Stift Gurk

Stift Gurk
Dom zu Gurk

Der Dom zu Gurk ist eine zwischen 1140 und 1200 im hochromanischen Stil erbaute Pfeilerbasilika in Gurk in Kärnten, die aufgrund der geringen baulichen Veränderungen zu den bedeutenden romanischen Bauwerken in Europa gehört. Die lang gestreckte Basilika hat eine doppeltürmige Westfassade, eine Empore, eine Krypta und drei Apsiden. Die mit 100 Säulen gestaltete Krypta ist der älteste Teil der Kirche, im Jahr ihrer Weihe 1174 wurde das Grab der heiligen Hemma von Gurk hierher verlegt.

Die heutige Pfarr- und ehemalige Domkirche Mariae Himmelfahrt liegt am Ostrand der Ortschaft Gurk auf einer niedrigen Terrasse unweit des Flusses Gurk. Im wenig bebauten mittleren Gurktal sind die imposanten, 60 Meter hohen Doppeltürme des Doms schon von weitem zu sehen.

Baulich an den Dom anschließend befindet sich das Stift Gurk, das bis 1792 das Domkapitel und danach mit Unterbrechungen verschiedene Orden beherbergte.

Inhaltsverzeichnis

Baugeschichte

Hemma von Gurk widmet der Kirchenpatronin den Dom, 14.Jhdt.
Hinweis auf den Baumeister WIDO des Doms zu Gurk?
Hemma von Gurk überwacht den Kirchenbau zu Gurk, Holztafeldarstellung

Anstelle des Doms stand in vorchristlicher Zeit ein Tempel der keltischen Pferdegöttin Epona. Ein Steinquader mit dem eingemeißelten Namen wurde in den südwestlichen Pfeiler des Mittelschiffs des Doms eingefügt. Für die Römerzeit wird ein römischer Kultbau vermutet, bei Ausgrabungen fand man 1926 das Fragment eines Altars.[1]

Der fränkische Kaiser Arnulf von Kärnten schenkte 898 dem schwäbischen Edlen Zwentibold, einem Vorfahren der Hemma von Gurk, Güter im Gurk- und Metnitztal, darunter einen Hof in Gurk. Diese Besitztümer erbte Hemma in der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts. Sie ließ in Gurk die Johanneskirche erbauen, für die sie 1043 beim Salzburger Erzbischof Baldwin Pfarrrechte erwirkte und stiftete im selben Jahr ein Nonnenkloster mit eigener Marienkirche. Das Frauenkloster in Gurk wurde schon im Jahr 1070 aufgelöst, nachdem der Erzbischof Gebhard von Papst Alexander II. die Erlaubnis erhalten hatte, in Kärnten ein Bistum zu gründen. Der mit dem Kloster verbundene Besitz kam so in Salzburger Besitz und 1072 gründete der Erzbischof das Suffraganbistum Gurk, ein Bistum ohne eigene Diözese und ohne Domkapitel. Als erster Bischof wurde Günther von Krappfeld geweiht.

Eine urkundliche Erwähnung von Gurk als Pfarre stammt aus dem Jahr 1162, Pfarrkirche war die von Hemma errichtete Johanneskirche. Sie bestand aus einem saalartigen Schiff, Chorquadrat und Rundapsis besaßen einen kleinen Dachreiter. Sie war von einem Friedhof mit Karner umgeben, der 1842 abgetragen wurde, die Kirche wurde 1892 demoliert.

Mit dem Bau der Domkirche wurde um das Jahr 1140 unter Bischof Roman I. (1131-1167) begonnen. Ob die ehemalige Klosterkirche sich zuvor an dieser Stelle befand, ist bis heute nicht abschließend geklärt, wahrscheinlich lag sie westlich des Neubaus. Noch vor der Fertigstellung der Kirche ist die Übertragung des Grabes der heiligen Hemma in eine bereits bestehende Krypta für das Jahr 1174 belegt. Der Hochaltar der Bischofskirche wurde im Jahr 1200 geweiht, Dom und Stiftsgebäude wurden vor 1220 fertiggestellt.

Im 13. Jahrhundert beschädigten mehrere Brände die Kirche, nach Wiederherstellungsarbeiten und Umbauten wurde der Dom dann 1287 neu geweiht. Um das Jahr 1446 wurde im Querhaus ein Netzrippengewölbe, um 1500 ein Sternrippengewölbe im Chor eingezogen. Ein erneuter Brand zerstörte 1525 die hölzernen Decken des Langhauses, an deren Stelle wurde 1563 ein Holzschindeldach fertiggestellt, und 1591 wurde das Netzrippengewölbe im Mittelschiff fertiggestellt.

Unter Propst Vizdom (1617-1632) wurde das romanische Stiftsgebäude abgerissen, das Kapitelhaus erbaut sowie der Propsthof barock umgestaltet. Er ließ auch die barocken Altäre im Dom errichten. Die charakteristischen barocken Turmhelme erhielt der Dom 1678. Propst Otto Kochler plante eine tiefgreifende Umgestaltung des Domes. Er ließ das Hemmagrab in der Krypta umgestalten und ließ den Kreuzaltar und die Kanzel errichten. 1744 wurde er jedoch wegen der hohen Schulden, die seine Aufträge verursacht hatten, abgesetzt, und arbeitete fortan als Tischler an der Ausgestaltung der Kirche mit.

Ansicht von Südwesten

1788 übersiedelte das Domkapitel nach Klagenfurt, die Domkirche wurde zur einfachen Pfarrkirche. Bei einem Brand 1808 wurden die Dächer und Teile der Bischofskapelle zerstört. 1850 wurde der Dom vom preußischen Konservator Ferdinand von Quast „entdeckt“ und durch seine Publikationen der Vergessenheit entrissen. 1924 bis 1933 wurden umfangreiche Renovierungsarbeiten durchgeführt. Den Zweiten Weltkrieg überstand der Dom ohne Schaden, lediglich sechs Glocken mussten für die Metallsammlungen abgeliefert werden. in den 1950er Jahren wurde die barocke Einrichtung renoviert, die stark von Anobien befallen war. Der Dom wurde mit Steinplattln eingedeckt.

