Hemma von Gurk

Hemma von Gurk

Hemma von Gurk (* zwischen 995 und 1000; † 29. Juni, wahrscheinlich 1045, in Gurk, Kärnten) war eine Kärntner Adelige, Kirchen- und Klostergründerin. Als Heilige ist sie die Landesmutter und Schutzfrau von Kärnten. Sie wird von Katholiken für eine glückliche Entbindung und bei Augenkrankheiten angerufen.

Bildnis der Hemma von Gurk. Sebald Bopp um 1510

Hemma ist seit 1174 in der Krypta des Doms zu Gurk begraben. Ihre Verehrung wurde am 21. November 1287 anerkannt. Am 5. Januar 1938 wurde sie von Papst Pius XI. heiliggesprochen. Ihr Gedenktag ist der 27. Juni. Sie wird ikonografisch als vornehme Frau mit zweitürmigem Kirchenmodell, Urkunde und Rose dargestellt. Häufig sind auch Bilder, die sie beim Verteilen von Almosen zeigen.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die historisch nachprüfbaren Informationen über Hemma sind knapp.[1] Die Familie Hemmas lässt sich nur indirekt über die vererbten Güter erschließen. Ein Waltuni erhielt 895 von König Arnulf ausgedehnte Güter zum Geschenk, die später zum Besitz Hemmas gehörten. Zwentibold (Zwentibolch) aus Schwaben, ein Verwandter und Vasall der bayrischen Luitpoldinger, bekam von Arnulf 898 zweimal reiche Güter geschenkt, zunächst den Hof Gurk, den Ort Zeltschach und das Gurktal, dann das obere Metnitztal mit seinen Nebentälern.

Diese Güter finden sich Ende des 10. Jahrhunderts im Besitz einer Imma (s.u.), die somit mit den Luitpoldingern und entfernt auch mit Kaiser Heinrich II. verwandt war. 975 erhielt Imma von Kaiser Otto II. das Recht, in Lieding einen Markt und eine Münzstätte zu errichten sowie Marktzoll zu erheben. Dieses Recht wurde auf ein in Gründung befindliches Kloster übertragen, das aufgrund des Widerstands der Salzburger Erzbischöfe nie über das Gründungsstadium hinauskam; Markt- und Münzrecht sollten später auf Gurk übertragen, schließlich von den Salzburger Erzbischöfen für Friesach in Anspruch genommen werden. Aufgrund des Namens und der Vererbung der Besitzungen ist Imma als direkte Vorfahrin Hemmas anzusehen, wahrscheinlich war sie ihre Großmutter.

Über Hemmas Eltern und ihren Geburtsort gibt es keine Quellen. Als Zeitpunkt ihrer Geburt wird die Zeit zwischen 995 und 1000 angenommen; häufig wird auch um 980 genannt. Sie heiratete Wilhelm, Graf von Friesach und Markgraf im Sanntal. Es ist dies jener Wilhelm II., der erstmals 1016 urkundlich erwähnt wird. Er war Anhänger König Konrads II. und wurde von diesem als Gegengewicht zum Kärntner Herzog Adalbero von Eppenstein gefördert. Nach der Absetzung Adalberos durch den König tötete Adalbero Wilhelm im Jahre 1036.

Hemma und Wilhelm. Darstellung aus dem Gurker Verbrüderungsbuch, 1685

Im Zuge der Unabhängigkeitsbestrebungen der Gurker Bischöfe von Salzburg führte Kaplan Conrad im 12. Jahrhundert zahlreiche Urkundenfälschungen durch, dabei wurden auch möglicherweise erhaltene Originaldokumente zu Hemma zerstört. In diesen Fälschungen wurde Wilhelm I. als Gatte und Wilhelm II. als Sohn Hemmas genannt, was aufgrund der Lebensdaten nicht möglich ist. Für Söhne Hemmas gibt es keine zeitgenössischen Quellen. Quellen aus dem 12. Jahrhundert und die genannten Namen Wilhelm und Hartwig, aus der Familie Hemmas und ihres Mannes bekannt, machen die Annahme von zwei Söhnen Hemmas jedoch glaubhaft.

