Stiftskirche (Hechingen)

Stiftskirche (Hechingen)
St. Jakobus
Plan der Stiftskirche

Die katholische Stiftskirche St. Jakob in Hechingen im Zollernalbkreis (Baden-Württemberg) ist ein bedeutender Sakralbau des frühen Klassizismus und wurde von 1780 bis 1783 nach Plänen von Pierre Michel d’Ixnard errichtet.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Kollegiatstift St. Jakob Hechingen existierte von 1495 bis 1806 und war mit der Stiftskirche St. Jakobus verbunden. Die Stiftung, die am 11. Oktober 1499 vom zuständigen Konstanzer Diözesanbischof genehmigt wurde, ist auf 1495 datiert, doch handelt es sich dabei um eine Rückdatierung. In Folge der Säkularisation wurde das Chorherrenstift, wie die benachbarten Klöster, aufgehoben und fiel an das Fürstentum Hohenzollern-Hechingen. Es gehörte zum Bistum Konstanz und ab 1821 zum Erzbistum Freiburg.

Baugeschichte

St. Jakob, die Stadtpfarrkirche Hechingens, trägt den Namen Stiftskirche nach einem 1495 von Graf Eitel Friedrich II. begründeten, 1806 aufgehobenen Kollegiatstift. Sie steht am Kirchplatz in der Hechinger Oberstadt, ehemals unmittelbar an der Stadtmauer. Nachdem der Vorgängerbau, die spätgotische Marienkirche, abgebrochen worden war, fand am 15. Mai 1780 die Grundsteinlegung statt. Vorübergehend lag die Ausführung der Bauarbeiten in den Händen von Christian Großbayer, der (nach Differenzen mit d'Ixnard) 1781 von Johann Georg Scheyer abgelöst wurde. Am 12. Oktober 1783 wurde die Kirche geweiht. Das Bauwerk verkörpert den Frühklassizismus, die auch Zopfstil genannte Übergangszeit zwischen Rokoko und Klassizismus.

Architekt

Der Atlas trägt die Fürstenloge
Blick durch das Schiff zum Chor
Die Fürstenloge

Der Architekt der Stiftskirche, Pierre Michel d’Ixnard, wurde in Nîmes geboren und erhielt seine Ausbildung in Paris und Italien. Von ihm stammen zahlreiche bedeutende Bauwerke in Süddeutschland. D’Ixnard hat mit dem von ihm entwickelten Stil die Architektur in Hechingen für die nächsten Jahrzehnte maßgeblich geprägt und die Stadt zu einem Hauptort klassizistischer Bautätigkeit gemacht.

Gestaltung

Es handelt sich um einen mächtigen Saalbau mit einem Westturm. Große Rundbogenfenster und ein kräftiges Hauptgesims bestimmen das monumentale Äußere, wozu auch die sorgfältig gefügten Quader beitragen. Der halb aus der Fassade vorgezogene, in seinen unteren Geschossen quadratische Turm geht oben in einen glockenförmig überkuppelten Zylinder über, der mit Vasen, Lorbeerkränzen, Tuchgehängen sowie dem hohenzollerischen Allianzwappen geschmückt ist.

Das Bauwerk weist ein auf die Kapellen reduziertes Querhaus auf und wird von dem halbrunden Chor abgeschlossen. Die Gliederung des rund 53 m langen Innenraums erfolgt durch kräftige Wandpilaster, die auf hohen Sockeln sitzen und ein schweres Gesims tragen. Den Übergang zur Decke bildet eine große Hohlkehle. Die Farben Weiß und Gold bestimmen den Innenraum.

Ausstattung

Die Deckengemälde im Chor und Schiff sind vom Stil der Nazarener beeinflusst und stammen von dem Maler Fidel Schabet aus den Jahren 1846 bis 1848. Die Deckenbilder in den Seitenkapellen und der Fürstenloge hat Andreas Meinrad von Ow gemalt.

Die großen Atlasfiguren, welche die Fürstenloge tragen, sind stilistisch noch dem Barock verpflichtet.

Die Grabplatte für Graf Eitel Friedrich II. von Zollern und seine Gemahlin Magdalena von Brandenburg, ein zu Anfang des 16. Jahrhunderts geschaffener Bronzeguss, stammt vermutlich aus der Werkstatt des Nürnberger Künstlers Peter Vischer. Kunstgeschichtlich steht sie am Übergang von der Gotik zur Renaissance.

Orgeln

Die beiden Orgeln der Stiftskirche wurden 2004 von dem Orgelbauer Karl Göckel (Mühlhausen-Rettigheim) erbaut. Auffallend ist die moderne Prospektgestaltung beider Instrumente, die jeweils eine eigene Spielanlage haben, aber auch von dem frei stehenden drei-manualigen Generalspieltisch vor der Chororgel aus zusammen angespielt werden können.[1]

Emporenorgel

Emporenorgel

Die Emporenorgel hat 38 Register auf zwei Manualen und Pedal, und zwei Effektregister.

