Thematischer Apperzeptionstest

Thematischer Apperzeptionstest

Der Thematische Auffassungstest (Thematischer Apperzeptionstest) ist ein 1935 von Henry A. Murray und Christiana D. Morgan entwickelter projektiver Test, der als Persönlichkeitstest oder, in der Motivationspsychologie, zur Messung von Motiven eingesetzt wird.

Inzwischen gibt es einige neuere Abwandlungen, in denen sowohl, andere Bilder verwendet werden, als auch jeweils spezielle Auswertungsverfahren. Weiterentwicklungen erfolgen unter anderem von:

  • McClelland
  • Moulton(1958)
  • Heckhausen(1963)

Weitere Operationalisierungsversuche sind:

  • SCORs (Social Cognition and Object Relations Scale) von Westen (1991) [1]
  • SCORS-Q (Verfahren mit Q-Sort für projektive Geschichten) von Westen (1995) [2]

Inhaltsverzeichnis

Testmaterial

Testmaterial bei Henry A. Murray

In dem von der Psychoanalyse inspirierten psychodiagnostischen Verfahren legt man dem Probanden schwarz/weiße Bildtafeln vor, die überwiegend Menschen in alltäglichen Situationen zeigen. Es sind insgesamt 31 Karten. Auf der Rückseite sind die Karten in der zu präsentierenden Reihenfolge nummeriert. Manche tragen zusätzlich Buchstaben, die angeben für welche Personengruppe sie bestimmt sind. Es gibt dabei folgende Gruppen:

  • B-(Boys), d. h. Jungen
  • G-(Girls), d. h. Mädchen
  • M-(Males), d. h. Männer über 14 Jahre
  • F-(Females), d. h. Frauen über 14 Jahre

Somit werden dem Probanden von den verbleibenden 20 Tafeln in der ersten Sitzung 10 gezeigt. In der zweiten Sitzung die restlichen 10, wobei diese, wie Murray (1943) schreibt, absichtlich ungewöhnlicher, dramatischer und bizarrer seien. Außerdem ist Tafel 16 vollständig weiß.

Neueres Testmaterial

In einer mittlerweile gängigen Abwandlung werden nur die ersten 10 Tafeln und die Tafel Nr. 16 (weiß) gezeigt. Je nach Fragestellung werden einzelne Tafeln der zweiten Halbserie dazugenommen. Die Auswahl hängt von der thematischen Valenz ab.

Testung

Laut Murray (1943) soll man in der ersten Sitzung den Probanden auffordern, zu jeder der 10 Tafeln, die man ihm nacheinander zeigt, eine Geschichte zu erzählen, so dramatisch, wie er kann. Er soll dabei folgendes erzählen:

  • Was führte zu der gezeigten Situation?
  • Was geschieht gerade?
  • Was fühlen und denken die Personen?
  • Wie ist der Ausgang der Geschichte?

Für die 10 Tafeln seien 50 Minuten Zeit. Man habe also für jedes Bild etwa 5 Minuten.

In einer zweiten Sitzung soll der Proband, wie in der ersten Sitzung, zu weiteren 10 Tafeln Geschichten erzählen. Die Instruktion kann dabei etwas kürzer sein. Allerdings soll dem Probanden bei der ersten Sitzung nicht erzählt werden, dass er in der zweiten wieder Geschichten erzählen soll, da er sonst vielleicht Geschichten aus Büchern oder Filmen sammelt. Zwischen erster und zweiter Sitzung sollte mindestens ein Tag liegen.

Zusätzlich soll noch ein anschließendes Interview geführt werden, um den zur Interpretation wichtigen biografischen Hintergrund zu den Geschichten kennenzulernen. Dieses Interview könne sofort im Anschluss geführt werden oder um wenige Tage aufgeschoben werden.

Auswertung

Auswertung nach Henry A. Murray

Aus den Inhalten der Geschichten schließt der Untersucher auf das innere Erleben und die persönliche Wahrnehmung des Probanden zurück. Die Auswertung erfolgt entweder über einen Auszählungsmechanismus nach relativ objektiven Kriterien - auch EDV-gestützt - oder durch eine intuitiv-ganzheitliche Betrachtung.

Im Manual des Tests von Murray (1943) macht der Autor Vorschläge für die Auswertung, jeder einzelnen Geschichte:

  1. Feststellen, wer der literarische Held der Geschichte ist.
  2. Feststellen, welche Motive, Bestrebungen und Gefühle der Held hat, sprich "needs".
  3. Feststellen, welchen Einfluss die Umwelt des Helden hat, sprich "presses".
  4. Feststellen, welchen Ausgang die Geschichte hat.
  5. Feststellen, welches Thema die "need"-"press"-Kombination in Verbindung mit dem Ausgang bildet.
  6. Feststellen, welche Interessen und Gefühle der Erzähler damit ausdrückt.

Wichtig für die Auswertung sei auch, die biografischen Daten die im anschließenden Interview gesammelt wurden mit einzubeziehen.

