Störfaktor

Störfaktor

Störfaktor (auch Drittvariable) ist ein Begriff aus der Empirie bei Experimenten. Es sind all jene Faktoren, welche sowohl die abhängige Variable als auch die unabhängige Variable beeinflussen können und nicht manipuliert werden. Dies können Merkmale von Versuchspersonen oder äußere Faktoren sein. Drittvariablen sind als alternative oder konkurrierende Erklärungen zur Ausgangshypothese des Forschungsproblems zu sehen. Zur Kontrolle von Störfaktoren gibt es spezielle Techniken.

Inhaltsverzeichnis

Quellen von Störfaktoren

Interne und Externe Validität bei Experiment und Quasi-Experiment

Quellen, die die interne Validität beeinträchtigen:

  • Zwischenzeitliches Geschehen (Ereignisse, die zusätzlich neben dem Stimulus die abhängige Variable beeinflussen, z.B. "Schwarzer Freitag")
  • Reifungsprozesse ("intrapersonal" Prozesse, die unabhängig vom Stimulus sind, z.B. Entwicklung eines Kleinkindes)
  • Messeffekte (testing)
  • Hilfsmittel (Veränderung im Messinstrument), das kann auch die unwillentliche Änderung der Gestik beim Versuchsleiter sein
  • Verzerrte Auswahlen und Ausfälle (Unterschied zwischen Kontroll- und Experimentalgruppen nicht nur in Bezug auf den Stimulus, sondern auch in anderen Merkmalen, die die abhängige Variable beeinflussen)

Quellen, die die externe Validität beeinträchtigen:

  • Reaktivität (Reaktive Effekte des Messens), zum Beispiel in Form des Effekts sozialer Erwünschtheit
  • Reaktive Effekte der experimentellen Situation, Messeffekte auf Versuchspersonen

Sind Störfaktoren und Stimulus vermischt, spricht man von einer Konfundierung.

Kontrolle von Störfaktoren (Drittvariablenkontrolle)

In Experimenten gibt es Techniken zur Kontrolle von Störfaktoren. Diese Techniken sind in Sozialwissenschaften besonders wichtig. Im Experiment kann man Versuchs- und Kontrollgruppe(n) bilden, die dazu dienen, den Einfluss von Versuchspersonenmerkmalen auszuschalten, die als Störfaktoren wirken können. Man unterscheidet zwei Verfahren zur Bildung der Gruppen:

  • Randomisierung bedeutet, dass die Zuordnung der Versuchspersonen zu Experimental- und Kontrollgruppe nach dem Zufallsprinzip geschieht. Dadurch wird erreicht, dass sich die Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen bei einer hinreichend großen Stichprobe ausmitteln. Durch Randomisierung wird ausgeschlossen, dass es durch die Aufteilung der Versuchspersonen in Experimental- und Kontrollgruppe zu systematischen Verzerrungen der Ergebnisse kommt.
  • Parallelisierung oder Matching bezeichnet Verfahren zur Bildung von Gruppen, die bezüglich eines Störfaktors oder mehrerer Störfaktoren homogen sind. Soll zum Beispiel eine Lehrmethode evaluiert werden, so können durch Parallelisierung zwei hinsichtlich ihrer Noten möglichst ähnliche Schülergruppen gebildet werden.

In Laborexperimenten können auch äußere Faktoren kontrolliert werden:

  • Elimination bezeichnet die Ausschaltung möglicher Störvariablen. Ihr Ziel ist es, dass auf die Versuchspersonen, neben der unabhängigen Variablen, möglichst keine weiteren Faktoren einwirken. Um sicherzustellen, dass die Versuchsperson nicht äußere Ereignisse beeinflusst wird, können Experimente zum Beispiel in fensterlosen, schallisolierten Kabinen durchgeführt werden.
  • Konstanthaltung: Um sicherzustellen, dass der beobachtete Effekt auf die Variation der unabhängigen Variablen zurückgeht, wird versucht alle anderen Faktoren konstant zu halten. Da die natürliche Helligkeit von Tag zu Tag und im Tagesverlauf schwankt, sollten Versuche zur visuellen Wahrnehmung in einem über alle Versuchsdurchführungen hinweg gleich ausgeleuchteten Labor durchgeführt werden.

Siehe auch

Literatur

  • Schnell u.a.: Methoden der empirischen Sozialforschung S. 208 ISBN 3486234897

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