Nach dem Tod ihres Mannes (und – sofern historisch – ihrer beiden Söhne) war Hemma „eine der reichsten Frauen ihrer Zeit“.[2] Durch das Erbe ihrer Großmutter und ihres Mannes besaß sie große Besitzungen im Gurk- und Metnitztal, um Friesach und Völkermarkt in Kärnten, in Friaul, in der Obersteiermark (Enns-, Palten-, Liesing-Tal, am Pyhrnpass), in der Untersteiermark im Sanntal (Raum von Cilli und Weitenstein) und zwischen den Flüssen Savinja, Save und Sotla (Grenzfluss zu Kroatien) sowie in der Unterkrain zwischen Save und Krka.

Hemma wollte zwei Klöster gründen. Die Güter für die Gründung des einen Klosters im Ennstal übergab sie in einem Vertrag an den Salzburger Erzbischof Baldwin. Jedoch sollte das Kloster – das Stift Admont – erst 1074, also dreißig Jahre später, durch Erzbischof Gebhard als Salzburger Eigenkloster gegründet werden.

Hemma selbst gründete mit Urkunde von 1043 in Gurk ein Frauenkloster, das ein adeliges Damenstift ohne feste Ordensregel war. Die von ihr gegründete Kirche stand westlich des heutigen Domes und wurde im 19. Jahrhundert wegen Baufälligkeit abgetragen. Dass Hemma selbst als Laienschwester in das Kloster eintrat, ist nicht belegt, aber nicht unwahrscheinlich. Hemmas Todestag, der 29. Juni, ist in den Totenbüchern von Admont, Ossiach und Gurk genannt. Das Todesjahr ist nicht gesichert und wird um 1045, sicher jedoch nach 1043 angenommen.

Hemma hat neben dem Stift Gurk auch etliche Kirchen gegründet. Gesichert ist die Gründung für neun Kirchen: Gurk, Grafendorf bei Friesach, Lieding, Glödnitz, St. Radegund am Hohenfeld, Lorenzenberg bei Micheldorf, St. Georgen am Weinberg, St. Margarethen bei Töllerberg und St. Lambert/Lamprecht auf dem Lamprechtskogel[3] nahe Waisenberg. Ihr zugeschrieben werden auch die Kirchen von Pisweg, St. Georgen bei Straßburg, die Krassnitz und St. Peter und Paul in Hart im Glantal sowie Wieting. Die Anzahl ist erstaunlich, gab es doch vor Hemma in Kärnten nur rund 20 dokumentierte Kirchen.[4]

Legende

„Hemma und die Legende vom gerechten Lohn“, Josef Ferdinand Fromiller, um 1739.

Der Legende nach wurde Hemma in Peilenstein als Tochter von Engelbert und Tuta geboren, entstammte dem Hochadel und war mit Kaiser Heinrich II. verwandt, an dessen Hof sie erzogen wurde. Sie heiratete Wilhelm, Graf von Friesach und Markgraf im Sanntal. Ihre beiden Söhne, Wilhelm und Hartwig, wurden bei einem Aufstand von Knappen erschlagen. Wilhelm bestrafte die Aufständischen hart, woraufhin er sich auf eine Pilgerfahrt nach Rom begab. Auf der Rückreise verstarb er schon in Kärnten. Sein Grab befindet sich angeblich in Gräbern. Hemma stiftete darauf den Dom und das Kloster zu Gurk.

Der Ort für die Kirche wurde nach der Legende durch ein Gottesurteil festgelegt. Ein Ochsengespann mit Baumaterial für den zu beginnenden Dom wurde das Gurktal hinaufgetrieben. An der Stelle des heutigen Domes blieben sie stehen und zeigten so den Ort an, wo der Bau stehen sollte. Diese Legende steht in der Tradition von 1. Samuel 6,7-12.

