- Stinkende Nieswurz
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Stinkende Nieswurz Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus)
Systematik Ordnung: Hahnenfußartige (Ranunculales) Familie: Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) Unterfamilie: Ranunculoideae Tribus: Helleboreae Gattung: Nieswurz (Helleborus) Art: Stinkende Nieswurz Wissenschaftlicher Name Helleborus foetidus L. Die Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus) ist eine Pflanzenart der Familie der Hahnenfußgewächse. Ihr Name leitet sich davon ab, dass ihre Laubblätter einen unangenehmen Duft besitzen; darauf weist auch die lateinische Artbezeichnung foetidus (= stinkend) hin. Die Stinkende Nieswurz ist in Süd- und Mitteleuropa beheimatet und ähnlich wie andere Arten der Gattung der Nieswurzen mittlerweile eine häufige Gartenpflanze.
Inhaltsverzeichnis
Erscheinungsbild
Die zu den Halbsträuchern zählende Stinkende Nieswurz wächst horstig und wird bis zu 60 Zentimeter hoch und 60 bis 90 Zentimeter breit. Die einzelnen Triebe bilden Stämmchen, die einige Jahre wachsen, bis sie die Blühreife erlangen, nach der Samenreife sterben sie ab. Zuvor wachsen Seitentriebe aus ruhenden Knospen, die bereits im darauffolgenden Jahr wieder blühen können.
Die Blüten dieser sehr früh blühenden Art erscheinen im Herbst und öffnen sich bereits im späten Winter bis zum Beginn des Frühjahrs. Die robuste und gut frostharte Pflanze ist immergrün und produziert Büschel becherförmiger, nickender, 5 cm breiter hellgrüner Blüten, die gelegentlich einen leicht rötlichen Blütenrand aufweisen. Die Blüten bestehen aus jeweils fünf Blütenhüllblättern und an ihrem Grund befinden sich kleine, schlauchförmige Nektarblätter. Der dort angebotene Nektar ist nur für Hummeln und Pelzbienen erreichbar.
Ökologie
Die Stinkende Nieswurz ist ein immergrüner Halbstrauch (Chamaephyt). Bei der Pflanze finden sich stufenweise Übergänge von Laubblättern zu Hochblättern und Blütenblättern (Perigon). Sie dient deshalb als Paradebeispiel für die Ableitung der Blütenblätter von den Laubblättern.
Die hängende Blüten sind vorweibliche „Glockenblumen mit klebrigem Pollen“. Sie werden von Bienen bestäubt. Hefekulturen zersetzen teilweise den Nektar. Sie erzeugen in der Blüte Temperaturen, die bis zu 6 °C über der der Umgebung liegen können und auch bei tiefen Temperaturen Hummeln zur Bestäubung anlocken.[1]
Die Stinkende Nieswurz verhindert eine Selbstbestäubung dadurch, dass sie vorweibliche Blüten entwickelt. Die Blüten haben einen Mechanismus, den man botanisch als "Streukegeleinrichtung" bezeichnet. Ihre Pollen regnen auf die besuchenden Insekten herab und werden dadurch zu anderen Blüten gebracht.
Aus jeder bestäubten Blüte entwickeln sich drei bis fünf Balgfrüchte, die bis zu 3 cm lang werden. Diese sind im unteren Drittel fest miteinander verwachsen. Reifen die Balgfrüchte heran, werden die Fruchtwände hellbraun und pergamentartig und öffnen sich entlang ihrer Bauchnaht. In den Balgfrüchten, die bei Reife nach unten hängen, sind die ovalen Samen in zwei Reihen angeordnet. Reifen sie heran, nehmen diese eine schwärzliche Farbe an und erreichen eine Länge bis zu 4 mm. Durch Windstöße werden die Samen aus den Balgfrüchten gelöst und fallen zu Boden.