Neuere Auswertungsverfahren

In den 80er Jahren wurde an dem Psychologischen Institut II der Universität Köln eine anderes, beschreibungsnahes Auswertungsschema entwickelt. Es enthält vier Parameter:

  1. Klagen: Welches Problem wird in der Geschichte beschrieben?
  2. Gelebte Methoden: Welche Taktik/Strategie ("Methode") wird in der Geschichte deutlich?
  3. Konstruktionsproblem: Die Rekonstrution des seelischen Prinzips hinter der Geschichte, z.B. Ambivalenz, Loswerden von alten Regeln, etc.
  4. Konkretes Handeln: Enthält die Geschichte überhaupt konkretes Tun, womöglich Lösungen?

Durch die tabellarische Protokollierung erhält man einen Überblick über charakteristische Lebens- und Bewältigungsmuster des Probanden.

Testgütekriterien

Da die klassische Version des TAT nach Henry A. Murray keine Zahlen produziert, sprich keine Messung ist, lassen sich hierfür keine Testgütekriterien berechnen. Alle Zahlen über Testgütekriterien beziehen sich deswegen auf veschiedene später entwickelte Verfahren, die versuchen, die sprachlichen Aussagen in Zahlen zu verwandeln. Zum Teil basieren diese Verfahren sogar auf Verfahren, die andere Bilder verwenden oder andere inhaltliche Konstrukte erfassen.

Reliabilität

Murray schreibt außerdem: „Seeing that the TAT responses reflect the fleeting mood as well as the present life situation of the subject, we should not expect the repeat reliability of the test to be high, even though the bulk of the content objectifies tendencies and traits that are relatively constant. Data on this point are lacking.“ [3] Wenn, wie Murray schreibt, der TAT ein Konstrukt erfasst, das sich über die Zeit stark verändert, ist damit klar, dass die Retest-Reliabilität gering sein muss, wenn er dieses Konstrukt valide erfasst.

Validität

Lückenhaft In diesem Artikel oder Abschnitt fehlen folgende wichtige Informationen:
  • Es wäre interessant noch zu ergänzen, auf welche Auswertungsmethode des TAT sich die Kritik bezieht.
  • Ebenso interssant ist welche Form sich in der Wissenschaft bewährt hat, welche Testbaterien einen Zusammenhang ziegen und aus welcher Quelle die Informationen stammen.

Du kannst Wikipedia helfen, indem du sie recherchierst und einfügst.

Die Validität des TAT wird angezweifelt, da weder die Kriterien der Retest-Reliabilität, noch der internen Konsistenz ausreichend erfüllt werden.

Gegen diese Kritik wird angeführt, dass jene Testgütekriterien zur Validitätseinschätzung des TAT nicht geeignet seien. Die geringe Retest-Reliabilität beruhe darauf, dass den Teilnehmern aufgetragen werde, fantasievolle, originelle Geschichten zu erfinden. Folge-Testungen dürften deshalb zwangsläufig kaum Übereinstimmung liefern. Gestützt wird diese These dadurch, dass die Retest-Reliabilität steigt, sobald man die Probanden darauf hinweist, dass sie bei der zweiten Testung ähnliche Geschichten erzählen dürfen wie bei der ersten Teilnahme (Winter 1996). Die geringe interne Konsistenz wird auf zwei Ursachen zurückgeführt:

  • Motivationale Prozesse zeigen eine sequentielle Dynamik, d. h. Bedürfnisse lassen für einige Zeit nach, nachdem sie befriedigt wurden. Die Wahrscheinlichkeit dafür, dass ein Proband eine leistungsbezogene Geschichte schreibt, ist geringer, wenn er gerade eine solche geschrieben hat.
  • Kognitive Prozesse zeigen eine generelle Tendenz, Wiederholungen zu vermeiden (negativer Rezenzeffekt, bekannt aus der Gedächtnis- und Aufmerksamkeitsforschung)

In der empirischen Forschung hat sich der TAT bewährt. Innerhalb von Testbatterien werden die durch das Verfahren gewonnen Erkenntnisse in der Regel durch die anderen Tests bestätigt und gestützt.

Einzelnachweise

  1. Westen, D. (1991). Social cognition and object relations. Psychological Bulletin, 109, 429-455
  2. Westen, D. (1995). Revision of Social Cognition and Objects Relations Scale: Q-Sort for projective stories (SCORS-Q). Unpublished manuscript, Department of Psychiatry, Cambridge Hospital and Harvard Medical School, Cambridge, MA.
  3. Murray Henry A. (1943). Thematic Apperception Test. Harvard University Press: Cambridge, S. 21

Literatur

  • Heckhausen, Jutta und Heinz: Motivation und Handeln. Heidelberg 2006.
  • Murray, Henry A. (1943): Thematic Apperception Test. Harvard University Press: Cambridge
  • Seifert, Werner: Der Charakter und seine Geschichten. München 1984
  • H. Hörmann. (1982). Theoretische Grundlagen der projektiven Verafahrn. In C.Graumann et.al. (Hrsg.), Enzyklopädie der Psychologie (Seite 173-211). Göttingen: Hogrefe.

Siehe auch


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