Interne Konsistenz

Interne Konsistenz

Die Reliabilität (dt.: Zuverlässigkeit) ist ein Maß für die formale Genauigkeit bzw. Verlässlichkeit wissenschaftlicher Untersuchungen. Hochreliable wissenschaftliche Ergebnisse sind nahezu frei von Zufallsfehlern, d.h. bei Wiederholung eines Experimentes unter gleichen Rahmenbedingungen würde das gleiche Messergebnis erzielt. Reliabilität ist also eine Voraussetzung für die Replizierbarkeit von Ergebnissen unter gleichen Bedingungen.

Die Reliabilität stellt neben der Validität und der Objektivität eines der drei wichtigsten Gütekriterien für empirische Untersuchungen dar.

In der psychologischen Diagnostik wird sie zu den Hauptgütekriterien von psychologischen Tests gerechnet. Sie gibt an, wie genau ein Persönlichkeits- oder Verhaltensmerkmal gemessen wird.

Typen

Die Reliabilität kann mit verschiedenen Methoden gemessen werden. Je nach Methode wird von anderen Reliabilitäts-Typen gesprochen.

Paralleltest-Reliabilität
Die Paralleltest-Reliabilität wird im Paralleltest-Verfahren bestimmt. Sie gibt an, ob ein vergleichbares Messverfahren identische Ergebnisse liefert. Anstelle gleichwertiger Testverfahren können auch Parallelformen des Tests verwendet werden (zum Beispiel dürften die Aufgaben 3 + 4 = ? und 2 + 5 = ? gleichermaßen dazu geeignet sein, die Fähigkeit zur einfachen Addition zu messen).
Split-Half-Reliabilität
Bei der Split-Half-Reliabilität werden die Ergebnisse in zwei Hälften unterteilt. Bei hinreichend großer Ergebnismenge sollten die Durchschnitte und weitere statistische Kenngrößen gleich sein. Da man, mathematisch gesehen, in diesem Fall jedoch eigentlich nur die Reliabilität des „halben“ Tests erhält, muss das ursprüngliche Ergebnis mit der Spearman-Brown-Korrektur korrigiert werden.
Retest-Reliabilität
Beim Test-Retest-Verfahren wird geprüft, ob eine Wiederholung der Messung bei Konstanz der zu messenden Eigenschaft die gleichen Messwerte liefert. Die Retest-Reliabilität gibt den Grad der Übereinstimmung an. Für viele Tests ist eine Wiederholung entsprechend dem Test-Retest-Verfahren nur theoretisch möglich, da die mit dem Test einhergehenden Erinnerungseffekte das Ergebnis beeinflussen. So ist eine mathematische Aufgabe in einem Intelligenztest nicht zweimal zu lösen, da der Proband sich an die Lösung der ersten Aufgabe erinnert. Mit der Retest-Reliabilität können keine systematischen, versuchsbedingten Fehler entdeckt werden.
Interne Konsistenz
Die Interne Konsistenz ist ein Maß für die Homogenität einer Skala. Hohe interne Konsistenz bedeutet, dass verschiedene Items, die eine Skala bilden, im Wesentlichen das Gleiche messen. Interne Konsistenz stellt gewissermaßen einen Umweg dar, die Messgenauigkeit eines Instruments zu erheben, wenn kein Retest oder Paralleltest zur Reliabilitätsbestimmung zur Verfügung steht. Es erfolgt die Reliabilitätsmessung also intern, wobei jedes Item gewissermaßen als Paralleltest behandelt wird. Die Güte eines Items kann hierbei ermittelt werden, indem die Interne Konsistenz berechnet wird, wenn das Item nicht in der Skala enthalten wäre. Eine gebräuchliche Kenngröße für die Interne Konsistenz ist Cronbachs Alpha und die Kuder-Richardson-Formel.
Interrater-Reliabilität
Die zum gleichen Zeitpunkt oder in Bezug auf dieselben Testobjekte ermittelte Übereinstimmung zwischen Beurteilern/Beobachtern bezeichnet man als Interrater-Reliabilität. Weitere gängige Werte sind der Übereinstimmungskoeffizient nach Holsti und Cohens Kappa.

Literatur

  • Peter, J. P.; Churchill Jr., G. A. (1986): Relationships among Research Design Choices and Psychometric Properties of Rating Scales. A Meta-Analysis, in: Journal of Marketing Research, Vol. 23, February, S. 1-10.
  • Lienert, G. A. (1989): Testaufbau und Testanalyse. Weinheim: Psychologie Verlags Union, 4. Auflage.
  • Lienert, G. & Raatz, A. (2001): Testanalyse und Testkonstruktion. Weinheim: Beltz.
  • Wirtz, M.; Caspar, F. (2002): Beurteilerübereinstimmung und Beurteilerreliabilität. Göttingen: Hogrefe

Weblinks


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