Studioglasbewegung

Studioglasbewegung

In den 1960er Jahren entstand – ausgehend von den USA – weltweit die so genannte Studioglasbewegung. Kennzeichnend war der am Ofen selbst experimentierende Künstler und die Miniwerkstatt (Studio). Die Glasobjekte kehrten bewusst die geltenden Qualitätsnormen um. Folge dieser Entwicklung sind die individuellen kleinen Studioglashütten.

Die Studioglasbewegung der 1960er Jahre hat wieder Augenmerk auf handwerkliche und künstlerische Gestaltung von Unikaten gelegt. In diesem Sinne werden alle Stücke einzeln geformt, es gibt keine Rationalisierung. Das Auftreten von kleinen Blasen oder Schlieren im Glas entspricht seiner physikalischen Natur als „Kunststoff“ aus mineralischen Elementen. Jedes Stück trägt seine eigene Handschrift. Es ist darum ein Unikat und wird mit Namen und Jahreszahl signiert. Der Verzicht auf augenfällige Materialeffekte verlangt eine Einheit von Form und Farbe, bzw. Gestaltung und Emotionalität. Die Gestaltung der Gefäße ist „offensichtlich“ aber nie banal. So entstehen Stücke die ihr Licht suchen, und deren Stimmigkeit von großer Überzeugungskraft ist.

Viele Glaskünstler nutzen heute sowohl die Hüttentechnik am eigenen Studio-Ofen als auch das Glasblasen vor der Lampe. Durch Kombination beider Techniken können die gestalterischen Möglichkeiten beträchtlich erweitert werden.

Zu den Pionieren der Studioglasbewegung zählen die Amerikaner Harvey Littleton, Dominick Labino, Marvin Lipofsky, Jean-Paul Raymond und Joel Ph. Meyers, der Niederländer Sybren Valkema, der Tscheche Pavel Hlava sowie Raoul Goldoni aus dem ehemaligen Jugoslawien.

In Deutschland haben sich vor allem der aus Frauenau im Bayerischen Wald stammende Erwin Eisch sowie der 1965 in die Bundesrepublik übergesiedelte Pavel Molnar einen internationalen Ruf erworben. Molnars Werkstatt in Barsbüttel bei Hamburg entwickelte sich in den 1980er Jahren zu einem Zentrum der Studioglasbewegung in Norddeutschland. Im Glasmuseum Frauenau sind zentrale Meisterwerke von Erwin Eisch, dem „deutschen Vater“ der Internationalen Studioglasbewegung ausgestellt. Das Glasmuseum Frauenau, 2005 in einem Neubau wiedereröffnet, zeigt mit seiner Schenkung Wolfgang Kermer eine der europaweit größten internationalen Sammlungen von Studioglas.


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