Baubeschreibung

Grundriss Dom (oben) und Krypta (unten rechts)

Die Domkirche ist eine dreischiffige, fünfeinhalbjochige Pfeilerbasilika mit erhöhtem, zweijochigem Chorraum, zweijochigem Querhaus und drei gleichfluchtenden Apsiden. Der westliche Teil des Gebäudes ist durch die beiden Türme geprägt, zwischen denen sich in der Empore über der inneren und äußeren Vorhalle die Bischofskapelle befindet. Unterhalb von Chorraum und Querhaus befindet sich die Krypta. Die Stiftsgebäude (Kapiteltrakt und Propsthof) schließen sich nördlich an den Kirchenbau an.

Außenbau

Türme

Nordturm

Im Westen des Steinquaderbaus befindet sich die Turmanlage mit dem mächtigen, 60 Meter hohen Turmpaar. An den Türmen befinden sich schmale romanische Rundbogenfenster, die zum Teil vermauert sind, und im vorletzten Obergeschoss große barocke Schallfenster. Die Zwiebelhelme sind stark eingezogen und besitzen Laternen. Sie wurden 1678 erbaut und 1988 neu gedeckt. Am nördlichen Turm befindet sich eine Turmuhr. Die Zifferblätter mit Wappen des Domstiftes und des Dompropstes Ferdinand von Litzlhofen (1789-1818) wurden nach dem Brand 1808 gemalt.

Hauptportal

Das Hauptportal
Glasfenster des Hauptportals

Der Haupteingang im Westen zwischen den beiden Türmen war ursprünglich offen. Die Vorhalle des Domes wurde 1337/38 durch eine gotische Füllmauer nach außen abgeschlossen. Ein spitzbogiges Torgewände erstreckt sich über die gesamte Höhe der Vorhalle. Zu beiden Seiten befindet sich je ein schlankes Fenster, das ebenfalls mit Maßwerkbahnen versehen ist. Seit 1931 sind an den Seiten des Portals auch wieder Reste des romanischen Bogengewändes (Säulen, Basen und Kapitelle) freigelegt. Die figuralen Glasfenster im Mittelfenster über dem Tor und in den Seitenfenster stammen teilweise noch aus der Erbauungszeit des Portals. Im Mittelfenster sind – von oben nach unten – Gottvater, Sonne und Mond, die Symbole der Evangelisten, Maria mit dem Kind und der Schmerzensmann zu sehen. In den Seitenfenstern finden sich die Bilder von zwölf Heiligen.

Über dem Hauptportal sind von außen die beiden Rundbogenfenster und das Rundfenster der über der Vorhalle gelegenen Bischofskapelle zu sehen.

Längsseiten

Samson Tympanon im Gurker Dom

Die Außenwände der Seitenschiffe springen leicht hinter die Türme zurück. Anhand der größeren, verschieden getönten Steinquader sind deutlich zwei Bauphasen (Bauzäsur 1179/80 und Planwechsel) erkennbar, ebenso an den hoch angesetzten Fenstern: Nach zwei Fenstern auf der westlichen Seite ist eine senkrechte Baunaht zu sehen, die übrigen Fenster sind größer und folgen in größeren Abständen aufeinander.

Das Mittelschiff besitzt ein Satteldach, die beiden Seitenschiffe ein Pultdach. Wie auch Querhaus und Apsiden sind sie mit schwarzen Steinplattln gedeckt.

Tympanon des Südportals

Die südliche Seitenschiffwand besitzt einen profilierten Sockel und unter dem Dach ein Rundbogenfries. Das Südportal stammt aus der ersten Bauphase (1140/50), ist aber selbst für diese Zeit in einem altertümlichen Stil ausgeführt. Es besitzt dreifach abgetreppte Wangen, flache Basen und einfache Kämpferprofile. Das Tympanon zeigt als Relief die Halbfigur des segnenden Christus mit einem aufgeschlagenen Buch: Ego sum hostium (Ich bin die Tür. Johannes 10,9). Die Umschrift des Tympanon lautet in der Übersetzung: „Dem, der richtig durch mich eintritt, dem schenke ich die Weide des Lebens; der aber tritt richtig ein, dessen Hand gnädig und dessen Herz sanft ist.“[2] An der Unterseite verläuft die Inschrift mit seitenverkehrten Buchstaben von rechts nach links. Das Seitenschiff wird oben durch ein Rundbogenfries abgeschlossen. Das Fries des Hauptschiffes ist großteils nicht erhalten.

Fassade Querhaus Südseite

Die Außenwand des Querhauses tritt nicht über die Seitenschiffwand vor, da das Querhaus vermutlich erst nachträglich eingeplant wurde. Das Rundbogenfries des Seitenschiffes zieht sich in gleicher Höhe am Querhaus weiter, hier durch Palmetten und Flechtwerkdekor zusätzlich verziert. Auch die zwei Rundbogenfenster darunter gleichen denen des Seitenschiffes. Über dem Fries befinden sich zwei hohe schlanke Rundbogenfenster. Die Fassade ist durch drei hohe Rundstäbe mit Würfelkapitellen und attischen Basen gegliedert. Der mittlere besitzt als oberen Abschluss einen Ring. Der Eindruck wird durch später durchgebrochene Fenster beeinträchtigt. Der obere Rand des Giebels wird durch ein weiteres Rundbogenfries gebildet.

