- Tawau
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Tawau ist die Hauptstadt des Verwaltungsgebietes Tawau Division, im malaysischen Bundesstaat Sabah auf der Insel Borneo. Die Stadt ist mit rund 370.000 Einwohnern nach Kota Kinabalu und Sandakan die drittgrößte Stadt in Sabah. Tawau befindet an der Küste der zur Celebessee offenen Cowie Bay[Anm. 1].
Das Stadtzentrum besteht im Wesentlichen aus drei Teilen; Sabindo, Fajar und Tawau Lama (auch als Alt-Tawau bezeichnet). Öffentliche Einrichtungen, wie etwa die Einwanderungs- und die Meldebehörde sind in Sabindo angesiedelt. In Fajar befinden sich die großen Banken wie HSBC, Maybank, BSN und Public Bank und das Amtsgericht für den Distrikt Tawau. Tawau Lama ist der älteste Teil von Tawau, in dem sich auch der Hafen und der zentrale Marktplatz befindet.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Obwohl sich der Name Tawao bereits auf einer Seekarte aus dem Jahre 1857 befindet[1], gibt es vor dem Jahr 1879 keine klaren Hinweise auf eine Besiedelung.
In den frühen 1890er Jahren bewohnten nur rund 200 Menschen die Siedlung, welche damals noch Tawao hieß. Die meisten Einwohner waren Immigranten aus dem holländisch kontrollierten Kalimantan. Sie flüchteten vor den holländischen Kolonialherren, handelten aber weiterhin mit diesen. Die Siedlung vergrößerte sich rasch nach der Zuwanderung von Chinesen um 1898, dem offiziellen Gründungsjahr. Eine administrative Regierung wurde von der britischen Kolonialmacht geformt.
Um 1930 blühte Tawau dank seiner landwirtschaftlichen Möglichkeiten auf. 1931 betrug die Einwohnerzahl bereits 1800. Die Naturkautschuk und Manilahanf produzierende Kuhara Rubber and Manila Hemp Estates und die Kokosfarm Kubota Coconut Estates waren die beiden größten Plantagen der damaligen Zeit. Außerdem gab es in Silimpopon, etwa 130 Kilometer von Tawau entfernt, eine Kohlenmine, die von 1905 bis 1930 durch die Cowie Harbour Coal Company betrieben wurde.
Ende der 1930er Jahre gab es etwa 60 Geschäftshäuser aus Holz, die entlang den beiden Hauptstraßen von Tawau, der Dunlop Street (benannt nach A. R. Dunlop[2], einem Verwaltungsbeamten der North Borneo Chartered Company) und der Man Cheong Street (benannt nach einem bekannten Kaffeehaus) aufgereiht waren. Die Dunlop Street war so nahe an der Küste gebaut, dass die Geschäftshäuser auf der Seeseite bis über die Hochwassermarke hinausragten. Die meisten Geschäfte gehörten Chinesen, die mit Lebensmitteln, Haushaltswaren und landwirtschaftlichen Artikeln handelten. Daneben gab es einige Kopi tiam – traditionelle malaysische, meist von Chinesen geführte Kaffeehäuser – und Herbergen.
Im Januar 1942 wurde Borneo von Japanischen Streitkräften angegriffen. Die Japaner rückten dabei entlang der Küstenlinie Borneos vor; von den Ölfeldern Kuchings aus bewegten sie sich auf Jesselton zu, während in Tawau das Leben ganz normal weiterging. Am 19. Januar 1942 verstummte der Funkverkehr aus Sandakan und am 24. Januar 1942 wurden die japanischen Invasoren vor Batu Tinagat gesichtet. Der Distriktsoffizier Cole Adams und sein Assistent erwarteten die Angreifer an der Werft und wurden an Ort und Stelle verhaftet.[Anm. 2]
Die nächsten dreieinhalb Jahre waren Tawau genauso wie das übrige Borneo unter japanischer Besatzung. Die Bevölkerung litt unter der japanischen Besatzungsmacht. Mitte 1945 rücken die alliierten Truppen bis nach Tawau vor. Am Ende des Krieges war die Stadt durch Bombardement und Brände zerstört.
Die britische Besatzungsregierung begann unverzüglich mit den Aufräumarbeiten.
Alter Flughafen
Der erste zivile Verkehrsflughafen in Tawau war etwa zwei Meilen vom Stadtzentrum Tawau entfernt an der Jalan Utara, auch als Nordstraße bezeichnet, gelegen. Er wurde 1968 durch den malaysischen Minister für Transportwesen, Tan Sri Haji Sardon, eröffnet. Die Landebahn war allerdings nur für kleinere Flugzeuge, wie etwa die Fokker 50, ausgelegt. Sie gehörte zu den gefährlichsten und anspruchsvollsten der Welt.[3][Anm. 3]
In den frühen 1980er Jahren wurde die Landebahn verbreitert, so daß Flugzeuge des Typs Boing 737 landen konnten. Fortan wurden Flüge nach Kinabalu, Sandakan und Lahad Datu bedient.[4] Auf dem inmitten des Stadtgebiet gelegenen Flughafen ereignete sich am 15. September 1995 ein tragisches Luftfahrtunglück. Eine mit 53 Passagieren besetzte Focker 50 der Malalaysian Airlines (MAS) aus Kota Kinabalu stürzte in den am Ende der Landebahn gelegenen Stadtteil Kampung Seri Menanti. 34 Menschen, darunter zwei Crewmitglieder kamen ums Leben.[5] Eine direkte Folge dieses Unglücks war die Entscheidung, den als hochriskant eingestuften Flughafen aus dem Stadtgebiet heraus zu verlegen.
