Tempern (Archäologie)

Tempern (Archäologie)

Tempern ist die Bezeichnung für eine thermische Behandlung von Feststoffen (vgl. Tempern).

In der in der Archäologie, wird es vor allem in der Ur- und Frühgeschichte für die gezielte Erhitzung von Hornstein oder Flint verwendet, die nachweislich schon von vorzeitlichen Menschen vorgenommen wurde, um die Bearbeitungseigenschaften des Gesteins zu verbessern. Sie bewirkt eine Veränderung der Gesteinsstruktur und ist an Farbe und Oberflächenbeschaffenheit zu erkennen. Die Spaltbarkeit des Minerals wird insofern beträchtlich erhöht, als bei gleichem Kraftaufwand nach einer thermischen Behandlung die Bewegungsenergie (sog. kinetische Energie) im Gestein längere Strecken durchläuft als im unbehandelten Gestein, so dass größere Negativflächen entstehen. Alternativ könnte man formulieren, dass Tempern einen deutlich reduzierten Kraftaufwand zulässt und trotzdem hinreichend große Negativflächen angelegt werden können.

Wird Hornstein, z. B. unter einer Sandabdeckung, einige Zeit auf Temperaturen um 350 °C erhitzt, tritt eine Gefügeveränderung ein. Durch die experimentelle Archäologie wurde die Möglichkeit einer solche Gefügeveränderung für Artefakte ab dem mittleren Jungpaläolithikum (Solutréen), im Mesolithikum Süddeutschlands (Beuronien) und im französischen Jungneolithikum aufgezeigt.

Besonders charakteristisches Merkmal des Tempern ist ein seidenmatter Glanz, der jedoch ausschließlich auf Zurichtungsnegativen vorhanden ist, die nach der Hitzebehandlung angelegt worden sind. Die Farbvariationen von rot, rosa bis zu grau hängen von der Mineralzusammensetzung ab. Je höher der Eisengehalt im Stein ist, desto größer ist die Rötung. Enthält der Stein mehr Mangan, so spielt seine Farbe ins Graue.

Durch Hitze weiß-gebrannter und strukturell zerrütteter Feuerstein wird von den Archäologen als kalzinierter Flint bezeichnet.

Aus Funden der späteren Metallzeiten ist auch ein Tempern von Metallen bekannt.

Literatur

  • Friedrich Gumbsch: Spuren der mittleren Steinzeit in Böblingen. In: Günter Scholz (Hrsg.): Spuren der Steinzeit in Böblingen. Böblingen 1990, S. 31 (Böblinger Museumsschriften 2, online).
  • Emil Hoffmann: Lexikon der Steinzeit. C. H. Beck-Verlag, 1999, ISBN 3-406-42125-3, S. 372.
  • Jürgen Weiner: Die Verbesserung der Bearbeitungseigenschaften von amorphen Gesteinsarten durch kontrollierte thermische Behandlung. Eine Literaturliste. In: Mitteilungen Archaeologia Venatoria. 9, 1985, S. 39–47.

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