Tillai

Tillai
Chidambaram
Chidambaram (Indien)
DEC
Staat: Indien
Bundesstaat: Tamil Nadu
Distrikt: Cuddalore
Lage: 11° 24′ N, 79° 42′ O11.39944444444479.6936111111117Koordinaten: 11° 24′ N, 79° 42′ O
Einwohner: 58.968 (2001)[1]p1
Straßenszene in Chidambaram, im Hintergrund der Nataraja-Tempel
Straßenszene in Chidambaram, im Hintergrund der Nataraja-Tempel

Chidambaram (Tamil: சிதம்பரம் Citamparam [ˈtʃiðʌmbəɾʌm]; auch Tillai) ist eine Stadt im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu mit rund 60.000 Einwohnern. Von überregionaler Bedeutung ist sie wegen des Nataraja-Tempels, der als einer der heiligsten Orte des Hinduismus gilt. Ferner ist Chidambaram Standort der Annamalai-Universität, die von rund 4000 Studenten besucht wird.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Lage

Chidambaram liegt im Distrikt Cuddalore des Bundesstaats Tamil Nadu etwa 250 Kilometer südlich der Hauptstadt Chennai (Madras). Chidambaram ist Hauptort des gleichnamigen Taluks des Distrikts Cuddalore. Die nächstgrößere Stadt ist Cuddalore ca. 40 Kilometer nördlich, nach Puducherry (Pondicherry) sind es rund 60 Kilometer. Chidambaram liegt inmitten einer flachen Landschaft am Nordrand des Kaveri-Deltas im Hinterland der Koromandelküste. Rund sechs Kilometer südlich liegt der Kollidam, ein Mündungsarm des Kaveri, fünf Kilometer nördlich fließt der Fluss Vellar. Zur Küste des Golfs von Bengalen sind es rund 16 Kilometer. Zwischen Chidambaram und der Meeresküste erstrecken sich die Mangrovenwälder von Pichavaram.

Topographie

Der Nataraja-Tempel bildet den Mittelpunkt Chidambarams. Er wird von mehreren konzentrischen Ringstraßen umgeben, Querstraßen laufen axial auf die Tempeleingänge zu. Der innerste der Straßenringe wird durch die Straßen East Car Street, South Car Street, West Car Street und North Car Street gebildet. Die Straßen sind mit 18 Metern auffällig breit. Sie werden bei den Tempelfesten für die großen Prozessionen genutzt. Der Name Car Street rührt von den großen Tempelwagen (englisch: car) her, die dabei um den Tempel herum gezogen werden und für die restliche Zeit an der East Car Street gegenüber dem Osteingang des Tempels abgestellt sind. Mit seinem am Nataraja-Tempel orientierten Stadtgrundriss verkörpert Chidambaram den Typus der klassischen südindischen Tempelstadt, wenn auch nicht in derselben Regelmäßigkeit wie etwa das Idealbeispiel Srirangam.

Die Wohnviertel Chidambarams sind traditionell nach Kasten getrennt. Umso höher die Stellung einer Kaste ist, desto näher liegt ihr Viertel am Tempel: Die Priester des Nataraja-Tempels leben in dem Bereich unmittelbar zwischen Tempelmauer und Car Street, in den nächsten konzentrischen Bereichen liegen die traditionellen Viertel anderer brahmanischer Kasten gefolgt von weiteren sozialen Gruppen in absteigender Rangfolge.[2]

Geschichte

Ursprünglich lautete der Name Chidambarams Tillai, nach einer Baumart (Excoecaria agallocha), die bis heute in der Umgebung der Städt wächst. Der Name Chidambaram leitet sich von der tamilischen Namensform Chitrambalam („kleine Halle“) ab und bezog sich ursprünglich auf das zentrale Heiligtum des Nataraja-Tempels. Später wurde der Name als Sanskrit-Wort Chidambaram („Sphäre des Wissens“) umgedeutet und auf die gesamte Stadt übertragen.[3]

Die frühe Geschichte Chidambarams ist weitgehend identisch mit der des Nataraja-Tempels. Die Ursprünge der Stadt und des Tempels liegen weitgehend im Dunkeln, Chidambaram scheint aber bereits früh ein religiöses Zentrum gewesen zu sein. Im 7. und 8. Jahrhundert besingen die Dichter Appar, Sambandar und Sundaramurti in ihren devotionalen Hymnen Tillai als heiligen Ort. Ab dem 9. Jahrhundert stiegen die Cholas zur vorherrschenden Macht Südindiens auf. Die Chola-Könige erwählten Nataraja als ihre Familiengottheit und förderten den Nataraja-Tempel von Chidambaram. Einige der späten Chola-Könige scheinen im 12. Jahrhundert längere Zeit in Chidambaram Residenz gehalten zu haben.[4]