Wirtschaft
Die wichtigsten Exportgüter sind traditionell Kakao, Kautschuk, Palmöl und Holz. Seit der Erschließung von touristisch interessanten Orten, wie der Insel Sipadan und dam Regenwaldgebiet Danum Valley, stellt der Tourismus einen weiteren wichtigen Wirtschaftssektor dar. Auch die Fischerei kann als weitere Wirtschaftsbranche angesehen werden. Fischereierzeugnisse werden unter Anderem nach Singapur und Hong Kong exportiert.
Der Tawau Distrikt ist nach der Elfenbeinküste und Ghana der drittgrößte Kakaoproduzent weltweit.
Infrastruktur
Flughafen
Die wichtigste Infrastruktureinrichtung ist der Flughafen Tawau. Dieser befindet sich 31 Kilometer östlich vom Stadtzentrum entfernt und löste im Dezember 2001 den alten, gefährlichen Innenstadt-Flugplatz ab. Es bestehen Flugverbindungen nach Kota Kinabalu, Sandakan, Johor Bahru und in die malaysische Hauptstadt Kuala Lumpur. Die malaysischen Fluggesellschaften AirAsia und Malaysia Airlines bedienen diese Routen mehrmals täglich.
Der neue Flughafen (IATA: TWU, ICAO: WBKW) mit einer Landebahn von ca. 3000 m Länge kann damit im Gegensatz zum alten Flughafen auch von größeren Flugzeugen, wie etwa vom Typ Airbus, angeflogen werden. Der nach Kota Kinabalu zweitgrößte Flughafen Sabahs verzeichnete im Jahre 2010 eine Passagierzahl von 897.848 bei 10.845 Flugbewegungen.[4]
Straßennetz
Tawau ist über den Tawau-Semporna Highway und den Tawau-Sandakan Highway verkehrstechnisch gut erschlossen. Eine Busfahrt zur Hauptstadt Kota Kinabalu dauert rund acht Stunden.
Seehafen
Der Seehafen von Tawau trägt den Namen "Cowie Harbour", benannt nach William Clarke Cowie, einem der Direktoren der ehemaligen North Borneo Chartered Company. Eine Gasse am Hafen weist noch heute auf seinen Namensgeber hin.
Bedingt durch seine Lage am Rande der Sulawesisee - einem pazifischen Tiefseebecken mit durchschnittlich 5.000 m Tiefe - fällt der Meeresboden direkt vor Tawau stark ab. Von Seeleuten wird der Hafen deshalb wegen seiner Größe und Wassertiefe geschätzt.[6]
Vom Hafen aus bestehen keine nennenswerten Passagierverbindungen.
Literatur
- K. G. Tregonning: "A History Of Modern Sabah (North Borneo 1881-1963)", 2. Ausgabe, University of Malaya Press, Kuala Lumpur, 1965, Reprint 1967
- Ken Gotlet: : The Making of a Tropical Community, Opus Publication, 2010
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Britisches Museum, Sec. 13.2576; Faksimile bei Goodlet, Seite 6
- ↑ Tregonning, Seite 97
- ↑ Old Tawau Airport one of the worlds scariest runways, Zugriff am 14. November 2011
- ↑ a b Tawau Airport auf der Website von Malaysia Airports, Zugriff am 14. November 2011
- ↑ Flughafeninformationen auf der offiziellen Website von Tawau, Zugriff am 14. November 2011
- ↑ 50 things you never knew about the early years of Tawau, Teil 2, Zugriff am 15. November 2011
Anmerkungen
- ↑ Cowie Bay war im frühen 19. Jahrhundert auch als Kalabakong Bay bekannt. Manchmal wird sie auch als Sibuko Bay bezeichnet.
- ↑ Cole Adams verbrachte 44 Monate in japanische Kriegsgefangenlagern – zuerst auf der Berhala Insel bei Sandakan, später im Batu Lintang Camp bei Kuching – und starb am Tag seiner Befreiung durch die 9. Division der Australischen Streitkräfte im September 1945.
- ↑ Der Flughafen war als Captains only sector deklariert, d.h. alle Flugmanöver inklusive der Starts durften nur vom Flugkapitän persönlich ausgeführt werden. Der Flugkapitän wurde in speziellen Simulatortrainings für den Flughafen qualifiziert und musste unter Aufsicht eines Trainers mehrere Landeanflüge absolvieren, bevor er eine Zulassung für den Flughafen von Tawau erhielt. Der Flughafen selbst war nur für Tagflugbetrieb lizenziert und bei der geringsten Aussicht auf Regen wurden die Flüge verschoben, umgeleitet oder gestrichen.
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