Sulfanilamid-Katastrophe

Sulfanilamid-Katastrophe
Elixir Sulfanilamide

Die Sulfanilamid-Katastrophe (Massengill-Katastrophe) ereignete sich 1937 in den USA, als über 100 Menschen, darunter viele Kinder, nach der Einnahme des „Erkältungssaftes“ Elixir Sulfanilamide (Wirkstoff: das Antibiotikum Sulfanilamid) zu Tode kamen. Die leicht einzunehmende, wohlschmeckende Darreichungsform war besonders für Kinder gedacht. Ursache der Vergiftung war die süßliche, alkoholische Verbindung Diethylenglykol, die als Lösungsmittel in dem zusätzlich mit Himbeergeschmack aromatisierten Antibiotika-Sirup fungierte.

1937 sah die Gesetzgebung in den USA noch keine ausreichende Toxizitätsprüfung vor einer Vermarktung eines Arzneimittels vor. So war zunächst auch unklar, ob der Wirkstoff Sulfanilamid oder Hilfsstoffe für die Vergiftungen verantwortlich waren. Erst die Untersuchungen von Dr. Frances Oldham Kelsey[1] (die sich Jahre später in ihrer Funktion als Mitarbeiterin der Food and Drug Administration (FDA) hartnäckig und erfolgreich dem Zulassungsantrag eines Thalidomid-haltigen Schlafmittels widersetzte) deckten die starke Giftigkeit des Diethylenglykol auf. Wenngleich der pharmazeutische Unternehmer S.E. Massengill Co. mit einer aus heutiger Sicht geringen Geldstrafe von $26.000 davon kam, wurde die Sulfanilamid-Katastrophe - wie in den Jahren 1961 und 1962 der Contergan-Skandal in Deutschland - zu einem Meilenstein in der Geschichte des Verbraucherschutzes: 1938 erließ in Folge der tragischen Katastrophe der Kongress den Federal Food, Drug and Cosmetic Act.

Quellen

  1. http://www.fda.gov/fdac/features/2001/201_kelsey.html

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Sulfanilamid — Strukturformel Allgemeines Freiname Sulfanilamid An …   Deutsch Wikipedia

  • 2,2'-Oxydiethanol — Strukturformel Allgemeines Name Diethylenglycol Andere Namen …   Deutsch Wikipedia

  • Diethylenglykol — Strukturformel Allgemeines Name Diethylenglycol Andere Namen …   Deutsch Wikipedia

  • Diäthylenglykol — Strukturformel Allgemeines Name Diethylenglycol Andere Namen …   Deutsch Wikipedia

  • TL4N — Strukturformel Allgemeines Name Diethylenglycol Andere Namen …   Deutsch Wikipedia

  • Arzneimittelzulassung (EU) — Die Arzneimittelzulassung ist eine behördlich erteilte Genehmigung, die erforderlich ist, um ein industriell hergestelltes, verwendungsfertiges Arzneimittel anbieten, vertreiben oder abgeben zu können. Der Zweck eines solchen Zulassungsverfahrens …   Deutsch Wikipedia

  • Concerned Member State — Die Arzneimittelzulassung ist eine behördlich erteilte Genehmigung, die erforderlich ist, um ein industriell hergestelltes, verwendungsfertiges Arzneimittel anbieten, vertreiben oder abgeben zu können. Der Zweck eines solchen Zulassungsverfahrens …   Deutsch Wikipedia

  • Medikamentenzulassung — Die Arzneimittelzulassung ist eine behördlich erteilte Genehmigung, die erforderlich ist, um ein industriell hergestelltes, verwendungsfertiges Arzneimittel anbieten, vertreiben oder abgeben zu können. Der Zweck eines solchen Zulassungsverfahrens …   Deutsch Wikipedia

  • Nutzen-Risiko-Verhältnis — Die Arzneimittelzulassung ist eine behördlich erteilte Genehmigung, die erforderlich ist, um ein industriell hergestelltes, verwendungsfertiges Arzneimittel anbieten, vertreiben oder abgeben zu können. Der Zweck eines solchen Zulassungsverfahrens …   Deutsch Wikipedia

  • Diethylenglycol — Strukturformel Allgemeines Name Diethylenglycol Andere …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”