Die Legende vom gerechten Lohn erzählt eine Geschichte aus der Bauzeit des Domes: Ein Bauarbeiter ist mit seiner Entlohnung unzufrieden gewesen und forderte mehr Lohn. Hemma, die den Lohn an die Arbeiter selbst auszahlte, hielt ihm den Geldbeutel hin und forderte ihn auf, sich seinen Lohn selbst herauszunehmen. Als er dann nachsah, war es dieselbe Summe, die ihm ohnehin zustand. Diese Legende ähnelt stark derjenigen um Kaiserin Kunigunde, von der Ähnliches vom Bau des Bamberger Doms erzählt wird.

Verehrung und Heiligsprechung

Holzrelief von 1508, Pilger an Hemmas Grab
Hemma widmet den Dom der Kirchenpatronin Maria; Legenda Beatae Hemmae, 14. Jh.

Dem von Hemma gestifteten Kloster in Gurk war aufgrund seiner reichen Ausstattung kein langes Leben beschieden. Erzbischof Gebhard hob es 1072 auf und errichtete mit den Gütern des Stiftes die Diözese Gurk. Die Verehrung Hemmas dürfte schon bald nach ihrem Tode begonnen haben. Ihre Ausgaben für Bauwerke dürften durch die Löhne die wirtschaftliche Situation der Bevölkerung verbessert haben. Die Legenden sprechen immer wieder von ihrer Gläubigkeit und ihrem Gerechtigkeitssinn. Die Überführung (Translatio) Hemmas 1174 in die neu erbaute Krypta des Gurker Domes war „nach dem damaligen Brauch eine Seligsprechung“.[5] Die Rolle Hemmas als Stifterin von Gurk wurde zu dieser Zeit von den Gurker Bischöfen besonders betont, da sie sich von den Salzburger Erzbischöfen lösen wollten. Im Zuge der Dokumentenfälschungen des Kaplans Conrad Ende des 12. Jahrhunderts wurden auch die eventuell noch existierenden echten Hemma-Urkunden zerstört.[6]

1287 wurde Hemmas Grab von Vertretern des Domkapitels geöffnet. Die Auffindung (Inventio) des Leichnams am 21. November 1287 galt späterhin als Recognitio, als Anerkennung zumindest ihrer Seligkeit. 1359 gewährten 20 Bischöfe in einer in Avignon ausgestellten Urkunde 40 Tage Ablass für einen Besuch der Messen Beate Mariae Virginis et Sancte Hemme[7], was auch die Existenz eines eigenen Messformulars voraussetzte. Aus dem 14. Jahrhundert sind ein Officium rhythmicum beatae Hemmae und eine Legenda beatae Hemmae erhalten, die ältesten erhaltenen Hemma-Handschriften. (Beide Texte bilden zusammen mit anderen den Codex 1/29 des Kärntner Landesarchivs.) Von 1370 an wird immer wieder eine eigene Wächterin für das Grab bezeugt, was auf einen regen Pilgerbesuch schließen lässt.[8]

Ab 1465 gab es von Seiten der Gurker Bischöfe Anstrengungen zu einer Heiligsprechung Hemmas, die trotz der Unterstützung durch Kaiser Friedrich III. im Sande verliefen. Papst Paul II. verschob in einem Breve 1468 die Entscheidung auf einen „günstigeren Zeitpunkt“ – womit wohl nach der Sommerpause gemeint war, woraus aber über 400 Jahre werden sollten. Der Tod des Gurker Bischofs, die Türken- und Ungarneinfälle ließen den Prozess ins Stocken geraten. Einzelne Versuche, ihn wieder aufzunehmen, gab es noch bis 1494. Die im Laufe dieses Prozesses erstellten Urkunden sind zum Teil erhalten. Die Zeugenbefragungen fanden in Deutsch und Slowenisch statt. Etliche Zeugen kamen aus der Krain und der Untersteiermark nach Gurk zur Zeugenaussage. Ab dem 16. Jahrhundert wurde das Fest der Hemma am Vorabend ihres Todestages begangen, da der 29. Juni das Fest Peter und Paul ist. Belegt sind aus dieser Zeit Getreidespenden für die Armen.[9]

Der St. Lambrechter Pater Christoph Jäger veröffentlichte nach 40-jähriger Forschungsarbeit seine Schrift über Hemma 1709 im fünften Juni-Band der Acta Sanctorum.[10] Anlässlich des 700. Todestages Hemmas gab es von 27. bis 29. Juni 1745 eine dreitägige Feier. Zu diesem Zeitpunkt dürfte der Feiertag für Hemma auf den heute noch geltenden 27. Juni verlegt worden sein. Bei der 800-Jahr-Feier vom 29. Juni bis 1. Juli 1845 waren 10.000 bis 12.000 Pilger anwesend.

