Texte: der RAF

Texte: der RAF

Texte: der RAF ist ein dokumentarischer Sammelband mit Texten von Mitgliedern der Rote Armee Fraktion (RAF) und den wichtigsten programmatischen Schriften der Untergrundorganisation. Es wurde im Dezember 1977 vom „Internationalen Komitee zur Verteidigung der politischen Gefangenen in Westeuropa“ (ivk), Sektion BRD, Stuttgart herausgegeben.

Die Planung für Texte: der RAF begann bereits Ende 1976, also lange vor dem sogenannten Deutschen Herbst, dem Höhepunkt der Konfrontation zwischen der RAF und dem deutschen Staat. Es war vorgesehen, das 600 Seiten starke Buch als Gemeinschaftsausgabe des Verbandes des linken Buchhandels (VLB) erscheinen zu lassen. Diese Kooperation kam jedoch, trotz intensiver Diskussionen auf einem nationalen Treffen des VLB im Mai 1977, nicht zustande.

Das Buch erschien in einer schwedischen und einer deutschsprachigen Ausgabe im Oktober 1977 trotz der aktuellen Ereignisse und wurde ab Dezember 1977 von dem schwedischen Verlag Bo Cavefors nach Deutschland exportiert. Seit März 1978 wurde das Buch von deutschen Behörden im Rahmen der Maßnahmen gegen die RAF und vermutete Sympathisanten beschlagnahmt. Dazu veranlasste der Generalbundesanwalt eine bundesweite Durchsuchung von Buchläden und Anwaltsbüros.[1] Weil dafür in den Monaten zuvor vorbereitend unter anderem der Postverkehr von Schweden überwacht wurde, kam es zu Vorwürfen, im Zuge dieser Maßnahmen sei das Briefgeheimnis verletzt worden. Gegen einige der so ermittelten Bezieher des Buches wurden Ermittlungsverfahren nach den §§ 88Vorlage:§§/Wartung/alt-URL und §129aVorlage:§§/Wartung/alt-URL StGB eingeleitet. Ein Teil der Auflage erschien daraufhin als Tarnschrift unter dem Titel: Per A. Rosenberg: Kãrlek med fõrhinder. (übersetzt: Liebe mit Hindernissen.). Mindestens zwei Raubkopien des Buches (in einem kleineren Format) sind nach seinem Verbot als Untergrundschrift hergestellt worden. 1983 erschien das Buch in einer vor allem um das sogenannte „Maipapier“[2] erweiterten und aktualisierten Ausgabe ebenfalls als Untergrundschrift.

Einzelnachweise

  1. ID-Archiv im IISG: Schwarze Texte. 1998, S. 39
  2. Rote Armee Fraktion: Guerilla, Widerstand und antiimperialistische Front. (Mai 1982); dokumentiert in: Martin Hoffmann (Hrsg.) Rote Armee Fraktion. Texte und Materialien zur Geschichte der RAF. ID-Verlag, Berlin 1997, ISBN 3-89408-065-5, S. 291–306

Literatur

  • Texte: der RAF (Tarntitel: Karlek med förhinder von Per A. Rosenberg.) Verlag Bo Cavefors, Lund 1977. ISBN 91-504-0685-X [ Tarnschrift als PDF bei labourhistory.net ] (abgerufen am 8. Februar 2008)
  • Initiative für Pressefreiheit (Hrsg.): Dokumentation zur Beschlagnahme der Texte: der RAF. Eigenverlag, Göttingen 1978, [ als PDF; dokumentiert die Auseinandersetzung des Verbandes des linken Buchhandels (VLB) um Herausgabe und Beschlagnahmung des Buches]
  • Zweite Dokumentation zur Beschlagnahme der - Texte: RAF -. [„Verlag Revolutionärer Sommer“] [Mannheim], o. J. [1979]. [Der Verlag existiert nicht, es handelt sich um eine Tarnangabe.]
  • ID-Archiv im Internationalen Institut für Sozialgeschichte (IISG) (Hrsg.): Schwarze Texte. Politische Zensur in der BRD - 1968 bis heute gegen linke Buchläden, Verlage, Zeitschriften und Druckereien. Edition ID-Archiv im IISG, Amsterdam 1989, ISBN 3-89408-002-7, [Reihe: Dokumente der Gegenöffentlichkeit]

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