Stiftung Pfennigparade

Stiftung Pfennigparade
Stiftung Pfennigparade-Logo

Die Stiftung Pfennigparade ist ein Rehabilitationszentrum für körperbehinderte Menschen. Zur Stiftung gehören dreizehn gemeinnützige Tochtergesellschaften und ein Förderverein. Der Stiftungszweck ist die Bildung, Betreuung und Förderung körperbehinderter Menschen. Ziel ist dabei immer die Integration in die Gesellschaft und die Förderung des selbstbestimmten Lebens betroffener Menschen.

Die Stiftung Pfennigparade hat ihren Sitz in München. Ihr Name leitet sich von der US-amerikanischen Wohltätigkeitsorganisation March of Dimes ab.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Hauptsitz der Stiftung Pfennparade an der Barlachstraße 26

Nach dem Zweiten Weltkrieg gründete sich in München eine Bürgerinitiative zugunsten von Poliogelähmten, die 1952 als Verein registriert wird. Als erste große Aktion übernimmt der Verein 1956 die Impfkosten gegen Polio für finanziell schwache Patienten in Bayern. Im Jahr darauf organisiert der Verein die Internationale Poliomyelitis-Konferenz in München. In den folgenden Jahren wird die Zusammenarbeit mit dem Krankenhaus Schwabing intensiviert und die Nachsorge für Poliopatienten übernommen. Der Contergan-Skandal im Jahr 1960 erweitert den Kreis der von der Pfennigparade betreuten behinderten Menschen.

Angeregt durch den Verein führt Bayern 1961 als erstes Bundesland die aktive Impfung gegen Polio ein. 1962 beginnt die erfolgreiche Spendenaktion Bausteinparade der Münchner Abendzeitung, die sehr schnell die Finanzierung eines neuen Gebäudes ermöglicht. 1969 wird eine Realschule für Körperbehinderte genehmigt.

In den 70er Jahren entstehen eine Vielzahl neuer Angebote, darunter ein Wohnheim für künstlich beatmete Menschen, Schulen, ein Kindergarten, behindertengerechte Appartements sowie eine Werkstatt für behinderte Menschen. 1979 errichtet der Verein Pfennigparade die Stiftung Pfennigparade.

In den Folgejahren baut die Stiftung Pfennigparade das Angebotsspektrum weiter aus. So eröffnet die Werkstatt für behinderte Menschen Anfang der 80er Jahre auch außerhalb Münchens Niederlassungen. Es entstehen neue Förderangebote wie 1991 die Perspektive GmbH[1], eine Förderstätte mit Wohnpflegeheim für schwerstkörperbehinderte Menschen oder 1995 das Angebot der Konduktiven Förderung für spastisch gelähmte Kinder, aus dem 2001 die Phoenix GmbH[2] erwuchs. Hinzu kam 1999 eine Integrationsfirma, Sigmeta GmbH, in der heute 130 behinderte und nichtbehinderte gemeinsam IT-Dienstleistungen erbringen.

2006 gründete die Pfennigparade gemeinsam mit 3 weiteren Gesellschaften das Kinderhaus AtemReich GmbH, das beatmungspflichtige Kinder und Säuglinge fördert. Im Jahr 2012 feiert die Pfennigparade ihr 60-jähriges Bestehen.

Die Stiftung Pfennigparade mit ihren dreizehn Tochtergesellschaften hat sich im Verlauf ihrer Geschichte zu einem Sozialkonzern entwickelt, der ein breites Spektrum an Förderung in den Bereichen Bildung und Erziehung, Arbeit und Beschäftigung, Medizin und Therapie sowie Wohnen anbietet. Heute wohnen, arbeiten und lernen mehr als 1.500 körperbehinderte und über 1.000 nichtbehinderte Menschen unter dem Dach der Pfennigparade.

Struktur der Stiftung

An der Spitze der Stiftung steht ein 11-köpfiger Stiftungsrat. Ihm gehören führende Persönlichkeiten aus der Medizin, Pädagogik, Politik und Wirtschaft an. Geleitet wird die Stiftung von zwei Vorständen: Gernot Steinmann und Dr. Jochen Walter.

Zur Stiftung Pfennigparade gehören dreizehn Tochtergesellschaften sowie ein Verein. Alle Tochtergesellschaften sind gemeinnützig.