Erst Bischof Valentin Wiery (1858-1880) brachte den Heiligsprechungsprozess mit einem Bittschreiben an Papst Leo XIII. am 15. Dezember 1879 wieder in Gang. Unterstützend wirkte dabei ein Buch Gregor Schellanders.[11] Nach dem Tod Wierys 1881 kamen die Bemühungen wiederum zum Erliegen.

Erst aufgrund der Forschungen Pater Josef Löws ab 1931 kamen die Bestrebungen nach 1933 wieder in Gang[12], mit Unterstützung der Bischöfe von Gurk, Lavant/Maribor und Ljubljana. Am 5. Jänner 1938 schließlich bestätigte Papst Pius XI. die Heiligsprechung Hemmas.

1972 wurde der 27. Juni als nicht gebotener Gedenktag in den Regionalkalender für das deutsche Sprachgebiet aufgenommen, ebenso in die Diözesankalender von Salzburg und Graz-Seckau. Im Diözesankalender von Gurk-Klagenfurt ist er als Hochfest geführt. In das Messbuch der slowenischen Diözesen wurde die Feier der heiligen Hemma 1975 als nicht gebotener Gedenktag aufgenommen, in der Diözese Lavant gilt der 27. Juni als Feiertag.[13]

1988 fanden anlässlich der 50-jährigen Heiligerklärung große Feierlichkeiten statt. Auf Schloss Straßburg gab es eine Hemma-Ausstellung. Am 25. Juni besuchte Papst Johannes Paul II. Gurk und die Grabstätte Hemmas. An der Messe anlässlich einer Dreiländerwallfahrt nahmen 70.000 Gläubige teil.

Kleinodien

Mehrere Gegenstände werden als Kleinodien der Heiligen Hemma verehrt. Von keinem ist jedoch gesichert, dass er sich in Hemmas Besitz befunden hat, Hut und Schuh sind sogar nachweislich lange nach ihrem Tod entstanden.

Ring und Anhänger

Der Ring und der Anhänger sind seit 1465 urkundlich fassbar. Beide besitzen einen hohen Stellenwert in der öffentlichen Verehrung Hemmas. Mit dem Ring wurde von alters her der Augensegen gespendet. Beide Kleinodien sind schwarze, undurchsichtige, unregelmäßig geformte Korunde in anspruchsloser Gold-Fassung. Sie stammen aus gleicher Hand, sind jedoch aufgrund fehlender Verzierungen zeitlich nicht einordenbar. Die beiden Korunde stammen aus gleicher Quelle, definitiv nicht aus Europa. Möglich ist eine Herkunft aus Thailand.[14]

Hemmahut

Der als Hemmahut bekannte Hut stammt aus der Zeit um 1300. Er ist jedoch neben zwei englischen Hüten der einzige erhaltene mittelalterliche Hut Europas und daher von großer kulturhistorischer Bedeutung. Bis 1906 befand er sich in der Pfarrkirche von Zeltschach, seither im Domschatz von Gurk.[15]

Hemmaschuh

Der Hemmaschuh ist ein spätgotischer Unterschuh aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Es ist ein Holzschuh mit hoher Sohle, der mit weißem Leder überzogen ist. Es könnte sich um eine Votivgabe für eine Hemmastatue gehandelt haben. Der Schuh wurde auf Schloss Nassenfuß/Unterkrain (heute Mokronog/Slowenien) aufbewahrt, seit 1946 befindet er sich in Gurk.[16]

