Suizid.
Stella Goldschlag war fünf Mal verheiratet: Nach der Deportation ihres ersten Mannes heiratete sie am 29. Oktober 1944 einen anderen „Greifer“, den jüdischen Kollaborateur Rolf Isaaksohn. In dritter Ehe war sie mit Friedheim Schellenberg, in vierter Ehe mit einem zwanzig Jahre jüngeren Taxifahrer verheiratet. Ihr fünfter Mann war ein Berliner Schaffner, der 1984 starb.
Literatur
- Peter Wyden: Stella. New York: Simon & Schuster, 1992; Steidl Verlag 1993; ISBN 3882432411
- Martin Ros: Schakale des Dritten Reiches. Untergang der Kollaborateure 1944–1945. Stuttgart: Neske, 1997. Klett; ISBN 3788505168
Film/Fernsehen
- Die Greiferin. Die Geschichte einer jüdischen Gestapo-Agentin Eine Dokumentation von Ferdinand Kroh. BRD. 1995. 43 Min.
- The Good German Spielfilm. USA. 2007. 105 Min. Die Figur der Lena Brandt (gespielt von Cate Blanchett) entgeht der Verfolgung auf ähnliche Weise
Weblinks
Peter Wyden: Stella – eine Jüdin auf Judenjagd für die Gestapo im Berliner Untergrund. In: Der Spiegel vom 2. November 1992
Einzelnachweise
- ↑ Archiv der Generalstaatsanwaltschaft beim Landgericht Berlin, Verfahren gegen Otto Bovensiepen, Vernehmung Stella Kübler (10. Juli 1922) am 17. April 1956
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