- Stralsund Hauptbahnhof
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Stralsund Hauptbahnhof Empfangsgebäude Daten Kategorie 3 Betriebsart teils Durchgangs-,
teils KopfbahnhofBahnsteiggleise 6 Abkürzung WSR Eröffnung 28. März 1905 Architektonische Daten Baustil Neogotik Architekt Alexander Rüdell Lage Stadt Stralsund Land Mecklenburg-Vorpommern Staat Deutschland Koordinaten 54° 18′ 31″ N, 13° 4′ 38″ O54.30861111111113.077222222222Koordinaten: 54° 18′ 31″ N, 13° 4′ 38″ O Eisenbahnstrecken - Rostock–Stralsund (KBS 100, 165)
- Stralsund–Pasewalk (KBS 192, 193, KBS 203)
- Stralsund–Bergen (KBS 195)
- Stralsund–Neubrandenburg (KBS 205)
Bahnhöfe in Mecklenburg-Vorpommern Der Stralsunder Hauptbahnhof ist ein wichtiger Eisenbahnknotenpunkt in Vorpommern bzw. der Hansestadt Stralsund. Er befindet sich zentral im Schnittpunkt zwischen der Stralsunder Altstadt und dem Stadtteil Tribseer bzw. der Tribseer Vorstadt. Der Bahnhof wird von der Deutschen Bahn AG, die gleichzeitig Eigentümerin ist, sowie auch von den regionalen Privatbahn-Unternehmen Ostseeland-Verkehr (OLA) und Usedomer Bäderbahn (UBB) bedient.
Der ursprünglich nur „Stralsund“ benannte Bahnhof wird seit 2010 als „Stralsund Hauptbahnhof“ geführt, da inzwischen weitere Bahnhöfe wie die vormaligen „Rügendamm“ und „Grünhufe“ seit 2001 mit dem Vorsatz „Stralsund-“ benannt sind.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Dem Eisenbahnanschluss von Stralsund mit der Errichtung eines Bahnhofes gingen seit 1843 jahrzehntelange Bemühungen und Planungen von Stralsunder Kaufleuten und Unternehmern voraus. Zunächst wurde 1863 mit der Angermünde-Stralsunder Eisenbahn eine Abzweigung von der 1843 errichteten Berlin-Stettiner Eisenbahn nach Stralsund genutzt. Nach der Einrichtung des ersten Bahnhofes bemühte sich die neu gegründete Berliner Nord-Eisenbahn-Gesellschaft weiterhin um eine direkte Verbindung mit Berlin. Sie erhielt dann 1870 die Konzessionen der Staaten Preußen und Mecklenburg-Strelitz für diese Strecke. Am 1. Januar 1878 wurde schließlich der Betrieb auf der Berliner Nordbahn mit Stralsund als Endstation aufgenommen.
Streckenanbindungen und Gleisanlage
Etwa zwei Kilometer südöstlich des Personenbahnhofs laufen die Gleise der Berliner Nordbahn, der Angermünde-Stralsunder Eisenbahn und der Bahnstrecke Stralsund–Sassnitz zusammen und bilden ein Gleisbündel, das geradlinig auf das ursprünglich als reiner Kopfbahnhof angelegte Bahnhofsgebäude zuläuft. Im Bahnhof verteilt sich dies zum einen auf vier Gleise, die an einem Querbahnsteig enden und paarweise je einen dazwischenliegenden Längsbahnsteig haben. Zwei weitere Gleise aus dem südöstlichen Richtungsstrang werden westlich davon an einem separaten Inselbahnsteig vorbeigeführt. Hinter dem Inselbahnsteig verläuft dieses Gleispaar in einer Kurve westlich am Bahnhofs-Seitenflügel vorbei und bildet ab dort die Bahnstrecke Stralsund-Rostock, die im weiteren Verlauf nach Bad Kleinen und von dort über Schwerin bis Hamburg sowie über Wismar bis Lübeck führt. Die zwei Bahnsteiggleise 5 und 6 in Richtung Rostock sind die einzigen Durchgangsgleise. Die vier älteren Bahnsteiggleise (1 – 4) sind als Kopfbahnhof angelegt.
