- Stralsund (Schoner)
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Modell des Schoners Stralsund im Marinemuseum auf dem Stralsunder Dänholm Baudaten Schiffstyp Schulschiff Bauwerft: Joachim J. Meyer in Stralsund Kiellegung: 1816 Fertigstellung: 12. Februar 1817 Schwesterschiffe Einzelschiff Schiffsmaße Länge der Wasserlinie:
Länge über alles:LKWL: 24,27m
Lü.a.: 25,10 mBreite: 7,32 m Tiefgang: 2,36 m Technische Daten Takelung: Schoner Besatzung: unter 50 Mann Bewaffnung Kanonen: 2 x 24-Pfünder Karronaden: 6 x 18-Pfünder Kommandanten Königl. Preuß. See-Kapitän
Diedrich Johann Longé1817-1829 Verbleib 8. November 1829 versteigert
abgewracktDer Schoner Stralsund, eigentlich eine Brigantine, war ein Kriegsschiff mit Heimathafen Stralsund. Der Schoner bildete die Grundlage für den Aufbau der preußischen Marine im 19. Jahrhundert.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Grundlagen für den Aufbau einer Marine in Preußen
Mit dem Übergang von Schwedisch-Pommern von Schweden an Preußen im Jahr 1815 wurden dem preußischen König auch sechs Kanonierschaluppen übereignet. Zu diesem Zeitpunkt besaß Preußen noch keine Marine. Der Aufbau einer solchen wurde nunmehr jedoch gefördert.
Bei einer Durchsicht der sechs Schaluppen auf einer Stralsunder Werft wurde festgestellt, dass alle sechs nicht mehr oder nur unter unvertretbar hohem Aufwand reparabel seien. Am 10. Februar 1820 wurden sie zugunsten der Militärkasse für 331 Taler, acht Silbergroschen und sieben Pfennige versteigert. Einzig die Kanonen wurden behalten.
Nach dem Wiener Kongress und der Gründung des Deutschen Bundes begann Preußen nur sehr langsam mit dem Aufbau einer kleinen Küstenflotte. Die Flotte bestand zunächst aus zwei in Stralsund vorgefundenen vormals schwedischen Kanonenbooten und dem neugebauten bewaffneten Schoner “Stralsund”. Alle drei Fahrzeuge wurden wegen mangelnder Brauchbarkeit bereits bis 1829 wieder verkauft. Erst 1837 gab es einen ersten preußischen Flottenbauplan, der durch den damaligen Kronprinzen und späteren König Friedrich Wilhelm IV. unterstützt wurde.
Bau des Schoners Stralsund
Der Festungskommandant von Stralsund, Generalleutnant von Engelbrechten, sowie die von schwedische in preußische Dienste übergewechselten Offiziere (sie wurden ungeachtet der Tatsache, dass Preußen ja keine Marine besaß, als „Marine-Officiere“ geführt) Diedrich Johann Longé und Henry Murck trieben den Aufbau voran. Am 18. März 1816 bekam der Stralsunder Schiffbaumeister-Altermann Joachim Jacob Meyer von Generalleutnant von Engelbrechten den Auftrag zum Bau einer Kanonenschaluppe, die im Unterschied zu den schwedischen über ein geschlossenes Oberdeck verfügen sollte. Erst nach der Kiellegung genehmigte am 19. Juni 1816 der preußische Kriegsminister diesen Bau; am 13. September 1816 wurde bestimmt, dass das Schiff den Namen Stralsund führen solle. Am 12. Februar 1817 war das Schiff fertiggestellt.
Longé wurde als "Königl. Preuß. See-Kapitän" mit der Probefahrt beauftragt, die am 20. Mai 1817 von Stralsund über Kolberg, Pillau, Danzig, Memel, Gotland und Bornholm zurück nach Stralsund führte, wo man am 16. Juni 1817 wieder eintraf.
Am 20. Juli 1818 lief die Stralsund nach Danzig aus, von wo aus mit Angehörigen der dortigen Navigationsschule Fahrten als Schulschiff unternommen wurden. Diese Fahrt war vorerst die letzte auf See.