Die Nordseite ist wesentlich einfacher gehalten, da sich hier ursprünglich der Kreuzgang und das Domstiftsgebäude anschloss, das 1637 abgetragen wurde. Das ehemalige Portal zum Kreuzgang ist vermauert. Ein kleiner Vorbau (1775) nahe dem Turm diente früher als Kapiteltor, heute sind hier die Hemmareliquien ausgestellt. An der Seitenschiffwand befinden sich Reste einer Wandmalerei aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, die einst den Kreuzgang zierten. Im Mauerwerk befinden sich auch etliche Fragmente römerzeitlicher Reliefs und Inschriften. Die Nordseite ist wie auch die Türme ab der Höhe des Hauptschiffdaches verputzt und in der Farbe des Kalksteins gefärbt. Der übrige Bau zeigt den unverputzten marmorähnlichen Kalkstein, der durch seine Eisenhaltigkeit leicht rötlich ist.

Ostseite

Südliche Seitenapsis

Die drei Apsiden an der Ostseite schließen in einer Front an die Querhauswand an. Über den Seitenapsiden befinden sich je ein Rundbogenfenster, seitlich über der Hauptapsis zwei kleine Rundfenster.

Die Apsiden sind durch eine profilierte Sockelzone, Lisenen mit Halbsäulen mit reichen Kapitellen und durch zweistufige Blendarkaden gegliedert. Jede Apsis besitzt ein Rundbogenfenster, das der Hauptapsis ist größer, so breit wie eine Blendbogen und ist sechsfach abgestuft. Über diesem Fenster befindet sich eine von nur zwei figuralen Bauplastiken an der Domaußenseite: Das hochromanische (um 1175) Relief zeigt einen Löwen, der gegen einen Basilisken kämpft, ein Sinnbild für den Kampf des Guten gegen das Böse. Die Hauptapsis besitzt als oberen Abschluss einen Bogenfries und darüber ein Zierband und ein Schachbrettmuster. Die Seitenapsiden sind nur halb so breit wie die Hauptapsis, wesentlich niedriger und weniger reich ausgestaltet.

Inneres

Äußere Vorhalle

Äußere Vorhalle, Nordseite

Durch das Hauptportal gelangt man in die äußere Vorhalle, einen großen, fast quadratischen Raum mit Tonnengewölbe. Sie ist fast vollständig mit Wandmalereien um 1340 bedeckt. An den Seitenwänden befinden sich je vier Bilderreihen, von denen die untersten teilweise zerstört sind und die Bibelszenen in Form einer Armenbibel darstellen. Die Nordwand zeigt Szenen aus dem Alten Testament, die Süd- und ein Teil der Westwand zeigen in 26 Bildern Szenen aus dem Neuen Testament. Das Gewölbe zeigt einen Sternenhimmel, in der Mitte ein Lamm Gottes.

Westportal

Das Westportal ist ein Trichterportal (um 1200) und nimmt mit fünfeinhalb Metern Breite und sieben Metern Höhe fast die gesamte Ostwand der Vorhalle ein. Aufgrund der geschützten Lage zählt es zu den besterhaltenen romanischen Portalen Österreichs. Das Portal ist siebenstufig, Gewände und Archivolten sind mit einfachen Ornamenten verziert. Das Tympanon ist glatt, es war wohl früher mit einem Fresko bemalt, wie auch das Portalgewände ursprünglich farbig gestaltet war (letzte Farbreste wurden 1912 entfernt). Über dem Portalbogen befinden sich Medaillons mit den Brustbildern Christi und der Apostel (um 1340).

An der Türe des Westportals befinden sich die Reste von hölzernen Reliefs aus dem frühen 13. Jahrhundert. Es ist ein geschnitztes, farbig gefasstes Rankenwerk. Der linke Türflügel zeigt Christus, von den vier Evangelisten umgeben, sowie Engel, Propheten oder Apostel. Oben befinden sich drei (von ursprünglich wohl sieben) Tauben, Symbole für die sieben Gaben des Heiligen Geistes. Der rechte Türflügel zeigt Szenen aus dem Leben Jesu, denen typologisch entsprechende Szenen aus dem Alten Testament gegenübergestellt sind.

Innere Vorhalle

Eine Besonderheit des Gurker Domes ist die Innere Vorhalle aus dem frühen 13. Jahrhundert. Sie schließt an das Westportal an und ragt drei Meter in das Mittelschiff hinein. Gegen die Seitenschiffe ist sie durch Wangenmauern abgegrenzt. Die Vorhalle dient als Stütze der über ihr gelegenen Bischofskapelle, die länger als die äußere Vorhalle ist. Die Pfeiler besitzen vorgestellte Halbsäulen mit verschiedenartigen Kapitellen. Über den Pfeilern erheben sich arkadenartige Halbbögen, die der Vorhalle die Wirkung eines Triumphbogens verleihen.

Langhaus

Netzrippengewölbe im Langhaus
Blick ins Langhaus

Das Langhaus ist fünfeinhalbjochig. Das Mittelschiff besitzt schlanke, quadratische Pfeiler mit Halbkreisbögen. Die Mittelschifffenster zeigen an, wo einst die romanische Flachdecke ansetzte. Die Fenster besitzen gemalte Rahmen mit Wappenschilden. Das Mittelschiff wurde als letzter Domteil eingewölbt. Das Tonnengewölbe wurde 1591 vom Baumeister Leonhard Uttner aus Passau und dem Steinmetz Philipp Wernerscon aus Klagenfurt geschaffen. Die Stichkappen und Netzrippen passen sich in ihrer gotisierenden Form den älteren Gewölben des Domes an. Die Gewölbemalereien und die Schweifgrotesken stammen von Meister Kräußl aus St. Veit/Glan, ebenso der Wappenschild (Propst Grimming, bezeichnet 1591) und ein Mann im Kreis (Kräußl) über der Orgelempore. Um das Heilige-Geist-Loch befinden sich Fresken von schwebenden Engeln und Engelsköpfen.

