Theo, wir fahr’n nach Lodz

Theo, wir fahr’n nach Lodz

Theo, wir fahr’n nach Lodz ist ein Lied, das in der Interpretation der Sängerin Vicky Leandros im Juli 1974 Spitzenreiter der Hitparade in der Bundesrepublik Deutschland wurde und die polnische Stadt Łódź besingt.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte des Liedes

Das Lied selbst ist schon viel älter und geht vermutlich auf ein Landknechtslied aus dem Dreißigjährigem Krieg zurück.[2] Im 19. Jahrhundert entstand ein Text, der sich auf den industriellen Aufschwung der Stadt bezog, welcher dazu führte, dass weite Teile der Landbevölkerung die Dörfer verließen und in die Stadt zogen („Ich habe diese Landluft satt …“). Die Juden der Stadt Łódź sangen spöttisch „Itzek, komm mit nach Lodz …“ während ihres Aufstiegs zur Industriemetropole. Aber es gab auch zahlreiche andere Versionen so z. B. „Leo, wir geh’n nach Lodz, wir bau’n ein Haus und eine Fabrik …“[3] Noch heute gilt die Stadt als außergewöhnliches Beispiel für Industriearchitektur des 19. Jahrhunderts.

1914 wurde das Lied abgewandelt als Soldatenlied der österreichischen Armee. Die Armee besang dabei mit Rosa, wir fahr’n nach Lodz ein Geschütz namens Rosa; diesen persiflierenden Text schrieb der später in Auschwitz ermordete Operettenlibrettist Fritz Löhner-Beda zu einer Melodie von Artur Marcell Werau (1887–1931).[4]

( Hörbeispiel?/i) Das markante Eröffnungsmotiv des Liedes

Der fanfarenartige, sequenzierte Melodieverlauf des Eröffnungsmotivs erklärt zumindest teilweise die Beliebtheit des Stückes im Militär. Der humoristische, leicht ironisch gefärbte Tonfall des Gassenhauers erhält wiederum durch den Gegensatz des „zivilen“ Texts zu der „martialischen“ Musik eine geschickte Unterstützung.

In Deutschland wurde das österreichische Kriegslied durch die 13-teilige ORF-Fernsehbearbeitung von Jaroslav Hašeks Roman Der brave Soldat Schwejk (Regie: Wolfgang Liebeneiner, mit Fritz Muliar als Schwejk) bekannt: Die Serie wurde 1972 in Österreich und Deutschland ausgestrahlt. Auf diesem Weg lernte auch der Schlagerkomponist Leo Leandros Text und Melodie kennen.[5]

Von Leandros’ Interpretation wurde auch eine amerikanische Version produziert (unter dem Titel Henry, Let’s Go to Town), die Briten kennen das Lied als Danny, Teach Me to Dance. Die französische Version Théo, on va au bal wurde in Kanada und Frankreich veröffentlicht.

Einzelnachweise

  1. Der Titel platzierte sich erstmals am 27. Mai 1974 in den deutschen Singlecharts, wo er 28 Wochen notiert wurde, davon 18 Wochen in den Top 10. Vgl. Günter Ehnert (Hrsg.): Hit Bilanz. Deutsche Chart Singles 1956-1980. Hamburg: Taurus Press, 1990, S. 122
  2. Hanswilhelm Haefs Das 3. Handbuch des nutzlosen Wissens 2002, S. 93
  3. Moritz Pirol Halalí 2: Zehn Porträts Orpheus 2010 (2. Auflage), S. 227f.
  4. Moritz Pirol Halalí 2: Zehn Porträts, S. 228
  5. Moritz Pirol Halalí 2: Zehn Porträts, S. 229

Literatur

  • Peter E. Nasarski (Hrsg.), Edmund Effenberger: Lodz – „Gelobtes Land“. Von deutscher Tuchmachersiedlung zur Textilmetropole im Osten. Berlin/Bonn 1988, ISBN 3-922131-63-8

Weblinks


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