Taunus-Eisenbahn-Gesellschaft

Taunus-Eisenbahn-Gesellschaft
Taunus-Eisenbahn
Der ehemalige Taunusbahnhof in Frankfurt
Der ehemalige Taunusbahnhof in Frankfurt
Kursbuchstrecke (DB): 645.1
Streckennummer: 3603
Streckenlänge: 41,2 km
Spurweite: 1435 mm (Normalspur)
Stromsystem: 15 kV 16,7 Hz ~
Legende
Taunusbahnhof (1840-1906)
41,2 Wiesbaden Hbf (seit 1906) S8S9
Abzw Wiesbaden-Wäschbach Nord
  Ländchesbahn und zur SFS nach Köln
Abzw Wiesbaden-Wäschbach Süd
ehem. Aartalbahn nach Diez
A 66
~39,3 Abzw Wiesbaden-Salzbach
Verbindungsstrecke zur Nassauischen Rheinbahn
ehem. Verbindungsstrecke zur Ländchesbahn
Nassauische Rheinbahn nach Oberlahnstein
ehem. Rheinbahnhof
37,8 Wiesbaden Ost (Kreuzungsbahnhof)
Güterumgehungsbahn und nach Mainz Hbf S8
Straßenbrücke
B 40 (Kreisel Theodor-Heuss-Brücke)
33,4 Mainz-Kastel
Straßenbrücke
B 43 (Kostheimer Landstraße)
Güterumgehungsbahn
30,9 Abzw Kostheim
Strecke nach Mainz-Bischofsheim S9
Straßenbrücke
A 671
S-Bahnhof
28,4 Hochheim (Main)
Abzweig – in Fahrtrichtung: nach links
25,0 Anst Flörsheim Taubertsmühle (Shell AG)
Straßenbrücke
B 519
Brücke (mittel)
B 519 (Hochheimer Straße)
S-Bahnhof
21,9 Flörsheim (Main)
Bahnübergang
BÜ Weilbacher Straße (B 519)
Straßenbrücke
A 3
Planfreie Kreuzung – unten
SFS Rhein/Main–Köln
S-Bahnhalt…
18,9 Hattersheim-Eddersheim
S-Bahnhof
14,9 Hattersheim (Main
Straßenbrücke
B 40
S-Bahnhalt…
12,2 Frankfurt-Sindlingen
Main-Lahn-Bahn nach Niedernhausen S2
Güterstrecke zur Main-Lahn-Bahn
10,4 Frankfurt-Höchst Farbwerke
Königsteiner Bahn nach Königstein
9,3 Frankfurt-Höchst (Kreuzungsbahnhof)
Sodener Bahn nach Bad Soden
Main-Lahn-Bahn nach Frankfurt Hbf
Brücke über Wasserlauf (groß)
Eisenbahnbrücke Nied
Bahnübergang
BÜ Oeserstraße
ehem. Ausbesserungswerk
6,1 Abzw Frankfurt Hgbf Frz
ehem. „Rebstockkurve“ zur Homburger Bahn
A 5
heutige „Rebstockkurve“ von Homburger Bahn
Frankfurt Hgbf Einfahrgruppe
3,1 Abzw Frankfurt Mainzer Landstr.
Verbindungskurve zur Mainbahn
Güterstrecke nach Frankfurt-Griesheim
Main-Lahn-Bahn nach Frankfurt-Höchst
Flughafenschleife Frankfurt S8S9
Mainbahn nach Mainz und zur Riedbahn S7
2,2 Abzw Frankfurt Gutleuthof von Mainbahn
Abzw Frankfurt Kleyerstr.
Frankfurt Außenbf
nach Frankfurt Hgbf
Main-Neckar-Eisenbahn von Darmstadt
Kinzigtalbahn von Offenbach
Main-Weser-Bahn von Gießen
Homburger Bahn vom Westbf S3S4S5S6
0,0 Frankfurt (Main) Hbf (seit 1888) S7
Frankfurt (Main) Hbf tief (seit 1978)
City-Tunnel zum Südbf und nach Offenbach
S3S4S5S6 bzw. S1S2S8S9
Frankfurter Westbahnhöfe (bis 1888)

Die Taunus-Eisenbahn ist eine durchgehend zweigleisige und elektrifizierte Eisenbahnhauptstrecke im Süden von Hessen, die die Metropole Frankfurt am Main mit der Landeshauptstadt Wiesbaden verbindet.