Die Seitenschiffe wurden 1525 mit einem Netzrippengewölbe versehen. Im südlichen Seitenschiff befindet sich an der Stirnwand der Zugang zur Bischofskapelle, darüber zwei Stirnfenster zur Beleuchtung der Stiege, links davon der Zugang zum Turm. In der nördlichen Stirnwand befindet sich der Zugang zum Nordturm.

Chor

Der Chorraum ist zweijochig und wie das anschließende Querhaus gegenüber dem Langhaus um 1,75 Meter erhöht, da sich darunter die Krypta befindet. Die Kirche ist in eine Unterkirche und eine Oberkirche geteilt. An den Außenseiten der Seitenschiffe führen Treppen in den Chor, innen anschließend führen Stufen zur Krypta hinab. Die Pfeiler des Chores bilden ein Quadrat, die Eckpfeiler sind durch rechteckige Vorlagen verstärkt. Das Chorquadrat besitzt ein Sternrippengewölbe von Meister Hans (1500) mit dem Wappen von Propst Welzer von Eberstein. Acht bemalte Steinreliefs zeigen die Büsten von weiblichen Heiligen (Maria, Dorothea, Margaretha, Barbara, Katharina, Ursula, Agnes und Apollonia), in den Zwickeln befinden sich Rankenmalereien. Die Seitenschiffe wurden zwischen 1526 und 1549 eingewölbt, das südliche mit Sechsecksternen, das nördliche mit Netzrippen, jedes mit drei Terracottareliefs von Heiligen.

Querhaus

Das Querhaus ist einjochig und gleich breit wie Langhaus und Chor. Die Vierung ist fast quadratisch, die Pfeiler besitzen vorgelegte Halbsäulen mit verschiedenartigen Kapitellen: die westlichen zeigen geometrische Palmettenornamente (vor 1200), die östlichen naturalistische Ranken, Tiere und Köpfe (frühes 13. Jahrhundert). Das Gewölbe von 1450 ist das älteste der Kirche, über der Gevierung in Form eines großen achtstrahligen Sternes auf Konsolen. Die Rankenmalerei des Gewölbes aus dem 16. Jahrhundert wird Anton Blumenthal zugeschrieben.

An der nördlichen Wand befindet sich das Sakristeiportal (um 1450) mit profiliertem Gewände und Kielbogen mit Krabben und Kreuzblume sowie seitlich vorgestellten Halbsäulen. Rechts über dem Portal ist ein kleines Rundbogenfenster. Links davon befindet sich ein in schwarz-gold gehaltenes Oratorium, das 1678 unter Propst Gösel von Thurn durch Sießenbacher und Seitlinger errichtet wurde. Es ist ein dreiteiliger, kastenförmiger Vorbau mit Butzenscheiben. Darüber sind an der Wand die Ansatzstellen der ehemaligen Querhausempore zu sehen. Rechts vom Portal befindet sich ein Marmorepitaph für Bischof Polykarp Graf Khuenburg († 1675) und ein riesiges Fresko des heiligen Christophorus.

An der Südwand befinden sich die bereits oben beschriebenen vier Rundbogenfenster. Zudem befinden sich hier Fresken (um 1390), die erst 1918 und 1924 freigelegt wurden. Sie zeigen unter anderem den Saulussturz, den thronenden Weltenrichter Jesus und das „Altherrenfresko“, das sind die 24 Ältesten aus der Apokalypse des Johannes. Zu Füßen Jesu kniet das Stifterpaar mit seinen sieben Kindern.

Die Ostwand mit den Apsiden wurde von Anton Blumenthal 1598 mit Fresken ausgestattet, die jedoch vom barocken Hochaltar großteils verdeckt sind. Zudem wurden sie 1926/1927 im Zuge einer Restaurierung von Prof. Viertelberger stark übermalt. Auf der linken Seite sind die Caritas und die Kardinaltugenden Gerechtigkeit und Klugheit dargestellt, darüber die Kirchenväter Ambrosius und Augustinus. Im Gurtbogen finden sich Halbfiguren von Heiligen. In der Apsis die Darstellung des Messwunders, in der Wölbung die Steinigung des heiligen Stefan. Am Pfeiler südlich des Altars die heilige Hemma.

In der Hauptapsis zeigen die Fresken Geburt und Tod Mariae in einer altdeutschen Stube sowie die Verkündigung an Maria und ihre Himmelfahrt vor dem Hintergrund von Gurk, Lieding und Straßburg.

Auf der rechten Seite zeigen die Fresken die Schlüsselübergabe an den heiligen Petrus, die Kirchenväter Gregor und Hieronymus, in der Fensterleibung die Heiligen Bernhard und Dominikus, sowie die Kardinaltugenden Mäßigung und Stärke. In der Apsis sind Szenen aus dem Leben und dem Martyrium der Heiligen Petrus und Paulus zu sehen, in der Wölbung der Mord an den Unschuldigen Kindern.

