- Studiosystem
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Der Begriff Studiosystem beziehungsweise Hollywood-System bezieht sich auf die erfolgreiche oligopole Wirtschaftsweise der großen Hollywood-Studios in den 1920er bis 1940er Jahren. Der Begriff impliziert zwar, dass Studios, also die Produktionsstätten für Filme den entscheidenden Faktor im Wirtschaftssystem ausmachten. Doch bezieht sich der Systembegriff hier auf große Gesellschaften, die Produktion, Filmverleih/Vertrieb und Filmvorführung in dieser Zeit kontrollierten.
Inhaltsverzeichnis
Vertikale Integration
Die eigentliche Schaltstelle blieb zwar für die meisten Firmen New York City, doch wuchsen die Firmen mit Produktionsstätten in Hollywood zu enormer Größe heran. Durch Zusammenschlüsse und Übernahmen bildete sich um 1920 allmählich ein mächtiges Oligopol heraus. Die Konkurrenz in der Filmwirtschaft aus Europa wurde durch den ersten Weltkrieg deutlich geschwächt und so nutzten die amerikanischen Studios die Chance, den Bedarf an neuen Filmen größtenteils selbst zu decken. Die Schwäche des Monopols Edisons (MPPC) bestand in der unzureichenden Integration der Funktionsbereiche der Wertkette. Eben dies leisteten die neuen Großunternehmen. Ihre wirtschaftliche Macht rührte daher, dass sie die Produktion von Filmen, die Distribution bzw. den Filmverleih und die Exhibition bzw. den Kinobetrieb selber übernahmen, also die Funktionsbereiche vertikal integrierten.
Das Oligopol
Zu dem Oligopol gehörten fünf große Firmen, die Majors oder „Big Five“ und drei kleinere Unternehmen („Little Three“). Die Majors waren Paramount Pictures, 20th Century Fox, Metro-Goldwyn-Mayer (MGM), Warner Bros. und Radio Keith Orpheum (RKO Pictures).
Die Big Five kontrollierten den Markt, weil sie die größten und schönsten Filmpaläste besaßen. Etwa 15 % aller Kinos waren in ihrem Besitz, diese warfen jedoch circa 70 % der gesamten Einnahmen an den Kinokassen der USA ab. Nur in den größten amerikanischen Städten konkurrierten die „Big Five“ direkt miteinander. Ansonsten war das Land in Bereiche aufgeteilt, in denen nur jeweils eine Gesellschaft Kinos unterhielt. Ein Film, der keinen Zugang zu diesen Kinos erhielt, konnte keinen großen Publikumserfolg haben.
Ebenfalls in das Oligopol integriert waren die „Little Three“ Columbia Pictures, Universal Pictures und United Artists, allerdings mit geringerem Einfluss, da sie keine eigenen Filmtheater besaßen.
Als unabhängige Produktionsfirmen traten beispielsweise Republic Pictures und Monogram Pictures in Erscheinung. Ihr Hauptgeschäft war es, „B-Movies“ zu verkaufen, die das Kinoprogramm füllten und dies dann meist im „Doppelpack“ (Double Feature) mit einem aufwendigen „A-Movie“, produziert von einem der großen Studios.
Zusammen sorgten die Majors in den 1930er und 1940er Jahren für 90 % der amerikanischen Filmproduktionen und 60 % der weltweiten Produktion. Durch die vertikale Integration der Funktionsbereiche (Produktion, Distribution und Exhibition) fanden die Premieren selbstverständlich in Filmtheatern des Oligopols statt.
Die Filmtheater
Die Kinos waren durch Absprachen nach ihrer Wichtigkeit hierarchisiert. In Los Angeles oder New York hatten die Filme in der Regel ihre Premiere und liefen dann eine gewisse Zeit nur in den dortigen Filmpalästen („first run“). In anderen wichtigen Städten fand dann in den größten zentral gelegenen Kinos die zweite Reihe von Vorführungen („second run“) statt. Danach lief ein Film auch in den kleineren Kinos in den Stadtvierteln („Nabes“) und schließlich, an vierter Stelle in den ländlichen Gegenden und in schäbigen Kinos („grind houses“). Zwischen den einzelnen „runs“ gab es jeweils eine Zeit, üblicherweise ein Monat, in dem der Film nicht gezeigt wurde. Der Status eines Filmtheaters in der Folge der gestaffelten Vorführungsperioden wurde anhand bestimmter Zonen und geographischer Territorien festgelegt.
Unabhängige Kinobetreiber konnten keine einzelnen Hollywoodfilme nach Belieben zeigen, sondern mussten ein ganzes Filmpaket „en-bloc“ buchen. Um ein großes Programm bieten zu können und Gewinne zu erwirtschaften, waren die Kinos gezwungen, Filmpakete zu buchen, auch wenn dies oftmals hieß, die Katze im Sack zu kaufen – zumal einige Filme bereits gebucht werden mussten, bevor sie gedreht waren. Ein Dachverband der Major Companies war die „Motion Picture Producers and Distributors of America, Inc.“ (MPPDA). Gegründet, um ein Eingreifen der Regierung ins Filmgeschäft zu verhindern, wurde der Verband vor allem durch die betriebene Zensur bekannt („Hays Code“).
Die Filmschaffenden
In den Gründungsjahren der Filmindustrie in Hollywood (ab 1910) waren die Produktionskosten im Verhältnis zu New York gering, da die Arbeiter in der Filmbranche noch über keine Gewerkschaften verfügten und so die Gehälter niedrig gehalten werden konnten. Nach 1914 organisierten sich dann große Teile der amerikanischen Filmarbeiter. Allerdings existierten verschiedene Gewerkschaften, die zeitweise auch gegeneinander arbeiteten. Die gewerkschaftliche und berufsständische Organisationsform war ein wichtiger Bestandteil des hohen Grades der Arbeitsteilung in der Filmindustrie, damit auch eine Ursache der außergewöhnlichen Leistungsfähigkeit und des hohen Outputs an Qualitätsfilmen Hollywoods. Allerdings sorgte die festgeschriebene Arbeitsteilung im Zusammenhang mit dem festgefügten Studiosystem auch für eine gewisse Standardisierung des Hollywoodfilms. Hochspezialisierte und schwer ersetzbare Kräfte (Kameraleute, Drehbuchautoren, Schauspieler mit Star-Status) waren eher Mitglieder spezieller Gilden. Exporte ins Ausland waren damals wie heute eine wichtige Einnahmequelle.
Siehe auch
- Starsystem
- US-amerikanische Filmgeschichte
- Filmgeschichte
- US-amerikanische Filmproduktionsgesellschaften
- Hollywood
- Loan-Out
- Studiovertrag
Literatur
- David Bordwell, Janet Staiger und Kristin Thompson: The classical Hollywood Cinema. (1985)
- Richard Maltby, Hollywood Cinema: An Introduction (1995)
- Thomas Cripps, Hollywood’s High Noon (1997)
- Dominic Strinati, An introduction to studying popular culture (2000)
Kategorie:- Film in den Vereinigten Staaten
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