Gebäude
Erster Bahnhof
Aufgrund des Festungscharakters Stralsunds wurde auf Betreiben des preußischen Kriegsministeriums 1863 zunächst nur ein hölzernes Empfangsgebäude errichtet. Dieses sollte im Falle eines Angriffs auf die Stadt schnell zerstört werden können. Es maß rund 30 × 10 Meter im Geviert und hatte zwei Wartesäle. Die Bahnsteige waren nicht überdacht; der Zugang zu den Bahnsteigen erfolgte durch unmittelbares Überqueren der Gleise zu Fuß.
Heutiges Empfangsgebäude
Nach der Entfestung der Stadt wurde ein neuer und leistungsfähigerer Bahnhof erforderlich. Der Bau des jetzigen, nunmehr aus Backsteinen nach einem Entwurf der Königlichen Eisenbahndirektion Stettin errichtete Empfangsgebäude wurde am 9. November 1903 begonnen und dieses am 29. März 1905 dem Verkehr übergeben. Der ausführliche Bauentwurf sowie die spätere Bauleitung erfolgte unter offizieller Federführung des Wirklichen Geheimen Oberbaurats Alexander Rüdell durch den Landbauinspektor und späteren Professors der TH Braunschweig, Hans Stubbe.
Das auf dem Gelände der ehemaligen Viehrampe am Tribseer Damm angelegte Bahnhofsgebäude wurde von der Straßenflucht zurückgesetzt errichtet, wobei ein Platz entstand, der von Droschken und später der Straßenbahn sowie von Zügen der Kleinbahn Stralsund–Tribsees genutzt wurde. Heute befinden sich hier Kurzzeitparkplätze und ein Taxistand.
Der Gebäudekomplex ist entlang der Straßenfront etwas über 50 Meter breit und inklusive des westlichen, vorspringenden Seitenflügels etwa 40 Meter tief. Die mittige Eingangshalle ist fast 9,90 Meter breit, in Richtung zu den Gleisen 22,12 Meter tief, und 15 Meter hoch. Über dem Eingang und dem Zugang zu den Bahnsteigen befinden sich große Glasfronten. Der Inselbahnsteig ist 400 Meter, die beiden Kopfbahnsteige sind je etwa 340 Meter lang.
Im westlichen Bereich der Halle waren ursprünglich Diensträume untergebracht. Im östlichen Bereich befanden sich drei Wartesäle: Einer ausschließlich für Damen, einer für die Reisenden der 1. und 2. Wagenklasse und einer für die Reisenden der 3. und 4. Wagenklasse. Ein Turm neben der Eingangshalle, der ein Treppenhaus beherbergt, sollte eine Anlehnung an die Architektur der drei großen Stralsunder Pfarrkirchen bieten.
Der Zugang zu den sechs Bahnsteigen wurde mit einem Querbahnsteig vereinfacht; allerdings mussten Reisende, die die 1888 errichtete Durchgangsstrecke nach Rostock nutzen wollten, weiterhin unmittelbar die Gleise übersteigen. Der jetzt bestehende Tunnel zum westlich gelegenen Inselbahnsteig wurde erst später errichtet.
Am Abend des 28. März 1905 wurde der neue Bahnhof mit einem Fest eingeweiht. Dieses dauerte bis in die Morgenstunden, als die Verabschiedung des Zuges Nr. 206 nach Neubrandenburg erfolgte. Das „Stralsunder Tageblatt“ schrieb dazu: „Mit dem heutigen Tage ist der Eisenbahnverkehr in Stralsund in ein neues Stadium getreten, in dem der seit so langen Jahren gehegte Wunsch unserer Einwohnerschaft nach einem neuen Bahnhof endlich in Erfüllung gegangen ist. Das Leben und Treiben auf dem neuen Bahnhofe machte bei seiner heutigen Eröffnung einen wirklich großstädtischen Eindruck [1].“
In den 1930er Jahren erhielt der Stralsunder Künstler Erich Kliefert den Auftrag zur Gestaltung der Empfangshalle. Er wählte für die westliche Seite im oberen Bereich der Halle eine großformatige farbige Darstellung Stralsunds aus der Vogelperspektive und für die östliche Seite eine ebensolche Darstellung der Insel Rügen.