Einrichtung

Hochaltar (Bild aus dem Gurker Verbrüderungsbuch, 1685)
Dämonenaustreibung durch Jesus Christus, Fastentuch im Gurker Dom aus dem Jahre 1458, geschaffen von Meister Konrad von Friesach

Hochaltar

Der Hochaltar wurde vom sächsischen Bildhauer Michael Hönel 1625-1632 erschaffen und 1654 von Johann Seitlinger großteils in Gold gefasst. Mit einer Höhe von 16 Metern und einer Breite von fast neun Metern füllt er die Hauptapsis zur Gänze aus. Er enthält 72 Vollfiguren und 82 Engelsköpfe. Die Altarmensa stammt noch vom romanischen Hochaltar und besitzt eine mit Kosmatendekor ausgestattete Verkleidung (um 1200), ein außerhalb Italiens selten zu sehender Dekor. Die Seiten des frühbarocken Aufbaus von Hönel sind dreigeschoßig. Im untersten Geschoß stehen neben der Mensa die überlebensgroßen Figuren der vier Evangelisten Matthäus, Markus, Lukas und Johannes (von links nach rechts). Das Gesicht des Lukas trägt sehr individuelle Züge und könnte ein Selbstportrait des Künstlers sein.[3] Im nächsten Geschoss stehen über den Evangelisten von links nach rechts die vier Kirchenväter Ambrosius, Gregorius, Augustinus und Hieronymus. Hinter ihnen stehen in Nischen zwischen Schraubensäulen links Kaiser Heinrich II., rechts Graf Wilhelm von Gurk. Im dritten Geschoß stehen außen links der heilige Georg, rechts der heilige Florian, innen zwischen Schraubensäulen links der heilige Thomas Becket, rechts der heilige Papst Leo der Große. Auf dem Gebälk stehen die Statuen der Heiligen Katharina von Siena und Alexandria, Barbara und Monika. Im Aufsatz ganz oben noch die Erzengel Michael, Gabriel und Raphael und die Gestalten der Hoffnung, des Glaubens und des Starkmuts. Der Mittelaufbau beginnt mit dem mächtigen Tabernakel auf der Mensa, dessen Aufsatz die Kreuzigungsgruppe zeigt. Darüber befindet sich die Schnitzgruppe mit den Aposteln. Aus dieser Gruppe steigt die Gottesmutter, von einem Rosenkranz umgeben, zum Himmel empor. Von Engeln geleitet schwebt sie zur Heiligen Dreifaltigkeit empor. Weitere Engel musizieren und tragen auf Spruchbändern Sätze aus der lauretanischen Litanei. An der Seite knien die Heiligen Kunigunde und Hemma, vor ihnen die von ihnen gestifteten Dome (Bamberg bzw. Gurk).

Vor dem Hochaltar verläuft ein niedriges rotmarmornes Gitter, das 1730 entstand.

Seitenaltäre

Die beiden Seitenaltäre in den Seitenapsiden stammen ebenfalls von Michael Hönel, ihre Altarblätter vom Gurker Maler Johann Seitlinger (1638). Sie sind gleich gestaltet. Der nördliche zeigt im Altarblatt die Steinigung des heiligen Stefan. Das Predellenbild zeigt Emaus und den heiligen Laurentius. Neben dem Altarbild stehen große Statuen der Heiligen Martin und Nikolaus, im Aufsatz Vizentius und Laurentius, in der Mitte Engel mit Fackel Fünfwundenbild, und Doppelwappen von Stifts- und Dompropst Vizdom. Der südliche Seitenaltar zeigt im Altarblatt die Kreuzigung des heiligen Petrus, im Hintergrund die Enthauptung des heiligen Paulus. Die Predella zeigt Petrus auf dem Meer und die Bekehrung des heiligen Paulus vor Damaskus. Die Statuen zeigen die Salzburger Patrone Rupert und Virgil. Auf der Altarbekrönung Petrus und Paulus, in der Mitte zwei Engel mit dem Tuch der Veronika, darunter wieder die Wappen.

Kreuzaltar mit Pietá von Raphael Donner

Kreuzaltar

Der Kreuzaltar steht am Ende des Langhauses vor dem Aufgang zum Hochschiff. Die überlebensgroße Pietá wurde 1740 als sein letztes Werk von Georg Raphael Donner geschaffen. Es zeigt die Marienklage mit assistierenden Engeln und wurde aus 18 Tonnen Kärntner Blei gegossen. Dahinter ragt ein Holzkreuz empor. Stilistisch steht das Werk zwischen Barock und Klassizismus. Der Tabernakel wurde erst 1766 von Donners Schüler Balthasar Moll in beginnendem Rokoko hinzugefügt. An der Mensa ist ein Relief angebracht, Christus im Grabe liegend darstellend. Die Komposition des Altares ist dergestalt, dass er den Blick auf den Hochaltar nicht verstellt. Seitlich neben dem Kreuzaltar steht seit 1995 eine Kathedra (Bischofsthron) aus weißem italienischen Marmor von Wolfgang Stracke.[4]

Volksaltar

Vor dem Kreuzaltar befindet sich der Volksaltar, anlässlich des Hemma-Jubiläums 1988 von Thomas Hoke geschaffen. Es ist ein Würfel mit Stahlecken. Der Stoffbezug mit dem Wellenmotiv greift die Paradiesesflüsse der Bischofskapelle thematisch wieder auf.[4]

Pfeileraltäre

Die zwei Pfeileraltäre (1670) rechts und links des Kreuzaltares stammen von Sißenbacher, die Bilder von Seitlinger. Die Aufbauten sind schwarz-gold gefasst. Der linke Altar zeigt im Hauptbild die Gottesmutter, im Aufsatzbild einen Engel mit Spruchband. Die Statuen stellen die von den Augustiner-Chorherren verehrten Heiligen Patrizius und Thomas Becket dar. Der rechte Altar zeigt im Hauptbild den heiligen Augustinus (1767), das Aufsatzbild wiederum Engel mit Spruchbändern, auf der Mensa Gnadenstatue Muttergottes. Die Seitenstatuen sind die Heiligen Oswald und Sigismund.

