- Stundenglas
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Eine Sanduhr (auch als Stundenglas bezeichnet) ist ein seit Ende des 13. oder Anfang des 14. Jahrhunderts bekanntes, einfaches Messgerät zur Messung der Zeit.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau einer Sanduhr
Sie besteht aus zwei durch ein dünnes Röhrchen miteinander verbundenen Glaskolben. Einer der beiden Kolben ist mit sehr feinem, trockenem Sand gefüllt. Im Mittelalter wurden neben Marmor-, Zinn- oder Bleisand[1] auch feingemahlene Eierschalen verwendet, da diese einen gleichmäßigeren Fluss garantierten (daher stammt auch der Begriff Eieruhr).[2]. Die Wahl des richtigen Sandes ist eine Kunst. Zu grober Sand erhöht beispielsweise die Wahrscheinlichkeit, dass sich einzelne Körnchen beim Rieseln durch die Engstelle verklemmen und die Uhr zum Stehen kommt. Zu feiner Sand bewirkt eine erhöhte Anfälligkeit gegenüber sich ändernder relativer Luftfeuchtigkeit im Glasbehälter, was die Rieselgeschwindigkeit erheblich beeinflussen kann. Die Uhr zeigt dann am Tag oder im Sonnenlicht stehend eine andere Zeit an. Gern werden metallhaltige Stäube verwendet, die jedoch nicht korrodieren und verklumpen dürfen.
Die beiden verbundenen Kolben sind in eine Halterung eingebracht mit denen man sie so auf eine waagrechte Unterlage stellen kann, dass sich die beiden Kolben genau senkrecht übereinander befinden. Wird nun der sandgefüllte Kolben nach oben platziert, beginnt der Sand durch die enge Verbindungsstelle schwerkraftbedingt von oben nach unten zu rieseln. Die Menge des eingefüllten Sandes ist so festgelegt, dass die Dauer des Durchrieselns von oben nach unten einem festen, definierten Zeitraum entspricht, beispielsweise einer Stunde: Stundenglas, 5 Minuten: Eieruhr. Durch die Menge des Sandes kann diese Zeit justiert werden.
Es gibt darüber hinaus auch alte Sanduhren für Ärzte zum Pulsmessen, die etwas den Füllfederhaltern ähnelten: sie laufen für 15 Sekunden. Für Kinder gibt es Sanduhren, die anzeigen, wie lange sie sich die Zähne putzen sollen (circa 2 Minuten). In den 1980er Jahren kamen Telefontaktsanduhren auf den Markt, um sich an den im Ortstarif eingeführten Takt (8 Minuten) gewöhnen zu können. Für Saunen gibt es Saunasanduhren (15 Minuten mit 5-Minuten-Einteilung).
Ein klassisches Maß sind die 30 Minuten, das Maß des Zeitglases der Seeleute. Vier Stunden, also acht Glasen, war die übliche Dauer einer Wache. Bei dem Wechsel einer halben Stunde wurde die Schiffsglocke einmal geschlagen, bei einer vollen Stunde zweimal (Doppelschlag). Vier Doppelschläge (gleich 8 Glasen) bedeuteten die Wachablösung. Neben dem Chronometer war die Sanduhr also ein wichtiges Instrument für die Zeitmessung bei der Seefahrt. So eine alte Sanduhr geht durchaus schon mal vor, Laufzeiten von 27 Minuten sind keine Seltenheit: sowohl der Sand als auch die Taille schleifen sich nämlich mit dem Alter etwas ab. Kleine Sanduhren auf Schiffen wurden auch Läufer genannt.
Die größten Sanduhren
Für die Laufzeit einer Sanduhr ist nicht unbedingt ihre Größe ausschlaggebend. Beträgt ihre Laufzeit allerdings mehrere Tage oder Wochen, muss sie schon ziemlich groß sein. Zwei solche Riesen sind das Zeitrad in Budapest und die Sanduhr im Sandmuseum der japanischen Stadt Nima[3]. Mit einer Höhe von acht und sechs Metern und einer Laufzeit von jeweils einem Jahr gehören sie weltweit zu den größten Zeitmessern. Ein weiterer Gigant steht seit Juli 2008 auf dem Roten Platz in Moskau. Mit einer Höhe von 11,90 m und einem Gewicht von 40 Tonnen handelt es sich vermutlich um das größte Stundenglas der Welt. Im Gegensatz dazu misst die kleinste Sanduhr der Welt nur eine Höhe von 2,4 cm. Sie wurde 1992 in Hamburg angefertigt und benötigt für einen Durchlauf etwas weniger als 5 Sekunden.
Paradoxe Sanduhren
Im Physikunterricht und zum Gaudium gibt es auch absurde oder paradoxe Sanduhren, bei denen kleine Schwimmkörper in einer Flüssigkeit von unten nach oben rieseln. Hierbei ist farbiges Substrat mit geringer Dichte eingebettet in eine dichte, durchsichtige Flüssigkeit.
Ähnliche Prinzipien
Eng verwandt mit der Sanduhr ist die schon aus dem antiken Ägypten bekannte Wasseruhr. Bei dieser konnte man am Wasserspiegel in einem Gefäß, an dessen Boden sich ein kleines Loch befand, die Uhrzeit ablesen.
Sanduhren in der Bildenden Kunst
In der Kunst erscheint die Sanduhr zuerst 1338 in einem Fresko-Gemälde von Ambrogio Lorenzetti im Rathaus zu Siena. Im 16. Jahrhundert wurde sie oft als Vanitas-Symbol dargestellt, als Symbol für Vergänglichkeit und Tod (Todessymbolik). Siehe zum Beispiel die Totentanz-Holzschnitte (1538) von Holbein dem Jüngeren.
Siehe auch
Weblinks
- Sandphysik – Warum man mit Sand überhaupt Zeit messen kann
- Streifzug durch die Geschichte der Sanduhren
Einzelnachweise
- ↑ Victor Pröstler: Handbuch der Uhrentypen. Callwey Verlag.
- ↑ Time and its keepers (englisch)
- ↑ Sandmuseum in der japanischen Stadt Nima (englisch)
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