Die 41,2 km lange Verbindung, die zu einem Großteil dem Verlauf des Mains auf dessen Nordseite (rechtsmainisch) folgt, wurde bereits 1839/40 eröffnet und ist damit die älteste Eisenbahnstrecke auf dem Gebiet des Bundeslandes.

Heute verkehren über diese Strecke einzelne Züge des Fernverkehrs, der Regional-Express Frankfurt–Wiesbaden (KBS 645.1) und von Frankfurt durchgebundene Züge nach Limburg und Königstein, sowie ab Bahnhof Frankfurt-Höchst Farbwerke auch die Linie S1 der S-Bahn Rhein-Main, die bis dahin die ehemalige Ludwigsbahn (heute Main-Lahn-Bahn) über Frankfurt-Griesheim befährt.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Bau

Lage des Taunusbahnhofs am westlichen Stadtrand Frankfurts auf einem Stadtplan von 1845
Der Taunusbahnhof in Frankfurt und seine Nachbarbahnhöfe um 1860

Dem Bau der Bahn gingen langjährige Verhandlungen zwischen drei souveränen Staaten voraus, über deren Territorien die geplante Strecke verlief: die Freie Stadt Frankfurt, das Herzogtum Nassau, deren Hauptstadt Wiesbaden den anderen Endpunkt bildete, und für den Abschnitt in Mainz-Kastel, das Großherzogtum Hessen. Vor allem letzteres sperrte sich gegen den Bau, weil es durch eine Verbindung der beiden anderen Staaten einen Abzug von Verkehr aus dem eigenen Land befürchtete, und forderte statt dessen Schienenverbindungen zwischen Frankfurt und seinen eigenen Städten Darmstadt, Mainz und Offenbach. Letztlich einigte man sich aber auf den heutigen Streckenverlauf.

Unter Führung der beiden Frankfurter Bankhäuser Gebrüder Bethmann und Rothschild [1] war 1835 ein Konsortium zum Bau der Bahn gegründet worden [2]. Die von diesem ausgegebenen Aktien waren sofort 40-fach überzeichnet, sodass bereits 1837 mit den Arbeiten begonnen werden konnte. Die endgültige Konzession wurde allerdings erst im Jahre 1838 erteilt, am 8. Mai von der Stadt Frankfurt, am 11. Mai vom Großherzogtum Hessen und am 13. Juni von Nassau. Zur Gründung der privaten Taunus-Eisenbahn-Gesellschaft kam es am 12. August 1838 in Frankfurt am Main. Für den Trassenverlauf verantwortlich war der aus Mainz stammende bayerische Baurat Paul Camille von Denis, der auch für die erste deutsche Eisenbahn zwischen Nürnberg und Fürth verantwortlich zeichnete.

Betrieb

Die erste Teilstrecke konnte am 26. September 1839 vom Taunusbahnhof an der Frankfurter Gallusanlage, errichtet vom Mainzer Baumeister Ignaz Opfermann, ins damals nassauische Städtchen Höchst am Main eröffnet werden. Am 24. November 1839 erreichte der Schienenweg Hattersheim und am 13. April 1840 Mainz-Kastel.

Der Taunusbahnhof in Wiesbaden (abgerissen 1906)

Die weitere Strecke bis zum Wiesbadener Taunusbahnhof an der Rheinstraße war am 19. Mai 1840 fertig gestellt. Sie ist damit die neunte Eisenbahnstrecke in Deutschland.