Kanzel

Die Kanzel wurde 1740/1741 von den Wiener Theaterarchitekten Giuseppe und Antonio Bibiena entworfen. Ausgeführt wurde die Arbeit von J. Kaspar Eckhardt und Leopold Wasserbauer. Die Kanzel zeigt anschaulich das Programm der Gegenreformation: Über der Kanzel schwebt der Heilige Geist. Auf dem Schalldeckel sitzen die Allegorien von Kirche, Glaube und Hoffnung, ein Putto trägt die Tiara, während ein zweiter mit der Kreuzlanze den Satan sowie Ketzerbücher speiende Schlangen trifft. Ein altmodisch als Predikant in Schwarz gekleideter Mann mit weißer Halskrause stürzt rücklings in die Tiefe. Die Brüstung des Kanzelkorbes trägt sechs Bleireliefs von Georg Raphael Donner: Belohnung des Guten, Bergpredigt, Johannes in der Wüste, Gesetzgebung auf dem Berg Sinai, Himmelfahrt des Elias, Bekehrung des Paulus vor Damaskus und Bestrafung des Bösen. Am Kanzelpfeiler ist noch ein Bleirelief des Guten Hirten angebracht.

Orgelempore

Die Orgelempore wurde um 1730 errichtet, ihr fiel die Apsis der Bischofskapelle zum Opfer. Die – von Hartwagner als wertlos bezeichnete[5] – Orgel (1780/1781) stammt von einem Laibacher Orgelbauer, das klassizistische Gehäuse wurde 1779 von Franz Eißl und Martin Herberger gebaut.

Glocken

In den beiden Türmen hängt eines großes Geläut, das zu den Besten der Nachkriegszeit gezählt wird. Herausragend ist die große Stürmerin im rechten Turm. Holzglockenstühle, Holzjoche und die kleinen Schallöffnungen tragen zur guten Akustik bei. Die Glocken 1–5 sind mit Klöppelfängern ausgestattet.[6]

Nr. Name Gussjahr Gießer Nominal
(1/8)
Gewicht
(kg)
Durchmesser
(mm)
Turm
1 Stürmerin (Maria) 1958 Grassmayr h0 −2 2727 1630 Süd
2 Hemma 1958 Grassmayr d1 −2 1513 1360 Nord
3 Peter und Paul 1958 Grassmayr e1 −2 1138 1240 Nord
4 Augustini 1958 Grassmayr g1 −2 643 1020 Nord
5 Josef 1958 Grassmayr h1 −2 299,5 820 Nord
6 Magdalena 1958 Grassmayr d2 −2 172,5 680 Nord

Bischofskapelle

Sündenfall

Die Bischofskapelle befindet sich in der Westempore über der inneren und äußeren Vorhalle zwischen den beiden Türmen. Sie wurde unter Bischof Walther (1200-1213) errichtet. Es ist ein längsrechteckiger Raum, der durch einen Gurtbogen in zwei Kreuzgewölbejoche unterteilt wird. Nach einem Brand wurde die Kapelle bis 1264 wiederhergestellt und mit Fresken ausgestattet, die im sogenannten Zackenstil, einem Übergangsstil von Romanik zur Gotik, ausgeführt sind.

Verklärung Christi

In der Ostwand befindet sich in der Mitte der portartige Triumphbogen, der ursprünglich in die Apsis führte. Diese wurde jedoch beim Einbau der Orgel 1779 abgetragen. Rechts und links davon befinden sich zwei Triforen mit Knospenkapitellen auf Doppelsäulen, die sich bis 1779 ins Langhaus öffneten.

Die Fresken sind im Ostteil der Marienherrlichkeit gewidmet. Die Ostwand zeigt Maria auf dem Stufenthron Salomonis, die von Tugenden flankiert wird. An den Seitenwänden sind die Verkündigung der Geburt Mariens und die Verkündigung an Maria dargestellt. Im Gewölbe sind vier Paradiesesszenen dargestellt, eine wurde 1808 bei einem Brand zerstört. Der Westteil ist der Christusherrlichkeit gewidmet. An der Fensterwand ist die Verklärung Christi auf dem Berge Tabor zu sehen. An den Seitenwänden ist im Süden der Zug der Drei Könige, im Norden der Einzug Christi in Jerusalem zu sehen. Im Gewölbe ist das himmlische Jerusalem dargestellt, im Scheitel das Lamm Gottes.

In der Westwand befinden sich zwei Rundbogenfenster und ein Rundfenster. Letzteres beinhaltet ein Glasgemälde von der Kreuzabnahme von 1260 bis 1270, das älteste erhaltene Beispiel des Zackenstils in der österreichischen Glasmalerei.

Krypta

Krypta
Hemmagrab in der Krypta
Säulenkopf des Hemmagrabes in der Krypta

Die Krypta unter Chor und Querhaus wurde 1174 als erster Teil des Domes fertiggestellt und war wohl von Beginn an der Verehrung Hemmas gewidmet. Nach Hartwagner ist sie „der großartigste Kryptenbau des deutschen Sprachraumes“[7]. Die Krypta misst rund 20 x 20 Meter und ragt rund 1,75 Meter aus dem Boden. Betreten wird sie über zwei Treppen von der Oberkirche aus. Die 100-säulige Krypta besteht genau genommen aus 96 schlanken Säulen und zwei Doppelsäulen vor der Apsis (die Nebenapsiden fehlen in der Krypta). Die Säulenbasen sind mit Eckknollen, Blättern und figuraler Eckzier geschmückt, die Kapitelle sind jedoch einfache, schmucklose Würfelkapitelle. Daneben gibt es sechs rechteckige Stützpfeiler. Über den Säulen erhebt sich ein steiles, hohes Kreuzgratgewölbe.

