Klosterkirche St. Luzen

Klosterkirche St. Luzen
St. Luzen

Die Klosterkirche St. Luzen steht in Hechingen im Zollernalbkreis (Baden-Württemberg). Sie zählt aufgrund ihrer einheitlichen Innenraumgestaltung zu den bedeutendsten baulichen Leistungen der Spätrenaissance in Süddeutschland.

Inhaltsverzeichnis

Lage

Chormuschel
Empore und Stuck

Auf die Kirche führt eine Straße zu, die von Bäumen und Kreuzwegstationen gesäumt wird. Den Abschluss des Stationenwegs bildet der 1733 errichtete Kalvarienberg. Es handelt sich dabei um einen steinernen Rundbau, der eine Grabeskapelle umschließt. Auf ihm steht eine große Kreuzigungsgruppe, die der Bildhauer Johann Georg Weckenmann 1755 geschaffen hat. Das Eingangstor in den Klosterbezirk befindet sich direkt neben dem Kalvarienberg.

Baugeschichte

Ein dem Hl. Luzius, dem Patron des Bistums Chur, geweihtes Gotteshaus wurde urkundlich erstmals 1318 erwähnt, eine Schwesternklause im Jahr 1370. Für 1390 ist belegt, dass die Nonnen nach der dritten Regel der Franziskaner lebten. Diese sogenannten Terziarinnen widmeten sich gemeinschaftlich der Armen- und Krankenpflege. Seit (mindestens) 1328 diente die Kirche des im 15. Jahrhundert aufgelösten Frauenklosters gleichzeitig als Pfarrkirche für Hechingen, bis die Pfarrei faktisch 1488, formell 1536, an die Stiftskirche übertragen wurde. Danach wurde die Kirche jahrzehntelang vernachlässigt, bis Graf Eitel Friedrich I., der erste Regent von Hohenzollern-Hechingen, die testamentarische Verfügung seines Urgroßvaters Eitel Friedrich II. in die Tat umsetzte: 1586 gründete er ein (bis 1803 bestehendes) Franziskanerkloster und veranlasste einen grundlegenden Umbau der Kirche St. Luzen. Das 1589 fertig gestellte heutige Bauwerk, das Grundriss und Teile der Außenmauern von der gotischen Vorgängerkirche übernahm, verkörpert im Innenraum den farbkräftigen Stil der Spätrenaissance. Um 1700 wurde die Kirche dem geänderten Zeitgeschmack entsprechend barockisiert, der Raum einheitlich weiß gestrichen und die Altäre ersetzt. Eine umfangreiche Restaurierung stellte 1971 bis 1975 die Farbfassung von 1589 wieder her.

Gestaltung

Das Äußere wirkt mit seinen graugestrichenen Wänden und den weißen Gliederungen sehr schlicht. Die Architektur weist noch einen spätgotischen Einfluss auf. Der überreiche Renaissance-Stuck im Inneren ist in dieser Geschlossenheit und künstlerischen Reife einmalig. Wendel Neufferer leitete die Stuckarbeiten.

Über dem einschiffigen, reich dekorierten Innenraum erstreckt sich ein Stichkappengewölbe mit gotisierenden Rippen. An den Wänden befinden sich sehr kunstvolle Stuckdekorationen in Roll- und Beschlagwerk. Das Gebälk tragen Halbsäulen, dazwischen befinden sich flache Muschelnischen mit lebensgroßen Apostelfiguren.

Der Chor mit Dreiachtelschluss wird im westlichen Teil von einem Sternrippengewölbe und östlich von einer großen Muschel überdeckt. Die bunte Ausmalung schuf der in Riedlingen ansässige und vermutlich aus den Niederlanden stammende Hans de Bay.

Ausstattung

Im Chor stehen die Titelheiligen der sieben römischen Stationskirchen. Über dem Chorbogen wird die Stigmatisation des heiligen Franziskus dargestellt. Die Kanzel wurde 1589 von Hans Amann hergestellt. In der südseits ans Langhaus angefügten Antoniuskapelle bedeckt eine bronzene Grabplatte (1609) das Herz des Grafen Eitelfriedrich IV. von Hohenzollern-Hechingen. Das Altarbild in der Antoniuskapelle hat 1757 Johann Baptist Enderle gemalt. Hauptaltar (1743) und Seitenaltäre (1702) entstammen der Barockzeit, verwenden aber einige ältere Teile.

Orgel

Historische Orgel

Die erste Orgel wurde 1589 von dem Orgelbauer Conrad Beckh (Erfurt) erbaut. 1713 wurde das Orgelwerk durch ein neues Werk ersetzt, das von Urban Reitter (Hayingen) erbaut wurde. Zugleich wurde das Instrument auf die neu errichtete Empore versetzt. Die Orgel wurde zuletzt 1975 restauriert. Das Schleifladen-Instrument hat 9 Register auf einem Manual und Pedal und ist mitteltönig gestimmt. Die Trakturen sind mechanisch.[1]

Manualwerk CDEFGAH–c3
1. Prinzipalflöte 8‘
2. Gedeckt 8‘
3. Prinzipal 4‘
4. Flöte 4‘
5. Quinte 3‘
6. Oktave 2‘
7. Mixtur III 1‘
8. Vox humana et Quintadena 8‘
Pedal C–a0
9. Subbaß 16‘

Barockkrippe

In der Weihnachtszeit ist im Chorraum eine große Krippe aufgebaut. Groß ist nicht nur ihr Umfang, groß sind auch die Figuren, durchschnittlich 80 cm hoch. Es sind Holzgliederpuppen, mit teilweise kostbaren Kleidern. Die Herkunft der Krippe ist zwar unbekannt, aber den Figuren nach ist es eine Jesuitenkrippe. Eventuell kam sie nach der Auflösung des Jesuitenordens vom Rottenburger Jesuitenkolleg nach Hechingen. Vor der Renovierung 1985 wurde sie in der seitlichen Antoniuskapelle als Wechselkrippe aufgebaut, heute wird alles gleichzeitig aufgebaut.

Literatur

  • Friedrich Hossfeld und Hans Vogel: Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns, erster Band: Kreis Hechingen. Holzinger, Hechingen 1939, S. 165 ff.
  • Hans-Jörg Mauser, Rudolf Schatz (Hrsg.): Sankt Luzen in Hechingen. Theiss, Stuttgart 1991
  • Margret und Gerhard Fecker: St. Luzen, Hechingen: ehem. Klosterkirche. Kunstverlag Peda, Passau 2003 – ISBN 3-89643-218-4
  • Mangler, Ruthild: Die Krippe von St. Luzen in Hechingen in: Hohenzollerische Heimat Nr.4/2007, Sigmaringen.

Einzelnachweise

  1. Informationen zur Orgel

Weblinks

 Commons: Klosterkirche St. Luzen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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