In den 1990er Jahren wurde das Gebäude saniert und der Bereich vor den Bahnsteigen mit einer großzügigen Flachdach-Glaskonstruktion überdeckt. Die Sanitärbereiche wurden erneuert und Ladengeschäfte in der Empfangshalle angesiedelt.
Güterbahnhof
Parallel zu den Gleisen des Inselbahnsteigs der Strecke nach Rostock befinden sich vier weitere Gleise, an deren äußerstem sich Gebäude des Güterbahnhofes entlangziehen.
Drei Lokschuppen
Der Personenbahnhof Stralsund macht mit seinen baulichen Anlagen etc. gegenüber anderen bedeutenden Bahnhöfen einen vergleichsweise bescheidenen Eindruck. In eigenartigem Kontrast dazu steht die Ausstattung mit gleich drei nebeneinanderliegenden großen Ringlokschuppen aus der Reichsbahnzeit. Dies unterstreicht die Bedeutung von Stralsund als Eisenbahnknoten bereits in früherer Zeit. Diese an den südöstlich gelegenen Betriebsgleisen und unterhalb der Auffahrt der E 22 zur neuen Rügenbrücke befindlichen Gebäude werden beim Stand von 2011 nicht mehr genutzt und sind dem Verfall preisgegeben.
Aktuelle Zugverbindungen
Stand 2011
Fernverkehr
Linie Strecke Taktfrequenz ICE 28 Stralsund – Berlin – Halle (Saale) – Jena Paradies – Nürnberg – Ingolstadt – München Einzelne Züge IC 26 (Binz) – Stralsund – Rostock – Hamburg – Hannover – Frankfurt (Main) – Karlsruhe Zweistundentakt IC/EC 27 (Binz) – Stralsund – Berlin – Dresden – Prag – Brno Einzelne Züge IC 30 (Binz) – Stralsund – Rostock – Hamburg – Bremen – Köln – Stuttgart Einzelne Züge IC 50 (Binz) – Stralsund – Berlin – Halle (Saale) – Erfurt – Eisenach – Frankfurt (M) Flughafen Fernbf Einzelne Züge Nahverkehr
Linie Linienverlauf Taktfrequenz RE 3 Stralsund – Züssow – Prenzlau – Angermünde – Eberswalde – Berlin – Wünsdorf-Waldstadt – Elsterwerda Zweistundentakt RE 5 / OLA Stralsund – Neubrandenburg – Neustrelitz – Berlin – Jüterbog – Falkenberg (Elster) Einstundentakt RE 9 Rostock – Ribnitz-Damgarten – Stralsund – Bergen auf Rügen – Lietzow – Sassnitz/ Binz Ein- und
ZweistundentaktUBB Stralsund – Velgast – Barth Zweistundentakt UBB Stralsund – Greifswald – Züssow – Wolgast – Zinnowitz – Świnoujście Zweistundentakt Literatur
- Andreas Neumerkel: Stralsunder Hauptbahnhof wird 100 Jahre alt in Ostsee-Zeitung vom 19. Januar 2005.
- Herbert Ewe: Geschichte der Stadt Stralsund. Hermann Böhlaus Nachfolger, Weimar 1984.
- Birkholz: Der Bahnhof in Stralsund. In: Zentralblatt der Bauverwaltung, Jg. 41 (1921) Nr. 51, S. 313-315
Weblinks
Commons: Stralsund Hauptbahnhof – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ „Stralsunder Tageblatt“. 29. März 1905
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