Stöpselpedal

Stöpselpedal
Orgelpedal mit Schwelltritt und Trittschaltern für Koppeln und Sequenzer

Mit Pedal (v. lat. pes „Fuß“) bezeichnet man bei der Orgel eine Klaviatur, die mit den Füßen gespielt wird, im Gegensatz zu den Manualen, die man mit den Händen spielt.

Inhaltsverzeichnis

Tonumfang

Der Tonumfang des Pedals reicht heutzutage typischerweise von C bis f1, seltener bis g1 oder a1, früher oft nur bis c1 oder d1 oder noch kürzer. In der Regel verfügt jede Orgel über ein Pedal und mehrere Manuale. Eine kleine Orgel ohne Pedal bezeichnet man als Positiv, ganz selten findet man auch Orgeln mit zwei Pedalklaviaturen. Bei elektronischen Orgeln sind außerdem sogenannte Stummelpedale in Gebrauch, die wesentlich kleiner mensuriert sind und nur eine Oktave umfassen. Stummelpedale finden sich auch an Barockorgeln auf der iberischen Halbinsel. Deren Tonumfang liegt bei ein bis anderthalb Oktaven.

Bauformen

Es gibt verschiedene Bauweisen, so unterscheidet man zwischen Parallelpedal, bei dem alle Tasten parallel zueinander liegen, und Radialpedal, bei dem die Tasten sternförmig auseinanderlaufen. Das Parallelpedal kann außerdem in horizontaler (mit höher liegenden Tasten am Rand) und/oder vertikaler Richtung (mit längeren Obertasten am Rand) geschweift sein, um dem Organisten das Erreichen der entfernten Pedaltasten zu erleichtern. Man spricht dann von „einfach geschweiftem“ beziehungsweise „doppelt geschweiftem“ Pedal.

„doppelt geschweiftes“ Parallelpedal (BDO Standard)
Radialpedal (BDO Radial)
„doppelt geschweiftes“ Radialpedal (AGO)

BDO = Bund Deutscher Orgelbaumeister, AGO = American Guild of Organists

Klötzchen-Pedal

Klötzchen-Pedal der spätbarocken Holzhey-Orgel in Weißenau

Bei einem Klötzchenpedal sind die Pedale nicht wie Tasten ausgeführt, sondern ragen als „Klötzchen“ aus dem Boden.

Stummelpedal

Stummelpedal einer Hammond-Orgel

Bei der Minimalversion einer Pedalklaviatur, dem Stummelpedal, ragen 10 bis 20 cm kurze Tasten aus dem Gehäuse und können mit den Fußspitzen gespielt werden. Virtuoses Spiel ist damit nicht möglich, jedoch einfaches Halten von Basstönen. Solche Pedale sind so auch meist nur am Manual angehängt, oft auf einfachste Weise mit einem Stoffband oder einer Schnur. Beispiele von Stummelpedalen findet man hauptsächlich in Italien und Spanien, aber auch im Alpenraum. Viele Pedale an elektronischen Orgeln sind als Stummelpedal gebaut.

Stöpselpedal

Bei dieser Bauweise gibt es nicht die sonst üblichen länglichen Pedaltasten, sondern runde Knöpfe. Es erinnert eher an die Tastatur eines überdimensionierten einfachen Knopfakkordeons.

Angehängtes Pedal

Als angehängtes Pedal bezeichnet man ein Pedal, das nicht über eigene Register verfügt. Das Pedal ist dann fest an das (in der Regel einzige) Manualwerk gekoppelt und ist nicht eigenständig registrierbar. Bei Orgeln, in denen das Pedal gegenüber den Manualen nur sehr wenige Register (in der Regel 16′ und 8′) umfasst, ist auch die Bezeichnung unselbstständiges Pedal in Gebrauch, da hier in der Regel der Gebrauch einer Pedalkoppel erforderlich ist.

Kurze Oktave

Beispiel einer kurzen Oktave

Bei alten Orgeln fehlt oft das große Cis, da es selten gebraucht wurde. Gelegentlich findet man vor an historischen Orgeln auch ein Pedal mit kurzer Oktave: Hierbei wird in der Regel auf die tiefsten vier Pedaltasten (C, Cis, D und Dis) verzichtet. Bei den realen Tönen im Verlauf der Oktave werden die in der alten Musik kaum genutzten Töne Cis, Dis, Fis und Gis weggelassen. Da sich dadurch die gewohnte Taste-Ton-Zuordnung ändert, ist die kurze Oktave auch für versierte Organisten sehr gewöhnungsbedürftig.

Spieltechniken

Das Pedalspiel kann sowohl mit den Spitzen als auch mit den Hacken beider Füße erfolgen. Dadurch kann bis zu vierstimmig gespielt werden, was in der Praxis jedoch selten vorkommt. Ein wichtiges Mittel ist das Vor- oder Hintersetzen eines Fußes, auch das Gleiten von Taste zu Taste wird eingesetzt. Der Fußsatz kann wie der Fingersatz durch spezielle Zeichen in die Noten eingetragen werden, die jedoch nicht von allen Organisten gleich verwendet werden. Bis ins 19. Jahrhundert wurde von vielen Organisten das Spiel mit der Spitze bevorzugt, oft schon wegen der Bauform der Pedaltasten, die den sinnvollen Gebrauch der Hacke nicht ermöglichte. Die Germani-Technik (nach Fernando Germani) stellt Spitze und Hacke gleich.

Diese Technik ist mit der heutigen Schuhmode nur schwer realisierbar. Daher verwenden viele Organisten separate Schuhe zum Spielen. Besonders Tanzschuhe sind aufgrund ihres schmalen und nahtlosen Schnittes, ihrer Wildledersohle und des Absatzes gut für virtuoses Spiel geeignet. Einige zeitgenössischen Organisten, so Willem Tanke und Helmut Kickton, praktizieren das Pedalspiel ohne Schuhe, nur mit Socken.


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