- Theater Gera
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Das Theater Gera ist als Großes Haus eines von drei Theaterhäusern in Gera, Bestandteil der Bühnen der Stadt Gera und der Theater & Philharmonie Thüringen. Es verfügt über einen Theatersaal mit 560 Plätzen und einen Konzertsaal mit 800 Plätzen. Generalintendant und Geschäftsführer ist Prof. Matthias Oldag.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Ein erstes Theatergebäude gab es mit dem Komödienhaus, gelegen am heutigen Johannisplatz, bereits von 1616 bis 1741. Im Jahre 1787 folgte ein hölzerner Neubau und 1822 das erste wirklich massive Theatergebäude, welches nach Umbau und Erweiterung bis 1902 genutzt wurde.
Dieses Theater bot zwar ein großzügiges Bühnenhaus, jedoch keinen geeigneten Konzertsaal für die Reußische Hofkapelle - ein Umstand der dazu führte, dass man schließlich einen Theaterneubau anstrebte. Die für den Bau benötigten finanziellen Mittel wurden größtenteils durch Spenden Geraer Bürger aufgebracht, die schließlich noch fehlende Summe sowie das Baugrundstück im Küchengarten steuerte Fürst Heinrich XIV. bei. Insgesamt beliefen sich die Baukosten auf 1.103.760 Goldmark [1], dies würde heute einem Betrag von über 10 Millionen Euro entsprechen.
Mit dem Bau wurde 1899 der Architekt Heinrich Seeling beauftragt, als Bauherr fungierte Erbprinz Heinrich XXVII. Die Einweihung als Fürstliches Hoftheater fand am 20. Oktober 1902 statt.
In den Jahren 1914 bis 1921 erfolgte eine weitere künstlerische Ausgestaltung von Konzertsaalfoyer und Spiegelfoyer sowie der Ausbau des Theatercafés.
Am 6. August 1944 wird das Theater kriegsbedingt geschlossen und am 6. April 1945 beim schwersten alliierten Bombenangriff des Krieges auf Gera u.a. auch das Kulissenhaus des Theaters zerstört. Doch bereits am 15. September 1945 wurde, auf Beschluss des sowjetischen Stadtkommandanten, der Theaterbetrieb mit Mozarts Hochzeit des Figaro wiederaufgenommen. Im November 1945 erfolgt die Umbenennung des Reußischen Theaters in Bühnen der Stadt Gera.
Im Juli 1951 beginnt der Wiederaufbau des beim Bombenangriff zerstörten Kulissenhauses. Nachdem am 16. April 1963 bei einem Brand das Bühnenhaus beschädigt wird, entschließt man sich zur Renovierung des Theaters. Am 10. September 1963 erfolgt, nach Renovierung und Neugestaltung von Kassenhalle, Foyer, Theatersaal und technischen Anlagen, die Wiedereröffnung.
Im Juni 1976 erhält das Theater einen neuen Anstrich in den Farben Grün, Weiß und Dunkelrot. Am 21. Dezember 1977 wird die neue, vom VEB Orgelbau Sauer gefertigte Orgel, im Konzertsaal eingeweiht. Sie ersetzt die 1911 gebaute Orgel.
1995 wird der Konzertsaal saniert und im September 1999 die Bestuhlung im Theatersaal erneuert. Die Anzahl der Sitzplätze verringert sich von 670 auf 552.
In den Jahren 2005 bis 2007 erfolgte eine umfassende Gesamtsanierung, Restaurierung, Rekonstruktion und Modernisierung. Das Theater erhielt dabei den an der ursprünglichen Farbgebung angelehnten sandockerfarbenen Anstrich. Ebenso wurden alle für die Öffentlichkeit zugänglichen Räumlichkeiten einer Neugestaltung unterzogen, eine neue Drehbühne, ein neues Tonstudio sowie eine neue elektro- und raumakustische Anlage installiert.
Architektur
Allgemein
Das im Jugendstil erbaute Theater zählte bei Eröffnung 1902 zu den fortschrittlichsten seiner Zeit, da es Theater und Konzertsaal in einem Gebäude vereinte. Es wies eine zeitgemäße Mischkonstruktion aus Stahlbeton, Stahlfachwerk sowie Holzbalkenkonstruktion auf und verfügte über moderne Beleuchtung, technische Ausstattung und Brandschutzvorkehrungen.
Außengestaltung
Betrachtet man die äußere Gestaltung des Gebäudes, so sticht vor allem die markante Eingangsseite mit ihren symbolhaften Darstellungen hervor. Neben den Büsten Friedrich Schillers und Johann Wolfgang von Goethes, sowie dem lateinischen Schriftzug Musis Sacrum (dt. den heiligen Musen), sind dies vor allem Darstellungen aus der griechischen Mythologie: Genius auf Sphinx, Haupt der Medusa, die Muse Melpomene sowie eine Bacchantin.
Schauspieler
Viele bekannte Schauspieler hatten am Geraer Theater ihre Wirkungsstätte oder gaben hier ihr Theaterdebüt, unter anderem:
- Uwe Dag Berlin
- Hans Epskamp, 1928 bis 1930
- Curt Fischer-Fehling
- Martin Flörchinger
- Rolf Hoppe
- Albert Lieven, Debüt 1928 in Gera
- Bernhard Minetti, 1927 bis 1930
- Hans Otto, 1924 bis 1926
- Werner Peters
- Will Quadflieg
- Walter Richter
- Walther Süssenguth
- Georg Thomalla, in den 1930er Jahren
- Gisela Trowe, Debüt 1942 in Gera
- Dieter Wien
Uraufführungen
- 1913 – Raskolnikow von Leo Birinski
- 1926 – Die Heimkehr von Karl Röttger
- 1930 – X-mal Rembrandt von Eugen Zádor [2]
- 1934 – Der verlorene Sohn von Ernst Wiechert (in Gera und Altona) [3]
- 1940 – Orpheus, Klage der Ariadne, Tanz der Spröden - von Carl Orff bearbeitete Monteverdi-Bühnentrilogie
- 1942 – Napoleon von Edmund von Borck [4]
- 1965 – Die Ermittlung von Peter Weiss (am selben Tag an 14 Theatern)
- 2004 – Die sechste Stunde von Johan Maria Rotman
- 2007 – Cosima von Siegfried Matthus [5]
- 2008 – Bauernstaat von Volker Lüdecke [6]
- 2008 – Fado = Schicksal - Ballett mit einer Choreographie von Hugo Viera [7]
Einzelnachweise
- ↑ Klaus Brodale, Heidrun Friedeman: Das war das 20. Jahrhundert in Gera, Wartberg Verlag 2002, S. 6, ISBN 3-8313-1273-7
- ↑ Universal Edition: Werkinfo X-mal Rembrandt
- ↑ http://www.ernst-wiechert.de/Ernst_Wiechert_Der_verlorene_Sohn.htm
- ↑ Hans Gresser: Edmund von Borck: Ein Fragment, Laumann Druck 1990, ISBN 3-89960-006-1
- ↑ NMZ: Matthus sieht «Cosima» als Krimi über Familie Wagner
- ↑ openPR: Uraufführung „Bauernstaat“ von Volker Lüdecke – Premiere 15. Februar in Gera
- ↑ ZDF Theaterkanal: [1]
Literatur
- Stadt Gera, Untere Denkmalschutzbehörde (Hrsg.): Theater in Gera, Gera 2007
Weblinks
50.883512.074222222222Koordinaten: 50° 53′ 1″ N, 12° 4′ 27″ O
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