Tätigkeitsfelder

Das Leistungsspektrum der Pfennigparade ist vielfältig. Menschen mit Körperbehinderung erhalten hier professionelle Unterstützung und Förderung in den Bereichen Bildung und Erziehung, Arbeit und Beschäftigung, Medizin und Therapie, Wohn- und Lebenshilfe, Beratung und Begleitung. Das Angebot richtet sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene aus dem gesamten Bundesgebiet.

Angebote für Kinder und Jugendliche

  • Ernst-Barlach-Schulen GmbH[3]: Die Ernst-Barlach-Schulen GmbH umfasst drei integrative Schulen, und zwar eine Grund- und Hauptschule, eine Realschule und eine Fachoberschule. Alle Schulen sind staatlich anerkannt. Für sie gelten damit die Lehrpläne und Prüfungsordnungen wie an staatlichen Schulen. Zur Ernst-Barlach-Schulen GmbH gehört außerdem eine Heilpädagogische Tagesstätte sowie eine Schulvorbereitende Einrichtung.
  • Phoenix GmbH - Konduktives Förderzentrum[2]: In der Phoenix GmbH werden Kinder und Jugendliche mit Störungen des Zentralen Nervensystems nach dem konduktiven Fördersystem von Prof. Andràs Petö gefördert. Das Konduktive Förderzentrum umfasst eine Grund- und Hauptschule, eine Schulvorbereitende Einrichtung sowie ein Internat.
  • AtemReich GmbH[4]: In dem Kinderhaus AtemReich werden Kinder im Alter von 0 bis 6 Jahren betreut, die beatmet werden beziehungsweise von Beatmung bedroht sind.
  • Stationäre Wohngruppen GmbH[5]: In den Wohngruppen leben körperbehinderte oder atemgelähmte Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Die Wohngruppen befinden sich zum Teil auf dem Gelände der Stiftung Pfennigparade in München-Schwabing und sind zum Teil über das Münchner Stadtgebiet verteilt.

Arbeitsangebote und Dienstleistungen der Werkstätten

  • Die VUB Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft für Behindertenwerkstätten mbH[6] bildet zusammen mit der PSG Programmier-Service GmbH [7], BKG Büro-Kommunikation GmbH[8], WKM Werkstatt für Körperbehinderte GmbH München[9] und der VSB Verlags- und Sortimentsbuchbinderei GmbH[10] die anerkannte Werkstatt für behinderte Menschen der Stiftung Pfennigparade. Die Mitarbeiter erbringen Dienstleistungen für Firmenkunden in den Bereichen IT, Technik und kaufmännische Sachbearbeitung, Webdesign, Scanning und Archivierung sowie Konfektionierung. In den Werkstätten entstehen auch handwerkliche und künstlerische Arbeiten. Zum Angebot zählen Schreinerarbeiten, eine Gärtnerei, klassisches Stuhlgeflecht und Malerei.
  • SIGMETA Informationsverarbeitung und Technik GmbH[11]: Die SIGMETA GmbH ist ein Integrationsunternehmen, in dem behinderte und nicht behinderte Mitarbeiter gemeinsam IT-Dienstleistungen für Kunden erbringen.
  • PERSPEKTIVE GmbH[1] – Förderstätte und Wohnbereich für schwerstkörper- und mehrfachbehinderte Menschen: In der Förderstätte erhalten schwerstkörper- und mehrfachbehinderte Erwachsenen eine sinnvolle Tagesstruktur und Beschäftigung in Werkgruppen. Außerdem gibt es für sie einen Wohnbereich.
  • REVERSY GmbH[12] - Rehabilitation von hirnverletzten und körperbehinderten Menschen: Die REVERSY GmbH bietet Wohn- und Förderangebote, die auf die Bedürfnisse von Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen abgestimmt sind.
  • Stationäre Wohngruppen GmbH[5]
  • Ambulante Dienste GmbH[13]:Der ambulante Dienst betreut körperbehinderte Menschen, die zum größten Teil in den behindertengerechten Wohnungen auf dem Gelände der Stiftung Pfennigparade leben.

Neben den beruflichen und therapeutischen Angeboten gibt es auch beratende und bildende Einrichtungen, darunter eine Bibliothek, eine Kooperation mit der Volkshochschule und ein Kulturforum.

