Swjatoslaw Richter

Swjatoslaw Richter

Swjatoslaw Teofilowitsch Richter (russisch Святослав Теофилович Рихтер, wiss. Transliteration Svjatoslav Teofilovič Richter; * 7. Märzjul./ 20. März 1915greg. in der Nähe von Schytomyr, Russisches Reich; † 1. August 1997 in Moskau) war ein russischer Pianist russisch-deutscher Abstammung.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Der Pianist, dessen Vater aus Deutschland stammte, brachte sich das Klavierspiel autodidaktisch bei. 1930 wurde er Repetitor am Opernhaus in Odessa, vier Jahre später gab er sein Debüt als Pianist. Erst im Alter von 22 Jahren erhielt er systematischen Klavierunterricht in der Meisterklasse von Heinrich Neuhaus am Moskauer Konservatorium. Zu seinen Kommilitonen gehörte Emil Gilels.

In Moskau lernte er Sergei Prokofjew kennen, dessen 6. Sonate er 1942 zur Uraufführung brachte. Später folgten die Uraufführungen der 7. sowie der 9. Sonate, die Richter gewidmet ist.

Nachdem er in seiner Heimat bereits als Berühmtheit galt, durfte er 1960 erstmals in den Westen reisen. Am 19. Oktober 1960 gab er sein legendäres Debüt in der Carnegie Hall in New York, an das sich eine große USA-Tournee anschloss. Es folgten Auftritte in Europa, ab 1971 auch in Deutschland.

Richter hatte ein phänomenales Gedächtnis, sodass er fast die komplette klassische Klavierliteratur auswendig spielen konnte.

Vor allem seine Schallplattenaufnahmen sind legendär: Einspielungen des b-Moll-Klavierkonzerts Tschaikowskis, der Werke von Schumann und Liszt und des Wohltemperierten Klaviers von Johann Sebastian Bach. Auch die Interpretation des c-Moll Klavierkonzerts und vieler Préludes von Rachmaninow gelten als Referenzaufnahmen.

Seine frühen Aufnahmen sind oft außerordentlich kraftvoll und vehement gespielt. Wie kaum ein anderer Pianist konnte er seinen Interpretationen von Klavierwerken aller Epochen eine individuelle Note verleihen, dabei war er später weniger der Virtuose, der durch technische Brillanz – diese war bei ihm selbstverständlich – Aufsehen erregte, sondern zeigte sein poetisches, weiches Spiel, das er oft in nur spärlich beleuchteten Konzerthallen darbot. Entgegen der üblichen Gewohnheit von Konzertpianisten spielte Richter in späteren Jahren bei seinen Auftritten in der Regel nach Noten, nicht auswendig. Dabei hatte er oftmals keinen Notenblattwender, sondern blätterte mehrere Seiten auf einmal um und spielte dazwischen auswendig.

1986 ist er erstmals im Schleswig-Holstein Musik Festival aufgetreten. Der Klavierabend fand im Tivoli in Heide statt. Im Schleswig-Holstein Musik Festival 1987 hat er zusammen mit einem Orchester in der Holstenhalle in Neumünster ein Konzert gegeben.

Neben solistischer Tätigkeit trat er auch als Kammermusiker in Erscheinung, so mit dem Geiger David Oistrach und den Cellisten Pierre Fournier und Mstislaw Rostropowitsch, aber auch im Klavierduo mit Benjamin Britten.

1986 wurde Richter mit dem Léonie-Sonning-Musikpreis ausgezeichnet.

Film

Bruno Monsaingeon drehte 1998 mit Richters Einverständnis die zweieinhalbstündige autobiografische Filmdokumentation „Richter – The Enigma“. Neben einem ausführlichem Interview mit Richter und seiner langjährigen Freundin, der Sopranistin Nina Dorliak, sind auch zahlreiche Konzertausschnitte zu sehen. Richter wurde von Dietrich Fischer-Dieskau synchronisiert.

Literatur

  • Walentina Tschemberdschi: Swjatoslaw Richter. Eine Reise durch Sibirien. Residenz-Verlag, Salzburg und Wien 1992, ISBN 3-7017-0744-8.
  • Bruno Monsaingeon: Swjatoslaw Richter. Mein Leben, meine Musik. Staccato-Verlag, Düsseldorf 2005, ISBN 3-932976-27-4.

Weblinks


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