- Balladenjahr
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Als Balladenjahr bezeichnet man in der deutschen Literaturgeschichte das Jahr 1797,[1] in welchem innerhalb weniger Monate viele der bekanntesten Balladen Goethes und Schillers entstanden.
Inhaltsverzeichnis
Zugehörige Balladen
- Pausias und sein Blumenmädchen
- Der Zauberlehrling,
- Der Schatzgräber,
- Die Braut von Korinth,
- Gott und Bajadere,
- Legende,
- Der Taucher,
- Der Handschuh,
- Der Gang nach dem Eisenhammer,
- Der Ring des Polykrates
- Ritter Toggenburg und
- Die Kraniche des Ibykus.
- Die Bürgschaft (erschienen im Jahr 1799)
Begriff
Der Begriff entstammt einem Brief Schillers: „Auch ist dieses einmal das Balladenjahr,[…]" schreibt er am 22. September 1797 an Goethe:[2] Später wird der Begriff mehrfach in der Literaturwissenschaft verwendet.[3]
Hintergrund
Die Texte entstanden in einer Phase enger Zusammenarbeit der beiden Dichter, die sich 1794 zum ersten Mal begegnet waren. Schiller konnte Goethe für die Mitarbeit an den Horen, später auch zur Mitwirkung am Musenalmanach auf das Jahr 1798 gewinnen. Es entwickelte sich ein fruchtbarer Briefwechsel über Dichtung und Dichtkunst. In den zur gleichen Zeit entstehenden Xenien kritisierten beide Dichter in aphoristischer und satirischer Weise Missstände der Literatur und erregten damit großes Aufsehen. Zugleich befassten sich beide Dichter in dieser Zeit mit der Theorie der literarischen Gattungen.[4] In diesem Zusammenhang erfuhr die literarische Form der Ballade spezielle Aufmerksamkeit. In seiner Schrift „Über naive und sentimentalische Dichtung“[5] hatte Schiller vom modernen Dichter gefordert, über den Zustand der Naivität hinauszugehen, da die Darstellung des Ideals den Dichter mache. Im Unterschied zur Volksballade solle die Kunstballade bewusst sittliche Lehren vermitteln. Gestalten und Geschehnisse sind der tragenden Idee unterworfen, die Gestaltung zielt mit straffer Handlungsführung und sprachlichem Schwung auf unmittelbare Wirkung beim Hörer bzw. Leser. Den Balladen wurde die Aufgabe zugewiesen, den Rezipienten zu Anteilnahme und Wertungen aufzufordern, ihm seine Möglichkeiten des menschlichen Handelns zu zeigen und die Balladenwelt mit seiner bisherigen Lebenserfahrung zu vergleichen - laut Goethe solle der Leser "die Literatur urteilend genießen". Außerdem sollten die Texte die Vielfalt sprachlicher Schönheiten der deutschen Sprache demonstrieren.
Entstehung
Beide Dichter verabredeten, eine größere Zahl an Balladen zu verfassen, um ihre theoretischen Absichten literarisch zu verwirklichen: Wir haben uns vereinigt, in den diesjährigen Almanach mehrere Balladen zu geben und uns bei dieser Arbeit über Stoff und Behandlung dieser Dichtungsart selbst aufzuklären[…].[6] Die Texte entstanden in einer Art künstlerischen Wettstreits, wurden jedoch häufig vor ihrem Erscheinen brieflich diskutiert. Die Balladen erschienen zumeist im darauffolgenden Jahr im Musenalmanach auf das Jahr 1798.
Rezeptionsgeschichte
Obwohl die Xenien im zeitgenössischen Verständnis wohl einen höheren Stellenwert beigemessen bekamen als die Balladen, haben letztere wegen ihres breiten Adressatenbezuges und ihrer didaktischen Intention Eingang in die Schullektüre deutscher Bildung erfahren.
Quellen
- ↑ Ballade auf Literaturwelt.com, abgerufen am 11. April 2008
- ↑ vgl. Johann Wolfgang von Goethe: Schiller und Goethe - Briefwechsel. wissen-im-netz.info. Abgerufen am 7. Juni 2011.
- ↑ vgl. dtv-Atlas zur dt. Literatur; München 1983 (7. Aufl.: S.167; Kindler neues Literatur Lexikon, Bd. 6 Stichwort Goethe, Briefwechsel Schiller und Goethe, S. 449
- ↑ vgl. Goethe/Schiller: Über epische und dramatische Dichtung. Entstanden 1797, Erstdruck in: Kunst und Altertum. Stuttgart 1827, Bd. 6, Heft 1; http://www.matoni.de/goethe/goethepi.htm
- ↑ Textausgabe in wissen-im-Netz: http://www.wissen-im-netz.info/literatur/schiller/prosa/25-02htm.
- ↑ Goethe an Johann Heinrich Meyer am 14. Juli 1797, Berliner Ausgabe Bd. 15, S. 320
Literatur
- Kiermeier-Debre, Joseph (Hrsg.): Goethe & Schiller - Die Balladen, Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 2006. ISBN 978-3-423-13512-2
- Kindlers neues Literaturlexikon (KnLL), München 1988, ISBN 3-89836-214-0
- Karl Philipp Moritz: „Deutsche Balladen“. Analysen für den Deutschunterricht. ISBN 3-506-72814-8
- Wörterbuch der Literaturwissenschaft. Claus Träger (Hrsg.), Leipzig 1986, ISBN 3-323-00015-3 (Stichwort Ballade S. 61 - Chr. Träger)
Weblinks
Wikisource: Balladenjahr – Quellen und Volltexte
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