Orte der Hemma-Verehrung

Kärnten

Der Dom zu Gurk, das Zentrum der Hemma-Verehrung
Heiligen-Grabmal

Das Zentrum der Hemma-Verehrung ist ihr Grab in der Krypta des Gurker Domes. Das Durchkriechen unter dem Sarkophag galt als hilfreich bei Geburten. In einer Ecke der Krypta befindet sich der Hemma-Stein, ein grüner Chloritschiefer-Stein, auf dem der Legende nach Hemma den Bau des Domes überwacht haben soll. Wünsche, die auf dem Stein sitzend getätigt werden, sollen in Erfüllung gehen. Bis zum 17. Jahrhundert stand der Stein vor dem Dom.

Nach Gurk führen etliche Wallfahrten, besonders aus der näheren Umgebung. Am bedeutendsten war jedoch die Wallfahrt am sogenannten „Krainer Sonntag“, dem vierten Sonntag nach Ostern. An diesem Tag kamen die Pilger aus dem Herzogtum Krain nach Gurk. Diese Wallfahrt ist 1609 das erste Mal urkundlich bezeugt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden die Wallfahrten unterbrochen, 1938 anlässlich der Heiligsprechung wiederbelebt und während des Zweiten Weltkriegs und danach wieder unterbrochen. In den letzten Jahren wurden die Pilgerwege aus Slowenien und der Steiermark nach Gurk im Rahmen eines INTERREG-Projekts nach und nach wieder reaktiviert und erfreuen sich nun zunehmender Beliebtheit bei Pilgern aus den angrenzenden Regionen.

Auf dem Hemmaberg bei Globasnitz befindet sich die älteste Hemmakirche Kärntens. 1498 erbaut und 1519 konsekriert, trägt die Kirche die Patrozinien von Hemma und der heiligen Dorothea. Hierher gingen lokale Wallfahrten. In den umliegenden Orten wie Eberndorf, Köcking, Jaunstein, Kleindorf und Globasnitz genießt Hemma tiefgehende Verehrung, hier gibt es auch eine größere Anzahl von Hemma-Bildstöcken.

In vielen Kirchen Unterkärntens finden sich Bezüge zu Hemma, hervorgehoben sei nur die in den 1970er Jahren erbaute Pfarrkirche Klagenfurt-St. Hemma, die erste Kärntner Pfarrkirche mit Hemma-Patrozinium.

Slowenien

Hemma-Statue in der Kathedrale von Maribor

In den zu Hemmas Besitztum gehörenden Regionen des heutigen Slowenien hat sich die Verehrung Hemmas durch die Jahrhunderte erhalten. In der Region Kozjansko befindet sich in der Nähe von Rogatec (Rohitsch) die Pfarrkirche Sveta Ema. Die im 18. Jahrhundert erbaute Kirche ersetzte eine 1463-66 erbaute Kapelle. Seit 1784 ist Sveta Ema eigenständige Pfarre. Pilštanj (Peilenstein) ist der Legende nach der Geburtsort Hemmas, in der dortigen Michaeliskirche befindet sich ein barockes Deckenfresko von Hemma als jungem Mädchen mit der Burg Pilštanj im Hintergrund. In den letzten Jahren wurden die lokalen Wallfahrten nach Pilštanj wiederbelebt.

In Dolenjsko (Unterkrain) befindet sich in der Pfarrkirche von Šentrupert im Gewölbe ein Schlussstein, der Hemma im Nonnenhabit und mit Schlüsselbund, Kette und Buch zeigt. Hemma wird auch als Helferin der Unfreien verehrt. Auf Schloss Mokronog (Nassenfuß) wurde lange Zeit der sogenannte Hemmaschuh verwahrt und verehrt.

In Gorenjsko (Oberkrain) hatte Hemma zwar keine Besitzungen gehabt, trotzdem wurde sie auch hier verehrt. Die Region um Bled (Veldes), Bohinj (Wochein) und Žiri (Sairach) war das Zentrum der Hemmawallfahrten nach Gurk. Nach Bohinj kam die Verehrung Hemmas wohl durch deutschsprachige Siedler, hier wird Hemma auch als Bergwerkspatronin verehrt. In der Wallfahrtskirche Sv. Ana na Ledinici bei Žiri befindet sich eine Hemmastatue von 1770, die in den Händen ein Kreuz und Ketten hält, ebenfalls ein Hinweis auf Hemma als Patronin der Bauern und Gefangenen.

