Suger

Suger
Suger auf einem mittelalterlichen Fenster

Suger [syˈʒe fɔn ˌsɛ̃ dəˈni] (* 1081 in Saint-Omer; † 13. Januar 1151 in Saint-Denis bei Paris) war ein französischer Kirchenfürst und Staatsmann.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Suger wurde um das Jahr 1081 zu St.-Omer geboren. Schon als Junge kam er in die Abtei Saint-Denis bei Paris, wo er als Schüler den späteren König Ludwig VI. kennenlernte. 1106 wurde er als Gesandter des Klosters zum Papst entsandt und sein Vorgesetzter betraute den begabten jungen Mann auch später mit diplomatischen Missionen, die ihn in Verbindung treten ließen zum Königshof, zum Papst und zu den großen Fürstenhöfen Frankreichs. 1118 und 1121 kam er als Gesandter des Königs nach Rom. Während eines Aufenthaltes in Rom im Jahr 1122 wurde er zum Abt des Klosters Saint-Denis gewählt. Bald machte er sich erfolgreich daran, das Kloster zu reformieren und zu sanieren. 1124 war es seinem Geschick zu danken, dass die Fürsten Frankreichs sich mit dem König gegen einen deutsch-englischen Einfall zusammenschlossen. Beim Besuch des Papstes Innozenz II. in Cluny im Jahre 1131 war er Sprecher des Königs und des gesamten Episkopats.

1137 konnte Suger mit dem Neubau der Abteikirche beginnen, die seit 639 Grablege der fränkisch/französischen Könige war (Chorweihe 1144). 1147 warb er gemeinsam mit Bernhard von Clairvaux für den Zweiten Kreuzzug, an dem er sogar – ungeachtet seiner schwächlichen Konstitution – selbst teilnehmen wollte. Als Ludwig VII. dann zum Kreuzzug aufbrach, wurde Suger zum Regenten gewählt. Diese Aufgabe erfüllte er mit Bravour. Seit jener Zeit wurde er auch „Vater des Vaterlandes“ genannt, weil er sein ganzes Wirken in den Dienst des französischen Königtums stellte.
In Anbetracht der damals noch sehr schmalen Machtbasis des Königs kam es ihm vor allem darauf an, dessen geistiges Prestige – als Stellvertreter Christi – zu steigern.

Unter Ludwig VI. und Ludwig VII. hatte Suger bedeutenden Einfluss auf das Staatswesen. Er sanierte die Finanzen, verbesserte das Justizwesen, beförderte Ackerbau, Handel und Gewerbe und begünstigte die Städte.

Hochgeehrt verstarb Suger am 13. Januar 1151 in seinem Kloster.

Leistung

Fassade der Abteikirche/Basilika Saint-Denis

Sein bedeutendstes Werk ist allerdings die Abteikirche von Saint-Denis, an deren Planung er maßgeblich beteiligt war. (Erhalten – wie er sie geplant hatte – sind lediglich der Unterbau des Chores und das Westjoch mit der Fassade und dem Turmansatz.) Elemente, die der normannischen und burgundischen (z. B. Laon) Architektur schon bekannt waren (Rippengewölbe und Spitzbogen, Dienste), wurden in diesem Bau zum ersten Mal in einen Zusammenhang gestellt, der eine Verschmelzung und Durchlichtung der Räume ermöglichte. Durch das Herausnehmen vieler damals als notwendig erachteter Stützwände konnte er erstmals in der Baugeschichte großflächige Fenster zur Raumgestaltung einsetzen. So war der Bau weitaus lichtdurchfluteter als die Kirchen seiner Zeit. Außerdem war der Bau schlichter und graziler als romanische Bauwerke. Dies gilt als Begründung eines neuen Baustils: der Gotik.

Lange galt es als gesichert, dass Suger als eine Art geistliche Grundlage seines Kirchenbaues die Harmonielehre des Augustinus und die Licht-Metaphysik des Pseudo-Dionysius dienten – diese kommentiert von Johannes Scotus Eriugena und Hugo von Sankt Viktor. Nach seiner Vorstellung sollte die Kirche die Harmonien der Schöpfung Gottes und die Erleuchtung des Gläubigen darstellen. Eine Umsetzung dieser Gedanken sah man in den Architekturformen des Chores der Abteikirche, der Schaffung eines betont lichtdurchfluteten Raumes (Otto von Simson). Nach heutigem Wissen ist es aber ungewiss, dass Suger diese Schriften las und somit dem Neubau von St.-Denis ein besonderes, philosophisches (platonisches) Konzept zugrunde liegt. Der Topos des göttlichen Lichts findet sich vielmehr z. B. schon in der Bibel wieder (Johannes 8,12 u. v. m.).

Unter Suger wurde St. Denis der zentrale Ort der geistig-politischen Kräfte der aufstrebenden Monarchie, Kristallisationspunkt der Nationalidee Frankreichs und somit Ausgangspunkt des Stils, der für eine neue Verbindung von Kirche und französischem Königtum steht: der gotischen Kathedrale.

Sein Wirken als Schöpfer der neuen Klosterkirche schilderte und begründete er in Libellus de consecratione ecclesiae Sancti Dionysii und De rebus in administrationem sua gestis. Weitere Schriften aus seiner Hand sind Vita Ludovici VI. und Ordinatio.

Ausgaben seiner Schriften

  • Œuvres complètes. Hrsg. von A. Lecoy de la Marche. Paris, 1867. Nachdruck Hildesheim und New York 1979. ISBN 3-487-06862-1.
  • Œuvres. 2 Bände. Hrsg. von Françoise Gaspari. Paris 1996/2001. ISBN 2-251-34048-3 und ISBN 2-251-34052-1.
  • Ausgewählte Schriften. Hrsg. von Andreas Speer. 2. Auflage. Darmstadt 2005. ISBN 3-534-18494-7.

Literatur

  • François Combes: L'abbé Suger. Histoire de son ministère et de sa régence; Paris 1853.
  • Alfred François Nettement: Suger et son temps; 3. Auflage; Lecoffre Fils et Cie. Paris 1868.
  • Otto Cartellieri: Abt Suger von Saint-Denis; Berlin 1898 [Nachdruck: Kraus: Vaduz 1965].
  • Otto von Simson: Die gotische Kathedrale. Beiträge zu ihrer Entstehung und Bedeutung; 5. Auflage; Wissenschaftliche Buchgesellschaft: Darmstadt 1992; ISBN 3-534-04306-5.
  • Christoph Markschies: Gibt es eine "Theologie der gotischen Kathedrale"? Nochmals: Suger von Saint-Denis und Sankt Dionys vom Areopag; (Abhandlungen der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse 1995,1); Winter: Heidelberg 1995; ISBN 3-8253-0272-5.
  • Martin Büchsel: Die Geburt der Gotik: Abt Sugers Konzept für die Abteikirche St.-Denis; (Rombach Wissenschaften: Reihe Quellen zur Kunst 5); Rombach: Freiburg i. Br. 1997; ISBN 3-7930-9160-0.

Weblinks


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