Die neue Eisenbahnstrecke führte sofort zur Verlagerung der Transportströme, wogegen sich die Verlierer dieser Entwicklung - vor allem in Mainz - heftig zur Wehr setzten (bekannt als Nebeljungenstreich). Fuhrunternehmer und Kutscher der Region, die um ihr Einkommen fürchteten, unternahmen bei Mainz-Kastel auch einen Angriff auf die Strecke und beschädigten Gleise. Unter Waffengewalt wurden sie davon abgehalten, größeren Schaden anzurichten.[3]

Direktor der Eisenbahn war von 1840 bis 1852 Johann Adam Beil, hessischer Geheimer Hofrat und früherer Frankfurter Senator. Die Strecke war ursprünglich 43,4 Kilometer lang. Dazu kamen ab 1862/63 noch die 6,6 Kilometer der Sodener Bahn zwischen Höchst und Bad Soden. Als Fahrzeuge standen anfangs sechs Lokomotiven aus der Fabrik von George und Robert Stephenson, die auch die erste in Deutschland verkehrende Lokomotive, den Adler, gebaut hatten, 87 Personenwagen und 44 Güterwagen zur Verfügung. Auch die Lokführer waren zunächst Briten.

Eigentümerwechsel

Die ehemalige „Bahnhofs-Restauration“ in Höchst am Bahnübergang an der „Großen Taunusstraße“ (heutige Königsteiner Straße)

Die Taunus-Eisenbahn-Gesellschaft litt unter der Konkurrenz der auf dem linken Mainufer 1863 eröffneten Bahnlinie Frankfurt – Mainz und entschloss sich, ihr Unternehmen 1871 an die Hessische Ludwigsbahn-Gesellschaft zu verkaufen. Diese übernahm den Betrieb mit Rechnung vom 1. Januar 1872, veräußerte sie aber unmittelbar an die Preußische Staatsbahn weiter, die sie mit dem 3. Mai 1872 übernahm. 1888 wurde die Strecke in Frankfurt von ihrem bisherigen Endbahnhof zum neuen Hauptbahnhof um etwa einen Kilometer verkürzt. Das Gleiche geschah 1906 am Wiesbadener Ende, als der heutige Wiesbadener Hauptbahnhof den alten Taunusbahnhof ersetzte.

Ab 1920 gehörte die Strecke zur Deutschen Reichsbahn. Sie erlangte große Bedeutung im Fern-, Regional- und Nahverkehr. Einschließlich ihrer Verlängerung, der rechten Rheinstrecke, ist sie heute Teil der Regionalexpress-Linie RE 10 im Rhein-Main-Verkehrsverbund, die von Frankfurt nach Koblenz führt. Zwischen Wiesbaden und Frankfürt-Höchst verkehrt seit der Aufnahme des Betriebes der S-Bahn Rhein-Main im Mai 1978 auf der Strecke die Linie S1, seit dem Fahrplanwechsel im Sommer 2000 auf dem Abschnitt zwischen Wiesbaden und dem Abzweig Kostheim (Mainbrücke nach Bischofsheim) auch die Linie S9. Personenfernverkehr gibt es auf der Strecke heute fast nicht mehr.

Zweigstrecken

Stichbahn nach Biebrich

Stichbahn zum ehemaligen Rheinbahnhof in Biebrich

Vom Bahnhof „Curve“ (heute Wiesbaden Ost) führte eine am 3. August 1840 eröffnete 1,5 Kilometer lange Zweigbahn zum Rheinbahnhof in Biebrich, der 500 Meter östlich des Schlosses lag. Die Strecke wurde bis 1872 mit Pferdekraft betrieben. Der ursprüngliche Endbahnhof befand sich in unmittelbarer Nähe des Zollamtes am Rheinufer, so dass der Weitertransport von über den Rhein angekommenen Gütern über die Taunus-Eisenbahn möglich war. 1908 wurde die Strecke verkürzt und ein neues Stationsgebäude an der heutigen Wilhelm-Kalle-Straße in Betrieb genommem. Die Strecke diente fortan nur noch dem Güterverkehr, da Reisende nach Wiesbaden, die mit dem Schiff ankamen, durch die seit 1889 verkehrende Dampfstraßenbahn der SEG befördert werden konnten.

Die Abzweigung existiert bis heute als Industrieanschlussgleis des Industrieparks Kalle-Albert.

