Tempelhaus (Neckarelz)

Tempelhaus (Neckarelz)
Tempelhaus in Neckarelz, Ansicht von Südosten

Das Tempelhaus ist eine Kirche nahe dem Neckarufer in Neckarelz in Baden-Württemberg, die auf den mittelalterlichen Wohnturm einer Johanniterburg mit dem einstigen Namen Burg Elz zurückgeht. Bei dem seit dem späten 16. Jahrhundert Tempelhaus genannten Gebäude handelt es sich nach der Burg Lohrbach um das zweitälteste Gebäude in Mosbach und um die einzige in ihrer authentischen Form erhaltene Johanniterburg in Baden-Württemberg.

Geschichte

Ansicht von Westen (Neckarseite)

Die älteste Erwähnung der vermutlich noch älteren Tiefburg erfolgt in einer Urkunde vom 11. Juni 1300, nach der die Johanniter in dem damals bereits bestehenden Gebäude ihre Niederlassung hatten. Der Ursprung der Anlage kann nur vermutet werden. Man nimmt an, dass der Wohnturm vermutlich im Zusammenhang mit der nahen Pfalz Wimpfen der Staufer steht und wie diese um 1200 erbaut wurde. Der Johanniterorden scheint die Burg übernommen, doch schon nach 50 Jahren, am 5. Februar 1350, an Engelhart von Hirschhorn verkauft zu haben. Im Jahr 1422 war die Anlage im Besitz des Pfalzgrafen von Mosbach, im Jahr 1500 ging die Anlage an die Kurpfalz. 1581 wurde die Anlage erstmals Tempelhaus genannt. In der alten Burgkapelle im ersten Stock (dem heutigen Chor) fanden 1688 erstmals katholische Gottesdienste statt, während der Rest des Gebäudes als Scheune und Fruchtspeicher genutzt wurde. Die Kapelle wurde 1707 zur Kirche der katholischen Gemeinde des Ortes. Es gab keinen direkten Zugang zur Kapelle, der einzige Zugang führte auf verschlungenen Wegen durch die Speicherräume. Erst von 1731-35 wurde der gesamte erste Stock zur Kirche ausgebaut und die Kirche 1737 zu Ehren Mariä Himmelfahrt geweiht. 1803 kam die Anlage in den Besitz des Fürstentum Leiningen, 1872 hat die katholische Pfarrgemeinde Neckarelz die Anlage erworben und 1879 eine Sakristei angebaut. Zwischen 1926 und 1929 wurde der Keller zur Unterkirche ausgebaut und im Hauptkirchenraum eine zweite Empore eingezogen. Von 1963 bis 1965 fanden umfangreiche Renovierungen statt. 2001 wurden tragende Mauern saniert und im Innenraum die originale Farbfassung aus dem 14. Jahrhundert wiederhergestellt.

Beschreibung

Blick zum Chor

Das Tempelhaus ist ein längliches mehrstöckiges steinernes Gebäude. Der Zugang zum Kirchenraum erfolgt über eine Steinbrücke und einen Vorplatz von Süden, wo sich einige Steinfiguren von 1752 befinden. Der polygonale Chor mit gotischen Maßwerkfenstern und Kreuzgewölbe ist nach Osten ausgerichtet. Das Kreuzgewölbe weist schmuckvolle Schlusssteine auf, der Chor ist farblich in einer Farbfassung aus dem 14. Jahrhundert gestaltet. An der Südwand des Chores wurde ein historisches Fresko des heiligen Christophorus freigelegt. In den Fensterwänden des die restliche Geschossfläche ausmachenden Kirchenschiffs sind historische Adelswappen erhalten.

In die Nordwand ist eine historische Grabplatte, der so genannte Conradusstein, eingelassen. Seine Inschrift ist nicht zweifelsfrei interpretierbar. Gemäß jüngerer Forschung handelt es sich um die Grabplatte eines im Jahr 1302 gestorbenen Konrad von Büchel, der der Begründer der Ordensburgen in Neckarelz und Boxberg gewesen sein soll.

Fresko im Chor

In der Südwestecke ist dem Gebäude ein Treppenturm angebaut. Über diesen erfolgt der Zugang zum Obergeschoss, das in dem polygonalen Raum oberhalb des Chores abermals einen Kreuzrippengewölbe aufweist. Im Obergeschoss sind verschiedene historische Exponate aus der Geschichte des Tempelhauses ausgestellt, darunter ein historischer Altar.

Weblinks

 Commons: Tempelhaus (Neckarelz) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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