In der Kathedralkirche sv. Janeza Krstnika in Maribor befindet sich seit 2005 eine Hemmastatue.

Steiermark

In der Steiermark ist die Hemma-Verehrung nicht so weit verbreitet. Auf der Stubalpe befindet sich eine Filialkirche Hl. Hemma, die zur Pfarre Edelschrott gehört. Hier gab es früher am Dreinagelfreitag eine Wallfahrt von Edelschrott und Hirschegg nach St. Hemma. Der wichtigste steirische Hemma-Ort ist das Stift Admont, das auf eine Initiative Hemmas zurückgeht. Hier sind Hemma ein Seitenaltar und ein Glasfenster der Stiftskirche, eine Hemma-Säule im Klostergarten und die Hemma-Glocke gewidmet. Im Konvent befindet sich ein Hemmazyklus.

Hemma in der Kunst

Andachtsbild aus dem 18. Jahrhundert im Frangepan-Typus.
Apotheose der seligen Hemma; J. F. Fromiller 1745, Elisabeth-Typus.

Die älteste bekannte Darstellung Hemmas stammt von 1203 auf einem Siegel. Sie zeigt Hemma als Nonne in Gebetshaltung. Ein zeitgenössisches Bild existiert also nicht. In der Bischofskapelle der Westempore des Doms befindet sich ein Fresko Hemmas von 1260/70 zusammen mit Wilhelm sowie Kaiser Heinrich II. und dessen Gattin Kunigunde. Ein weiteres mittelalterliches Bild findet sich in einer Handschrift des Gurker Domkapitels von 1340. Von 1421 stammt ein Fresko der Mutter Gottes in der Pfarrkirche von Zweinitz, das Hemma neben den Heiligen Leonhard, Kunigunde und Georg an der Seite Mariens zeigt.

Einen wichtigen Einfluss auf die zukünftige Darstellung Hemmas hatten die sogenannten Hemma-Reliefs, die um 1508 im Auftrag des Dompropstes Wilhelm von Welzer entstanden. Die sechs in Lindenholz geschnitzten Reliefs trugen zur Weiterverbreitung der dargestellten Legenden bei, die in der Folgezeit vielfach nachgeahmt wurden. Die Reliefs befinden sich heute im Dom zu Gurk.[17]

Viele Darstellungen der heiligen Hemma folgen auch dem Elisabeth-Typus. Wie die heilige Elisabeth von Thüringen wird Hemma im Ordenskleid dargestellt, wie etwa im Ölbild von Josef Ferdinand Fromiller. Vom Nonnenhabit nicht immer zu unterscheiden sind Darstellungen Hemmas im Witwengewand, wie bei der Kirchenbaudarstellung der oben erwähnten Hemma-Reliefs.[18] Ein ebenfalls weit verbreiterter Darstellungstyp ist der sogenannte Frangepan-Typus. Er geht auf ein Portrait von Sebald Bopp zurück, das dieser um 1510 gemalt hatte. Das Bild stellt eine Trägerin des brandenburgischen Schwanenordens dar und zeigt vermutlich Beatrix Gräfin Frangepan, Gattin von Georg von Brandenburg-Ansbach. Das Bild dürfte im 17. Jahrhundert zum Portrait Hemmas umgedeutet worden sein. Ab dem Barock wurde dieses Bild, auch „Krainer Hemma“ genannt, zum Vorbild für viele Kopisten.[19]