Nach dem Niedergang des Chola-Reichs kam Chidambaram im 13. Jahrhundert wurde Chidambaram von wechselnden Herrscherdynastien kontrolliert: Zunächst von dem lokalen Herrscher Kopperunjinga (1243–1279), der seine Abstammung auf die Pallava-Dynastie zurückführte, dann von den in Madurai residierenden Pandya-Königen. Nachdem Anfang des 14. Jahrhunderts aus nordindien kommende muslimische Truppen die Pandyas besiegt und das kurzlebige Sultanat von Madurai gegründet hatten, kam Chidambaram wie ganz Südindien gegen Ende des 14. Jahrhunderts unter die Herrschaft des Vijayanagar-Reichs.

Im 18. Jahrhundert verstärkte sich der Einfluss der europäischen Kolonialmächte in Indien. Während der Karnataka-Kriege, in denen Großbritannien und Frankreich um die Vorherrschaft in Südindien rangen, war auch Chidambaram mehrfach Schauplatz von Kämpfen: Die Franzosen und die mit ihnen verbündeten Marathen eroberten die Stadt 1753 und hielten sie bis zur Eroberung durch die Briten im Jahr 1760. Im zweiten Mysore-Krieg nahm Hyder Ali, der Herrscher von Mysore, 1780 Chidambaram ein. Vier Jahre später fiel die Stadt wieder an die Briten und wurde endgültig Britisch-Indien angegliedert.[5]

Tempel

Tempelteich und Nordgopuram des Nataraja-Tempels

Der Nataraja-Tempel gilt Hindus, neben den Tempeln in Tiruvannamalai, Madurai und Srirangam, als einer der heiligsten Orte in Tamil Nadu und ganz Indien. Die Geschichte des Heiligtums reicht etwa 2000 Jahre zurück, womit er einer der ältesten Tempel Südindiens ist. In Tamil Nadu gilt der Nataraja Tempel als der Tempel; wenn also von dem Tempel gesprochen wird, ist jener in Chidambaram gemeint.

Geweiht ist er Shiva in seiner Erscheinungsform als Nataraja, als tanzender Gott, der in seinem Tanz die Welt neu erschafft.

Das Tempelareal erstreckt sich auf einer Fläche von rund 16 km². Vier über 40 Meter hohe Gopurams (Tor-Türme) bilden die Zugänge, von denen der Nordturm mit 42,4 m der höchste ist. In Erinnerung daran, dass die vier bedeutendsten Heiligen des Shivaismus der ersten Hälfte des ersten Jahrtausends an diesem Ort lebten und wirkten, wurden ihre Abbilder an den Gopurams angebracht: Sambandar im Süden, Appar im Westen, Sundarar im Norden und Manikkavacakar im Osten. An der Fassade des östlichen Gopuram sind 108 Darstellungen von Gesten des Bharatanatyam-Tanzes zu sehen, dem in diesem, dem tanzenden Shiva geweihten Ort eine besondere Bedeutung zukommt.

Im inneren Tempelgelände, das in fünf große Höfe gegliedert ist, befinden sich der Sivakamiamman-Tempel, das Sivaganga-Wasserbecken, die „Halle der tausend Säulen“ (tatsächlich sind es 999) und das zentrale Heiligtum. Darin wird Nataraja, anders als in den meisten ihm gewidmeten Tempeln, nicht in Form eines Lingams repräsentiert, sondern als Skulptur in einer Darstellung als vielarmiger tanzender Gott.

Verkehr

Chidambaram liegt am National Highway 45A, der von Viluppuram über Puducherry parallel zur Küste nach Nagapattinam führt. Orte in der näheren und mittleren Umgebung sind durch Überlandbusse angebunden. Die Busse fahren vom Busbahnhof am Südostrand der Stadt ab. Chidambaram ist über die Bahnstrecke Viluppuram-Mayiladuthurai-Thanjavur-Tiruchirappalli an das Eisenbahnnetz angeschlossen. Der Bahnhof befindet sich rund zwei Kilometer südöstlich des Zentrums.

Einzelnachweise

  1. Census of India 2001: Population, population in the age group 0-6 and literates by sex - Cities/Towns (in alphabetic order)
  2. Vivek Nanda: "Chidambaram: A Ritual Topography", in: Vivek Nanda (Hrsg.): Chidambaram. Home of Nataraja, Mumbai 2004, S. 20.
  3. Nanda 2004, S. 10.
  4. Paul Younger: The home of dancing Śivaṉ. The traditions of the Hindu temple in Citamparam, New York u.a. 1995, S. 40.
  5. B. Natarajan: The City of the Cosmic Dance. Chidambaram, New Delhi 1974, S. 63.

Literatur

Weblinks


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