Glasmuseum Frauenau

Glasmuseum Frauenau
48.988111413.2983821
Das Glasmuseum Frauenau

Das Glasmuseum Frauenau ist ein Museum in Frauenau im niederbayerischen Landkreis Regen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Es wurde im Jahr 1975 auf Initiative von Altbürgermeister Alfons Hannes und Erwin Eisch als kommunales Spezialmuseum gegründet, das über die alte Glasmachertradition des Grenzortes informierte und sich mit Sonderausstellungen und Symposien zu einem internationalen Treffpunkt für Glaskünstler und Kunstpublikum entwickelte. Eröffnet wurde es am 6. Mai 1975 in Anwesenheit internationaler Glaskünstler mit der Sonderausstellung Venini-Murano, die mit den aus der privaten Sammlung des Stuttgarter Kunsthistorikers Prof. Dr. Wolfgang Kermer stammenden Exponaten erstmals in Deutschland einen umfassenden Überblick über die Entwicklung der italienischen Manufaktur vermittelte.[1] Ab 1976 dokumentierte die Sonderausstellung Glaskunst der 60er und 70er Jahre – 65 Objekte von 65 Künstlern, die den Grundstock für die 1982 an das Glasmuseum gelangte Schenkung Sammlung Wolfgang Kermer bildete, die Anfänge der Studioglasbewegung in den USA und Europa.[2]

Im Zuge der Erweiterung des Nationalparks Bayerischer Wald und der Ausschüttung von Privatisierungserlösen durch den Freistaat Bayern bekam Frauenau den Zuschlag zur Erweiterung des bestehenden Museums zu einem Zentrum für Glas und Tourismus. Der Anreiz erheblicher Mittel der EU (3,0 Millionen Euro) sowie des Staats und sonstiger Zuwendungsgeber (3,4 Millionen Euro) veranlassten die Gemeinde in den Jahren 2002 bis 2004, das bisherige Gebäude durch einen erheblich größeren Neubau zu ersetzen. Nicht weniger als 2,05 Millionen steuerte der Bayerische Naturschutzfonds bei, um die naturschutzpolitisch erwünschte Akzeptanz der Nationalparkerweiterung zu steigern.[3] Bei einem Bürgerentscheid über die Nationalparkerweiterung hatten in Frauenau bei einer Wahlbeteiligung von knapp über 51 Prozent 83,7 Prozent gegen die 1997 vollzogene Nationalpark-Erweiterung gestimmt.[4]

Am 10. Juni 2005 erfolgte die Wiedereröffnung. Außer dem eigentlichen Museum befinden sich in dem Bauwerk das Fremdenverkehrsamt, eine Ausstellung des Nationalparks sowie Begegnungs- und Forschungsräume, die das Museum zu einem Treffpunkt aller Glas- und Kunstinteressierten machen.

Das Konzept

Die Dauerausstellung befindet sich auf 1300 m² Ausstellungsfläche in einem Rundbau. Viele Elemente wurden ganz oder teilweise aus Glas gebaut. Das Museum bietet dem Besucher zunächst eine Reise durch die Kulturgeschichte des Glases von den Anfängen im Zweistromland durch alle (Stil-) Epochen bis heute, mit dem Schwerpunkt der Glasgeschichte in Bayern und Böhmen. Danach folgt die zweite Abteilung Leben und Arbeiten mit Glas, die in der Mitte des Rundbaus um einen künstlerisch teilweise aus Glas gearbeiteten Schmelzofen angelegt ist. Problemfelder wie Globalisierung, Automatisierung oder Arbeitslosigkeit kommen zur Sprache. Die letzte Abteilung Glas der Moderne zeigt künstlerisches Glas des 20. und 21. Jahrhunderts, darunter die bedeutende Schenkung "Sammlung Wolfgang Kermer" sowie die Installation Der Narziß und andere Hauptwerke des Frauenauer Glaskünstlers Erwin Eisch.

Entwicklung

Träger des Museums ist die Gemeinde Frauenau. Die Gesamtkosten für den Neubau waren von ursprünglich vorgesehenen 6,9 Millionen auf 8,3 Millionen Euro gestiegen, was vom Bayerischen Obersten Rechnungshof kritisch angemerkt wurde. Das nichtstaatliche Museum ist entscheidend auf die Unterstützung durch Freunde, Förderer und Sponsoren angewiesen.

Um die Bedeutung des Museums für die gesamte Glasstraße zu würdigen, wurde dem Glasmuseum Frauenau der Glasstraßenpreis 2008 verliehen. Nicht zuletzt wegen anhaltender Kritik an dem Museum sah sich Erwin Eisch im März 2009 veranlasst, seinen Ehrenbürgerbrief zurückzugeben.

Nachweise

  1. Venini-Murano: 65 Gläser der Sammlung Kermer, Katalogprospekt Sonderausstellung Glasmuseum Frauenau, 6. Mai bis 28. September 1975, hrsg. von der Gemeinde Frauenau 1975 (Texte von Alfons Hannes und Wolfgang Kermer)
  2. Glaskunst der 60er und 70er Jahre – 65 Objekte von 65 Künstlern, Ausstellungskatalog Glasmuseum Frauenau, Dezember 1976 bis November 1977, hrsg. von der Gemeinde Frauenau 1976 (Text von Alfons Hannes)
  3. Bayerischer Oberster Rechnungshof: Förderung des Glasmuseums Frauenau (TNr. 38)
  4. Heinrich Rall: Zur Akzeptanz von Totalreservaten in der Öffentlichkeit – Erfahrungen aus dem Nationalpark Bayerischer Wald (mit weiteren Literaturangaben)

Weblinks


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