In der Folge musste der Schoner aus finanziellen Gründen häufig abgetakelt im Hafen liegen. So wurde er im Juni 1819 und 1820 einzig zu Vorführungszwecken für Besuche des Königs auf Rügen bzw. in Stralsund aufgetakelt. Am 4. August 1821 lag der Schoner nochmals geschmückt im Hafen. Das lange Liegen im Hafen allerdings setzte das Schiff verstärkt der Fäulnis aus. 1821 schrieb Longé dies an die Königliche Finanzverwaltung. Nach Prüfung zahlreicher Vorschläge zum Einsatz des Schoners lief dieser am 9. September 1822 nach Danzig aus, wo er zuerst im Neufahrwasser und später im Hafen lag - wieder ohne genutzt zu werden. Die Navigationsschule charterte Handelsschiffe für ihre Fahrten und die Marine baute 1823 ihr erstes dampfgetriebens Flusskanonenschiff. 1826 wurde die Stralsund wieder in ihren Heimathafen überführt und dort ein „Marine-Depot“ aufgebaut.
Im Herbst 1827 stellte man auf der Stralsunder Werft fest, dass die Instandsetzung der Stralsund kostenmäßig einem Neubau gleichkäme, was Longé auch vorschlug. Dieser Vorschlag wurde nie beschieden.
Allerdings bot das Kriegsministerium den Schoner im Frühjahr 1829 der Artillerie-Prüfungskommission zu Schießversuchen mit Raketen an. Da aber die Reparatur des Schiffskörpers selbst für diesen Zweck zu teuer geworden wäre, wurde der marode Schoner am 8. November 1829 für 1.584 Taler, 20 Groschen und sieben Pfennige zum Abwracken versteigert.
Die „Stralsund-Flagge“
Am 28. November 1816 verkündete der preußische Kriegsminister, dass sich der König für eine weiße Flagge mit einem schwarzen Adler in gerader Stellung und bisheriger Form sowie mit dem Eisernen Kreuz am oberen Lieck entschieden habe. Die neue Kriegsflagge wurde später auch auf der Stralsunder Zolljacht und den im Seepost-Dienst eingesetzten Jachten geführt. Der Schoner Stralsund war in der Geschichte der preußischen Marine das einzige Kriegsschiff, das diese Flagge führte. So ging sie als „Stralsund-Flagge“ in die Geschichte ein. Aufgrund einiger heraldischer Unstimmigkeiten wurde die Flagge 1819 geändert und das Flaggentuch erhielt die Form eines Doppelstanders.
Technische Daten
- Länge über die Steven: 25,10 Meter
- Länge in der Wasserlinie: 24,27 Meter
- Breite an Oberdeck: 7,32 Meter
- Breite in der Wasserlinie: 6,69 Meter
- Tiefgang (volle Ausrüstung): 2,36 Meter
- Masten / Segel: Fockmast mit Rahsegeln, Besanmast mit Gaffelsegeln, zusätzlich Vorsegel, Stag- und Toppsegel
- Bewaffnung:
- zwei 24-pfündige Kanonen
- sechs 18-pfündige Karronaden
- Unterteilung in sieben Abteilungen:
Mannschaftstärke
Eine genaue Mannschaftsstärke geht aus der Literatur nicht hervor. Auf mögliche Mannschaftstärke lässt sich nur aus den Kajüten schließen und aus der Tatsache, dass zur Erstausrüstung 50 Hängematten zählten. Dazu zwei Kajüten mit jeweils einer Bettstelle und eine Kajüte für den Unteroffizier. Da sicherlich nicht alle Hängematten genutzt wurden bzw. doppelt belegt waren, dürfte die Mannschaftstärke unter fünfzig Mann gelegen haben.
Literatur
- Förderverein des Marinemuseums Dänholm e.V. (Hrsg.): Der Schoner “Stralsund” und die Anfänge der preußischen Marine. Schriftenreihe des Marinemuseums Dänholm, Heft 2, Stralsund 1992.
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