Am Südostpfeiler befindet sich das Grab der heiligen Hemma, die seit 1174 in der Krypta bestattet ist. Der ursprüngliche schmucklose Steinsarg stand anfänglich an anderer Stelle auf sechs Tragsäulen, von denen drei erhalten sind. Die Säulen zeigen fremdartige Gesichte: zwei Frauen und einen Mann. Unter dem Sarkophag krochen Frauen durch, um Kindersegen zu erbitten. 1721 ließ Propst Kochler von Jochenstein den Sarg mit rotem Marmor verkleiden, um diesen Brauch abzustellen. Weiters ließ er vom Italiener Antonio Corradini ein Marmorrelief mit Hemmas Tod und zwei seitliche Marmor-Figuren, die Allegorien von Glaube und Hoffnung anfertigen. Bemerkenswert ist die Figur des Glaubens mit ihrem verschleierten Gesicht. 1925 wurde ein Teil der roten Marmorverkleidung entfernt, sodass die romanischen Säulenköpfe wieder sichtbar sind. Die Mauern über dem Grab sind mit zartem Rankenstuck verziert. Das Grab ist von einem schmiedeeisernen Gitter umgeben. In der Ecke befindet sich der legendäre Hemma-Stein aus Chloritschieferstein. An den Wänden befinden sich – meist auf Blech gemalte – Votivtafeln.

Der südseitige Altar ist seit 1167 dem heiligen Thomas Becket geweiht, der nordseitige seit 1189 dem heiligen Johannes dem Evangelisten. Beide wurden erst unter Propst Kochler an ihre jetzige Stelle verlegt. Beide Tischältäre stehen auf vier Marmorsäulen mit Würfelkapitellen. Der Liebfrauenaltar befindet sich in der Nordostecke und wurde 1766 errichtet. Er trägt eine um 1200 entstandene Statue der Maria lactans, die sich der Legende nach im Besitz der heiligen Hemma befunden hat bzw. von ihr gestiftet wurde. Die Statue wurde 1784 überschnitzt. Ein weiterer Altar ist dem heiligen Johannes Nepomuk geweiht. Vom geplanten Altar in der Apsis wurde nur die Marmormensa ausgeführt.

Stiftsanlagen

Nördlich an das Querhaus schließt der Kapiteltrakt an. Er wurde 1637/38 von Franz Peter Corleone erbaut, unter Verwendung von Bauteilen des mittelalterlichen Kapitelhauses. Es ist ein schmuckloser, 15-achsiger Bau. Das Portal ist schlicht und trägt das Wappen des Propstes Vizdom. Bei der Restaurierung 1979/80 wurde eine Sonnenuhr von 1528 freigelegt.

Der Propsthof schließt sich westlich an den Kapiteltrakt an. Er ist ein quadratischer vierflügeliger und dreigeschoßiger Bau mit rechteckigem, sechs- bzw. achtachsigem Innenhof. Errichtet 1468-1490, wurde er ab 1637 von F. P. Corleone umgestaltet und an den Kapiteltrakt angepasst. Damals wurden auch die Innenhofarkaden angelegt. Im Osttrakt befindet sich die gotische Dreifaltigkeitskapelle, deren Sternrippengewölbe 14 bemalte Holzreliefs trägt.

Das Stiftsportal (Torhaus) wurde 1680/82 von Jörg Zechner erbaut. Es ist ein würfelförmiger Bau mit mächtigem Portal. Über diesem befindet sich eine Inschrift für Propst Wolfgang Andreas Gösel von Thurn (1674-1688). Seitlich des Torbogens stehen rahmende Pilaster. Auf Seiten des Hofes befindet sich ein Loggia-artiges Stöckel, zu dem ein überdachter Säulenaufgang führt.

Die Wehranlagen, die von 1447 bis 1520 mit Graben und Ringmauer erbaut wurden, sind nur teilweise erhalten, so ein Teil der Mauern (nicht in ursprünglicher Höhe) und zwei Ründtürme an der Südwest- und der Südostecke. Sie besitzen Kegeldächer und Schießscharten. Zwischen den beiden Türmen befindet sich in der Südmauer des Friedhofes die Todesangst-Christi-Kapelle, die heutige Aufbahrungshalle. Es ist der ehemalige Karner, 1275 erstmals erwähnt. Sie hat einen achteckigen Grundriss, der aufgesetzte Tambour ist ebenfalls achteckig.

Domkapitel und Ordensgemeinschaften

1043 gründete Hemma in Gurk ein adeliges Damenstift, das vom Benediktinerinnen-Kloster Nonnberg in Salzburg aus besiedelt wurde.[8] Kirche und Kloster wurden unter Äbtissin Ita durch Erzbischof Balduin geweiht. Bereits unter der zweiten Äbtissin, Himzila, wurde das Kloster 1070/72 von Erzbischof Gebhard aufgehoben. Als Grund wurde der schlechte Lebenswandel der Nonnen angegeben. Wahrscheinlicher Grund war das reiche Stiftungsgut, mit dem der Erzbischof auch 1072 das von ihm gegründete Bistum Gurk ausstattete.

Domkapitel

Obwohl das Bistum Gurk 1072 gegründet wurde, bekam es erst 1123 ein Domkapitel. Bischof Hiltebold von Gurk gab dem Klerus an der Gurker Kirche die Regeln des heiligen Augustinus. Ein Jahr später stattete er das Domkapitel auch mit Besitz aus dem Stiftungsgut des Bistums aus. Diesen Besitz hat das Domkapitel, mit Ausnahme der Verluste in der Untersteiermark, im Wesentlichen bis heute erhalten können. Durch die alleinige Aufnahme von Adeligen hatte das Domkapitel einiges politisches Gewicht, zumal die Gurker Bischöfe oft nicht in ihrer Diözese residierten und oft vom Dompropst als Archidiakon der Diözese vertreten wurden. Diese Macht zeigte sich auch 1498 in der Verleihung der Pontifikalien an den Dompropst durch Papst Alexander VI. Seit damals (bis 1787) führte der Propst auch den Titel eines „Abbas Lateranensis“. 1787 zog das Domkapitel wie auch der Bischof nach Klagenfurt, wo es auch heute noch besteht.