Literatur

Wissenschaftliche Literatur

  • Anton Fritz: Das große Hemma-Buch. Hemma von Friesach-Zeltschach, Markgräfin im Sanntal - Stifterin von Gurk und Admont. Klagenfurt 1980.
  • Irene Maria Prenner-Walzl: Das Leben der Heiligen Hemma von Gurk und dessen künstlerische Ausdeutung im Laufe der Geschichte. (Diplomarbeit) Universität Graz 1987.
  • Josef Till: Hemmas Welt. Hemma von Gurk - ein Frauenschicksal im Mittelalter. Hermagoras/Mohorjeva, Klagenfurt/Celovec 1999, ISBN 3-85013-634-5
  • Josef Till: Auf Hemmas Spuren. Hermagoras/Mohorjeva, Klagenfurt/Celovec 2005, ISBN 3-7086-0115-7
  • Peter Günther Tropper (Red.): Hemma von Gurk. (Ausstellungskatalog) Carinthia, Klagenfurt 1988, ISBN 3-85378-315-5
  • Janos Végh: Die heilige Hemma. Zur Ikonographie der Votivtafel von St. Lambrecht, in: Acta Historiae Artium Academiae Scientiarum Hungaricae XXIV/1978, S. 123-131
Literarische Bearbeitungen
  • Gabriele Lamberger: Hemma von Gurk. Die Heilige von Kärnten, Krain und Steiermark. Theaterstück, Saarbrücken 1957
  • Dolores Viesèr: Hemma von Gurk. Carinthia, Klagenfurt 1999, ISBN 3-85378-505-0

Weblinks

 Commons: Hemma von Gurk – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Das Kapitel folgt Heinz Dopsch: Hemma von Gurk - Eine Stifterin zwischen Legende und Wirklichkeit. In: Tropper 1988, S. 11-21.
  2. Dopsch 1988, S. 18.
  3. Mutterkirche St. Ruprecht, AEIOU
  4. Till 2005, S. 53
  5. Tropper 1988, S. 104
  6. Dopsch 1988, S. 11
  7. Tropper 1988, S. 175
  8. Tropper 1988, S. 73
  9. Tropper 1988, S. 74
  10. Acta Sanctorum, Juni tom. VII. Analecta veterum monumentorum MSS. ad Acta S. De B. Hemma vidua, fundatrice Gurcensis in Carinthia ecclesiae. Acta recentoria: Auctore Paulo Waldnero. Paris-Rom 1867.
  11. Gregor Schellander: Die Selige Hemma von Gurk. Im Verlage des fürstbischöflichen Gurker-Consistoriums, Klagenfurt 1879
  12. . Löw war ab 1936 in der Ritenkongregation tätig und wesentlich an der Abfassung der Unterlagen für die Kultbestätigung beteiligt: Gurcensis Confirmationis Cultus Praestiti Servae Dei, Hemmae Comitissae Viduae, Ecclesiae Gurcensis Fundatricis, Beatae Nuncupatae. Positio Super Casu Excepto (= Sacra Rituum Congregatio, Sectio Historica, S. Hist. n. 36. Vatican 1937).
  13. Tropper 1988, S. 104
  14. Helmut Trnek: Ring und Anhänger St. Hemmas - Kleinodien der Heiligen von Gurk, in: Tropper 1988, S. 145-151; Gerhard Niedermayer: Die Steine von Ring und Anhänger der hl. Hemma aus dem Dom zu Gurk in Kärnten, in: Tropper 1988, S. 152-155.
  15. Ingeborg Petrascheck-Heim: Der Hemma-Hut aus kostüm- und textilkundlicher Sicht, in: Tropper 1988, S. 156-161.
  16. Ingeborg Petrascheck-Heim: Der Hemmaschuh aus kostüm- und textilkundlicher Sicht, in: Tropper 1988, S. 162f.
  17. Elisabeth Reichmann-Endres: Die Reliefs der Hemma-Historie in Gurk. In: Tropper, 1988, S. 247-256.
  18. Gregor Martin Lechner: Hl. Hemma von Gurk – Zur Problematik ihrer Ikonographie im Vergleich mit den heiligen Frauen Kunigunde, Hedwig und Elisabeth. In: Tropper, 1988, S. 257-267.
  19. Gottfried Biedermann: Sog. Bildnis der Hemma von Gurk. In: Tropper, 1988, S. 459f.
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