Stockholmer Blutbad

Stockholmer Blutbad

Das Stockholmer Blutbad (Schwedisch: Stockholms blodbad; Dänisch: det stockholmske blodbad) ist die Bezeichnung für die Hinrichtungen, die König Christian II. bei seinen Krönungsfeierlichkeiten in Stockholm am 8. und 9. November 1520 durchführen ließ.

Stockholmer Blutbad (handkolorierter Kupferstich von 1676 nach einem Holzschnitt von 1524)

Schweden war seit 1397 Mitglied der Kalmarer Union, die von den dänischen Königen beherrscht wurde. Doch gab es in Schweden starke Unabhängigkeitsbestrebungen, was dazu führte, dass Könige abgesetzt wurden, und Schweden zeitweise von Reichsverwesern regiert wurde. Als Christian II. 1513 seinem Vater auf dem Thron nachfolgte, hatte sich Schweden aus der Union gelöst und wurde von Reichsverweser Sten Sture dem Jüngeren regiert. Ab 1517 versuchte Christian II., Schweden wieder unter seine Kontrolle zu bringen, und 1520 besiegte er Sture in der Schlacht bei Bogesund, bei der der Reichsverweser so stark verwundet wurde, dass er kurz darauf starb. Daraufhin gaben die Anhänger Sten Stures auf, und Christian II. versprach ihnen volle Amnestie. Am 4. November wurde Christian II. in Stockholm zum schwedischen König gekrönt, und der größte Teil des Stockholmer Bürgertums und des Reichsadels kam zu der als Versöhnungsfeierlichkeit deklarierten Zeremonie. Danach begann ein dreitägiges Fest.

Am 7. November legte Erzbischof Trolle eine Anklageschrift vor, in der er die Verurteilung namentlich genannter Personen als Ketzer forderte.[1] Am nächsten Tag wurde ein geistliches Gericht eingerichtet. Der folgende Prozess stützte sich auf ältere Dokumente, vor allem jenes Dokument, mit dem der Erzbischof 1517 abgesetzt worden war. Noch am selben Tag wurden die Anhänger Sten Stures der Ketzerei für schuldig befunden.[2] Die Hinrichtungen wurden am selben Tag mit der Enthauptung der Bischöfe von Skara und Strängnäs eingeleitet und erreichten am nächsten Tag ihren Höhepunkt. Etwa 100 Anhänger der Sture-Partei wurden hingerichtet, darunter Erik Johansson und Joakim Brahe, Gustav Wasas Vater und Schwager. Auch der Leichnam des gefallenen Reichsverwesers wurde ausgegraben und auf einem Scheiterhaufen verbrannt.[3]

Der Prozess wurde zwar von Erzbischof Trolle eingeleitet, aber ziemlich wahrscheinlich von König Christian II. initiiert. Da es sich formell um Ketzerei handelte, war Christian II. nicht an seine Versprechen gebunden. Diese Hinrichtungen waren ein zielgerichteter Versuch, mögliche Opponenten gegen die Königsmacht aus dem Weg zu räumen bzw. einzuschüchtern. Doch resultierte aus dem Stockholmer Blutbad der Aufstand des Gustav Wasa, der Schweden 1523 endgültig aus der Kalmarer Union herausführte (→ Schwedischer Befreiungskrieg).

Literatur

  • Lars Ericson Wolke (2006). Stockholms blodbad. Stockholm: Prisma. ISBN 9151843803.
  • Lars-Olof Larsson (2003). Kalmarunionens tid, zweite Auflage, Stockholm: Bokförlaget Prisma. ISBN 9151842173.
  • Lauritz Weibull (1949). Nordisk historia. Forskningar och undersökningar. Del III. Från Erik den helige till Karl XII. Stockholm: Natur och kultur. ISBN 9968047465. (link)

Einzelnachweise

  1. Weibull (1949) S. 191
  2. Weibull (1949), S. 202; Ericson Wolke (2006), S. 136-137
  3. Ericson Wolke (2006), S. 137-143

Weblinks

 Commons: Blodbadstavlan – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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