1792 bis heute

Zwischen 1792 und mindestens 1797 war Gurk Zufluchtsort für Salesianerinnen, die vor der Französischen Revolution aus Lyon geflüchtet waren. 1809/10 nahmen hier die Ursulinen aus Klagenfurt Aufenthalt, als die Napoleonischen Kriege auch Kärnten erreichten.

1890 siedelten sich Benediktinerinnen aus Nonnberg in Gurk an und gründeten das Priorat „St. Hemma“. Die Nonnen eröffneten 1894 eine Volksschule für Mädchen, die 1900 das Öffentlichkeitsrecht erhielt, aber bereits 1915 wieder aufgelassen wurde. Stattdessen übernahmen sie eine Privat-Bürgerschule für Knaben im Alter von elf bis 16 Jahren. Bereits 1898 konnten die Nonnen mit Hilfe eines Gönners die Stiftsgebäude mit Wiesen, Äckern und Wald vom Domkapitel käuflich erwerben. Aufgrund wirtschaftlicher Probleme wurde jedoch 1921 der Entschluss gefasst, das Priorat wieder aufzugeben. 1922 wurden die Gebäude an die Redemptoristen verkauft, 1924 verließen die letzten der einst 28 Nonnen Gurk.[9]

1923 übernahmen Redemptoristen Stiftsgebäude und Dom und führten in den nächsten Jahren weitreichende Restaurierungsarbeiten durch. Sie verlegten auch ihre theologische Lehranstalt von Mautern (Steiermark) hierher. Der bedeutendste Pater war Josef Löw, der sich große Verdienste um die Heiliggesprechung der Hemma von Gurk (1938) erwarb.

1932 übernahmen die Salvatorianer Stift und Pfarre. Seit der Eröffnung des „Gästehauses St. Hemma“ 1988 leben auch Salvatorianerinnen in Gurk. Ende August 2008 haben die Salvatorianer Gurk verlassen.[10].Seitdem wird die Seelsorge von Bistumspriestern der Diözese Gurk-Klagenfurt übernommen. Außerdem sind in Gurk zwei Missionsschwestern vom Kostbaren Blut vom Kloster Wernberg tätig.[11]

Heutige Nutzung

Dom aus Sicht des sich nähernden Pilgers (August 2006)

Der ehemalige Dom wird heute als Pfarrkirche von Gurk genutzt. Im Kapiteltrakt der ehemaligen Stiftsanlage befinden sich unter anderem das Pfarramt. Der Propsthof beherbergt eine Expositur des Ursula-Gymnasiums Klagenfurt sowie Wohnungen.

Gurk ist aufgrund des Hemmagrabs ein viel besuchter Wallfahrtsort.

Quellen

Fußnoten

  1. Hartwagner 1995, S 81.
  2. Van der Kallen, Deuer, 1995, S. 14.
  3. Deuer, van der Kallen 1995, S. 37
  4. a b Wilhelm Deuer: Der Gurker Dom - ein Kulturdenkmal von europäischem Rang. In: Das goldene Buch von Gurk, S. 41-55 (hier S. 52) Gurk 1998 (ohne ISBN)
  5. Hartwagner 1994, S. 90.
  6. Jörg Wernisch: Glockenkunde von Österreich. Journal-Verlag, Lienz 2006, S. 488.
  7. Hartwagner, 1995, S. 88.
  8. Der Abschnitt folgt: Franz Kickmaier: Die Ordensgemeinschaften in Gurk. In: Das goldene Buch von Gurk, Gurk 1998 (ohne ISBN)
  9. Waltraud Krassnig: Notizen zur Geschichte des Benediktinerinnenklosters „St. Hemma“ in Gurk. In: Peter Günther Tropper (Red.): Hemma von Gurk. (Ausstellungskatalog) Carinthia, Klagenfurt 1988, S. 70f., ISBN 3-85378-315-5.
  10. Aussendung der Katholischen Kirche Kärnten
  11. Aussendung der Katholischen Kirche Kärnten

Literatur

  • Dehio - Die Kunstdenkmäler Österreichs: Kärnten, S. 254-267. Verlag Anton Schroll, Wien 2001, ISBN 3-7031-0712-X
  • Wilhelm Deuer, Wim van der Kallen: Der Dom zu Gurk (Bildband). Domkustodie Salvatorianerkolleg, Gurk 1995, ISBN 3-901557-00-8
  • Wilhelm Deuer, Johannes Grabmayer: „Transromanica - Auf den Spuren der Romanik in Kärnten“ (Reihe „Kulturwanderungen“), S. 149-157, Klagenfurt 2008, Verlag Johannes Heyn; ISBN 978-3-7084-0302-1
  • Siegfried Hartwagner: Der Dom zu Gurk, Verlag Carinthia Klagenfurt-Wien-Frankfurt/Main, Klagenfurt 1963
  • Siegfried Hartwagner: Österreichische Kunstmonographie Band VIII: Kärnten. Der Bezirk St. Veit an der Glan, S. 80-95. Verlag St. Peter, Salzburg 1994, (ohne ISBN)
  • Waldemar Posch: Dom zu Gurk (Führer). Domkustodie, Gurk 1991 (10. Aufl.), ohne ISBN
  • Waldemar Posch, Josef Wilfing, Gregor Peda: Dom zu Gurk. Die Fresken der Bischofskapelle in der Westempore. Kunstverlag Peda Gregor, Passau 2001, ISBN 3-89643-146-3
  • Othmar Stary, Wim van der Kallen: Das Fastentuch im Dom zu Gurk; Bilder aus der Geschichte Gottes mit dem Menschen. Universitäts-Verlag Carinthia, Klagenfurt 1994, ISBN 3-85378-420-8

Weblinks


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