- Banteay Srei
-
Banteay Srei ist einer der kleinsten Tempel in der Region Angkor in Kambodscha, gilt auf Grund seiner Ornamentik aber zugleich als einer der kunstvollsten. Er liegt rund 30 Kilometer nordöstlich des Angkor Wat am oberen Siem-Reap-Fluss.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Der Tempel wurde während der Regentschaft von Rajendravarman II. (944–968) zu Ehren des Gottes Shiva errichtet. Auftraggeber war der Brahmane Yajnavaraha, Guru des späteren Königs Jayavarman V. (968–1001). Die Einweihung erfolgte am 22. April 967.
Der ursprüngliche Name des Tempels lautete Tribhuvanamahesvara („Großer Gott der dreifaltigen Welt“) und bezog sich auf eine Manifestation Shivas in der hinduistischen Überlieferung. Der heute gebräuchliche Name Banteay Srei bedeutet „Zitadelle der Frauen“ bzw. „Zitadelle der Schönheit“.
Der verwendete harte rosa Sandstein lässt besonders detaillierte Ornamentik zu. Fast alle Wände der Gebäude im Tempelareal sind mit einem außergewöhnlich feinen Reliefdekor verziert. Plastisch herausgearbeitete Girlanden und Laubornamente wechseln mit kachelartigen skulptierten Platten ab, in zahlreichen Nischen stehen etwa 70 cm kleine Figuren: Devatas, Apsaras und Dvarapalas. Diese Kunstwerke sind so fein herausgearbeitet, dass sie eher wie geschnitzt anmuten als in Stein gemeißelt. Vor den Türen kauern mythische Wächter mit Menschleibern und Affenköpfen, auf den Treppenmauern hocken Garudas. Außergewöhnlich schön sind auch die Flachreliefs auf den Türstürzen und Portalgiebeln der Tempeltürme, Bibliotheken und Gopuram mit Darstellungen aus der hinduistischen Mythologie, insbesondere dem Ramayana.
Wiederentdeckung
1914 wurde der Tempel per Zufall von französischen Archäologen wiederentdeckt, die bereits seit längerem in der Region Angkor tätig waren. Für Aufsehen sorgte 1923 André Malraux mit dem Versuch, aus dem Banteay Srei herausgebrochene Skulpturen und Reliefs nach Phnom Penh und von dort weiter nach Paris zu schaffen. Er wurde verhaftet und vor Gericht gestellt. Die Haftstrafe von drei Jahren musste er jedoch nie absitzen, weil einflussreiche Intellektuelle in Frankreich zu seinen Gunsten interveniert hatten. André Malraux wurde nach dem Zweiten Weltkrieg Kulturminister in der Regierung von General Charles de Gaulle.
Von 1931 bis 1936 wurde der fast vollständig zerfallene Tempel unter der Leitung von Henri Marchal von der École française d'Extrême-Orient in aufwendiger Kleinarbeit mit den damals neuen Methoden der Anastilosis wiederaufgebaut.
Seit 2004 wird der Banteay-Srei-Tempel mit finanzieller Unterstützung der Schweiz restauriert.
Literatur
- Vittorio Roveda: Khmer Mythology – Secrets Of Angkor. River Books, Bangkok 1997. ISBN 0834804247.
- Michael Freeman, Claude Jacques: Ancient Angkor. Asia Books, Bangkok 1999. ISBN 9748225275.
- Louis Finot, Henri Parmentier, Victor Goloubew: A Guide to the Temple of Banteay Srei. Paris 1926.
Weblinks
Commons: Banteay Srei – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Eintrag in der Welterbeliste der UNESCO auf Englisch und auf Französisch
13.598882747222103.96285056944Koordinaten: 13° 35′ 55,98″ N, 103° 57′ 46,26″ OKategorien:- Hinduistischer Tempel in Kambodscha
- Archäologischer Fundplatz in Kambodscha
- Weltkulturerbe in Kambodscha
Wikimedia Foundation.