Verbindung zur Nassauischen Rheinbahn

Ab 18. September 1862 gab es vom Bahnhof Curve eine Verbindung zur Nassauischen Rheinbahn, die seit 1856 rheinabwärts nach Rüdesheim in den Rheingau führte.

Sodener Bahn

Die Sodener Bahn wurde seit ihrer Eröffnung 1847 von der Taunus-Eisenbahn betrieben, 1862/63 von dieser auch übernommen.

Trajekt nach Mainz

Ein Brückenbau über den Main nach Bischofsheim (Mainspitze) wurde nicht genehmigt. Daher eröffnete die Taunusbahn wegen der bis 1863 fehlenden direkten Verbindung zwischen Mainz und den Städten Frankfurt und Wiesbaden in Zusammenarbeit mit der Hessischen Ludwigsbahn 1861 mit einer dampfbetriebenen Fähre das Trajekt Mainz – Mainz-Kastel. Dieses wurde auch nach Eröffnung der Bahnstrecke Mainz-Bischofsheim – Frankfurt im Jahre 1863 weitergeführt, 1869 auch dem Güterverkehr geöffnet und erst mit der Eröffnung der festen Mainzer Straßenbrücke am 30. Mai 1885 eingestellt. [4]

Trivia

Zug aus Wiesbaden überquert die Niddabrücke der Taunusbahn
  • Die Eisenbahnbrücke Nied über die Nidda östlich des Bahnhofs Frankfurt-Höchst stammt aus der Erbauungszeit der Strecke und ist eine der ältesten noch befahrenen Eisenbahnbrücken Deutschlands.
  • Ebenfalls aus der Erbauungszeit stammt das Erdgeschoss des Empfangsgebäudes des Bahnhofs Flörsheim. Es wurde 1839 - wahrscheinlich nach einem Entwurf von Ignaz Opfermann - errichtet und ist damit das Torso eines der ältesten erhaltenen Empfangsgebäude Deutschlands.[5]
  • Die Geschichte von der Probefahrt am 23. Juni 1839, bei der die Lokomotive Blitz in der Nähe von Höchst versagte und Pferde und Passagiere den Zug in den Bahnhof ziehen mussten, beruht auf einem Stich, der diese Szene darstellt. Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelt es sich dabei um ein satirisches Propaganda-Flugblatt von Eisenbahngegnern und der Vorfall hat nie stattgefunden.[3]

Literatur

  • Eisenbahnatlas Deutschland – Ausgabe 2007/2008, Verlag Schweers + Wall, o.O. 2005, ISBN 978-3-89494-136-9
  • Eisenbahn in Hessen. Kulturdenkmäler in Hessen. Denkmaltopographie Bundesrepublik Deutschland, hrsg. vom Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Theiss Verlag Stuttgart, 2005, 3 Bände im Schuber, 1.448 S., ISBN 3-8062-1917-6.
  • Arbeitsmaterial für den SU, Verlag Naacher, 3. Aufl. 1991

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Niall Ferguson, The House of Rothschild - Money's Prophets 1798-1848, Penguin Books, London 1999, S. 415 f., ISBN 0-670-85768-8 (hc.)
  2. Georg Friedrich Martens, Karl Martens, Friedrich Wilhelm August Murhard, Friedrich Saalfeld: Supplément au Recueil de principaux traités d'alliance... Dieterich, Göttingen, 1841, S.118
  3. a b Eisenbahn in Hessen, hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen, 1. Auflage. Theiss Verlag, Stuttgart 2005, Bd.1, S. 117
  4. Eisenbahn in Hessen, hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Bd. 2.1: Eisenbahnenbauten- und strecken 1839 - 1939, 1. Auflage. Theiss Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1917-6, Bd. 2.1, S. 21.
  5. Eisenbahn in Hessen, hrsg.: Landesamt für Denkmalpflege Hessen, Bd. 2.1: Eisenbahnenbauten- und strecken 1839 - 1939, 1. Auflage. Theiss Verlag, Stuttgart 2005, ISBN 3-8062-1917-6, Bd. 2.1, S. 37.

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