I Hauptwerk C–
1. Bourdon 16 ′
2. Montre 8′
3. Bourdon 8′
4. Flûte harmonique 8′
5. Gambe 8′
6. Prestant 4′
7. Flûte 4′
8. Quinte 22/3
9. Octave 2′
10. Mixtur IV 2′
11. Cimbel III 1′
12. Cornet V 8′
13. Trompette 8′
Cimbelstern
Frère Jacques
II Récit C–
14. Quintatön 16′
15. Diapason 8′
16. Flûte traversière 8′
17. Bourdon 8′
18. Salicional 8′
19. Voix célèste 8′
20. Prestant 4′
21. Flûte octaviante 4′
22. Nasard 22/3
23. Octavin 2′
24. Tierce 13/5
25. Progressio II-V 22/3
26. Basson 16′
27. Trompette harmonique 8′
28. Basson-Hautbois 8′
29. Voix humaine 8′
30. Clairon 4′
Tremblant
Pedal C–
31. Soubasse 32′
32. Flûte 16′
33. Soubasse 16′
34. Flûte 8′
35. Violon 8′
36. Flûte 4′+2′
37. Bombarde 16′
38. Trompette 8′
  • Koppeln: II/I, II 16’/I, II 16’/II, I/P, II/P, II 4’/P

Chororgel

Chororgel

Die Chororgel hat zwölf Register auf zwei Manualen und Pedal.

I Schwellwerk I C–
1. Geigenprincipal 8′
2. Rohrflöte 8′
3. Octave 4′
4. Octave 2′
5. Mixtur III 22/3
II Schwellwerk II C–
6. Konzertflöte 8′
7. Salicional 8′
8. Unda maris 8′
9. Salicet 4′
10. Oboe 8′
Tremblant doux
Pedal C–
11. Subbass 16′
12. Bourdon 8′
  • Koppeln: II/I, II 16’/I, II 16’/II, I/P, II/P

Literatur

  • Walther Genzmer (Hrsg.): Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns. Erster Band: Kreis Hechingen. Hechingen 1939, S. 154–165.
  • Erich Franz: Pierre Michel d’Ixnard 1723–1795: Leben und Werk. Konrad, Weissenhorn 1985.
  • Otto Werner: Die Säkularisation des Franziskanerklosters St. Luzen und des Kollegiatstifts St. Jakobus Hechingen, in: Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte 38/39 (2002/03), S. 103–202.

Einzelnachweise

  1. Informationen zur Orgel

Weblinks

 Commons: Stiftskirche (Hechingen) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
48.3517222222228.9635222222222

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hechingen — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Hechingen — Hẹchingen,   Stadt im Zollernalbkreis, Baden Württemberg, am Fuß von Berg und Burg Hohenzollern, 528 m über dem Meeresspiegel, 20 000 Einwohner; Städtisches Museen im Alten Schloss (1818/19); Textilindustrie (besonders Wirkwaren) und… …   Universal-Lexikon

  • Eugenie von Hohenzollern-Hechingen — Eugénie de Beauharnais, Fürstin von Hohenzollern Hechingen Eugénie de Beauharnais, Prinzessin von Leuchtenberg (* 22. Dezember 1808 in Mailand; † 1. September 1847 in Freudenstadt) war die letzte Fürstin von Hohenzollern Hechingen. Die deutsch… …   Deutsch Wikipedia

  • Friedrich Wilhelm Konstantin (Hohenzollern-Hechingen) — Konstantin von Hohenzollern Hechingen, der letzte Fürst Friedrich Wilhelm Konstantin Hermann Thassilo (* 16. Februar 1801; † 3. September 1869) war der letzte Fürst von Hohenzollern Hechingen. Konstantin leitete wegen der Kränklichkeit seines… …   Deutsch Wikipedia

  • Hohenzollern-Hechingen — Fürstentum Hohenzollern Hechingen Wappen Flagge …   Deutsch Wikipedia

  • Chorherrenstift Hechingen — St. Jakobus Die katholische Stiftskirche St. Jakob liegt in Hechingen im Zollernalbkreis (Baden Württemberg). Sie ist ein bedeutender Sakralbau des frühen Klassizismus und wurde von 1780 bis 1783 nach Plänen von Pierre Michel d’Ixnard errichtet.… …   Deutsch Wikipedia

  • Kollegiatstift Hechingen — St. Jakobus Die katholische Stiftskirche St. Jakob liegt in Hechingen im Zollernalbkreis (Baden Württemberg). Sie ist ein bedeutender Sakralbau des frühen Klassizismus und wurde von 1780 bis 1783 nach Plänen von Pierre Michel d’Ixnard errichtet.… …   Deutsch Wikipedia

  • Kollegiatstift St. Jakob Hechingen — St. Jakobus Die katholische Stiftskirche St. Jakob liegt in Hechingen im Zollernalbkreis (Baden Württemberg). Sie ist ein bedeutender Sakralbau des frühen Klassizismus und wurde von 1780 bis 1783 nach Plänen von Pierre Michel d’Ixnard errichtet.… …   Deutsch Wikipedia

  • Josef Friedrich Wilhelm (Hohenzollern-Hechingen) — Fürst Josef Friedrich Wilhelm von Hohenzollern Hechingen Josef Friedrich Wilhelm von Hohenzollern Hechingen (* (getauft) 12. November 1717 in Hechingen; † 9. April 1798 in Hechingen) war ab 1750 sechster Fürst von Hohenzollern Hechingen. Leben J …   Deutsch Wikipedia

  • Konstantin (Hohenzollern-Hechingen) — Fürst Konstantin von Hohenzollern Hechingen Friedrich Wilhelm Konstantin Hermann Thassilo von Hohenzollern Hechingen (* 16. Februar 1801 auf Schloss Sagan, Niederschlesien; † 3. September 1869 auf Schloss Polnisch Nettkau bei Grünberg, Schlesien) …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”