Als Verbreitungsmechanismus der Samen nutzt die Stinkende Nieswurz die sogenannte Myrmekochorie, wie die Samenverbreitung durch Ameisen bezeichnet wird. Die Samen tragen ein großes, helles Anhängsel, das sogenannte Elaiosom. Dieses Elaiosom enthält Glukose, Fruktose, Fette und das Vitamin C und stellt damit für Ameisen einen wertvollen Nahrungslieferanten dar. Ameisen sammeln die Samen ein, transportieren sie zum Bau, trennen dort den eigentlichen Samen vom Elaiosom und tragen die Samen wieder aus dem Bau.
Die Stinkende Nieswurz als Gartenpflanze
Wie die gleichfalls zu der Gattung der Nieswurzen gehörende Christrose ist sie eine beliebte Gartenpflanze. Unter den Arten dieser Gattung ist sie die Pflanze, die am besten Sonne und Trockenheit toleriert. Im Garten etablierte Pflanzen säen sich oft selbst aus.
Giftigkeit
Die Pflanze ist durch das Helleborin sehr giftig. Es ist ein Saponingemisch, das hauptsächlich aus Steroidsaponinen besteht. Es wirkt Schleimhaut reizend und regt zum Niesen an. Hellebrin wurde nach neueren Untersuchungen nicht festgestellt. Die Blütenblätter enthalten Ranunculosid.
Früher wurde die Stinkende Nieswurz in der Volksmedizin als Heilpflanze verwendet, sie ist aber wegen unerwünschter Nebenwirkungen dafür nicht mehr in Gebrauch.
Standorte
Man findet die Stinkende Nieswurz zerstreut, aber gesellig in krautreichen Eichen- und Buchenwäldern, im Schlehengebüsch und an Waldsäumen. Sie bevorzugt steinigen, zumindest etwas kalkhaltigen, lockeren, humosen Lehm- oder Lößboden, in Gegenden, in denen eher hohe Luftfeuchtigkeit als Trockenheit herrscht und wo während des Winters extreme Fröste fehlen.
Die südwesteuropäische Pflanze erreicht bei uns den östlichsten Rand ihres natürlichen Verbreitungsgebiets.
Ökologische Zeigerwerte
Die ökologischen Zeigerwerte nach Ellenberg für die Stinkende Nieswurz sind:
- L5 Halbschattenpflanze
- T7 Wärmezeiger
- K2 ozeanisch
- F4 Trocknis- bis Frischezeiger
- R8 Schwachbasen- bis Basenzeiger
- N3 auf stickstoffarmen Standorte häufiger
- S0 nicht salzertragend
- Leb krautiger Chamaephyt, immergrün
- Soz Quercion pubescenti (-petraeae)
Einzelnachweise
Literatur
- Wegweiser durch die Natur "Wildpflanzen" Mitteleuropas. ADAC, München 1989, ISBN 3-87003-352-5.
- Angelika Lüttig, Juliane Kasten: Hagebutte & Co - Blüten, Früchte und Ausbreitung europäischer Pflanzen. Fauna, Nottuln 2003, ISBN 3-935980-90-6.
- Schmeil-Fitschen: Die Flora von Deutschland interaktiv. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2004, ISBN 3-494-01368-3.
- R. Düll, H. Kutzelnigg: Taschenlexikon der Pflanzen Deutschlands. 6. Auflage. Quelle & Meyer, Wiebelsheim 2005, ISBN 3-494-01397-7.
- Dietmar Aichele, Schwegler: Die Blütenpflanzen Mitteleuropas. 2. Auflage. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2004, ISBN 3-440-09277-1.
- Margot Spohn, Marianne Golte-Bechtle: Was Blüht den da? Enzyklopädie. Bd 2. Kosmos, Stuttgart 2005, ISBN 3-440-10212-2.
- Roth, Daunderer, Kormann: Giftpflanzen Pflanzengifte. 4. Auflage. Hamburg 2008, ISBN 3-86820-009-6.
- Dietrich Frohne: Heilpflanzenlexikon. 7. Auflage. Wissenschaftliche Verlagsanstalt, Stuttgart 2002, ISBN 3-8047-1897-3.
Weblinks
Commons: Stinkende Nieswurz (Helleborus foetidus) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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