- Sultanat Gujarat
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Das Sultanat von Gujarat war einer der islamischen Staaten Indiens, die durch den Zerfall Sultanats von Delhi entstanden. Es existierte im 15. und 16. Jahrhundert in Gujarat, bis es vom Mogulreich annektiert wurde.
Geschichte
Das Sultanat wurde von Muzaffar Khan (reg. 1392–1410) gegründet. Das war der Sohn eines zum Islam bekehrten Rajputen, und seine Tante(?) hatte den Delhi-Sultan Firoz Schah geheiratet. 1395 zerstörte er den namhaften Hindu-Tempel von Somnath. Muzaffar Khan nahm aber erst 1407 den Sultanstitel an, als die Tughluq-Dynastie schon längst ausgespielt hatte. Im gleichen Jahr griff er nach der Ermordung des dortigen Sultans Dilavar Khan Ghori (seines Freundes) auch Malwa an.
Muzaffar Khans Sohn und Nachfolger Ahmad (reg. 1411–49) kämpfte weiter gegen Malwa und im Süden zudem gegen das Bahmani-Sultanat, wobei er die Grenzen bis Bombay vorschob. 1422 belagerte er die Malwa-Hauptstadt Mandu, wurde aber vom heimkehrenden Sultan mit 75 Kriegselefanten (aus Orissa) zum Abzug gezwungen. Hauptstadt von Gujarat wurde das 1411 gegründete Ahmadabad.
Qutb-ud-Din Ahmad Schah II. (reg. 1451–58) war in der Defensive gegen Mahmud Khilji (reg. 1435–49) von Malwa und den Rana von Chitorgarh (d.h. Mewar).
Dann kam Mahmud I. Baiqara (Begarha, Begada, reg. 1459–1511) an die Macht, der mächtigste aus der Reihe der Sultane, der zweimal einen Sieg Malwas über das Bahmani-Sultanat verhinderte. Er kam auch mit den Portugiesen in Konflikt, die sich damals (ca. 1498–1515) mit der ägyptischen Flotte vor der indischen Küste Seeschlachten lieferten. Mahmud unterwarf auch die kleineren Randstaaten der Hindus und zerstörte dabei 1473 Dwarka, ein großes Krishna-Heiligtum. Einen Raja ließ er pfählen und vierteilen. Die neue Hauptstadt wurde Champaner (bis 1535).
Muzaffar II. (reg. 1511–26) griff 1518 zugunsten des dortigen Sultans in Malwa ein (gegen einen Rajputen) und wurde so in einen langen Krieg gegen den Rana Sangram von Chitorgarh gezogen: 1518 und 1521 fiel er in Mewar ein, während Sangram 1520 Gujarat angriff. Schwerwiegend war die beginnende innere Auflösung, d.h. die Großen bildeten eigene Parteien und nach Muzaffars Tod kam es zu Thronfolgekämpfen.
In den Parteikämpfen, die drei Thronanwärter das Leben kosteten, setzte sich Bahadur Shah (reg. 1526–1537) durch und brachte fast alle seine Verwandten um. Er war zunächst ungeheuer erfolgreich: 1529 belagerte er den Sultan von Ahmednagar in Daulatabad, 1531 annektierte er Malwa und setzte den letzten Sultan ab, 1533 zerschlug er die Rajputen-Konföderation und stürmte 1535 sogar Chitorgarh. Aber anscheinend überbeanspruchten seine Kriege die Kräfte seines Staates: 1535 erlitt er eine Niederlage gegen den Großmogul Humayun (reg. 1530–1556, mit Unterbrechungen) und seine Hauptstadt wurde geplündert. Gleichzeitig griffen die Portugiesen 1531–1533 die Hafenstädte Gujarats an und erbauten Diu. 1537 ermordeten sie den Sultan bei einem Besuch.
Der nächste Sultan wurde ein zwölfjähriger Junge (Mahmud III., reg. 1538–54), der Zeit seines Lebens eine Puppe in den Interessenspielen der Großen (Darya Khan, Alam Khan, Asaf Khan) wurde. Damals sicherte im Grunde nur die Leibgarde von 12.000 Mann die Existenz des Sultanats, während Ämter und Statthalterposten praktisch erblich wurden. Er verbrachte seine Tage in Ausschweifungen und wurde von einem Gefährten namens Burhan vergiftet, der sich selbst zum Sultan machte und die Großen des Staates massakrierte, bis er selbst umgebracht wurde.
Mit Mühe (Mahmud III. hatte seine Frauen trotz zahlloser Orgien immer zur Abtreibung angehalten) fand man dann noch einen entfernten Verwandten namens Ahmed III. für den Thron, der noch vor dem Erreichen der Volljährigkeit 1561 von seinem Regenten Itimad ermordet wurde. Der letzte Sultan Muzaffar III. (reg. 1561–72, ein untergeschobenes Kind) hatte angesichts des inneren Bürgerkrieges keine Chance. Der von dem Regenten Itimad zu Hilfe gerufene Großmogul Akbar ließ ihn absetzen und nahm selbst die Huldigung der Großen entgegen. 1583 beging der Sultan nach einem weiteren erfolglosen Kampf um den Thron Selbstmord.
Literatur
- H. Goetz: Geschichte Indiens. Stuttgart 1962.
- Michael N. Pearson: The new Cambridge history of India. Bd.1: The Portuguese in India. Cambridge [u.a.] 1994.
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