Sulaqa

Sulaqa
Patriarch Sulaqa Mar Shimun

Sulaqa Mar Shimun (* um 1510 in Mosul; † Januar 1555 bei Amadiya) war ein (Gegen-) Patriarch der „Assyrischen Kirche des Ostens“ in Gemeinschaft mit dem Papst in Rom.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sulaqa (Namensbedeutung unklar), Sohn eines Daniel aus der Familie Bellu, Mönch und Vorsteher des Klosters Rabban Hormizd bei Alqosh, ließ sich von der Opposition gegen den auf dem Wege der Erbfolge bestellten Mar Shimun VII. Isho'yahb (1551–1558) zum Katholikos-Patriarchen der „Kirche des Ostens“ wählen. Mit der Wahl des Amtsnamens Shimun reihte er sich in die traditionelle Reihe der Kirchenoberhäupter ein. In Ermangelung eines ordinationsbefugten Metropoliten innerhalb seiner Partei wandte er sich an den römischen Papst und reiste über Jerusalem nach Rom, wo ihm Andreas Masius als Übersetzer beistand. Papst Julius III. ließ Lage und Person prüfen und ernannte Sulaqa zum „Patriarchen von Mosul“ (nicht einschränkend gemeint, sondern = der „Kirche des Ostens“). Am 9. April 1553 wurde er in der Peterskirche zu Rom durch Kardinal Johannes von Toledo, OP († 15. September 1557), zum Bischof geweiht und empfing am 28. April aus den Händen des Papstes das Pallium. Begleitet vom eigens ernannten „Nuntius für Mosul“, dem Titularbischof Ambrosius Buttigeg, OP († 1558), einem des Arabischen mächtigen Malteser, reiste er auf dem Landweg über Konstantinopel zurück und traf am 12. November 1553 in Diyarbakir ein. In den folgenden Monaten erweiterte er seine Obedienz durch Weihe mehrerer Bischöfe, darunter Anfang 1554 einen Metropoliten für Diyarbakir, dessen Nachfolger, Mar Joseph I., im folgenden Jahrhundert den Titel eines Patriarchen erlangte. Auf Betreiben seines Konkurrenten wurde Sulaqa von den islamischen Behörden verhaftet und im Januar 1555, wohl durch Ertränken, getötet. Bei den Katholiken gilt er als Märtyrer.

Sein Nachfolger wurde Mar 'Abdīšo' aus Gazarta (1555–1570).

Sulaqas leiblicher Bruder, Mar Joseph Sulaqa, amtierte 1556–1569 als Metropolit der Thomaschristen in Südindien.

Bedeutung

Sulaqas Hilfeersuchen bei Rom war ohne Beispiel in der früheren Geschichte der „Kirche des Ostens“. Sulaqa selbst sah sich und seine Kirche als rechtgläubig an, auch wenn man sie im Westen als Nestorianer verdächtigte und landläufig so bezeichnete. Um diesen Vorwurf zu entkräften hatte Kardinal Bernardino Maffei bereits im Konsistorium vom 20. Februar 1553 anläßlich der bevorstehenden Verleihung der Patriarchenwürde an Johann Shimun Sulaqua eine Rede gehalten, in der er den sogenannten „Nestorianern“ der „Assyrischen Kirche des Ostens“ ausdrücklich attestierte; sie trügen nur diese Bezeichnung, in Wirklichkeit seien sie völlig rechtgläubig.[1]

Längerfristig schuf Sulaqas aus Verlegenheit geborene Teilunion die Voraussetzung für Begründung und Entwicklung der Chaldäisch-Katholischen Kirche. Die mit Sulaqa Mar Shimun eröffnete jüngere Linie ostsyrischer Katholikoi-Patriarchen (mit dem Amtsnamen Mar Shimun) stellt in heutiger Zeit, allerdings unter Verlust der Bindung an Rom, das Oberhaupt der nicht-katholischen Assyrischen Kirche des Ostens, derzeit Mar Dinkha IV.

Literatur

  • W. v. Gulik: Die Konsistorialakten über die Begründung des uniert-chaldäischen Patriarchates von Mosul unter Papst Julius III. In: Oriens Christianus 4 (1904) 261–277.
  • Joseph Habbi: Signification de l’union chaldéenne de Mar Sulaqa avec Rome en 1553. In: L’Orient Syrien 11 (1966) 99–132. 199-230.

Einzelnachweise

  1. Quelle zu der Rede von Kardinal Maffei über die Nestorianer (Anmerkung Nr. 18)

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