Zahlen (2009)

  • 1.602 Bildungs-, Reha-, Pflege- und Werkstattplätze zum 30. Juni 2010
  • 2.000 Mitarbeiter zum 30. Juni 2010
  • 421 Firmenkunden in 2009
  • 14.449 Mio. Euro Löhne und Gehälter wurden in 2009 an behinderte Mitarbeiter in der Werkstatt und im Integrationsunternehmen ausgezahlt
  • 99.682 Mio. Euro Gesamterlöse zum 31. Dezember 2009

Weblinks zur Pfennigparade und ihren Tochtergesellschaften

Pfennigparade

Tochtergesellschaften

Einzelnachweise

  1. a b PERSPEKTIVE GmbH – Förderstätte und Wohnbereich für schwerstkörper- und mehrfachbehinderte Menschen
  2. a b Phönix GmbH Konduktives Förderzentrum
  3. Ernst-Barlach-Schulen GmbH
  4. Kinderhaus AtemReich GmbH
  5. a b Stationäre Wohngruppen GmbH
  6. VUB Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft für Behindertenwerkstätten mbH
  7. PSG Programmier-Service GmbH
  8. BKG Büro-Kommunikation GmbH
  9. WKM Werkstatt für Körperbehinderte GmbH München
  10. VSB Verlags- und Sortimentsbuchbinderei GmbH
  11. SIGMETA Informationsverarbeitung und Technik GmbH
  12. REVERSY GmbH – Rehabilitation für hirnverletzten und körperbehinderten Menschen
  13. Ambulante Dienste GmbH
48.1770411.577258

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Pfennigparade — Die Stiftung Pfennigparade ist ein Rehabilitationszentrum für Menschen mit Körperbehinderungen. Ihr Stiftungszweck ist die Bildung, Betreuung und Förderung körperbehinderter Menschen. Ziel ist dabei immer die Integration in die Gesellschaft sowie …   Deutsch Wikipedia

  • Konduktive Förderung nach Pető — Konduktive Förderung ist ein komplexes Fördersystem, das vom ungarischen Neurologen András Pető ursprünglich für Kinder und Jugendliche mit cerebralen Bewegungsstörungen und Erwachsene mit Parkinson Syndrom unter der Bezeichnung Konduktive… …   Deutsch Wikipedia

  • Petuelpark — Zentrum des Petuelparks Der Nymphenburg Biedersteiner Kanal am Petu …   Deutsch Wikipedia

  • Hohlmeier — Monika Hohlmeier am 3. Juni 2003 Monika Hohlmeier (* 2. Juli 1962 in München) ist eine deutsche Politikerin der CSU. Vom 6. Oktober 1998 bis zum 15. April 2005 war sie Bayerische Staatsministerin für Unterricht und Kultus …   Deutsch Wikipedia

  • Fritz-Felsenstein-Haus — Dieser Artikel wurde auf den Seiten der Qualitätssicherung eingetragen. Bitte hilf mit, ihn zu verbessern, und beteilige dich bitte an der Diskussion! Folgendes muss noch verbessert werden: WP:Wikifizieren: Kategorien fehlen MerlBot 00:31, 9 …   Deutsch Wikipedia

  • Monika Hohlmeier — am 3. Juni 2003 Monika Hohlmeier (* 2. Juli 1962 in München) ist eine deutsche Politikerin der CSU. Vom 6. Oktober 1998 bis zum 15. April 2005 war sie Bayerische Staatsministerin für Unterricht und Kultus. Bei der Europawahl 2009 wurde sie ins… …   Deutsch Wikipedia

  • March of Dimes — Poster, das zum March of Dimes aufruft March of …   Deutsch Wikipedia

  • Schwabing-West — Stadtbezirk 4 Schwabing West: Lage in München Der Stadtbezirk 4 Schwabing West in München gehört zu den wenigen homogenen Stadtbezirken Münchens mit einheitlichem Erscheinungsbild. Er umfasst vor allem die Stadterweiterungen um 1900, die auf dem… …   Deutsch Wikipedia

  • Chrysanthemenball — Der Chrysanthemenball ist eine jährlich stattfindende Benefiz Gala in München zu Gunsten hilfsbedürftiger Kinder. Er wurde im Jahr 1925 von Paula Zell ins Leben gerufen. Seit seiner Gründung wurden rund drei Millionen Euro gesammelt. Der… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”